DKG (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz der Reifeprüfung 1931 (Realgymnasium)

1.) Öffentliche Plätze in Köln

2.) Was interessiert mich auf Reisen besonders?

3.) Die Geschichte eines Wasserstoffatoms

4.) Alltagspflichten gegen die Gemeinschaft


Beurteilung

Oberprimaner S., Kurt.

Regelmässig versetzt. Von Hause aus bedürftig, wohnhaft in Wesseling, lebt er ausserhalb des Milieus der Grossstadt im guten wie im üblen Sinne: Einerseits fehlt es ihm einigermaßen an äusseren Anregungen, andrerseits kennt er keine Zersplitterung. Er ist vorbildlich fleissig, strebsam, zuverlässig, diszipliniert, charakterfest, von ernst gerichtetem Sinn und ausgeprägtem Selbständigkeitstrieb, eine ausgereifte Persönlichkeit. Seit Jahren gibt er Nachhilfestunden. Er hat häufig das beste Zeugnis der Klasse gehabt, gut in fast allen Fächern bei einigen Schwankungen. Dennoch möchte man seine zweifellos vorhandene Begabung nicht allzu hoch einschätzen, da weder sein Urteil noch sein Geschmack immer zuverlässig ist und seine Phantasie nicht hoch fliegt. Durch zu weit gestecktes Ziel verdirbt er sich mitunter selbst die Leistung. Im freien Vortrag versagt er manchmal infolge leichter Verwirrbarkeit. Er ist ein sehr guter Turner und Schlagmann der Schülerruderriege, deren Organisation und Geschäftsführung er sich in aufopfernder Weise gewidmet hat.

Lebenslauf

Den Prüfungsausschuß am Staatlichen Dreikönigsrealgymnasium bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung im Ostertermin 1931.

Ich wurde am 6. November 1909 in Köln geboren, kam ungefähr ein Jahr später nach Wesseling (Kr. Bonn-Land), wo ich von Ostern 1916 bis Ostern 1922 sechs Klassen der katholischen Volksschule durchmachte. Ostern 1922 wurde ich in die Sexta des Staatlichen Katholischen Dreikönigsgymnasiums zu Köln aufgenommen. Nach dem dritten Schuljahr auf dem Gymnasium entschied ich mich für den realgymnasialen Zweig der Anstalt. Das Englische schien mir als Weltsprache nützlicher als das Griechische. Als Junge von vierzehn Jahren erkennt man doch nicht den Bildungswert der alten Sprachen. Doch nicht die Nützlichkeit der Sprache allein ließ mich in meiner frühen Jugend eine so wichtige Entscheidung für mein Leben treffen. In Sexta und Quinta zeigte ich für kein Fach besondere Vorliebe, aber auch keine Abneigung, vielleicht mit Ausnahme der Schreibstunde. In Quarta erhielt Französisch als Umgangssprache meine Zuneigung, ferner übten die fremden Laute einen gewissen Reiz auf mich aus; so dachte ich auch Englisch und in Unterprima Spanisch zu wählen. Außer den Schulaufgaben habe ich bis in die oberen Klassen, wo ich nebenbei fremdsprachliche Lektüre trieb und in Obersekunda einer bald aufgelösten philosophischen Arbeitsgemeinschaft beiwohnte, kaum geistige Arbeit verrichtet. In der freien Zeit trieb ich Sport und Leichtathletik, aber ohne darüber meine Pflichten zu vernachlässigen. Von Untersekunda bis Herbst Oberprima gehörte ich der "Ruderriege am Staatl. Dreikönigsgymnasium" an, wo ich mich mit Lust und Liebe betätigte. In der Prima ließ die sportliche Arbeit nach, ich wandte mich mehr meiner geistigen Ausbildung und so meinem späteren Beruf zu. Für das Englische las ich etwas über die sozialen Anschauungen des Engländers Russel, für das Französische einige Werke von Maupassant und Alphonse Dandet, für das Deutsche Bücher von Gustav Freytag und befaßte mich mit der altdeutschen Literaturgeschichte.

Als zweite Fremdsprache für die schriftliche Prüfung wähle ich Englisch, für die mündliche Prüfung habe ich mich für Französisch entschieden.

Nach bestandener Reifeprüfung beabsichtige ich, Philologie (englisch, französisch, spanisch) zu studieren.

Ich bitte, auf dem Reifezeugnis mein Religionsbekenntnis zu vermerken.