DKG (Köln)

Oberprima (Realgymnasium)

Zu dieser Klasse konnten bislang weder eine Gesamtbeurteilung noch die Themen der Abituraufsätze im Fach Deutsch ermittelt werden.


Beurteilung

Oberprimaner H., Herbert

Regelmässig versetzt, stets als der überragend Beste der Klasse. Seine dörfliche Herkunft (bis 1935 in Mödrath) verrät sich noch in seinem unbeholfenen, naturburschenhaften Wesen. Er ist leicht reizbar. Geradezu besessen von Arbeitseifer und von starkem Ehrgeiz erfüllt, sucht er auf allen Gebieten Kenntnisse zu erwerben. Er ist sich seiner geistigen Überlegenheit wohl bewusst und nicht frei von Rechthaberei. Daraus folgt ein oft überhebliches Wesen seinen Kameraden gegenüber, die er zuweilen vor den Kopf stösst.

Seine wissenschaftlichen Leistungen sind gut und gründlich, in vielen Fächern sehr gut.

Seit dem 1.9.1933 in der HJ, ist er jetzt Schulungsleiter in einer Gefolgschaft.

Seine bärenhafte Körperstärke befähigt ihn zu allen Kraftübungen, während es ihm an Gewandtheit fehlt.

Lebenslauf

Hierdurch bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung im Ostertermin 1937.

Ich wurde am 5. November 1917 als Sohn des Reichsbahnlokomotivführers Johann H. in Wesseling bei Köln geboren. Als ich neun Jahre alt war, verzogen meine Eltern nach Mödrath, einem kleinen Dorfe bei Düren.

Am 1. April 1928 trat ich in die Sexta des Kölner Dreikönigsgymnasiums ein. Im Gegensatz zu dem Unterricht in der Grundschule sagten mir die Fächer der höheren Schule wenig zu. Da ich täglich zwei Stunden mit der Eisenbahn fahren mußte, war ich körperlich zu sehr beansprucht. So blieb ich während der ganzen Unterstufe ein durchschnittlicher Schüler.

Meine kurz bemessene Freizeit verbrachte ich bei fröhlichem Spiel auf den Sportplätzen oder im Walde. Ich las nur wenige Abenteuergeschichten, mehr gefielen mir Forschererlebnisse wie die von Nansen und Sven Hedin.

Als ich in die realgymnasiale Abteilung unserer Anstalt eintrat, wuchs meine Teilnahme für den Schulunterricht. Ich hatte mich für diese Abteilung entschlossen, weil ich als Realgymnasiast bessere Berufsaussichten zu haben glaubte. Auf die Schularbeiten verwendete ich nun mehr Sorgfalt. Die Folge war, daß ich in allen Fächern überdurchschnittliche Leistungen erzielte.

Meine Ferien verbrachte ich gewöhnlich in meinem Geburtsorte Wesseling. Dort widmete ich mich vorwiegend dem Wassersport. Segeln auf dem windgepeitschten Rheinstrom wurde meine Lieblingsbeschäftigung. Da der Wind nur selten zum Segeln günstig war, pflegte ich auch viel zu rudern und zu paddeln.

Neben Forschererlebnissen las ich hin und wieder Kriegsliteratur und hauptsächlich historische Bücher. Allmählich entwickelte sich bei mir eine besondere Neigung für geschichtliches Wissen. Nur gewann ich dem Geschichtsunterricht in der Schule noch kein besonderes Interesse ab.

Meine Leistungen in der Oberstufe änderten sich kaum, nur wurde meine Mitarbeit reger. Jedem Fach gewann ich nun eine Seite ab, die mir besonders gefiel. Religion sagte mir deswegen zu, weil es mir Freude bereitete, vieles aus der Glaubenslehre selbst zu erklären und tiefer darin einzudringen. An der Geschichte gefiel mir besonders die politische Entwicklung. Oft versuchte ich mich in die Lage großer Politiker hineinzudenken und selbst Möglichkeiten für ihre Politik auszusinnen.

Auch der Physikunterricht bot mir viel Anregung zu eigenem Denken. Mein besonderes Interesse für Chemie und Biologie, das sich schon in der Mittelstufe gezeigt hatte, behielt ich in der Oberstufe bei. Mit Mathematik beschäftigte ich mich hin und wieder auch in der Freizeit, in der Grundschule hatte sich ja schon eine besondere rechnerische Begabung gezeigt. In den Sprachen blieben meine Leistungen unverändert. Manchmal bereitete es mir Freude, englische und französische Zeitungen zu lesen.

Meine Freizeitgestaltung änderte sich in Untersekunda völlig. Ich trat nämlich am 1. August 1933 in die Hitlerjugend ein. Kurz nach meinem Eintritt wurde mir die Führung der Mödrather H-J. übertragen. Meiner eifrigen Aufbauarbeit, die fast jeden Abend in Anspruch nahm, gelang es innerhalb mehrerer Monate, die anfänglich kleine Mitgliederzahl um eine stattliche Schar zu vermehren.

Am 15. Mai 1935 verzogen meine Eltern nach Köln-Klettenberg. Dies kam meiner geistigen Entwicklung sehr zustatten. Jetzt erst hatte ich Gelegenheit Theater, Kino, wissenschaftliche Vorträge, Ausstellungen und Museen zu besuchen. Da ich mich erst an die städtischen Verhältnisse gewöhnen mußte, versah ich nun als einfacher Junggenosse meinen H-J-dienst. Nach einem halben Jahre bot man mir wieder eine Führerstelle an. Diese konnt ich jedoch aus Rücksicht auf die Schule nicht annehmen. Kurze Zeit darauf wurde ich zum Schulungsleiter der Klettenberger H-J. ernannt. Dieses Amt übte ich bis zum 1. Oktober 1936, dem Tage meiner Beurlaubung aus. Hierbei kam mir mein geschichtliches und weltanschauliches Wissen sehr zustatten.

Seit dem Umschwung 1933 lese ich außer historischen vor allen Dingen weltanschauliche Bücher. Hin und wieder lese ich auch Zukunftsromane wie die von Hans Dominik, die mich wegen der chemischen, physikalischen und allgemein technischen Betrachtungen interessieren.

Außer meiner Tätigkeit in der Hitlerjugend und meiner Lektüre wandere ich in meiner Freizeit. Fast den ganzen Sonntagmorgen pflege ich nach Besuch des Gottesdienstes durch Wald und Feld zu streifen. Auch an Werktagen, wenn es sich eben machen läßt, unternehme ich Spaziergänge in die ausgedehnten Anlagen des Kölner Grüngürtels. Der Freude an der Natur waren auch meine Ferien gewidmet. Seit Obersekunda beteiligte ich mich an drei Ferienfahrten in die Allgäuer Alpen. Auf diesen Fahrten interessierte mich mehr die Naturpracht der Alpenberge als die genaue Kenntnis der Pflanzenwelt, obwohl die Teilnehmer gerade mit der Alpenflora vertraut werden sollten.

Da ich seit meinem Eintritt in die H-J. wenig Zeit für sportliche Betätigung gehabt hatte, trat ich im vergangenen Jahr einem Jiu-Jitsu-verein bei. Hier machte ich durch eifrige Gymnastik meinen kräftigen Körper geschmeidig und lernte es, Stöße und körperlichen Schmerz zu ertragen.

Als Wahlfach für die schriftliche Prüfung bezeichne ich Latein.

Als Wahlfach für die mündliche Prüfung nenne ich Religion.

Ich wünsche, daß auf meinem Reifezeugnis mein Religionsbekenntnis vermerkt werde.

Nach bestandener Reifeprüfung beabsichtige ich, auf der technischen Hochschule zu studieren.