DKG (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz der Reifeprüfung 1941

1.) Der deutsch-engl. Gegensatz - worauf beruht er, worin besteht er?

2.) Anpassung ist notwendig, Anpassung ist gefährlich.

3.) Welche biologischen Tatsachen sind für meine Lebensführung von Bedeutung?


Beurteilung

Schüler H., Leo

H. ist das Zweitkind einer Volksschullehrerfamilie. Seine Kindheit und Jugend verlief in geordneten wirtschaftlichen Verhältnissen.

Äusserlich macht H. auf die Umgebung einen gepflegten Eindruck. Im Umgang mit den Lehrpersonen und Kameraden zeigt er sich stets zuvorkommend.

Sein Interesse an den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern beschränkt sich nicht nur auf erfolgreiches Mitarbeiten in der Schule; auch in seiner Freizeit befasst sich H. mit physikalischen Problemen. Sehr grosse Geschicklichkeit verrät er im physikalischen Experimentieren, was auf eine grosse Bastelfreude und praktische Basteltätigkeit zu Hause schliessen läßt.

Die Rundfunktechnik erregt seine besondere Anteilnahme, welche auch durch seine eifrige Tätigkeit im Funktrupp der Hitlerjugend zum Ausdruck kommt.

Ausser der Erfüllung der Pflichten, die die Schule von ihm verlangt, hat er sich bereitwilligst für die Dauer des Krieges der Feuerlöschpolizei zur tatkräftigen Mitarbeit zur Verfügung gestellt.

Lebenslauf

Den Herrn Direktor des Staatlichen Dreikönigsgymnasiums bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung Ostern 1941.

Am 11. Januar 1923 wurde ich als zweites Kind der Eheleute Leo H. und Klara M. in Sürth geboren. Mein Vater ist Lehrer in Köln. Ich besuchte die Grundschule in Sürth vom 1.4.1929 bis 31.3.1933. Seit dieser Zeit bin ich Schüler des Dreikönigsgymnasiums. Von den Unterrichtsfächern erregten schon früh Mathematik und Naturwissenschaft mein besonderes Interesse, weshalb ich von Beginn der Untertertia die mathematisch-naturwissenschaftliche Richtung einschlug.

Mein Wunsch ist, einmal Diplom-Ingenieur zu werden. Zuneigung zur Mathematik und Physik, Freude am Basteln, Lesen physikalischer Bücher, besonders über das Gebiet des Funkwesens, ferner Arbeiten im Funktrupp der HJ waren bestimmend für meine Berufswahl.

In meinem Wahlfach „Physik" bitte ich um eine Prüfung über Radiotechnik.

Seit 1. Januar 1936 gehöre ich der Hitlerjugend an und bin für die Dauer des Krieges der Feuerlöschpolizei Sürth zugeteilt.

Abituraufsatz

Deutsche Prüfungsarbeit.

Thema:

Anpassung ist R.notwentig , Anpassung ist gefährlich!

Gliederung_

Vor einigen Tagen las ich in einer Zeitung eine Notiz über die Sojabohne. In dieser hieß es, daß diese Pflanze seit einigen Jahren in Deutschland eine starke Verbreitung gefunden habe. Diese Bohne ist in den ostchinesischen Gebieten beheimatet. Deutsche Forscher erkannten die große Bedeutung der Sojabohne für die menschliche und tierische Ernährung und brachten sie deshalb mit nach Deutschland. Hier wurde sie auf großen Versuchsfeldern angepflanzt, obwohl in Deutschland die klimatischen Verhältnisse ganz anders sind -, als in der Heimat dieser Bohne. Durch Züchtung gelang es nun, die Sojabohne auch für deutsches Anbaugebiet A.zugänglich zu machen. So V.wur die Sojabohne auch eine Pflanze des gemäßigten Klimaraumes.

Am Rheinufer finde ich auf den Wiesen, die im Frühling bei Hochwasser vom Rhein überschwemmt werden, oft Blumen, die sonst in der hiesigen Gegend nicht zu Wdhlg.!finden sind. Alpenbäche haben den Samen von Hochgebirgspflanzen weggespült. Der Rhein lagert den Samen mit vielem anderen Material an den Ufern ab. Das Samenkorn keimt, überflüssigund es entwickelt sich daraus eine Pflanze . Es sind neue R.Bedingen für die Pflanze; aber dennoch entwickelt sie sich.

Diese beiden Beispiele zeigen, daß viele Pflanzen auch unter anderen Bedingungen gedeihen können A. besser: als solche, ...als unter denen, sie früher_ aufgewachsen sind.

So ist es beim Tier, so zu allgemeinist es auch oft bei dem Menschen möglich.

Der Mensch lebt in einer Gemeinschaft. Als Kind wächst er in der Familie auf. In seiner Schulzeit ist er mit seinen Mitschülern zusammen. Im Arbeitsdienst und während seiner Militärzeit lebt er im Kreise seiner Kameraden. Als Volksgenosse gehört er in den großen Verband der Nation. Beziehung.Es bedeutet für den einzelnen stets ein Einfügen in die A.Allgemeinheit . Dem einen fällt dies schwer, dem anderen leicht. Die ? Hier fehlen BeispieleUnterordnung des Einzelmenschen ist zum Wohle der Gemeinschaft aber nötig. Es ist nicht möglich, daß jeder Gr.seine Willen durchsetzen kann.

Oft aber ist der Mensch sogar auf die Hilfe seiner Mitmenschen angewiesen. Der Soldat setzt im Kriege sein Leben für den Kameraden ein. Gemeinschaftlich wird eine Stellung erobert. Das Voranstürmen eines einzelnen Soldaten ist unsinnig. Er gefährdet sich und seine Kameraden. Der weniger mutige wird durch das Beispiel der übrigen mitgerissen. - Beim Angriff brechen die Soldaten getarnt aus ihren Deckungen hervor. Gr.Jeden Schutz, den die Natur ihnen bietet, wird ausgenutzt. Aus einem Granattrichter springen sie in den anderen, immer näher an den Feind heran_ .

Die Gemeinschaft wird aber oft ausgenutzt. Mancher sucht A.darin irgendeinen Vorteil zu erlangen. So der Spion. Er lebt sich schnell in sein neues Wirkungsfeld ein. Geschickt erwirbt er sich Helfer, durch die er dann bestimmte Fabrikgeheimnisse erfährt.

Viele Menschen sind dadurch auf Abwege gekommen, daß sie sich zu allgemein u. farblos.auf den Vorschlag schlechter Menschen einließen . Der Verführer versuchte sie davon zu überzeugen, daß sie rückständig seien. Viele glaubten es. Sie sahen in ihm ein „gutes Vorbild" und folgten diesem.

Sehr vielen fällt es leicht, sich in der Fremde der Umwelt anzupassen. Schnell haben sie dort Sprache, Sitten und Gebräuche kennengelernt. Sie wissen, wie sie in ihrer neuen Welt zu leben und wie sie die neukennengelernten Menschen zu behandeln haben, und oft vergessen sie dann ihren eigenen Charakter.

Der Anfang der Arbeit ist geschickt angelegt. Die außergewöhnliche Notiz gibt der Arbeit zu Beginn einen gewissen Schwung, wodurch der Ton der Abhandlung vermieden ist. Leider geht Hebeler von diesem Weg bald ab, wenn er von der Anpassung des Menschen spricht. Die Sprache bleibt schlicht, aber die Darstellung auch farblos. Die Gefährlichkeit der Anpassung ist nicht dargestellt, obwohl Hebeler in seinem Entwurf eine Menge guter Gesichtspunkte aufgeführt hat. Was über das eigentliche Thema gesagt wird, ist knapp, ja dürftig. Die Aufgabe ist nicht gelöst.

Mangelhaft!

Jahresleistung: 4.

Köln, 28.2.41.