DKG (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz der Reifeprüfung 1931 (Realgymnasium)

1.) Öffentliche Plätze in Köln

2.) Was interessiert mich auf Reisen besonders?

3.) Die Geschichte eines Wasserstoffatoms

4.) Alltagspflichten gegen die Gemeinschaft


Beurteilung

Oberprimaner L., Hans.

Hat 2 Jahre in UI zugebracht und war bis Weihnachten des zweiten Jahres in einer Reihe von Fächern sehr schwach, so dass er nur mit Bedenken nach OI versetzt wurde. Mangelhaft waren seine Leistungen immer im Französischen, schwach genügend in Deutsch, Geschichte, Mathematik, gut nur in Zeichnen und Musik. Als Persönlichkeit ist er schwer zu erfassen, da er nicht aus sich herausgeht, ausser wenn er am Klavier sitzt. Da spürt man, dass er Temperament und Phantasie hat, er spielt meist nach dem Gehör. In der Schule dagegen hat man oft den Eindruck, als möchte er am liebsten nicht beachtet sein. Vielleicht beruht das bloss auf dem Bewusstsein seiner Schwäche in den betreffenden Fächern, vielleicht auch auf häuslichen Verhältnissen.

Lebenslauf

Ich bin am 10. April 1911 zu Köln geboren. Nach 6 wöchigem Besuch der Vorschule des Gymnasiums in der Kreuzgasse zu Köln erkrankte ich an einer schweren Gehirnhautentzündung. Ich mußte ein Jahr lang dem Unterricht fernbleiben und wurde ab 1918 für die höhere Schule privat vorbereitet. Ostern 1921 bestand ich am Dreikönigsgymnasium die Aufnahmerprüfung für Sexta. In Quarta entschied ich mich für den realgymnasialen Zweig der Anstalt.

Besondere Freude bereitete mir der naturkundliche Unterricht. Ich bedauerte, daß Tierkunde und Botanik nicht in den Lehrplan der höheren Klassen einbegriffen war. Desgleichen haben mir die Musik- und Zeichenstunden viele Anregungen gegeben. In den letzten Jahren gewann ich auch für die Lektüre der Fremdsprachen mehr Verständnis.

In meinen Freistunden musiziere ich viel. Ich habe das sogenannte absolute Gehör und spiele meistens ohne Noten Klavier. Mein Lieblingskomponist ist Richard Wagner. Der häufige Besuch von Konzert und Oper förderte mein musikalisches Verständnis.

Wie schon erwähnt, habe ich eine große Vorliebe für die Tier- und Pflanzenwelt. Besonders beschäftigte ich mich mit der Aquarien- und Terrarienkunde. In meinen 14 Aquarien habe ich das Leben der einheimischen und ausländischen Fische genau beobachtet. Großes Interesse habe ich an der Zucht von meinen Pfleglingen. Der Zoologische Garten, den ich ständig besuche, machte mich mit der fremdländischen Tierwelt bekannt. „Brehms Tierleben" und andere naturwissenschaftlichen Bücher habe ich sehr eingehend gelesen.

Als zweite Fremdsprache für die schriftliche Prüfung wähle ich Englisch.

Als Wahlfach für die mündliche Prüfung bezeichne ich Musik.

Nach bestandener Reifeprüfung beabsichtige ich Zoologie zu studieren.

Auf dem Reifezeugnis bitte ich mein Religionsbekenntnis zu vermerken.