DKG (Köln)

Gesamtbeurteilung der Unterprima (Realgymnasium) 1937

Gesamturteil über die Klasse UIr.

Die Leistungen wie das Streben der Klasse hielten sich im allgemeinen auf einer erfreulichen Höhe. Der kameradschaftliche Zusammenhalt der Schüler untereinander war vorbildlich, ihr Verhalten und Auftreten gegenüber den Lehrern stets taktvoll.

So war es für den Lehrer eine Freude, mit der Klasse zu arbeiten.


Beurteilung

Unterprimaner S., Hans.

Er ist von geringer verstandesmässiger Begabung, aber von tiefer gemütvoller Veranlagung. So sind seine Urteilsfähigkeit und sein Ausdrucksvermögen eben ausreichend. Im allgemeinen war er bemüht, den Anforderungen gerecht zu werden, wenn auch ohne grossen Erfolg. - Seine allgemeine Bildung hat er durch Reisen mit der Bahn und mit dem Rad, die ihn in die verschiedensten deutschen Gaue führten, zu erweitern gesucht. Seine Liebe gehört der Musik, die er seit seiner Jugend durch Besuch von Opern und Konzerten und Ausübung des Geigenspiels gepflegt hat. Seine Fähigkeiten auf diesem Gebiet hat er immer gern in den Dienst der Schule gestellt.

Er ist von ruhigem, zurückhaltendem Wesen. - Von den Leibesübungen hat er in letzter Zeit besonders Leichtathletik getrieben und die Bedingungen für das SA-Sportabzeichen erfüllt.

Er will Offizier der Wehrmacht werden.

Lebenslauf

Hierdurch bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung im Ostertermin 1937.

Ich bin am 27. Januar 1918 als Sohn der Eheleute Karl S. und Susanne, geborene B., in Köln geboren. Mein Vater ist Prokurist der Deutschen Bank und Disconto-Gesellschaft. Ich bin katholischer Konfession. Von Ostern 1925 bis Ostern 1929 besuchte ich die Grundschule. Ostern 1929 wurde ich in die Sexta des staatlichen Dreikönigsgymnasiums in Köln aufgenommen.

In jüngeren Jahren spielte ich sehr gerne mit technischen Spielsachen, mit dem Märklinbaukasten und machte Laubsägearbeiten. Nachdem ich im Geigenspiel, worin ich seit 1928 Unterricht erhalte, eine gewisse Fertigkeit erlangt hatte, beschäftigte ich mich in meiner Freizeit viel mit Musik. Besonders gerne spiele ich Bach und Beethoven. Aus diesem Grunde besuche ich auch gerne Opern und Konzerte. Von Quinta an spiele ich im Schulorchester und auch im Hausorchester meines Geigenlehrers mit. Von den Schulfächern habe ich am liebsten Zeichnen, Erdkunde und neuere Geschichte. Aus diesem Grunde habe ich verschiedene geschichtliche Dramen gesehen; z.B. „Die Hermannsschlacht" von Kleist, „Götz von Berlichingen" von Goethe, „Wilhelm Tell" und „Wallenstein" von Schiller. Neben umfangreicher Kriegsliteratur las ich sehr gerne Biographien. Ferner las ich Gedichte von Goethe und Schiller, Werke von Gustav Freytag, Wilhelm Raabe, Theodor Storm, Conrad Ferdinand Meyer, Ernst Wiechert, Börris von Münchhausen und Hitlers Buch „Mein Kampf".

Durch Ferienreisen lernte ich Wilhelmshaven, die Jade und Bremen kennen. In Wilhelmshaven hatte ich Gelegenheit Kriegsschiffe aller Art zu sehen und besichtigte das Linienschiff „Schleswig-Holstein". Ferner kam ich auf Reisen in die Eifel, in den Westerwald, in den Spessart und sah mir in Mainfranken die berühmten Schlösser und Gärten in Würzburg und Veitshöchheim an. Mit dem Rad unternahm ich Fahrten nach dem Teutoburgerwald, wobei ich das Hermannsdenkmal und die Externsteine besichtigte, ins Sauerland, ins Oberbergische und in die Eifel. Meine Fahrt in den letzten Sommerferien führte mich zum Mittel- und Oberrhein, an den Neckar, zum Schwarzwald und zur romantischen oberen Donau. Hierbei lernte ich Mannheim und dessen Hafen, Heidelberg, Heilbronn, das Residenzstädtchen Ludwigsburg, Stuttgart und Ulm mit seinem Münster kennen.

Während des Sommers trieb ich neben Schwimmen mit besonderer Vorliebe Leichtathletik und gehörte eine Zeitlang einem Sportklub an. Bei Turn- und Sportfesten errang ich mehrere Leistungsurkunden und erwarb im letzten Halbjahr das SA-Sportabzeichen. Außerdem habe ich schon verschiedene Leistungsgruppen für das Reichssportabzeichen erledigt.

Seit Anfang 1934 gehöre ich der Hitler-Jugend an.

Als Leistungsfach für die mündliche Prüfung wähle ich Erdkunde.

Als Beruf habe ich den Offiziersberuf ins Auge gefaßt.

Ich bitte auf dem Reifezeugnis meine Konfession zu vermerken.