DKG (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz der Reifeprüfung 1931 (Realgymnasium)

1.) Öffentliche Plätze in Köln

2.) Was interessiert mich auf Reisen besonders?

3.) Die Geschichte eines Wasserstoffatoms

4.) Alltagspflichten gegen die Gemeinschaft


Beurteilung

Oberprimaner G., Heinz.

Regelmässig versetzt. Nach dem ersten äusseren Eindruck scheint er schüchtern und etwas hilflos, auch manchmal schwerfällig in der mündlichen Darstellung. Das sind aber nur Zeichen seelischer Hemmungen. In Wirklichkeit ist er geistig sehr rege und mannigfaltig interessiert, besonders für die mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer. Darin waren seine Leistungen immer gut oder sehr gut. Seit vielen Jahren hat er zu Hause Sammlungen angelegt: Steine, Muscheln, Aquarium, Terrarium. Schon als Tertianer hielt er zwei Monatsschriften über Aquarien- und Terrarienkunde und wusste in Aufsätzen sehr interessant über diese Liebhabereien zu berichten. Auch als Radiobastler hat er sich schon früh betätigt. In den letzten Jahren hat er sich zu Hause gründlicher befasst mit chemischen Experimenten, Flugzeugbau, Elektrotechnik. Während der letzten Sommerferien war er in England, seine Sprachkenntnisse steigerten sich dadurch merklich. Nebenbei photographiert er, treibt Musik und Faltbootsport. Alles das ist umso mehr anzuerkennen, als er aus der Familie eines mittleren Beamten stammt, also nicht über besonders reichliche Geldmittel verfügt.

Lebenslauf

Den Prüfungsausschuss des Staatlichen Dreikönigs-Realgymnasiums bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung im Ostertermin 1931.

Ich wurde am 5. Oktober 1912 in Calbe a./Saale geboren. Im Alter von 6 ½ Jahren wurde ich in die Volksschule zu Euskirchen aufgenommen. Ostern 1922 trat ich in das dortige Kaiserin Augusta Viktoria-Gymnasium über. Infolge Versetzung meines Vaters musste ich Euskirchen im Februar 1923 verlassen und besuche seit dieser Zeit das Staatliche Dreikönigsgymnasium.

Schon als Volksschüler fühlte ich mich stark zur Beschäftigung mit den Erscheinungen der mich umgebenden Natur hingezogen und machte damals fast ohne irgendeine Anleitung schon eigene Versuche. Lange Zeit war Naturkunde mein Lieblingsfach. Zunächst beschäftigte ich mich mit den beschreibenden Naturwissenschaften, wie Zoologie und Botanik. Meine Aquarien und Terrarien boten mir ausgezeichnete Gelegenheit zu Beobachtungen, und ich lernte durch sie die Bedingungen des Zusammenlebens von Tieren und Pflanzen kennen.

Mit der Zeit glitt mein Interesse auf Biologie, Chemie, Physik und Mathematik über, und ich nahm auch an biologischen und mathematischen Arbeitsgemeinschaften teil. Ich beabsichtige, an der Hochschule zunächst Mathematik, Physik und Chemie zu belegen, bevor ich mich einem Fachstudium zuwende. Auch mit technischen Fragen beschäftigte ich mich theoretisch und praktisch, z.B. mit den Grundzügen der Elektrotechnik und des Radio- und Flugzeugwesens.

In der Schule fanden diejenigen Fächer mein besonderes Interesse, bei denen es sich um die Erkenntnis von Gesetzmässigkeiten oder die Darstellung von Entwicklungsgängen handelte, z.B. Wirtschaftsgeographie, Geschichte, philosophische und soziale Fragen. Einen reinen Lernunterricht habe ich immer verabscheut. Doch habe ich immer gern gearbeitet, sobald mir der Unterricht irgendeine Anregung gab, das Gelernte anzuwenden und zu verwerten.

Von den Fremdsprachen sagt mir am meisten Englisch zu und zwar wahrscheinlich deshalb, weil ich das Wesen des Engländers leichter verstehe und auch höher schätze als das des Franzosen. Diese Vorliebe veranlasste mich im Sommer 1930 zu einer Studienreise nach England. Ungefähr ein Jahr lang besuchte ich den spanischen wahlfreien Unterricht.

Ausserhalb der Schule las ich neben naturwissenschaftlichen Büchern auch mehrere philosophische Werke. Romane haben mich selten gefesselt. Sie forderten mich meistens zu sehr zur Kritik heraus, da sie oft tendenziöse Verdrehungen und gedankliche Ungenauigkeiten enthielten; auch glaube ich nicht, dass ein Dichter nur aus seiner Phantasie ein Menschenleben gestalten kann. Dagegen las ich sehr gerne die Lebensbeschreibungen von bedeutenden Männern, weil ich dadurch die Grundbedingungen ihrer Erfolge und die psychologischen Gründe ihres Handelns kennen lernte.

Besonders gefielen mir oft einfache Schilderungen, wie einzelne Tiergeschichten von Hermann Löns und Bengt Berg. Diesem Bestreben, die Schönheiten der Natur kennen zu lernen, dienten auch die Faltbootfahrten, mit denen ich seit drei Jahren einen grossen Teil meiner Ferien ausfülle.

In der schriftlichen Prüfung nehme ich Englisch als zweite Fremdsprache; als Wahlfach bezeichne ich Physik.

Nach bestandener Reifeprüfung beabsichtige ich Diplomingenieur zu werden.

Auf dem Reifezeugnis bitte ich mein Religionsbekenntnis zu vermerken.

03 - Freizeit
03n_Natur, Biologie
05a - Höhere Schule
04 - Freundschaften