DKG (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz des Sonderlehrgangs A

1.) Gehalt und Gestalt des Trauerspiels „Kabale und Liebe“ von Schiller.

2.) „Alle menschlichen Gebrechen ... Sühnet reine Menschlichkeit.“ Das Geleitwort Goethes zur „Iphigenie“ ein Mahnwort an unsere Zeit.

3.) „So hast Du es bestimmt, o Gott, daß jeder ungeordnete Geist sich selbst zur Strafe wird.“   Augustinus.

4.) Eine vergleichende Bildbetrachtung. Fritz Boehle „Junger Ritter“ und „Der heilige Georg“.


Beurteilung

19 Jahre. Mittelgroß, kräftig, sportlich gehärtet. Vater Eisenbahningenieur. Eine Schwester. Katholisch.

K. ist ein durchschnittlich begabter, wohlerzogener, offener und strebsamer junger Mann. Er hat sich neben seiner Schularbeit viel mit Musik beschäftigt und das Studium des Italienischen begonnen in der Hoffnung, Italien einmal durchwandern zu können. Eine besondere Neigung, Hilflosen beizustehen, führte ihn dazu, sich als Krankenpfleger ausbilden zu lassen und einer Feldschereinheit beizutreten, mit der er bei nächtlichen Fliegerangriffen zur Hilfeleistung oft eingesetzt worden ist.

Auch als LWH, RAD-Mann, als Soldat und Kriegsgefangener hat er sich mit Vorliebe in der Kranken- und Verwundetenpflege betätigt.

Er bringt daher für das beabsichtigte Studium der Medizin ein ausgeprägtes Berufsethos mit.

Lebenslauf

Am 30. Januar 1927 wurde ich als Sohn des Eisenbahningenieurs Heinrich K. und seiner Ehefrau Anna geborene S. in Weilerswist, Kreis Euskirchen, geboren. Ich bekenne mich zur katholischen Religion.

1930 verlegten meine Eltern ihren Wohnsitz nach Köln, wo ich nach vierjährigem Besuch der Volksschule Köln-Ehrenfeld im April 1937 auf das staatliche Dreikönigsgymnasium kam. In regelmäßigem Lauf machte ich die Schule bis zur 6. Klasse durch.

Dann wurde ich im Februar 1943 mit den meisten meiner Klassenkameraden Luftwaffenhelfer in einer Scheinwerferbatterie in der Nähe von Köln. Nach Auflösung dieser Einheit im Sommer 1944 erfolgte eine Umschulung auf leichte Flak, der ich bis zu meiner Einberufung in den Reichsarbeitsdienst im September desselben Jahres angehörte. Nach kurzem Aufenthalt zu Hause kam ich im Januar 1945 als Fallschirmjäger zur 1. Fallschirm-Armee, bei der ich die Abwehrkämpfe am Rhein, in Westfalen und Oldenburg von März bis Mai mitmachte. Nach dreimonatiger Gefangenschaft kehrte ich im August vergangenen Jahres in die Heimat zurück und bewarb mich im Oktober für den Sonderkursus zur Ablegung der Reifeprüfung am Dreikönigsgymnasium.

Als Junge widmete ich meine Freizeit dem Fußballsport und der Leichtathletik, die ich auch heute noch zusammen mit dem Schwimmsport betreibe.

An langen Winterabenden beschäftigte ich mich mit Bastelarbeiten, Laubsägeschnitzereien und später mit der Herstellung von Segelflugzeugen. Mit Ausdauer führte ich diese Arbeiten aus, ohne besonders geschickt zu sein. Doch diese Liebhabereien wurden in den Hintergrund gedrängt, als ich in der Unterstufe des Gymnasiums die von früher her vorhandenen Mängel in der Rechtschreibung beseitigen mußte.

In der Mittelstufe erweckte der Unterricht eines neuen Klassenlehrers in mir die Freude an der deutschen Literatur und der Geschichte. Ich interessierte mich besonders für die geschichtlichen Novellen von Conrad Ferdinand Meyer, später fesselte mich vor allem Gottfried Keller. In der Weltgeschichte zogen mich die griechische und römische Geschichte und die Epoche der mittelalterlichen Kaiser an.

Neben dem Schulunterricht besuchte ich über ein Jahr bis zu meiner Einberufung als Luftwaffenhelfer einen Kursus der italienischen Sprache, mit deren Hilfe ich mir bei einem Aufenthalt in Italien, den ich mir immer wünschte, einen tieferen Einblick in die Kultur dieses Landes zu verschaffen hoffte.

Da mein Vater ein Liebhaber der Musik ist, selbst auch gerne Klavier spielt, erhielt ich vom 12. Lebensjahre ab zusammen mit meiner Schwester Klavierunterricht, der erst bei meiner Einberufung als Luftwaffenhelfer im Februar 1943 abgebrochen wurde. Leider habe ich das Talent und angeborene Können meines Vaters nicht geerbt. Doch musiziere ich oft und gern. Mehr noch liebe ich die Orchestermusik. Darum habe ich oft die Oper besucht. In die leidenschaftliche Musik von Verdi und Puccini fühle ich mich leicht ein.

Eine längere Krankheit meiner Mutter und das Vorbild unseres Hausarztes, mit dem mich eine enge Freundschaft verknüpfte, erweckte in mir den Wunsch, mich selbst in der Krankenpflege ausbilden zu lassen. Ich trat deshalb einer Feldschereinheit bei, in der ich nach der Ausbildung zu ersten Hilfeleistungen bei nächtlichen Fliegerangriffen auf Köln eingesetzt wurde.

Diese Betätigung und die Erlebnisse als Luftwaffenhelfer und als Soldat an der Front, wo es mich im Innern immer packte, wenn ich dem verwundeten Kameraden nicht helfen konnte, ließen in mir den Entschluß reifen, Arzt zu werden.

Ob ich diesem Wunsche bei der allgemeinen Überfüllung des Ärzteberufes und bei dem Andrange zur medizinischen Fakultät nachgeben kann, ist fraglich. Doch glaube ich, daß auch bei großem Andrange derjenige, der ernsthaft sich seinem Berufe widmet und etwas leistet, seinen Platz finden und behaupten wird.