DKG (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz des Sonderlehrgangs A

1.) Gehalt und Gestalt des Trauerspiels „Kabale und Liebe“ von Schiller.

2.) „Alle menschlichen Gebrechen ... Sühnet reine Menschlichkeit.“ Das Geleitwort Goethes zur „Iphigenie“ ein Mahnwort an unsere Zeit.

3.) „So hast Du es bestimmt, o Gott, daß jeder ungeordnete Geist sich selbst zur Strafe wird.“   Augustinus.

4.) Eine vergleichende Bildbetrachtung. Fritz Boehle „Junger Ritter“ und „Der heilige Georg“.


Beurteilung

20 Jahre. Klein, aber kräftig und zäh.

Sein Vater Oberpostsekretär. Einziges Kind. Katholisch.

M., dessen äußerer Lebensgang sich nicht von dem der meisten Klassenkameraden unterscheidet - 6 Jahre Dreikönigsgymnasium, dann LWH, RAD, Heeresdienst und Kriegsgefangenschaft - zeigte schon in den Mittelklassen eine starke Zielbewußtheit, die in diesen Jahren oft als Eigenwilligkeit angesehen wurde. Seine Begabung für mathematisch- und naturwissenschaftliches Denken fällt ab gegenüber seiner überdurchschnittlichen Begabung für geisteswissenschaftliche Fächer. Statt den Mangel auszugleichen, verwandte er seinen ganzen, anerkennenswerten Fleiß auf seine Lieblingsfächer Geschichte, Deutsch und neuere Sprachen. Er erwarb sich durch eifriges Lesen Kenntnisse über die Klassenanforderungen hinaus, und studierte neben dem Englischen privatim auch Französisch und Italienisch. Seine Belesenheit entspricht auch sein gewandter, freilich noch mit Journalismen durchsetzter Stil.

Er will sich durch Hochschulstudium auf den Journalistenberuf vorbereiten. Seine Eignung dazu ist nicht zu verkennen.

Lebenslauf

Es gibt Wendepunkte des menschlichen Lebens, wo man anhält, um einen Blick auf seinen bisherigen Lebensweg und auf seine Entwicklung zu werfen, ehe man den Schritt macht, der wahrscheinlich für das ganze spätere Leben entscheidend sein wird. Rückblickend prüft man seine Anlagen und Neigungen, die allmählich mehr und mehr hervorgetreten sind, und die äußeren Einflüsse, die auffällig oder kaum wahrnehmbar auf einen eingewirkt haben. So gewinnt man ein klares Bild seiner selbst; und indem man in der Richtung, die von der Vergangenheit schon angedeutet ist, weiter in die Zukunft schaut, erkennt man die Möglichkeiten, die sich einem hier darbieten. Danach steckt man sich sein Ziel, das man in rastlosem Bemühen zu erreichen strebt.

Ein solcher entscheidender Wendepunkt ist dort, wo man die Schule verläßt und ins Leben hinaustritt, wo man durch die Wahl des Berufes und des Hochschulstudiums die Entscheidung für sein späteres Leben fällt.

Am 25. September 1926 wurde ich in Köln-Nippes als einziges Kind der Eheleute Johann M. und Elisabeth geb. M., katholischen Bekenntnisses, geboren. Mein Vater ist ein geborener Kölner, während meine Mutter aus der Eifel stammt. Ich verdanke ihnen eine gute und liebevolle Erziehung.

Aus meiner Jugendzeit bis zum Eintritt in die Volksschule erinnere ich mich keiner Erlebnisse, die von besonderem Einfluß auf meine Entwicklung und auf mein späteres Leben gewesen wären. Von Ostern 1933 bis Ostern 1937 besuchte ich die Volksschule in Köln-Nippes, wo mir eine gute Grundbildung zuteil wurde.

Ostern 1937 bestand ich die Aufnahmeprüfung für das staatl. Dreikönigsgymnasium in Köln, das ich bis zu meiner Einberufung zur Wehrmacht ohne Unterbrechung besuchte. Schon in den unteren Klassen zeigte sich bei mir eine Vorliebe für die geisteswissenschaftlichen Fächer im Vergleich zu den naturwissenschaftlich-mathematischen. Besonders interessierte ich mich für Deutsch, Neusprachen und Geschichte. Mit diesen Fächern beschäftigte ich mich auch außerhalb der Schule viel. So widmete ich mich in meiner Freizeit außer dem in der Schule gelehrten Englischen auch dem Italienischen und Französischen.

Der erste Einschnitt in mein Schulleben war der einjährige Einsatz als Luftwaffenhelfer vom Febr. 1943 bis zum Febr. 1944. Mit dem Abschlußzeugnis erhielt ich den Vorsemestervermerk. Anschließend kam ich zum Arbeitsdienst, und kurz darauf wurde ich zur Wehrmacht eingezogen. Als Gebirgsjäger erhielt ich meine Ausbildung in Garmisch-Partenkirchen und in Mittenwald. Ich wurde dann an der Westfront und in Italien eingesetzt. Bei Kriegsende geriet ich in Italien in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der ich nach drei Monaten entlassen wurde.

Nach bestandener Abschlußprüfung beabsichtige ich die Hochschule zu besuchen, um mich auf einen Beruf in der Presse vorzubereiten. Mit diesem Berufe glaube ich meinen oben erwähnten Neigungen am meisten zu entsprechen.