DKG (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz der Reifeprüfung 1932

1.) Vom Brief und vom Briefschreiben

2.) Mein Verhältnis zum Roman und zum lyrischen Gedicht

3.) Bericht über eine öffentliche Veranstaltung (Versammlung, Konzert, Schauspiel, Vereinsfeier oder dergl.)

4.) Vergessen und Vergeßlichkeit (Erlebnis, Charakteristik oder Abhandlung)


Beurteilung

K., Otto

hat erst mit der Obertertia den Weg zum Gymnasium gefunden. Er wurde sich frühzeitig über seinen Priesterberuf klar und hat im Hinblick darauf mit Stetigkeit die Lücken seines Wissens auszufüllen gewusst, wenn er auch wegen seiner langsamen Art nur Schritt vor Schritt weiterkam. Keppeler ist ein vornehmer junger Mensch, der mit einer gewissen zurückhaltenden Selbstsicherheit unter den Mitschülern und auch ausserhalb der Schule in einer Jugendvereinigung seiner Pfarrei entschieden günstig gewirkt hat.

Lebenslauf

Hierdurch bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung.

Nach Besuch der Volksschule und der Vorschule kam ich Ostern 1920 auf die Sexta des Staatl. Kaiser Wilhelm Gymnasiums. Auf der Untertertia versäumte ich das letzte Drittel des Schuljahres 1923/24 durch Krankheit. Ostern 1924 ging ich zur Städt. Handelsschule über, die ich Ostern 1926 nach Bestehen der Abschlußprüfung verließ. Es war mir damals schon klar, daß der kaufmännische Beruf nicht meinen innersten Neigungen entsprach. Da zudem die Verhältnisse, die nach dem Tode meines Vaters für ein Studium wenig günstig waren, damals besser wurden, bedurfte es nur eines äußeren Anstoßes, um mich das Studium auf dem Gymnasium wieder aufnehmen zu lassen. Nach einem Jahr Vorbereitungsunterricht bei einem Geistlichen meldete ich mich Ostern 1927 zur Aufnahmeprüfung in die Obertertia des Staatl. Dreikönigsgymnasiums.

Nach Bestehen der Reifeprüfung werde ich mich dem Studium der kath. Theologie zuwenden. Seit mehreren Jahren bin ich Mitglied des Jugendvereins an meiner Pfarrkirche und habe auch, soviel ich es vermochte, unter der Jugend gewirkt. Diese Tätigkeit hat mich in meinem Vorhaben bestärkt. Mein späteres Arbeiten soll vor allen Dingen der Jugend aus den unteren Volksschichten gewidmet sein.

Lesestoff beschaffte ich mir aus den Volksbüchereien. Ich bevorzugte die Werke der Dichter und Schriftsteller, die in der Schule behandelt worden sind. Von den bedeutenderen Jugendzeitschriften las ich die "Stimmen der Jugend". Selbstverständlich unterrichtete ich mich durch die Zeitung über politische Geschehnisse und über brennende Zeitfragen.

Auf meinen Fahrten und Reisen legte ich großen Wert darauf, meine kunstgeschichtlichen Kenntnisse zu bereichern. Leider war ich zur Zeit meiner größten und kunsthistorisch wertvollsten Reise - einer Romreise mit dem Kölner Domchor im Jahre 1925 - noch zu jung, um größeren Gewinn von ihr zu haben.

Ich halte es für ein großes Glück, mich dem Beruf widmen zu dürfen, den ich als meinen Beruf erkannt habe.

Zum Schluß möchte ich noch die Bitte aussprechen, auf meinem Reifezeugnis mein Bekenntnis zu vermerken.