DKG (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz des Sonderlehrgangs A

1.) Gehalt und Gestalt des Trauerspiels „Kabale und Liebe“ von Schiller.

2.) „Alle menschlichen Gebrechen ... Sühnet reine Menschlichkeit.“ Das Geleitwort Goethes zur „Iphigenie“ ein Mahnwort an unsere Zeit.

3.) „So hast Du es bestimmt, o Gott, daß jeder ungeordnete Geist sich selbst zur Strafe wird.“   Augustinus.

4.) Eine vergleichende Bildbetrachtung. Fritz Boehle „Junger Ritter“ und „Der heilige Georg“.


Beurteilung

19 ½ Jahre. Mittelgroß, kräftig. Herzmuskelschaden.

Vater Rektor, 1936 gestorben. 5 Kinder. Katholisch.

Z. ist Schüler unseres Gymnasiums seit Sexta 1937. Er hat den LWH-Dienst nach einem Jahr wegen eines Herzmuskelschadens verlassen und seit März 1944 bis zur Schließung der Kölner Schulen am Unterricht der 7. bezw. 8. Klasse wieder teilgenommen. Er ist wohl der für wissenschaftliche Arbeit am besten beanlagte Teilnehmer des Lehrgangs. Seine Begabung zeigt sich in allen Fächern gleichmäßig; sie hat auf allen Klassen zu den besten Ergebnissen geführt, ohne daß der Schüler jemals Zeichen von Anstrengung oder Ermüdung hätte erkennen lassen. Durch reichliche Privatlektüre und regelmäßige Ferienfahrten hat er sein Gesichtsfeld merklich erweitert. Er macht einen ausgeglichenen, reifen Eindruck. Zu Hause fand er immer Zeit, sich in der Jugendgemeinschaft seiner Pfarre zu betätigen.

Er will Arzt werden.

Lebenslauf

An einem Sonntag, dem 31. Oktober 1926, wurde ich in Köln geboren. Ich war das fünfte Kind des Rektors Johann Z. und seiner Ehefrau Gertrud, geb. B.. Römisch-katholisch wurde ich getauft. Mein Vater leitete die Volksschule in Köln-Nippes, und wir bewohnten die Dienstwohnung. Um das Haus lagen ein kleiner Garten und zwei große Schulhöfe, sodaß uns Kindern viel Raum zum Spielen und Umhertollen zur Verfügung stand. Hier verlebte ich die frohen Jahre meiner Kindheit im Kreise der Geschwister - es waren zwei Brüder und drei Schwestern. Dem kindlichen Geiste kam die nächste Umgebung des Hauses wie ein großes Reich vor, über dessen Grenzen hinaus die Welt nur schrittweise erobert wurde. Ich entsinne mich noch gut, wie mir ums Herz war, als ich eines Tages nach mühsamer Kletterei zum erstenmale über die Mauer schaute, die den Schulhof abschloß, und mir die Höfe und Gärten wie ein fremdes Land vorkamen. - Seit Ostern 1933 mußte ich die Volksschule besuchen. Die Umstellung brachte keine großen Schwierigkeiten mit sich, nur manchmal ahnte das Herz etwas von Ernst und Pflicht; in der andern Zeit lebte ich bei frohem Spiel sorglos weiter.

Bis im Oktober 1936 - da ich kaum zehn Jahre alt war - ganz plötzlich mein Vater starb, und durch seinen Tod der erste Schatten auf meine Jugendzeit fiel. Mutter hat es seitdem nicht immer leicht mit uns Kindern gehabt. - Wir zogen bald darauf in ein anderes Haus um; und ich selbst trat Ostern 1937 in die erste Klasse des Dreikönigsgymnasiums ein. Eine neue Welt tat sich dort auf, die Anforderungen wurden größer. Von Jahr zu Jahr wurde die Zeit kürzer, die nach Beendigung der Schulaufgaben noch frei blieb. Unsere Schule vermittelte aber nicht nur Wissen, sondern wahre, auf Vollendung der Persönlichkeit zielende, geistige Bildung.

Außerhalb der Schule empfing ich die lebhaftesten Eindrücke auf den zahlreichen Ferienfahrten. Viele Teile Deutschlands durfte ich sehen und deutsche Menschen aller Gegenden kennenlernen. Die Freude an Reisen und Fahrten ist bis heute noch in mir lebendig geblieben.

Zu Hause aber in den stillen Mußestunden waren es die Bücher unserer Dichter, zu denen ich gerne griff. Besonderen Genuß gewährte mir die Lektüre Adalbert Stifters. Seine Landschaften und seine Gestalten in ihrer gelassenen Kraft zogen mich an. Der geheime Wunsch, seine Heimat einmal selbst zu besuchen, ist mir später in Erfüllung gegangen.

Neben der Familie hat die Mitarbeit in einer Jugendgemeinschaft einen starken gestaltenden Einfluß auf meine Entwicklung gehabt. In der ganzen Schulzeit habe ich viel freie Zeit unter jungen Brüdern verbracht. In der Schule selbst erkannte ich früh, daß meine Begabung sich recht gleichmäßig auf alle Fächer verteilte, sodaß ich in keinem Fach sehr ernste Schwierigkeiten zu überwinden hatte. Meine privaten Neigungen beschränkten sich deshalb auch nicht auf ein bestimmtes Sondergebiet, sondern trieben mich zu einer Umschau in vielen Bereichen der Natur und des Geistes. Diese Anlagen befähigen mich auch - so hoffe ich - zu dem Beruf, den ich mir erwählt habe. Es ist der Arztberuf.

So wurde ich denn alljährlich eine Klasse höher versetzt und hätte wahrscheinlich ganz ordnungsgemäß 1945 mein Abitur bestanden, wenn ... Ja, wenn nicht der Krieg dazwischen getreten wäre und mit ernster Hand alles verwandelt hätte - uns selbst auch. Schon im Frühjahr 1943 wurde ich von der 6. Klasse aus zur Flak eingezogen. Bis März 1944 tat ich dort Dienst. Dann wurde ich mit einem Herzmuskelschaden entlassen. Wie ein jeder von uns durch das Geschehen der letzten Jahre verändert wurde, darüber besitzen viele von meinen Kameraden und auch ich persönlich noch keine volle Klarheit. Nach der langen Pause hoffe ich, recht bald das Abitur zu bestehen, um mich dann dem Studium der Medizin zuwenden zu können.