DKG (Köln)

Gesamtbeurteilung des Sonderlehrgangs D

Kursus D

Dreizehn Teilnehmer zählt der letzte Abiturientenkursus des Dreikönigsgymnasiums. Das Gesamtbild dieser Klasse ist ansprechend und erfreulich. Es herrscht das gleiche Streben, dieselbe Besinnlichkeit, die zähe Entschlossenheit mit der Not fertigzuwerden, vor, wie beim ersten Abiturientenkursus. Bezeichnend ist es, daß die Mehrzahl der Schüler philosophischen Fragen ein besonderes Interesse entgegenbringt, das weitaus größer ist als es früher üblich war. Die Lebensbedingungen fast aller Teilnehmer sind mehr oder weniger hart, der Ernst ihrer Zukunft drängt sie dazu, ihre Bildung möglichst vielseitig und tief auszuweiten. Alle ohne Ausnahme möchten ein akademisches Studium ergreifen. Die Befähigung dazu wird man keinem von ihnen abstreiten können; ob sich aber die wirtschaftlichen Verhältnisse nicht als stärker erweisen werden, wird die Zukunft lehren.

Vorschläge für den deutschen Aufsatz des Sonderlehrgangs D

1.) Der Mensch, ein Kind der Zeit, ein Herr der Zeit.

2.) Die tiefsten Wirkungen sind den Toten vorbehalten (Gorch Fock).

3.) Was erschwert uns den Glauben an die Zukunft unserer Vaterstadt, was hält ihn aufrecht?

Erläuterung zu 2) a) Die Lösung in der Form einer feierlichen Ansprache oder c) einer Abhandlung steht zur Wahl.


Beurteilung

Schüler H., Elmar

hat sich während seiner Schulzeit immer gerne eingesetzt, wenn es galt, jüngere Schüler zu betreuen. So hat er 1944 die Unterklassenschüler des Dreikönigsgymnasiums, die von Köln gelegentlich der Kinderlandverschickung in andere Gebiete übersiedelten, begleitet und für sie treulich gesorgt. Das Gleiche tut er heute in seinem Sportverein. In dem Kursus leistet er Durchschnittliches. Eine ausgesprochene Neigung besitzt er zum Zeichnen; doch hat die fast zweijährige Störung durch die Kriegseinwirkung eine regelrechte Ausbildung in diesem Fache verhindert. Weil er die Praxis seines Vaters und Großvaters, die beide Aerzte in Köln-Nippes waren, fortführen soll, möchte er Heilkunde studieren. Erfreulich ist die Tatsache, daß Heimerzheim von Woche zu Woche sichtbar Fortschritte gemacht hat.

Lebenslauf

Ich bitte um Zulassung zur Reifeprüfung im Ostertermin 1948.

Im Jahre 1925 ließ sich mein Vater in Köln-Nippes als praktischer Arzt nieder, wo ich am 27. Januar 1928 zur Welt kam. Meine Mutter ist eine Tochter des San.Rat Dr. F., der im Norden der Kölner Altstadt seine Praxis ausübte. Mein Vater stammt aus der dreizehnköpfigen Familie eines Postbeamten, der bis zu meinem siebten Lebensjahre bei uns wohnte. Die ersten Kinderjahre verbrachte ich mit meiner etwas jüngeren Schwester nur im Schutzkreise der Eltern. Seit meinem vierten Lebensjahre bewohnen wir ein von unseren Eltern erbautes Einfamilienhaus. Im Laufe der nächsten Jahre wurden in diesem Hause meine drei jüngeren Geschwister geboren. In dem neben uns liegenden Gutshof hatte ich bald den Ort meines kindlichen Treibens gefunden. Hier ging bald mein sehnlichster Wunsch in Erfüllung, auf einem der acht Pferde sitzen und reiten zu dürfen.

Mit anderen Kindern kam ich wenig zusammen, bis ich dann Ostern 1934 in die Volksschule gebracht wurde. Das Lernen muß mir leicht gefallen sein; denn ich war nachmittags viel auf dem nachbarlichen Hof oder auf den Feldern, um die Gäule zu führen oder hinter den schweren Maschinen herzulaufen. Die Hauptsache aber war der abendliche Ritt nach Hause. Die Liebe zur Landwirtschaft und den Umgang mit den Tieren werde ich von den Vorfahren meines Vaters geerbt haben, welche Bauern waren. In der Schule war ich stets bei den ersten, nur das Schönschreiben fiel mir nicht ganz leicht. Meine Lieblingsfächer waren Natur- und Heimatkunde. Unsere Rheinprovinz kannte ich aber nicht nur von der Landkarte oder den Erzählungen des Herrn Lehrers, sondern auch aus der Natur selbst. Denn an schönen Sonntagen fuhr der Vater mit uns Kindern - wir sind zu drei Jungen und zwei Mädchen - mit dem Kraftwagen ins Siebengebirge, in den Westerwald oder die Eifel, wobei wir unsere rheinische Heimat gut kennenlernten. Bei schlechtem Wetter las ich Märchen und Heldensagen, mit Vorliebe Tiergeschichten. Ich war alles andere als ein Stubenhocker. Früh habe ich mich schon sportlich betätigt, zweimal wöchentlich ging ich auf Anordnung meines Vaters turnen. Daneben spielte ich mit Schulkameraden Fußball. Trotz meines vielen Aufenthaltes in der frischen Luft war ich oft krank. Neben den üblichen Kinderkrankheiten wie Masern und Keuchhusten hatte ich mehrmals im Jahre mit Scheinkrupp zu tun. Ich bekam dann plötzlich auftretende Hustenanfälle, welche mit Zuständen beängstigender Atemnot verbunden waren. Glücklicherweise wurden diese Anfälle durch entsprechende Arzneien immer schnell beendet.

Ostern 1938 wurde ich Schüler des Staatl. Dreikönigsgymnasiums in Köln und mit mir ein guter Freund aus meiner Klasse. War ich bis dahin mit Jungen jeden Standes zusammen, so glaubte ich, jetzt nur noch mit Knaben besserer Kreise zusammenzukommen. Aber auf rein menschlichem Gebiete konnte ich keinen Unterschied feststellen. Zu meiner Freude bildete sich bald eine schöne Klassengemeinschaft. Dazu hatten wir einen Ordinarius, der uns richtig anzufassen wußte, so daß das Lernen regelrecht Spaß machte. Er machte den Unterricht zu etwas Lebendigem; nicht arbeiten wollen war unmöglich; denn jeder wurde von dem Strom der wißbegierig nach vorne Strebenden mitgerissen. Die schönsten Stunden waren selbstverständlich Turnen und Schwimmen, die der Klassenleiter selbst gab. Für mich blieben Natur- und Erdkunde, sowie Geschichte weiterhin Lieblingsfächer, aber auch in allen anderen Zweigen des Unterrichts kam ich sehr gut mit. In diesem Jahre erkrankte ich an einer Blinddarmentzündung, die eine sofortige Operation nötig machte.

Der Ausbruch des Krieges brachte für uns in der Quinta den Verlust unseres Klassenlehrers mit sich, der zum Heeresdienst einberufen wurde. Sein Nachfolger eroberte sich bald unsere Herzen. Wir machten mit ihm viele Wanderungen. Die Schulstunden waren weiterhin von einem echten Gemeinschaftsgeist getragen, der sich aber erst richtig zeigen konnte, als ein großer Teil von uns mit der Parallelklasse zusammen in ein Lager der Kinderlandverschickung fuhr. Dieses war meine erste große Reise, die mich 1941 in den Norden unseres Vaterlandes führte. In Ahlbeck auf der herrlichen Insel Usedom verbrachte ich vier schöne Sommermonate. Es war nun nicht verwunderlich, daß die planmäßige Schulbildung stark litt. Denn Griechisch und Latein wurde nur an vier Tagen der Woche unterrichtet, Mathematik hörten wir die ganze Zeit nicht. Mittwochs und samstags unternahmen wir mit unserem sogenannten Lagerleiter, einem Studienrat unserer Schule, biologische Ausflüge in das Innere der Insel mit ihren Mooren, zum Großteil schon verlandeten Seen und mit ihren hohen Kiefernwäldern. So wurde der beste Biologie- und Erdkundeunterricht geboten, den man sich nur denken kann. In der freien Zeit spielten wir Fußball oder schwammen in der Ostsee. Eine schnell eingerichtete Bücherei gab uns auch die nötige geistige Nahrung. Nach unserer Rückkehr nach Köln sollte ich bald erfahren, welchen Einfluß ein guter Lehrer auf die Weiterbildung des Schülers hat, und wie nachteilig sich ein ständiger Lehrerwechsel auswirkt. Dazu kamen die nächtlichen Fliegeralarme und Luftangriffe, welche uns zwangen, oft stundenlang im Keller unseres Hauses zu sitzen. In diesen Nächten bin ich dann oft mit meinem Vater zu den Schadenstellen geeilt, um Verschüttete und Verletzte zu bergen und ihnen die erste Hilfe zu bringen. Durch diese nächtlichen Ruhestörungen gingen meine Schulleistungen stark zurück, weil ich durch die Übermüdung oft nicht in der Lage war, dem Unterricht zu folgen. Ein Glück für manchen unserer Klasse war es, daß wir zu dieser Zeit wieder einmal einen Herrn hatten, der Verständnis für die schwierige Lage der Schüler aufbrachte und fast wie ein Vater über uns stand. Jedoch brachte uns das in den einzelnen Fächern nicht viel weiter. Damals verlor ich viele gute Freunde durch die Einberufung als Luftwaffenhelfer.

Es war für mich eine Erlösung, als ich im Sommer 1944 bei der Versetzung in die siebente Klasse von der Leitung unserer Anstalt gebeten wurde, mit den Kleineren und drei Herren der Schule in ein Lager zu gehen, das im Rahmen der Schulverlegung eingerichtet wurde. Nach längerem Überlegen sagte ich auch zu und fuhr zum zweitenmal an die Ostsee, diesmal auf Wollin, um dort sechs Wochen Führer und Betreuer von 40 Jungen der vier unteren Klassen zu sein. Als Sechzehnjähriger lernte ich mit 10-15jährigen höheren Schülern umgehen. Hier konnte nur ein gutes Vorbild und gegenseitiges blindes Vertrauen etwas erreichen. Meine Schulzeit schien damals zu Ende zu gehen, als ich im September 1944 zum Schanzeinsatz einberufen wurde.

Die Fronthelferdienste, welche von uns gefordert wurden, waren oft mit Gefahr für Leben und Gesundheit verbunden. Hatte ich vor meiner Einberufung noch reichlich Zeit, viele Bücher zu lesen, so war es mir von nun an bis zum Zusammenbruch unmöglich, ein Schulbuch oder sonstige Lektüre in die Hand zu nehmen. Während der Ardennenoffensive im Dezember 1944 lernte ich den Krieg erst richtig kennen. Wir hatten mit unserer Gruppe Aufgaben zu erfüllen, die uns Siebzehnjährige in die vorderste Kampfzone brachten. Bei dem Näherrücken der Westfront im März des folgenden Jahres wurden wir Jugendlichen auf der anderen Rheinseite in neuen Lagern zusammengefaßt und beim Übergreifen der Kampfhandlungen auf das rechtsrheinische Gebiet einer Volksgrenadierdivision zugeteilt. In dieser Division kämpften wir Jüngeren Schulter an Schulter mit älteren Männern bis zu unserer Gefangennahme.

Jetzt begann für mich die schwerste Zeit meines Lebens. Auf offenen Lastwagen wurden wir in die Nähe von Remagen gebracht. Hier waren auf einer offenen Rheinwiese Tausende von Soldaten versammelt, mit welchen wir das traurige Los der Gefangenschaft teilen mußten. Es gab keine Zelte noch andere Unterkünfte, nicht einmal eine Decke bekamen wir; die Verpflegung war völlig unzureichend; schutzlos waren wir wochenlang Wind und Wetter des Aprils ausgesetzt; immer durchnäßt, mit hungrigem Magen lagen wir in ausgehobenen Erdlöchern, zeitweilig nicht fähig, uns auf die Füße zu stellen. Viele Soldaten waren diesen Strapazen nicht gewachsen und starben. Mitte Juni wurde ich dann nach Hause entlassen. Bis zum Wiederbeginn eines Schulunterrichts arbeitete ich auf dem nachbarlichen Hofe als landwirtschaftlicher Arbeiter.

Im Oktober 1945 meldete ich mich wieder beim Dreikönigsgymnasium und beteiligte mich zunächst an den Aufräumungsarbeiten. Bei Wiederbeginn des Unterrichts stellte ich große Lücken in meinen Schulkenntnissen fest. Durch intensives Arbeiten gelang es mir allmählich, diese auszugleichen. Ostern 1946 wurde ich mit 15 meiner früheren Klassenkameraden, die auch alle draußen gestanden hatten, in die Obersekunda eingewiesen. Zu Hause mußte ich viel arbeiten, um dem Unterricht einigermaßen folgen zu können. Dabei stellte ich fest, daß mir die Naturwissenschaften am meisten zusagten.

Zu dieser Zeit reifte in mir der Entschluß, mich nach bestandenem Abiturientenexamen dem medizinischen Studium zu widmen. Ich glaube, daß ich bei dieser Wahl auch durch den Beruf meines Vaters beeinflußt bin. Schon bei den Hilfeleistungen, die ich während des Krieges gemeinsam mit meinem Vater Verletzten und Verwundeten zuteil werden ließ, mußte ich feststellen, daß es etwas Schönes ist, kranken und verletzten Mitmenschen helfen zu können. Ich hoffe nach Beendigung des jetzigen Sonderkursus im kommenden Frühjahr das Reifezeugnis zu erhalten, um mich den medizinischen Studien widmen zu können.

Abituraufsatz

Reifeprüfung im Ostertermin 1948

Deutscher Prüfungsaufsatz. Köln, den 2. Februar 1948

Was erschwert uns den Glauben an die Zukunft unserer Vaterstadt, was hält ihn aufrecht?

Schon vor dem hinter uns liegenden Kriege hatten maßgebende Kreise des Städ-tebaus Pläne ausgearbeitet, um unserer Vaterstadt Köln in der Zukunft ein etwas anderes Gesicht zu geben, Satzbau: Pläne, die_ die auch teilweise schon verwirklicht T: wurdenworden sind . Was aber berechtigt uns, Köln als unsere Vaterstadt zu Gedankl. Zusammenhangbezeichnen ? Vaterstadt heißt doch nichts anderes, als die Stadt meiner Väter und Vorfahren, die Stadt, wo meine Wiege stand. Dann muß ich aber auch die Sprache meiner Väter und ihrer Stadt sprechen können. Wir nennen sie kurz „Kölsch". Da ich aber nicht der einzi-ge bin, dessen Vater und Ahnen Kölner waren, kann man Gr. -eall die, die R.Kölnisches Blut in den Adern haben, als eine große Familie Gedk. wozu diese nicht gerade scharfsinnige, dafür um so umständlichere Argu-mentation?bezeichnen .

Gedankl. Zushg.?Wie aber sah die Stadt unserer Väter aus? Aus einem Römerlager entwickelte sich Köln im Mittelalter zur Metropole des Beg-riff(unklar)rheinischen Abendlandes . Es wurde eine blühende Gedan-kenordnung: s.u.Handelsstadt und eine Hochburg des christlichen Geistes-lebens. Bis heute ist Köln immer noch Sitz eines Erzbischofs und war im Mittelalter Hauptstadt des gleichnamigen Kurfürstentums. Hier kreuzten sich wichtige Han-delsstraßen, die Verbindungen führten unmittelbar nach England und Belgien-Frankreich. Mit diesen Ländern bestanden seit früher Zeit enge wirtschaftliche Be-ziehungen, die dem Wohle der Stadt Es bleibt unklar, welche Funktion diese recht willkürliche Aufzählung gesch. Tatsachen im Rahmen der Lösung haben soll.dienten . Erst im 19. Jahrhundert fielen die mittelalterlichen Befesti-gungsanlagen, die Ausdehnung der Stadt wurde möglich. Eine reiche Industrie siedelte sich ringsum an, die die Bevölkerungszahl schnell in die Höhe trieb. Kurz vor dem Kriege spannten sich fünf herrliche Brücken über den Rhein, die die Trennung der Altstadt von den rechtsrheinischen Vororten aufhoben. Leider blieb die kulturell-geistige Entwicklung hinter der wirtschaftlichen etwas zurück. Nur je ein Opern- und Schauspielhaus standen den Freunden des Theaters zur Verfü-gung, St.(harte Fügung)jedoch waren neue Bauten geplant. Der im 14. Jahrhundert gegründeten Universität wurde ein neues Gebäude errichtet, die Zahl der Studierenden und der Wissenschaftler stieg.

Leider kennen wir, die jüngere Generation, das alte Köln nicht mehr mit all seinen Schönheiten. Der größte Teil liegt heute in Schutt und Asche. Eine Arbeit aber haben uns die Bomben des Krieges bei allem Schaden abgenommen. Wir brau-chen nicht mehr ans Abreißen zu denken, sondern können sofort an den Neuauf-bau Gedk.: herzlos und banal, zugleich sachlich unrichtig (Schuttber-ge!)gehen . So dachten wir am Ende des Krieges und freuten uns auf den Tag, an dem die Schuttberge verschwunden waren. Der Weg in die Zukunft schien geebnet, deutlich stand ihr Bild vor uns. Aber sie ist ja von unserer Arbeit abhän-gig, wir müssen sie selbst Gedankenführung nicht recht klar. Er meint: ...freuten uns auf den Tag, an dem es unserer Arbeit gelungen war, die Schuttber-ge zu beseitigen...gestalten ; denn A(unklar): nichts wird dem Menschen geschenktnicht kommt die Zukunft zu uns .

Die Hoffnungen auf einen schnellen Wiederaufbau unserer Vaterstadt sind nur, im dritten Nachkriegsjahre, sehr gering geworden. Seit Kriegsende hat sich wenig geändert. Immer noch liegen Straßen und Ruinen voll Schutt. Besonders die Alt-stadt, der schönste Teil Kölns, mit ihren zahlreichen Kirchen der Romanik und Go-tik, überragt von den Türmen des Doms, liegt tot und verlassen da. Düster und trostlos möchte uns die Zukunft des alten, heiligen Kölns der Vergangenheit er-scheinen. Nur wenige haben den Glauben noch nicht verloren. Z. Überflüssig: fällt"Kein Wunder!"könnte man sagen; denn Glauben heißt ja etwas für mög-lich, für richtig und wahr halten, was mit dem menschlichen Verstand nicht zu ver-stehen Gedk.(klarer): was die Fassungskraft des V. übersteigt.ist . Glau-ben ist also etwas Idealistisches. Verzagtheit, Gr.(Bezhg.): als seelischer Aus-druck der Hoffnungslosigkeit u. Verzweiflung, ...das so viel wie „nicht so schnell glauben" heißt , und Unglaube stehen im Gegensatz zum Glauben. Ein Gläu-biger kann belogen oder betrogen werden, besonders ein RLeicht gläubi-ger , stellt es dies fest, wird er ungläubig. Wo kann man denn heute in Köln etwas feststellen, das nach planvollem Aufbau Sprunghafte, unbeholfene Ge-dankenführung.aussieht ? Alles, das man mit seinen fünf Sinnen wahrneh-men kann, deutet auf Gr.: eine ausweglose Lageeine Aussichtslosigkeit der Lage hin. Die meisten haben dabei nur die ungeheuren wirtschaftlichen Schwierigkeiten im Auge. Hier zeigt sich uns ein Gedk.(klarer): ein unentrinn-barer Kreislauf der Schwierigkeiten, der immer wieder auf die K. zurück-führt.unaufhörlicher Kreislauf, der auf die Kohlenförderung zurückgeht . Da-von abhängig ist auch die Herstellung der Baustoffe und die Versorgung der not-wendigen Arbeiter mit Verpflegung und Wohnungen, die sie ja selbst schaffen sol-len. Es gibt auch Leute, die die Schuld auf die deutschen Behörden und Verwal-tungsstellen schieben, Sb.(und ihnen...)die diesen A.Hemmung des Aufbaues unterstellen. Diese aber wollen sich entlasten, indem sie sich auf die Gewalt der Besatzungsmächte berufen. Der Kölner spricht viel vom „Klüngel" in der Regierung, meint damit die Bestechlichkeit der Beamten und Gedk.(sachlich falsch): „Klüngel" bezeichnet anderes:Vettern-u. Interessenpolitik u.a.m.ihre Müdigkeit in der Ausübung ihres Amtes . Fest steht aber, daß alle unsere deutschen Stellen, auch unsere Kölner Stadtväter von der Militärregierung abhängig sind. Da nun im Augenblick wenig Aussicht besteht, daß die Behörden wechseln, Sb.: ...wechseln und die B....aber auch nicht die Besatzung abzieht, scheint die A(Begriff): HoffnungslosigkeitUngläubigkeit der gro-ßen Masse des Volkes berechtigt.

Gedanklicher Zusammenhang?Aber an manchen Stellen ist der Anfang für einen Wiederaufbau schon gemacht. An den wichtigen Rheinbrücken wird ge-arbeitet Z._ und manches Haus ist schon neu errichtet worden - A(Gedanke wird nicht klar herausgearbeitet)mit Baumaterial und von Handwer-kern . Es ist auch Kohle genug da, wenn sie uns vorläufig auch noch nicht zugänglich ist. Köln hat eine solch günstige Lage, daß es nicht sterben kann. Gedankenordnung: 1 (2) gehört vor (1)Ich bin überzeugt, daß die westlichen Nachbarländer mit unserer Stadt sofort wieder die Handelsbeziehungen aufnäh-men, wenn die Genehmigung erteilt würde. 2In der Nachbarschaft liegt ein großes Werk, das sofort Treibstoff herstellen kann, wenn die Besatzungs-mächte es gestatten . Simplifikation!Damit ist wirtschaftlich die Zukunft Kölns gesichert. Aber auch in kulturell-geistiger Hinsicht glaube ich an die Zukunft unserer Vaterstadt. Unsere Universität kann sofort zahlreiche Studenten aufnehmen, wenn die Militärregierung die Platzzahl erhöht, bzw. die Begrenzung aufhebt. Unsere Städtischen Bühnen arbeiten auch mit allen Gedk.(oberflächlich): keine überzeugende Begründung „kulturell-geistiger" Hoff-nungen!Kräften . Eines Tages werden auch A(Vermischung): unsere Re-gierung oder die Regierendenunsere augenblicklich Regierenden ein Einse-hen haben und uns frei schaffen lassen. Man denke nur an die Tradition und an den Namen, den Köln in der Welt Gedankenführung (Zusammen-hang?)hat . Der Dom und alle die anderen Kirchen fordern auf, die Stadt wieder A(Übertreibung): Zu einem M. christl.-abendl. Lebens...zum Mittel-punkt des christlich-abendländischen Lebens zu machen. Gedk.: Viel-leicht doch. Er meint wohl: erzwingenBegründen kann man einen Glauben nicht. Er muß in der Seele sitzen. Wer ein echter Kölner ist, kann sich eben gar nicht vorstellen, daß die Zukunft der Stadt schlecht sein soll. Gedk.: Wider-spruch zu S.3! Gerade das hätte nachgewiesen werden müssen!Noch lebt der „altkölsche" Geist im Volk und die Liebe zur Stadt wird das Wunder fertig-bringen, mag auch jetzt die Zeit noch nicht reif sein. Der jüngeren Generation ist es A(unscharf): aufgegebenüberlassen , die Zukunft unserer Vaterstadt zu bauen und zu sichern Z._ Glaube, Hoffnung und Liebe, dazu ein star-ker Wille und etwas „Kölnisch Blut" werden Köln neu erstehen lassen.

Die Ausführungen bleiben durchgängig seicht und gedankenarm. Insbesonde-re entbehrt der Abschnitt über die zukünftige Lebensmöglichkeit Kölns (S.4f.) der Überzeugungskraft, geistig-sittliche Kraftquellen werden, von ein paar Redensar-ten abgesehen, nicht aufgezeigt. Es gelingt dem Verf. nicht, die bescheidenen Er-gebnisse seines Nachdenkens glanzvoll zu ordnen; die Gedankenführung ist im ganzen und im einzelnen sprunghaft, oft verkrampft. Die Ausdrucksfähigkeit er-scheint gering.

Der Entwurf weist in manchen Abschnitten mehr Zusammenhang und Frische der Darstellung auf als die Reinschrift.

Nicht genügend.

Schriftl. Kl.-Lstg.: überwiegend genügend.

Köln, d. 20. Febr. 1948