DKG (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz der Reifeprüfung 1931 (Realgymnasium)

1.) Öffentliche Plätze in Köln

2.) Was interessiert mich auf Reisen besonders?

3.) Die Geschichte eines Wasserstoffatoms

4.) Alltagspflichten gegen die Gemeinschaft


Beurteilung

Oberprimaner E., Heinrich.

Regelmässig versetzt. Der stärkste Mann der Rudermannschaft, robuste Natur, litt aber im Sommer und Herbst unter häufiger Furunkelbildung im Gesicht, was mit dazu beitrug, seine sonst in vielen Fächern guten Leistungen im Sommer erheblich herabzusetzen. Seltsam paart sich in ihm einfache Biederkeit mit Vorsicht bis zum Misstrauen. Daher findet man in seinem äusseren Auftreten Bescheidenheit, Bedächtigkeit, Sicherheit, Entschlossenheit da wo er Vertrauen hat, daneben aber Zurückhaltung bis zur Verschlossenheit, Schüchternheit und Verwirrung da wo er, mit oder ohne Grund, dieses Vertrauen verliert. Seine Selbständigkeit in der Verfolgung sportlicher, landwirtschaftlicher und technischer Interessen war der zweite Grund dafür, dass sein Herbstzeugnis nicht der Stärke seiner Veranlagung entsprach. Als gründliche Natur hat er da rasch Wandel geschaffen und in den fremdsprachlichen und mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern wieder „gut" erreicht. In der Chemie hat er regelmässig „sehr gut" gehabt. Er hat sich bei der Vorbereitung und Anordnung der Versuche sowie bei der Pflege der Apparate besonders eifrig betätigt und dafür trotz der weiten Entfernung der Schule vom väterlichen Gut manche Stunde geopfert. Er ist leidenschaftlicher Jäger und sicherer Schütze.

Lebenslauf

Den Prüfungsausschuß am Staatlichen Dreikönigsrealgymnasium bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung im Ostertermin 1931.

Ich wurde am 11. Juli 1912 als Sohn des Landwirtes Heinrich Einhoff auf Gut Schillingsrott bei Köln geboren. Ich besuchte von Ostern 1918-22 die Volksschule in Rodenkirchen. 1922 wurde ich am Staatlichen Dreikönigsgymnasium angenommen. Diese Schule besuchte ich bis 1925. Dann war ich 2 Jahre auf der landwirtschaftlichen Schule in Ludinghausen. Kurz vor Ostern 1927 meldete ich mich ab, und bis Pfingsten bereitete ich mich auf das Gymnasium vor. Bis Herbst besuchte ich das Dreikönigsrealgymnasium als Gastschüler. Herbst wurde ich ohne Prüfung als ordentlicher Schüler aufgenommen.

">Schon als kleiner Junge beschäftigte ich mich viel in meinem elterlichen Betriebe. Fast den ganzen Tag war ich mit draußen auf dem Felde. Ich war mit der Landwirtschaft verwachsen, und es schien mir selbstverständlich, daß ich auch später in diesem Beruf bleiben würde. Mich interessierten besonders die Maschinen. Oft kamen Monteure zu uns, um die Geräte nachzusehen und auszubessern. Mit diesen Leuten hielt ich mich immer gut. Sie zeigten und erklärten mir die Arbeitsweise und Einrichtung von vielen interessanten Dingen. Ich stellte mir eine kleine Werkbank zusammen, auf die ich sehr stolz war. Mein größter Schmerz war, wenn ich feststellen mußte, daß mir jemand etwas aus der Werkzeugkiste "gestohlen" hatte. Ich lernte bald mit allen Werkzeugen umzugehen. Kleinere Sachen, die im Haushalt nötig waren, konnte ich selbst herstellen. Besonders gern arbeitete ich an Sachen, die etwas mit Elektrizität zu tun hatten. Kein Bügeleisen durfte zum Elektrotechniker gebracht werden, wenn ich nicht vorher meine Kunst daran erprobt hatte, denn sonst war ich beleidigt und erklärte, ich würde niemals mehr etwas nachsehen. Dann kam die Zeit, wo ich von Hause fort war. Auch in Ludinghausen wohnte ich bei einem Landwirt. Es war ein armseliger Betrieb, den dieser Mann führte. Da kam mir zum ersten Male der Gedanke, daß die Lage der Landwirtschaft nicht die war, die ich erwartet hatte. Mein Gastgeber hatte es deshalb leicht, mich zum Studieren zu bewegen, besonders da ich das faule Leben auf der dortigen Schule leid war. Mein Ideal wurde das Forstfach. Ich hatte mich so für die Jagd begeistert, daß ich mich ein paar Mal dazu verleiten ließ, mit den Landwirtssöhnen zu wildern. In der Schule interessierte ich mich besonders für Physik und Chemie, die einzigen Fächer, für die ich arbeitete. Als ich dann wieder nach Köln auf das Gymnasium sollte, hatte ich vieles nachzuholen. In Englisch fehlten mir zwei Jahre; denn ich hatte als Fremdsprache nur Französisch gehabt. Aber auch in diesem Fach waren meine Kenntnisse sehr gering. Durch Nachhilfestunden war ich dann bald bei und hatte freie Zeit, in der ich sehr viel auf die Jagd ging. Von der Zeit ab las ich auch viel. Ich beschäftigte mich besonders mit einzelnen Schriftstellern, um mit ihrem Wesen bekannt zu werden. Freytag, Federer, Ganghofer und vor allem Wassermann waren die Schriftsteller, die mich interessierten.

Als 2. Fremdsprache für die schriftliche Prüfung nehme ich: Englisch. Als Wahlfach für die mündliche Prüfung bezeichne ich: Chemie. Ich habe mich besonders für organische Chemie interessiert.

Nach bestandener Reifeprüfung beabsichtige ich, mich dem Forstfach zu widmen.

Ich bitte mein Religionsbekenntnis auf dem Zeugnis zu vermerken.