DKG (Köln)

Oberprima (Realgymnasium)

Zu dieser Klasse konnten bislang weder eine Gesamtbeurteilung noch die Themen der Abituraufsätze im Fach Deutsch ermittelt werden.


Beurteilung

Oberprimaner S., Josef

Sein Charakter hat sich in den letzten Jahren erfreulich gefestigt zu Bestimmtheit und Zielstreben. Sein Denken neigt zum Abstrakten. Daher leistet er in Mathematik und Naturwissenschaften, besonders in Chemie und Biologie, Hervorragendes von wissenschaftlichem Ausmass, während seine Leistungen in den Sprachen um genügend schwankten. In Chemie, der seine besondere Liebe gilt, hat er eine Jahresarbeit gemacht.

Seit dem 1.6.1934 in der HJ.

Im Sommer 1936 erwarb er das SA-Sportabzeichen.

Er ist ein gewandter Turner, und ausgezeichnet in Leichtathletik, auch ein trefflicher Schwimmer, Fussballspieler und Radfahrer.

Lebenslauf

Hierdurch bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung am Dreikönigsgymnasium zu Köln im Ostertermin 1937.

Am 28. September 1917 wurde ich als Sohn des Dolmetschers Rudolf S. und seiner Ehefrau Anna geb. S. zu Köln geboren. Mit fünfeinhalb Jahren kam ich zu Ostern 1923 auf die Grundschule. Schon damals äußerte ich den Wunsch, Apotheker zu werden. Die Aufgaben der Volksschule machten mir wenig Schwierigkeiten, so daß mir ausgiebig Zeit zum Spiel übrigblieb. Insbesondere interessierten mich hierbei die technischen Spiele, z.B. Eisenbahn und Baukasten. Überhaupt hatte ich schon in damaliger Zeit eine rege Zuneigung zu technischen Dingen. Beim Spiel liebte ich Gesellschaft, wie es stets für mich ein Bedürfnis war, überall Begleitung zu haben. Dieses so sorglose Leben wurde durch meinen Eintritt in das Dreikönigsgymnasium im Jahre 1927 unterbrochen. Durch die neuen Lehrfächer und die doch immerhin höheren Ansprüche des Gymnasiums nahm mein Leben einen ernsteren Charakter an. Ich kann nicht behaupten, daß ich den neuen Fächern sonderliches Interesse entgegenbrachte, trotzdem tat ich meine Pflicht und stieg am Ende des Schuljahres zur Quinta auf. Das Quintajahr brachte eine Enttäuschung. Durch ungeeignete Schülergesellschaft wurde ich von meinen Arbeiten abgehalten und konnte folglich nicht versetzt werden. Wohl oder übel musste ich die Quinta ein zweites Mal besuchen. Obgleich sich ein starkes Sportbedürfnis jetzt bei mir einstellte, kam ich meinen Pflichten regelmäßig nach, so daß keine Schwierigkeiten in der Schule mehr zu befürchten waren. Mit wahrer Begeisterung betrieb ich damals den Fußballsport und fühlte jede gelegene Stunde mit dieser Sportart aus. So wie ich äußerlich den doch immerhin rauhen Fußballsport betrieb, zog ich auf geistigem Gebiete die abenteuerliche Karl May-Litheratur und die Heldenbeschreibungen der germanischen, griechischen und römischen Sage vor. In diesem Zeitabschnitt meiner Jugend wichen die früher geäußerten technischen Interessen natürlich stark zurück. Als jedoch die Zeit der Obertertia und Untersekunda herankam, lebten allmählich die ursprünglichen Interessen wieder auf. Besonders trug der in Untersekunda neu in den Stundenplan aufgenommene Chemieunterricht dazu bei. Dieser Unterricht nahm meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch und gab auch den Anlaß für eine private Beschäftigung auf diesem Gebiet. Außerhalb der Schule wandte ich mich, theoretisch natürlich, dem Motorwesen zu. Ich verfolgte die Entwicklung des Autobaus und vor allem die Rennen von Rennwagen und Motorrädern. In meinen Mußestunden betrieb ich neben meiner sportlichen Beschäftigung ernstere Lektüre. In der Obersekunda befasste ich mich meist mit Büchern, die das Gebiet der Chemie berührten. Damals wurde ich Mitglied der Hitler-Jugend.

In meinen Primajahren wandte ich mich geschichtlichen Schriftstellern, wie Conrad Ferdinand Meyer, zu. Besonders beschäftigte ich mich mit Meyers Novellen. Einige wirtschaftlichen Romane, von Warwick Deeping „Außenseiter der Gesellschaft" und „Volk ohne Raum" von Hans Grimm, gaben mir einen Einblick in das soziale Leben des deutschen und englischen Volkes. Außerdem befasste ich mich mit romantischer, klassischer und moderner Litheratur. In letzter Zeit beschäftigten mich besonders „Mein Kampf" von Adolf Hitler, die „Trilogie von Dwinger" usw.

Nach meiner Versetzung nach Obersekunda trat in meinem Schulleben ein Interessenwechsel auf. Bisher hatte ich nie hervorragende Teilnahme für Mathematik oder Physik empfunden. Jetzt aber steigerte sich meine Aufmerksamkeit für diese Fächer mehr und mehr. Gegenüber nur genügenden Leistungen in früheren Klassen konnte ich in den beiden Primajahren gute Leistungen auf dem Gebiete der Mathematik und Physik erzielen. Dieser unerwartete Umschwung ist möglicherweise dadurch begründet, daß ich diese Fächer für meinen späteren Beruf, ich beabsichtige Chemiker zu werden, brauche.

Mein heutiges Interesse für Schulfächer erstreckt sich im wesentlichen auf die vier zusammenhängenden Wissenschaften: Chemie, Biologie, Physik und Mathematik.

In der schriftlichen Prüfung wähle ich als zweite Fremdsprache das Französische.

Als Wahlfach für die mündliche Prüfung wähle ich die Chemie.

Ich habe die Absicht, mich nach bestandener Reifeprüfung dem Chemiestudium zuzuwenden.