DKG (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz der Reifeprüfung 1932

1.) Vom Brief und vom Briefschreiben

2.) Mein Verhältnis zum Roman und zum lyrischen Gedicht

3.) Bericht über eine öffentliche Veranstaltung (Versammlung, Konzert, Schauspiel, Vereinsfeier oder dergl.)

4.) Vergessen und Vergeßlichkeit (Erlebnis, Charakteristik oder Abhandlung)


Beurteilung

R., Franz

hat bei einer lebhaften geistigen Beweglichkeit vielseitige Interessen. Seine Leistungen lagen in den letzten Jahren in der Mehrzahl der Fächer über dem Durchschnitt, nur in der Mathematik genügten sie nicht. Seine Charakterveranlagung ist nicht glücklich: Eckig und oft mürrisch, auch eigensinnig, ist es ihm oft schwer geworden, mit sich selbst und seiner Umgebung fertig zu werden. Einsam hat er sehr viel gelesen, aber nicht immer verarbeitet. Wenn er seine Unruhe meistert, kann aus ihm einmal etwas Bedeutendes werden; denn er ist befähigt, sich mit Energie für ein Ziel einzusetzen.

Lebenslauf

Ich bitte hiermit um Zulassung zur Reifeprüfung im Ostertermin 1932.

Am 4.IV.1914 wurde ich in Köln-Mülheim geboren. Ich war das dritte Kind des Oberlehrers Engelbert R. August 1914 meldete sich mein Vater in den Krieg. Wir zogen nach Rodenkirchen. Meist hielten wir uns bei unserem Onkel auf, der Pfarrer in Rodenkirchen war. Mai 1917 fiel mein Vater. September 1917 kam mein jüngster Bruder zur Welt. Ostern 1920 kam ich ins 1. Schuljahr zu Frl. Honings. Ich las als kleiner Junge viel. 1923 machte ich meine Aufnahmeprüfung. Als ich in Quinta war, zogen wir in die Stadt. 1926 entschied ich mich für die gymnasiale Laufbahn. Ich beschäftigte mich mit Geschichte, Erdkunde, Naturkunde, Mathematik, Musik, Französisch, Griechisch. Auf den Mittelklassen war ich oft krank. Ich war in Neudeutschland. Von Sexta bis Obersekunda las ich kaum. Von da ab wieder viel. Impressionismus, Naturalismus und heute Klassik und Romantik. Auf Philosophie stieß ich auch (Max Scheler). Geschichte sagte mir am meisten zu. An Zeitschriften lese ich die Tat, Tyrker, Jungenschaft, Jugendland und Lagerfeuer. Ich gehöre zur R.G.A. Von den griechischen Schriftstellern las ich Homer am meisten. In Mathematik bin ich zurückgekommen. Mit Physik, Chemie, Geologie, Erdkunde, Naturkunde beschäftige ich mich neuerdings praktisch. Ich spiele Instrumente. Ich treibe allen Sport.

Zum Studium erwählte ich Jura.

Meine Leistungsfähigkeit wünsche ich nachzuweisen in modernen staatlichen, politischen und wirtschaftlichen Problemen, besonders vom deutschen Gesichtspunkt aus gesehen.