DKG (Köln)

Gesamtbeurteilung der Klasse 8b (1943)

Die 8 b ist die vorletzte Klasse des im Abbau befindlichen Oberschulzweiges unserer Schule. Die Zahl der Schüler beträgt z.Zt. 6; von diesen gehören drei, nämlich van H., S. und W., dem naturwissenschaftlichen Zweige, die übrigen, nämlich L., W. und V. dem sprachlichen Zweige an.

Die Klasse umfasste als 7. Klasse 26 Schüler. Von diesen gingen im Laufe des Schuljahres 2 ab, einer wurde nicht versetzt, 16 wurden zum RAD und zum Heeresdienste einberufen oder meldeten sich freiwillig als Offiziersanwärter. Die meisten von ihnen erhielten dabei zugleich mit der Versetzung zur 8. Klasse den Reifevermerk. Einer der Mitschüler, Karl-Hans K., starb am 15. Oktober 1942 bei Rshew den Heldentod für das Vaterland.

Der Stundenplan der 8 b umfasste 30 Wochenstunden. Die naturwissenschaftliche und sprachliche Abteilung hatte im allgemeinen gemeinsamen Unterricht. Nur für 3 Wochenstunden (mathematisch-naturwissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft bezw. Französisch) erfolgte eine Trennung. Mit der 8 a gemeinsam unterrichtet wurde die Klasse in den Leibesübungen und wegen Erkrankung eines Fachlehrers in Geschichte und Erdkunde.

Wegen Einberufung der Fachlehrer konnten Kunsterziehung und Musik nicht erteilt werden; die Leibesübungen mussten auf 2 Wochenstunden beschränkt bleiben.

Infolge des Krieges erlitt der Unterricht mancherlei weitere Beschränkungen und Einbussen. An grösseren Ausfällen seien genannt:

1) Die meisten Schüler waren zwischen Mai und August 1941 drei bis vier Monate lang als Lagermannschaftsführer in KLV Lagern tätig.

2) Vom 17. bis 23. Februar 1942 fand ein Schilehrgang in Elsenborn statt.

3) Vom 31. August bis 20. September 1942 nahmen die Schüler an einem Wehrertüchtigungslager in Schleiden in der Eifel teil.

Als weitere Erschwernisse des Unterrichts seien nur genannt: Kriegsbedingter Einsatz der Schüler zum Schneeschippen usw., Flieger- und Wasserschaden der Schule, der die Turnhalle völlig vernichtete, doppelte Belegung des Schulgebäudes durch 2 Schulen, Fliegeralarm und wiederholter Lehrerwechsel.

Trotzdem kann erfreulicher gesagt werden, dass die Ziele der z.Zt. gültigen Unterrichts- und Lehrstoffpläne im Wesentlichen erreicht wurden. Lehrer und Schüler trugen in gleichem Masse den Anforderungen der Zeit Rechnung, so dass das fast unmöglich Scheinende in gemeinsamer Kraftanstrengung und mit letztem Einsatze möglich gemacht wurde.

Vorschläge für den deutschen Aufsatz der Reifeprüfung 1943

1.) Bildbetrachtung: Werner Peiner, Deutsche Erde.

2.) Kriegsbedingtes Schülerleben.

3.) Eine Charakterskizze nach der Wirklichkeit.


Beurteilung

ist Ostern 1935 in die Sexta des Dreikönigsgymnasiums eingetreten und wurde regelmässig versetzt. Er ist der typische gute Durchschnittsschüler, der weder durch Reichtum noch durch Mangel an Begabung, Aufmerksamkeit und Streben hervorragt. Er tut in allen Fächern stets seine Pflicht, aber wenig darüber hinaus. Sein Wesen ist gelassen und zurückhaltend, selbstbeherrscht und ausgeglichen. Er ist wahrheitsliebend, hat Ehrgefühl und Selbstbewusstsein. Seine Lieblingsfächer sind die Naturwissenschaften, Mathematik und Schwimmen. In der Freizeit beschäftigt er sich mit chemischen Experimenten, der Lektüre neuerer Schriftsteller und widmet sich dem Schwimmsport.

Auch bei den körperlichen Übungen sind die Leistungen in Leichtathletik, Turnen, bei den Spielen und beim Boxen durchschnittlich; er hat das Fahrtenschwimmerzeugnis erworben.

Sein Wahlfach für die mündliche Prüfung ist Chemie; er will Diplomingenieur werden.

Lebenslauf

Den Herrn Direktor bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung Ostern 1943.

Ich, Hans Willi S., wurde am 20.3.1925 als Sohn des Kaufmanns Wilhelm S. und seiner Ehefrau Maria S., geb. B., in Köln geboren. Ich bin das dritte Kind meiner Eltern und habe noch zwei ältere Schwestern. Ich habe die deutsche Staatsangehörigkeit und bin römisch-katholisch. Zu Ostern 1931 trat ich in die katholische Volksschule Köln-Riehl, Kretzerstraße, ein. Das Klassenziel wurde in jedem Jahre erreicht. Seit Ostern 1935, nach der Versetzung in die fünfte Klasse, bin ich Schüler des staatlichen Dreikönigsgymnasiums in Köln. Als in der sechsten Klasse eine Teilung in Arbeitsgemeinschaften erfolgte, wählte ich die mathematisch-naturwissenschaftliche Abteilung. Am 27. Juli 1942 wurde ich in die jetzige Klasse, die 8 b, versetzt. Besondere Vorliebe habe ich für Chemie, Physik, Mathematik und Biologie. In meiner Freizeit beschäftige ich mich häufig mit chemischen und physikalischen Experimenten. Außerdem habe ich mich in der letzten Zeit auch mit der deutschen Dichtung befaßt und neben einigen neueren Schriftstellern besonders Schiller und Gottfried Keller gelesen. Auf dem Gebiete des Sports betreibe ich vor allem Schwimmen und Handball. Im Schwimmunterricht habe ich das Fahrtenschwimmerzeugnis erworben.

Am 1. Mai 1936 trat ich in das D.J. Fähnlein 28/53 ein. Dort wurde ich Hordenführer und Jungenschaftsführer. Wegen zunehmenden Schularbeiten ließ ich mich am 20.4.1939 in die H.J. Gefolgschaft 27/53 überweisen. Von April 1941 bis August 1941 war ich in der K.L.V. als Lagermannschaftsführer tätig. Ich hatte im Lager Wültschkau in Niederschlesien mit 44 Berliner Jungen täglich den H.J. Dienst durchzuführen. Das machte mir so große Freude, daß ich im August 1941 in das Fähnlein 26/53 als Jungzugführer eintrat. Seit Oktober 1942 bin ich Führer des Fähnleins 26/53.

Vom 14. bis zum 23. Februar war ich mit meinen Klassenkameraden in einem Skilager auf dem Truppenübungsplatz Elsenborn. Dort erhielten wir eine kurze Ausbildung im Skifahren.

Am 22. August 1942 wurde ich gemustert. Ich bin kriegsverwendungsfähig, gehöre der Ersatz-Reserve I an und bin geeignet für die Luftnachrichtentruppe.

Vom 31. August bis zum 20. September 1942 nahm ich an einem Lehrgang im Wehrertüchtigungslager Schleiden teil. Ich wurde der Ausbildungsgruppe „Infanterie" zugeteilt und im Geländedienst, Schießdienst und in Ordnungsübungen ausgebildet. Ich erhielt den Kriegsausbildungsschein Nr. 930/11 mit der Bewertung „gut".

Nach Ableistung meiner Wehrdienstpflicht will ich die Technische Hochschule besuchen und meine Prüfung als Diplom-Ingenieur ablegen.