DKG (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz der Reifeprüfung 1931 (Realgymnasium)

1.) Öffentliche Plätze in Köln

2.) Was interessiert mich auf Reisen besonders?

3.) Die Geschichte eines Wasserstoffatoms

4.) Alltagspflichten gegen die Gemeinschaft


Beurteilung

Oberprimaner W., Bernhard.

Regelmässig versetzt. Ehrlicher und, wo er auf gegenseitiges Vertrauen rechnet, freimütiger und doch bescheidener Charakter von starkem Selbständigkeitstrieb. In „Neudeutschland" war er Gruppenführer. Besonders begabt für Chemie, hat er darin bei bemerkenswerten Kenntnissen grosse Selbständigkeit erzielt, auch in den neueren Sprachen hat er durch Fleiss gute Prädikate erreicht. Zäh, abgehärtet, aber ohne Neigung zum Wettbewerb, hat er es zu anerkennenswerten Leistungen gebracht als Wanderer, Radfahrer, Schwimmer, (er ist auch Rettungsschwimmer). Er besitzt das Reichsjugendabzeichen.

Lebenslauf

Den Prüfungsausschuss am Staatlichen Dreikönigsrealgymnasium bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung im Ostertermin 1931.

Ich wurde am 19. Oktober 1912 in Köln geboren. Von Ostern 1919-1922 besuchte ich die Volksschule. Ostern 1922 wurde ich in die Sexta A des Dreikönigsgymnasiums aufgenommen. In Quarta entschied ich mich für den realgymnasialen Zweig der Anstalt.

In der Mittelstufe widmete ich mich allen Fächern gleichmässig. Nur der Physik und Chemie wandte ich eine grössere Aufmerksamkeit zu. In der Oberstufe, vornehmlich in Unterprima begann sich diese Neigung für Naturwissenschaften schärfer auf Chemie und Biologie einzustellen. Ich beschäftigte mich viel mit Chemie, stellte zu Hause Versuche an und las Bücher, die zur Chemie in Beziehung stehen. Über den Rahmen des in der Schule gebotenen Lehrstoffes habe ich die organische Chemie, insbesondere die Kohlenstoffverbindungen mit ringförmig geschlossenen Ketten, darunter die Farb- und Arzneistoffe, die mich als zukünftigen Mediziner sehr interessieren, für mich studiert. Biologie habe ich erst seit Anfang des Jahres betrieben. Im Sommer machte ich eine Reihe pflanzenphysiologischer Versuche, die Aufschluss über den Wasserhaushalt der Pflanze gaben. Augenblicklich beschäftige ich mich mit allgemeiner Physiologie.

In Obersekunda und Unterprima nahm ich an der mathematischen, und in Oberprima an der biologischen Arbeitsgemeinschaft teil.

Seit Ostern 1925 bin ich Mitglied des Bundes katholischer Schüler höherer Lehranstalten "Neudeutschland". Als Fähnleinsführer und zuletzt als Gruppenleiter hatte ich so Gelegenheit in der Jugendbewegung mitzuarbeiten. Als Neudeutscher machte ich viele Wanderungen. Sie führten mich in den Westerwald, Taunus, die Eifel, nach Nordwestdeutschland, Ostpreussen, Danzig, Litauen, nach München, dessen Deutsches Museum ein besonderer Anziehungspunkt war, in das Bodenseegebiet und in die Tiroler Alpen. Auf diesen Fahrten lernte ich nicht nur die landschaftlichen Schönheiten, sondern auch das Volkstum der betreffenden Gegenden kennen. In den Jugendherbergen kam ich mit Volksgenossen aller Stände in Berührung und tauschte mit ihnen meine Gedanken aus. Diskussionsthemen waren fast immer Religion, Politik und Erziehungsfragen. Ich war bemüht, auf diese Weise die Kluft zwischen der studierenden und der werktätigen Jugend zu überbrücken.

Als Sport habe ich Schwimmen und Leichtathletik betrieben. Im März 1929 erwarb ich den Grundschein und das Abzeichen der Deutschen-Lebens-Rettungs-Gesellschaft, und im Juni 1929 das Reichsjugendabzeichen.

Als zweite Fremdsprache wähle ich Englisch.

Als Wahlfach für die mündliche Prüfung bezeichne ich Chemie.

Nach bestandener Reifeprüfung beabsichtige ich, Medizin zu studieren.

Ich bitte mein Religionsbekenntnis auf dem Reifezeugnis zu vermerken.