DKG (Köln)

Oberprima (Gymnasium)

Zu dieser Klasse konnten bislang weder eine Gesamtbeurteilung noch die Themen der Abituraufsätze im Fach Deutsch ermittelt werden.


Beurteilung

Oberprimaner D., Ernst

Er ist geistig nur mittelmässig begabt, aber ein strebsamer, ausdauernder und gewissenhafter Arbeiter. Mehr als durchschnittliche Erfolge hatte er in keinem theoretischen Fach zu verzeichnen; „sehr gut" in Leibesübungen. Erfreulich ist seine charakterliche Veranlagung und Entwicklung; er ist bescheiden und verschwiegen; ernste und tatbereite Willenshaltung. Im Jungvolk bekleidete er das Vertrauensamt eines Kassenwarts. Sein Ziel ist, mittlerer Justizbeamter zu werden.

In den nationalpolitischen Schulungslagern hat er sich gut bewährt.

Lebenslauf

Hierdurch bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung im Ostertermin 1937.

Am 26. August 1916 wurde ich als zweiter Sohn des Justizinspektors Ewald D. und seiner Ehefrau Auguste, geb. D., in Köln geboren. Ungefähr zwei Jahre nach meiner Geburt zogen wir nach Hennef an der Sieg, da mein Vater an das dortige Amtsgericht versetzt wurde. Aus meiner Kinderzeit erinnere ich mich noch deutlich an die fremden Besatzungstruppen, die damals in meinem Heimatdorf lagen. Zunächst waren es Engländer, und von ihnen gewann ich manche freundliche Eindrücke. Bei uns auf dem Hofe stand ihre Feldküche, und wenn ich mich am Fenster oder auf dem Hofe zeigte, gaben sie mir zuweilen Keks und Schokolade. Dann wurden die Engländer von Marokkanern abgelöst, die ich nur in schlechtester Erinnerung habe; sie spielten sich überall als die Herren auf und nahmen den Leuten oft das letzte Huhn oder Schwein weg.

Mit sechs Jahren kam ich in die Volksschule in Hennef. Ich ging sehr gern zur Schule und war am Ende des Jahres immer sehr stolz darauf, daß ich keinen Tag gefehlt hatte. Mein Lieblingsfach war der Rechenunterricht. Ich setzte meine Ehre darein, in der Schule stets als erster fertig zu sein. Mit meinem Freunde kämpfte ich um den ersten Platz, und dieser edle Wettstreit dauerte während unseres fünfjährigen Besuches der Volksschule, aber auch noch im ersten Jahre unseres gemeinsamen Besuches des staatlichen Gymnasiums in Siegburg an. Große Freude hatte ich von Anfang an auch am Turnunterricht, überhaupt am Sport. An wüstem Raufen habe ich mich nie gern beteiligt, dagegen war ich für einen ehrlichen Ringkampf immer zu haben. Eines Tages nahm mein Vater mich zu einem Fußballspiel mit. Seit der Zeit hatte ich eine große Vorliebe für diesen Sport. Ein Hausbewohner lieh mir seinen Ball, und bald trainierten in unserer Straße die Jungen aus der ganzen Gegend. Sobald ich einigermaßen lesen konnte, nahm ich mir Märchen- und Erzählungsbücher vor; später las ich dann nach und nach fast alle Bände von Karl May.

Daß wir jeden Sonntag denselben Spaziergang in den Wald machten, hat mich damals etwas gegen die Natur abgestumpft. Alljährlich unternahmen wir mit mehreren befreundeten Familien Fußwanderungen ins Siebengebirge. Nach Köln kamen wir selten, da es für meine Eltern gerade kein Vergnügen war, mit vier kleinen Kindern durch die Großstadt zu ziehen.

Ostern 1931 wurde mein Vater nach Köln zurückversetzt. Hier trat ich in die Obertertia des staatlichen Dreikönigsgymnasiums ein. Meinen Mitschülern gegenüber war ich sehr im Nachteil, da sie fast alle in der Großstadt aufgewachsen waren. Daher war auch die Klasse weiter fortgeschritten, und ich mußte mich immer sehr anstrengen, um im Unterrichte beizubleiben.

Der fremdsprachliche Unterricht machte mir Freude, seitdem wir uns hauptsächlich mit der Schriftstellerlektüre befaßten. So lasen wir in der Obersekunda die Lebensbeschreibung des Lykurg von Plutarch, in der die Einrichtungen des spartanischen Staates geschildert werden, die von wehrhaftem Geist erfüllten Elegien des Tyrzaios, die Verfassung der Athener von Aristoteles und die Lehre des Polybios vom Kreislauf der Verfassungen. Später lernten wir die herrliche Rede des Perikles bei der Totenfeier für die im 1. Jahre des peloponnesischen Krieges gefallenen Athener kennen. Wir erfuhren bei dieser Lektüre eine gute politische Schulung, und bei der Behandlung von Sophokles' „Antigone" und Platons „Gorgias", die beide politische Grundfragen zum Gegenstand haben, wurden uns die weltanschaulichen Voraussetzungen der Politik deutlicher bewußt.

Im lateinischen Unterricht half uns die Lektüre einer Auswahl aus Ciceros staatstheoretischen Schriften zur Klärung der politischen Grundbegriffe und zu einem tieferen Verständnis der politischen Kämpfe. Diese Schriften stammen ja von einem Staatsmann, der in eigener politischer Tätigkeit Erfahrungen gesammelt und diese dann durch Studien ergänzt hat. Er schrieb sie in einer politisch bewegten Zeit, und sie können sie auch besonders heute, wo sich überall in der Welt politische Kämpfe und Umwälzungen abspielen und wo wir uns mehr denn je mit politischen und staatskundlichen Fragen beschäftigen müssen, zu Vergleichen anregen. In Livius und Horaz lernten wir national begeisterte Römer kennen, die den politischen Reformplan des Augustus durch ihre geistigen Schöpfungen unterstützten, indem sie Begeisterung weckten für die Größe Roms und die alten Tugenden, die einst Rom zur Größe geführt haben. Als Ergänzung zur Tacituslektüre hielt uns einer unserer Lehrer im Wallraff-Richartz-Museum eine Reihe von Vorträgen über die Begegnung zwischen Germanen und Römern am Rhein.

Von den Werken der griechischen Dichtkunst las ich besonders gern die unvergänglichen Werke Homers, von dem Platon mit Recht sagt: dieser Dichter hat Griechenland erzogen. Er zeigte den Hellenen in ihren Helden ihr eigenes besseres Selbst; und wie gleichen die Helden der Ilias unsern germanischen Heldengestalten!

Der Deutschunterricht machte uns mit dem Wesen unseres Volkes und seinen großen kulturellen Leistungen vertraut. In Dichtung und bildender Kunst lernten wir deutsche Art tiefer begreifen und lieben, die zu bewahre, zu pflegen und zu verteidigen eine unsrer edelsten Pflichten und schönsten Lebensaufgaben ist.

Am 1. Mai 1933 trat ich dem N.S.-Schülerbund bei, bei dessen Auflösung ich zum Standort Reichenspergerplatz der Hitlerjugend überwiesen wurde. Ende September 1933 kam ich zur Oberbannstabswache, bei der ich bis zu ihrer Auflösung im Juli 1934 blieb. Ich ließ mich zum Jungvolk überweisen und übernahm dort bis April 1936 die Verwaltung einer Fähnlein Kasse.

In meiner sehr knapp bemessenen Freizeit befaßte ich mich mit der Lektüre der Bücher, die uns im Unterricht empfohlen wurden. Unter anderem las ich Novellen von Storm und Stifter, Bauernromane von Jeremias Gotthelf und Ernst Zahn, Kriegsdichtungen von Ernst Jünger und Werner Beumelburg. Soweit es meine Zeit gestattete, betätigte ich mich auch gern auf sportlichem Gebiet; ich erwarb in den Sommerferien dieses Jahres das Reichssportabzeichen. Da wir, seit wir in Köln wohnen, Platzmieter der städtischen Bühnen sind, konnte ich auch häufig das Theater besuchen.

Als meinen künftigen Beruf möchte ich die mittlere Beamtenlaufbahn bei der Justiz wählen. Da mein Vater, der in diesem Berufe steht, viel zu Hause arbeitet, war es mir möglich, einen gewissen Einblick in seine Arbeit zu gewinnen.

Als Wahlfach für die mündliche Prüfung bezeichne ich Mathematik.

Ich bitte, auf dem Reifezeugnis mein Religionsbekenntnis zu vermerken.