DKG (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz des Sonderlehrgangs A

1.) Gehalt und Gestalt des Trauerspiels „Kabale und Liebe“ von Schiller.

2.) „Alle menschlichen Gebrechen ... Sühnet reine Menschlichkeit.“ Das Geleitwort Goethes zur „Iphigenie“ ein Mahnwort an unsere Zeit.

3.) „So hast Du es bestimmt, o Gott, daß jeder ungeordnete Geist sich selbst zur Strafe wird.“   Augustinus.

4.) Eine vergleichende Bildbetrachtung. Fritz Boehle „Junger Ritter“ und „Der heilige Georg“.


Beurteilung

20 Jahre. Mittelgroß, schlank, kräftig. Sein Vater Schriftleiter an der KV. Niedersachse, Mutter Schlesierin, katholisch, 2 Brüder, 1 Schwester.

Er hat von Ostern 1936 bis 1941 das Burggymnasium in Essen besucht, war von Herbst 1941 bis Februar 1943 Schüler unseres Gymnasiums und danach bis Februar 1944 LWH. Nach zweimonatigem Arbeitsdienst bezog er auf Grund der Bescheinigung seiner Hochschulreife die Technische Hochschule Darmstadt, um Architektur zu studieren. Unmittelbar vor Schluß des Semesters, am  6.7.44, wurde er zum Heer eingezogen. Am 20.7.45 aus der Gefangenschaft entlassen, arbeitete er als Maurer, um das für sein Studium notwendige Praktikum zu erledigen. Als er im Wintersemester zur Fortsetzung des Studiums nicht zugelassen wurde, meldete er sich zu unserem Lehrgang. Hofmann ist ein stiller, wohlerzogener, mehr als durchschnittlich begabter, ernstlich an sich arbeitender junger Mann, in dessen Denken und Sich-geben der religiöse Einfluß des Elternhauses deutlich erkennbar ist. Die künstlerischen Neigungen und Fähigkeiten, von denen er sich bei der Berufswahl leiten läßt, sind schon frühzeitig bei ihm hervorgetreten.

Er scheint für das Studium der Architektur geeignet zu sein.

Lebenslauf

An meinen Geburtsort Osnabrück, wo ich am 8. Juni 1926 zur Welt kam, habe ich keine Erinnerungen mehr, da ich dort nur meine beiden ersten Lebensjahre verbrachte. Mein Vater, der aus Hannover stammt und nach dem Weltkriege Volkswirtschaft und Zeitungswissenschaft studiert hat, konnte in Osnabrück in seiner niedersächsischen Heimat seine journalistische Tätigkeit beginnen. Meine Mutter dagegen stammt aus Schlesien und war bis zu ihrer Heirat Lehrerin an einer höheren Mädchenschule.

Mein bewußtes Leben beginnt erst in Köln, wo mein Vater im Frühjahr 1929 Schriftleiter an der Kölnischen Volkszeitung wurde. Mit meinen beiden Brüdern und meiner Schwester, der jüngsten von uns vier Geschwistern, wuchs ich in einer tief religiösen katholischen Familie auf. Da wir in einer verkehrsreichen Straße der Innenstadt wohnten und nicht ohne Gefahr auf der Straße spielen konnten, kam ich wenig mit anderen Kindern zusammen und meine Brüder waren fast meine einzigen Spielgefährten. Einsam blieb ich in der Stadt, in die ich heimlich auf Entdeckungsfahrten zog. Erst als ich Ostern 1932 auf die Volksschule kam, lernte ich auch andere Kinder kennen und schloß mich ihnen zu gemeinsamen Spielen an.

Im Sommer 1933 wurde die Zeitung meines Vaters ins Ruhrgebiet nach Essen verlegt. Die laute Großstadtwohnung vertauschten wir mit einer kleinen Wohnung in einer abgelegenen stillen Siedlung, die in Waldstreifen eingebettet liegt. Wald und Straße wurden bald mein Tummelplatz, wo ich mich in Indianerspielen nach Herzenslust austoben konnte. Der Schulwechsel brachte eine starke Umstellung mit, da in Essen nach einem anderen Lehrplan unterrichtet wurde und ich das erste Schuljahr fast ganz nachholen mußte.

Nach 4jährigem Besuch der Volksschule trat ich Ostern 1936 in die Sexta des staatlichen Burggymnasiums ein. Schon in den unteren Klassen zeigte ich besondere Vorliebe für die naturwissenschaftlichen und mathematischen Fächer. Meine Lieblingsbeschäftigung war das Zeichnen. Auf Fahrten und Wanderungen begleitete mich mein Zeichenblock und gern verweilte ich vor so manchem Bauwerk, mochte es eine kleine Kapelle oder ein altes, windschiefes Bauernhaus sein, um es im Bilde festzuhalten. Bei Ausbruch des Krieges wurde der Schulunterricht verkürzt und einige Fächer, darunter auch Geschichte und Zeichnen, fielen lange Zeit aus.

Im Herbst 1941 zogen wir nach Köln zurück. Ich kam in die 6. Klasse des staatlichen Dreikönigsgymnasiums. Den Schulwechsel konnte ich nur langsam überwinden. In Köln nun trat meine geistige Entwicklung stärker hervor. Häufig besuchte ich Theater und Konzert. Der Bücherschrank meines Vaters stand mir jederzeit offen. Ich griff gerne zu den Werken Ernst Jüngers und anderer neuerer Dichter. Ich beschäftigte mich mit der Kunstgeschichte, vor allem mit der Baukunst, und lernte die alten Bauwerke Kölns kennen und lieben. Damals schon hegte ich den Wunsch Architekt zu werden, um so mehr, als ich sah, wie diese Bauwerke in den zahlreichen Angriffen und den schaurigen Brandnächten in Schutt und Asche sanken.

Am 15. Februar 1943 wurde ich aus Elternhaus und Schule herausgerissen und zog als Luftwaffenhelfer mit vielen Klassenkameraden in eine Flakstellung in der Nähe Kölns. Die soldatische Tätigkeit trat in den Vordergrund, der Unterricht wurde immer mehr eingeschränkt. Als ich im Dezember in die Steiermark versetzt wurde, fiel er schließlich ganz aus. In den dienstfreien Stunden las ich damals Novellen von Stifter und Gottfried Keller und suchte an Hand von Lehrbüchern in die Gebiete der Mathematik und der Physik tiefer einzudringen, die zu meinem Studium gehörten.

Am 15. Februar 1944 wurde ich zusammen mit den Klassenkameraden, die nicht zur Flak eingezogen waren und ihre Abiturarbeiten machen konnten, von der Schule entlassen und erhielt mit dem Abgangszeugnis auch die Hochschulreife zuerkannt.

Nach einer 10wöchigen Arbeitsdienstzeit vom 16. Februar bis zum 25. April 1944, in der ich neben dem harten Dienst kaum eine freie Stunde zum eigenen Studium fand, konnte ich Anfang Mai an der Technischen Hochschule in Darmstadt mit dem Studium der Architektur beginnen. Erst kurz vor Abschluß des Semesters rief mich ein Telegramm, das meine Einberufung enthielt, nach Köln zurück.

Der 6. Juli sah mich als Rekrut auf dem Kasernenhof der Esplanade in Wesel. Es folgten Wochen harter Ausbildung, bis an einem Sonntagmittag im September 2 englische Fallschirmjägerdivisionen an der Holländischen Grenze landeten. Noch am selben Tage wurde meine Kompanie, nur notdürftig in aller Eile ausgerüstet, an die Front geworfen, aber in den ersten harten Kämpfen fast völlig aufgerieben. 14 Tage später verließ ich die Front, und nachdem ich einige Wochen Hilfsausbilder war, nahm ich während des Winters an einem O.B. Lehrgang in Meiningen teil. Ostersonntag fand der Lehrgang plötzlich ein Ende, als amerikanische Panzerspitzen die Stadt überrollten und einige Tage später eroberten, wobei ich in Gefangenschaft geriet.

In den Lagern in Süd- und Westdeutschland, mit Tausenden von Mitgefangenen auf engsten Raum zusammengepfercht, bei unzureichender Verpflegung und ohne Schutz gegen die Witterung, lernte ich kennen, was es heißt gefangen zu sein. Ich sah Menschen, die an der Not zerbrachen und verzweifelten, und war selbst mutlos. Stark wurde ich von der ersten Feier des Meßopfers ergriffen. Der 20. Juli 1945 brachte mir endlich die Freiheit wieder.

Da die Hochschulen noch nicht eröffnet hatten, arbeitete ich in den Monaten August, September und Oktober als Praktikant auf einer Baustelle in Köln. Ich bewarb mich an der Technischen Hochschule in Hannover um die Zulassung zum Wintersemester, wurde aber zurückgestellt. Seit dem 26. November besuche ich den Lehrgang A des Dreikönigsgymnasiums, um die Reifeprüfung abzulegen und damit die Berechtigung zum Weiterstudium zu erlangen.