DKG (Köln)

Oberprima (Gymnasium): Nachprüfung im Herbst

Zu den beiden Nachprüflingen konnten bislang weder eine Gesamtbeurteilung noch die Themen der Abituraufsätze im Fach Deutsch ermittelt werden.


Beurteilung

Unterprimaner D., Wilhelm.

Er hat sieben Geschwister und ist 25 ½ Jahre alt. Er war drei Jahre lang Kaufmannslehrling und dann 2 ½ Jahre Kaufmannsgehilfe. Erst mit 20 Jahren begann er sein Studium in der Missionsschule zu Biesdorf. Von da an blieb er mit seinem jetzigen Klassenkameraden Bornkessel zusammen und kam, wie er, nach bestandener Aufnahmeprüfung in unsere UIg. Seine Gesamtbegabung wie auch sein Verstand und sein Gedächtnis sind mittelmässig, Phantasie geht ihm ziemlich ab. Sein unermüdlicher Eifer und seine stete Aufmerksamkeit verdienen Anerkennung. Seine Ausdrucksweise ist ansprechend. Im Griechischen hat er die Lücken, mit denen er zu uns kam, nicht ausfüllen können. Sein Wesen ist ruhig, bedächtig, zurückhaltend, gefühlsbetont, sein Charakter ist gediegen, vertrauenswürdig, bescheiden. Er ist von kräftiger Gestalt und stets beherrschter Haltung, im Schiessen ist er der Beste in der Klasse. In früheren Jahren gehörte er lange einem Sportverein an.

Er wird von seiner Klasse als echter Freund geschätzt.

Seinem Klassen- und Zimmerkameraden Bornkessel half und hilft er geldlich, soweit es in seinen Kräften steht.

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Beurteilung zur Nachprüfung im Herbst 1937:

Oberprimaner D., Wilhelm

Er hat sieben Geschwister und ist schon 26 Jahre alt. Erst nach einer fünfeinhalbjährigen Tätigkeit als Kaufmannslehrling und Kaufmannsgehilfe begann er mit 20 Jahren sein Studium in einer Missionsschule und kam von dort Ostern 1936 nach bestandener Aufnahmeprüfung in unsere UIg. Die Lücken, die bei einer solchen Vorbildung allzu leicht bleiben, verhinderten, dass er die Reifeprüfung im Ostertermin 1937 bestand. Auch jetzt steht im Griechischen noch nicht vollkommen auf dem Stand der Klasse, doch verdient er durch seinen unermüdlichen Eifer und seine stete Aufmerksamkeit volle Anerkennung. Seiner nur mittelmässigen Begabung hat er dadurch solche Leistungen abgerungen, dass er vollen Ausgleich für die nicht ganz zureichenden griechischen Leistungen aufzuweisen hat.

Er zeigt eine gediegenen, vertrauenswürdigen und bescheidenen Charakter, ist stets ruhig, bedächtig und zurückhaltend. Von kräftiger Statur und beherrschter Haltung, gehört er zu den guten Turnern.

In die neue Klasse hat er sich schnell eingelebt; er wird von seinen Kameraden als echter Freund geschätzt.

Lebenslauf

Gesuch des Unterprimaners Wilhelm D. um Zulassung zur Reifeprüfung im Herbsttermin 1937.

Nachdem ich die Reifeprüfung im Ostertermin 1937 nicht bestanden habe, bitte ich hierdurch um Zulassung zur Reifeprüfung im Herbsttermin 1937.

Ich, Wilhelm Theodor D., wurde am 13. Juli 1911 als Sohn des Landwirts Joh. D. und Helena geb. G. zu Hollen b. Ramsloh i. Oldbg. geboren. Dieser Ort ist bis heute der Wohnsitz meiner Eltern. Meine Jugendjahre verlebte ich im elterlichen Hause. Vom Jahre 1918 bis 1926 besuchte ich die Volksschule zu Hollen. Nach meiner Schulzeit lernte ich bei der Firma B. Gründing, Bösel in Oldbg. den kaufmännischen Beruf und war daselbst nach meiner Lehrzeit noch 2 ½ Jahre als Gehilfe tätig. Im Herbst 1931 trat ich als Missionsschüler in das Missionshaus „St. Joseph" der Missionare von der Hl. Familie in Biesdorf, Kreis Bitburg, ein. Nach drei Jahren wurde ich von dort in das Missionshaus „Hl. Familie" Mühlbach bei Neustadt (Saale) versetzt und blieb dort bis Herbst 1935. Danach besuchte ich die Privatschule des Herrn H. Becher, Köln, und wurde Ostern 1936 nach Ablegung der Aufnahmeprüfung in die UIg des Staatlichen Dreikönigsgymnasiums aufgenommen.

Von den Schulfächern sagten mir Religion, Deutsch, Erdkunde und Latein am meisten zu. In meiner Freizeit befaßte ich mich am liebsten mit Kunstgeschichte und mit kath. Literatur. Auf meinen Ferienfahrten besuchte ich unter anderem: die Nordseeküste, Thüringen, Kussel[=?], Trier und die Eifel. Beim Theaterbesuch wählte ich vor allem die Stücke, die wir auf der Schule durchgenommen hatten.

In früheren Jahren gehörte ich stets einem Sportverein an, in den letzten Jahren war mir das durch die umfangreiche Arbeit für die Schule nicht möglich. Besonderes Interesse habe ich für Fußball, Schwimmen und Schießen.

Eine Zugehörigkeit zur H.J. bezw. S.A. war mir wegen Mangels an Zeit nicht möglich, da ich als 26jähriger Schüler viel mehr Zeit zur Erledigung meiner Schularbeiten gebrauche, als die bedeutend jüngeren Schüler meiner Klasse.

Nach der Reifeprüfung möchte ich das Studium der Theologie ergreifen, und wünsche, daß auf dem Reifezeugnis meine Zugehörigkeit zur kath. Religion vermerkt werde.