DKG (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz der Reifeprüfung 1931 (Realgymnasium)

1.) Öffentliche Plätze in Köln

2.) Was interessiert mich auf Reisen besonders?

3.) Die Geschichte eines Wasserstoffatoms

4.) Alltagspflichten gegen die Gemeinschaft


Beurteilung

Oberprimaner Z., Erich.

Regelmässig versetzt. Im ersten Halbjahr der UI waren seine Leistungen in mehreren Fächern unzulänglich. Er schien damals auch dem Unterricht etwas gleichgültig gegenüberzustehen. Das hat sich wesentlich geändert, seit er spürte, dass man sich seiner persönlich stärker annahm und er, unter anderem, vor einem Jahre mit dem Amt des Klassenordners betraut wurde. Dieses Amt hat er mit grosser Gewissenhaftigkeit geführt und freiwillig beibehalten. Es ist fast, als ob er zeigen wolle, dass er das auf ihn gesetzte Vertrauen rechtfertigt. Seitdem ist er fleissig, zuverlässig, anhänglich. Seine Leistungen haben einen stetigen Aufstieg genommen, wenn auch bei seiner mittleren und wenig ausgeprägten Begabung etwas Besonderes nicht zu erwarten ist. Immerhin liegen sie in den neueren Sprachen zeitweise etwas über dem Durchschnitt, in Mathematik allerdings etwas darunter.

Lebenslauf

Den Prüfungsausschuß am Staatlichen Dreikönigsrealgymnasium in Köln bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung.

Ich wurde am 2. Oktober 1911 in Köln geboren. Meine Kinderjahre verbrachte ich in Köln, Berlin und Erfurt. Von Ostern 1918 bis 1922 besuchte ich die städtische Volksschule in Köln, Eigelstein. Zu Ostern 1922 wurde ich in die Sexta des Dreikönigsgymnasiums aufgenommen. Nach dreijährigem Besuch des gemeinsamen Unterbaus entschied ich mich für die realgymnasiale Abteilung.

Gelegentlich des Aufenthaltes in Thüringen während meiner Kindheit besuchte ich im Alter von annähernd sechs Jahren die Wartburg. Der Anblick dieser Burg hinterließ in mir einen Eindruck, der nicht wieder schwand. Ich führe hierauf ein späteres besonderes Interesse für noch nicht verfallene Wahrzeichen früherer Jahrhunderte zurück. Als ich mich seit 1926 als Amateurphotograph betätigen konnte, nahm ich gern, wenn die Gelegenheit sich bot, mittelalterliche Bauten auf, um an Hand der Photos die verschiedenen Baustile besser vergleichen zu können.

Beim Photographieren suchte ich ferner die chemischen und optischen Vorgänge, die bei der Aufnahme und bei der Herstellung des Bildes zu beobachten sind, zu erfassen. Mein Lieblingsfach in der Unterstufe war Erdkunde. Das Sammeln von ausländischen Briefmarken begeisterte mich damals sehr; denn es erweiterte meine Kenntnisse in der politischen Geographie. Später interessierten mich als besondere Zweige der Erdkunde: Wirtschaftsgeographie, koloniale Entwicklungen und Wetterkunde Deutschlands. Ein weiteres Gebiet, das mich schon früh beschäftigte, war die Zoologie. Durch Besuche von Tierparks, durch eigene Anlage von Aquarium und Terrarium und durch Lektüre lernte ich die Lebensgewohnheiten der Tiere in der Gefangenschaft und in ihrer Heimat kennen. Stets waren bei mir solche Bücher begehrt, die über Expeditionen und Forschungen berichteten. Als besonders mich interessierende Bücher möchte ich Berichte über Tierbeobachtungen, über die Bezwingung des "Mount Everest" und über Polfahrten nennen.

Fuß- und Radtouren durch die rheinischen Lande gaben mir Gelegenheit, die Schönheit der Heimat zu erkennen und zu achten. Größere Ferienreisen durch Thüringen, nach dem Saargebiet und dem Elsaß ließen mich das Wesen anderer Volksstämme beobachten. Die Thüringenreise führte mich auch an manche Orte, die erinnern an das Schaffen des Dichterpaares Goethe und Schiller.

Früher hatte ich, da ich leider kein gutes musikalisches Gehör besitze, wenig Zuneigung für Musik. Das Erlernen des Klavierspielens ließ mich aber an dieser Kunst mehr Gefallen finden, so daß ich in freien Stunden gern musizierte.

Ich wählte die realgymnasiale Abteilung meiner Schule, weil ich Lust hatte, die neuen Fremdsprachen zu erlernen. Englisch, Französisch und in einem einjährigen, wahlfreien Kursus Spanisch waren mir während meiner Schulzeit neben Erdkunde die liebsten Fächer. Als fremdsprachliche Lektüre gefiel mir besonders solche, die mir einen Einblick in das Denken des anderen Volkes und die Einrichtungen des Landes gab.

Ein weiteres Fach, das mich interessierte, war die Chemie. Seit Obersekunda erlernte ich die Verkehrs- und Redeschrift der Deutschen Einheitskurzschrift. Meine Schreibgeschwindigkeit beträgt jetzt 150 Silben.

In diesem Jahre nehme ich an einer philosophischen Arbeitsgemeinschaft teil, in der an Hand von Dichtungen lebenskundliche Fragen erörtert werden.

Als zweite Fremdsprache für die schriftliche Reifeprüfung wähle ich Englisch.

Als Wahlfach für die mündliche Prüfung bezeichne ich innerhalb des Gebietes der Erdkunde Wirtschafts- und Wetterkunde Deutschlands.

Nach bestandener Reifeprüfung beabsichtige ich einen kaufmännischen Beruf, wahrscheinlich in einem Verlagshaus, zu ergreifen.