DKG (Köln)

Gesamtbeurteilung der Unterprima (Realgymnasium) 1937

Gesamturteil über die Klasse UIr.

Die Leistungen wie das Streben der Klasse hielten sich im allgemeinen auf einer erfreulichen Höhe. Der kameradschaftliche Zusammenhalt der Schüler untereinander war vorbildlich, ihr Verhalten und Auftreten gegenüber den Lehrern stets taktvoll.

So war es für den Lehrer eine Freude, mit der Klasse zu arbeiten.


Beurteilung

Unterprimaner S., Hans.

Er ist von schmächtigem Körper und mehr geistig eingestellt. Mit leichter Auffassung begabt, ist er wohl befähigt, klar zu urteilen und sich gewandt auszudrücken. Eine besonders gute Veranlagung hat er für Fremdsprachen. Seine Mitarbeit in der Schule und sein häusliches Streben waren beharrlich und ausdauernd. Mit seinen Lieblingsgebieten hat er sich auch ausserhalb der eigentlichen Schularbeit eingehend befasst. So hat er umfangreiche Privatlektüre im Französischen betrieben und es in dieser Sprache zu einem beachtlichen Wortschatz gebracht. Auch sonst war er durch Theaterbesuch und Ferienreisen auf seine Ausbildung bedacht. - Sein Benehmen gegen Mitschüler und Lehrer war ohne Tadel. - Von Leibesübungen betrieb er am liebsten Radfahren, das ihm die deutsche Landschaft erschliessen half.

Da die finanziellen häuslichen Verhältnisse kein Studium erlauben, muss er sich mit der mittleren Postbeamtenlaufbahn begnügen.

Lebenslauf

Hierdurch bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung im Ostertermin 1937.

Ich bin geboren am 18. Dezember 1918 zu Köln als Sohn des Rechtsberaters Peter Paul S. und der Gudrun S., geborene G.. Am 24. Dezember 1918 wurde ich in der katholischen Pfarrkirche St. Severin zu Köln getauft. Im meinem vierten Lebensjahre wurde ich von einer schweren Krankheit befallen. Die Ärzte rieten für mich dringend eine Luftveränderung an, und da mein Vater eine Geschäftsverbindung mit einer Firma in Eschau, einer kleinen Stadt in Bayern, angeknüpft hatte, verzog ich im Mai 1922 dorthin. Als das Unternehmen in der Inflation einging, verzog ich nach Klingenburg am Main in Unterfranken, wo sich meinem Vater eine neue Anstellung bot. Dort besuchte ich ab Ostern 1925 die Volksschule. Bald darauf meldete jedoch auch das dortige Unternehmen Konkurs an, und ich zog nach Köln zurück und besuchte dort die Volksschule Machabäerstraße. Ostern 1929 trat ich auf das dringende Anraten meines Volksschullehrers, obwohl es bei den Vermögensverhältnissen meiner Eltern mit großen Schwierigkeiten verbunden war, in die Sexta des staatlichen Dreikönigsgymnasiums ein, wo ich jetzt - Ostern 1937 - mich der Reifeprüfung unterziehen will.

Durch Bekannte angeregt, beschäftigte ich mich verhältnismäßig früh mit Politik und war bald ein begeisteter Anhänger Adolf Hitlers, der die Haltung und das stramme Marschieren der S.A. in der Kampfzeit einen großen Eindruck auf mich machten. Endlich - am 20.9.1934 - trat ich in die H.J., Gefolgschaft 1.VI.53, ein.

In der Schule sind meine Lieblingsfächer Französisch, Englisch, Deutsch, Geschichte. Da ich eine ausgesprochene Vorliebe für neuere Sprachen habe, brachte ich es auch dazu, meine Eltern umzustimmen und statt des Gymnasiums das Realgymnasium zu besuchen.

Im meiner Freizeit beschäftige ich mich hauptsächlich mit Lesen. Hierbei bevorzuge ich vor allem Romane mit geschichtlichen und politischen Hintergründen, wie Werke des neueren Schriftstellers Werner Beumelburg, und fesselnd geschriebene Geschichtsdarstellungen, besonders aus der Geschichte des Orients und der Geschichte Frankreichs. Ferner lese ich sehr gerne englische und besonders französische Literatur im Or[i]ginaltext.

Neben dem Theater habe ich großes Interesse am Filmwesen und bevorzuge auch hier Filme mit historischer und politischer Grundlage.

Die längeren Ferien verbrachte ich regelmäßig bei meinen Verwandten auf dem Lande, und während meiner Freizeit unternehme ich gerne kleine Radtouren.

Als besonderes Leistungsfach habe ich Französisch gewählt.

Nach Ablauf meiner Arbeitsdienst- und Heeresdienstpflicht gedenke ich die Laufbahn eines gehobenen, mittleren Postbeamten einzuschlagen.

Ich bitte darum in mein Reifezeugnis einen Vermerk über meine Religionszugehörigkeit aufzunehmen.