DKG (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz der Reifeprüfung 1931 (Realgymnasium)

1.) Öffentliche Plätze in Köln

2.) Was interessiert mich auf Reisen besonders?

3.) Die Geschichte eines Wasserstoffatoms

4.) Alltagspflichten gegen die Gemeinschaft


Beurteilung

Oberprimaner B., Robert.

Regelmässig versetzt. Frohsinnig veranlagt. Es fehlt ihm nicht an Ernst und Fleiss, aber in der Anwendung dieses Fleisses liess er sich zeitweise mehr von seinen Neigungen leiten, als gut war. Die in UI und OI mehrmals abwechselnd auftretenden Schwächen in Deutsch, Geschichte, Mathematik mögen ihren zweiten Grund in einem gewissen Mangel an Tiefe und innerem Schwung haben. Gute Leistungen wies er gelegentlich in Französisch und Chemie, stets in Englisch, Turnen, Musik auf. Die Güte dieser Leistungen verdankt er vorwiegend zielbewusster Beharrlichkeit und haushälterischem, aber richtigem Einsatz seiner Kräfte und Kenntnisse. Er besitzt das Deutsche Sportabzeichen, ist Rettungsschwimmer und seit November 30 Kreismeister in der „Deutschen Jugendkraft" im Brustschwimmen über 100 m. Seinen Klassenkameraden hat er gern und regelmäßig Anleitung in der Technik des Schwimmsports gegeben, ohne aber eine Führernatur zu sein.

Lebenslauf

Den Prüfungsausschuß am Staatlichen Dreikönigsrealgymnasium bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung im Ostertermin 1931.

Am 24. Januar 1912 wurde ich in Bensberg bei Köln geboren. Von Ostern 1918 ab bis zum 31. Oktober 1921 besuchte ich die Volksschule meines Geburtsortes und von da ab, wegzugshalber, die Volksschule in Köln bis Ostern 1922. Dann kam ich auf das Staatliche Dreikönigsgymnasium. Nach dreijährigem Besuch dieser Schule entschied ich mich für ihren realgymnasialen Zweig.

In den nun folgenden drei Jahren der Mittelstufe verspürte ich noch keine besondere Neigung zu irgendeinem der Unterrichtsfächer. Doch von Beginn der Oberstufe ab fühlte ich mich sehr zu den fremdsprachlichen Fächern Englisch, Französisch und Latein hingezogen.

In den ersten Jahren der Gymnasialzeit las ich in meinen freien Stunden mit großem Eifer vorwiegend Jugendschriften Karl Mays und Gerstäckers.

Zu Beginn der Oberstufe wurde meine Aufmerksamkeit auf die Klassiker gelenkt und zwar durch Goethes "Hermann und Dorothea", das mir besonders seiner sprachlichen Schönheit wegen gefiel. Von da ab beschäftigte ich mich fast ausschließlich mit dem Studium der Klassiker, von denen mir am meisten Goethe, Schiller und Gottfried Keller zusagen. Unter den literarischen Erzeugnissen moderner Schriftsteller gebe ich denen von Thomas Mann ihrer Lebenswahrheit wegen den Vorzug.

Den größten Teil meiner Betätigung außerhalb der Schule bildet seit dem dreizehnten Lebensjahre die Ausübung der Musik. Im Laufe dieser Zeit habe ich mir im Klavierspiel einige Technik angeeignet und auch schon mehrere Male in Schülerkonzerten mitgewirkt. Mit besonderer Vorliebe spiele ich Musikwerke von Beethoven, Mendelssohn und Grieg.

Seit ungefähr vier Jahren widme ich einen beträchtlichen Teil meiner Freizeit dem Schwimmsport und der Leichtathletik. Im Februar dieses Jahres erwarb ich mir das "Deutsche Turn- und Sportabzeichen". Einen Monat später legte ich die Prüfung als Rettungsschwimmer ab. Am 16. November dieses Jahres errang ich in Düsseldorf im Kampfe um die Kreismeisterschaft der Deutschen Jugendkraft, Kreis Niederrhein, den Titel eines "Kreismeisters über 100 m Brustschwimmen für Senioren".

Als zweite Fremdsprache für die schriftliche Prüfung wähle ich Englisch, als Wahlfach für die mündliche Prüfung bezeichne ich ebenfalls Englisch.

Nach bestandener Reifeprüfung beabsichtige ich die Polizeioffizierlaufbahn einzuschlagen.