DKG (Köln)

Gesamtbeurteilung der Unterprima (Realgymnasium) 1937

Gesamturteil über die Klasse UIr.

Die Leistungen wie das Streben der Klasse hielten sich im allgemeinen auf einer erfreulichen Höhe. Der kameradschaftliche Zusammenhalt der Schüler untereinander war vorbildlich, ihr Verhalten und Auftreten gegenüber den Lehrern stets taktvoll.

So war es für den Lehrer eine Freude, mit der Klasse zu arbeiten.


Beurteilung

Unterprimaner H., Hans.

Mit rascher Auffassung begabt, ist er wohl befähigt zu klarem Urteil und gewandtem Ausdruck. Er hat daher in mehreren Fächern recht gute Leistungen und ist in seinen Gesamtleistungen Bester der Klasse; kein einziges Fach ist unter gut. Sein Streben und sein Fleiss waren unermüdlich; durch umfangreiche häusliche Lektüre hat er sich ein reiches Wissen angeeignet. - Von Charakter ist er ehrlich, freundlich und bescheiden, auch ein guter Kamerad. Er hat alle Arten Leibesübungen betrieben und überall gute Leistungen aufzuweisen; in der Fussballmannschaft der Schule wirkte er mit.

Es ist sehr zu bedauern, dass Heeg wegen der häuslichen Notlage nicht studieren kann. Er hat eine Lehrstelle im Versicherungswesen angenommen.

Lebenslauf

Hiermit bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung im Ostertermin 1937.

Ich wurde am 20. Oktober 1918 als Sohn der Eheleute Michael H. und Katharina geb. M. in Köln geboren. Meine Eltern waren Besitzer einer Gastwirtschaft, die sie jedoch später infolge des Geschäftsrückganges in der Inflationszeit verkauften. Nach vierjährigem Besuch der katholischen Volksschule in der Balthasarstraße wurde ich Ostern 1929 Schüler des Dreikönigsgymnasiums.

Als Sextaner fand ich noch wenig Zuneigung zum Lesen, und so beschäftigte ich mich denn meistens mit meinem Märklin- oder Laubsägekasten. Die ersten Bücher, die ich mit Lust und Begeisterung las, waren Karl-May-Bände und Erzählungen von dem isländischen Pater Svensson. Oft saß ich nachmittags stundenlang und zeichnete oder machte die ersten Malversuche mit meinem Ölfarbkasten, den mir meine Eltern zu Weihnachten geschenkt hatten. Mitte vorigen Jahres meldete ich mich bei der Volksbücherei an und fand so die Möglichkeit, mir kostenlos wissenschaftliche Bücher und Romane auszuleihen. Von den modernen Schriftstellern sagt mir besonders Erich Edwin Dwinger zu. In seiner Trilogie, der „Deutschen Passion", worin er in packender, überzeugender Art seine Kriegserlebnisse als 17 jähriger Freiwilliger schildert, sehe ich das Ergreifendste, was je ein Mensch über das Morden des Weltkrieges geschrieben hat. In der Schule wurden mir Englisch, Mathematik und Chemie meine liebsten Fächer.

Seit Juni 1933 bin ich Mitglied der Hitlerjugend, in der ich bis zu meiner Beurlaubung im Oktober 1936 als Kameradschaftsführer tätig war.

Zum 1. April 1937 bin ich als Lehrling in einer Nebenstelle des Gerling-Konzern in Düsseldorf eingestellt. Die günstige Lage des Versicherungswesens und die zu erwartende Weiterentwicklung in den nächsten Jahren scheinen mir die besten Sicherheiten für mein zukünftiges Leben zu sein.

Als Leistungsfach für die mündliche Prüfung wähle ich Mathematik.

Ich bitte, auf dem Reifezeugnis einen Vermerk über mein Religionsbekenntnis aufzunehmen.