DKG (Köln)

Gesamtbeurteilung der Klasse 8a2 (1942)

Die Klasse

Die Klasse hatte zu Beginn des Schuljahres Herbst 1941 15 Schüler. Am 1. Oktober wurden vier von ihnen zu den Fahnen einberufen, sodass zur Zeit nur 11 Schüler da sind. Im Schuljahr 1940/41 waren 5 Schüler der Klasse einberufen worden.

Die Begabung der Schüler ist abgesehen von dreien: Kempen, Krücken und Willach, deren Begabung über den Durchschnitt hinausreicht, - nur mittelmäßig. Die Beteiligung am Unterricht war besonders in den letzten Monaten sehr rege. Wenn die Leistungen trotzdem hier und da zu wünschen übrig lassen, so ist der Grund dafür in den Auswirkungen der Kriegsverhältnisse zu suchen. Auch der häufige Lehrerwechsel hat dazu beigetragen. In den Leistungen haben sieben von zehn Schülern - einer war befreit – als Gesamturteil die Note Gut bezw. Sehr gut. Es sind durchweg anständige und brave Jungen, über deren Betragen keine Klagen laut geworden sind.

Es wollen werden:

2 Jurist
2 Arzt
1 Zahnarzt
1 Theologe
1 Ingenieur
1 Landwirt
1 Bücherrevisor
1 Mathematiker oder Physiker
1 Künstler

Alle Schüler gehören der Hitlerjugend an.

Vorschläge für den deutschen Aufsatz der Reifeprüfung 1942

1.) Die Bedeutung des inneren Front im jetzigen Kriege.

2.) Inwiefern verhelfen uns Werke der Dichtkunst zum Verständnis des Lebens?

3.) „Was mich nicht umbringt, macht mich stärker.“ (Nietzsche.)


Beurteilung

Schüler K.

Er besuchte die Volksschule von Ostern 1930 bis Ostern 1934 und kam anschließend auf die erste Klasse des Dreikönigsgymnasiums. Er ist begabt und besonders für Naturwissenschaften und Mathematik interessiert, was in seinen Leistungen zum Ausdruck kommt. Aber auch in allen anderen Fächern sind seine Leistungen gut. Kempen arbeitet schnell und sorgfältig und schreckt auch vor Schwierigkeiten nicht zurück. Seine Kameraden schätzen ihn als einen hilfsbereiten Menschen. Außerhalb der Schule beschäftigt er sich besonders mit Kulturgeschichte und Musik. Auch betreibt er gern Sport; er besitzt den Grundschein. Seit 1933 gehört er dem Jungvolk und seit Ostern 1938 der Hitlerjugend an. Er will Mathematik oder Physik studieren. Als Wahlfach gibt er Mathematik an.

Lebenslauf

Den Herrn Direktor des Staatlichen Dreikönigsgymnasiums bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung zum Ostertermin 1942.

Am 1.V.1924 wurde ich in Köln als Sohn des Rechtsanwaltes Dr. Bernhard K. und seiner Ehefrau Gertrud geb. T. geboren. Meine Eltern und Großeltern sind mit Ausnahme des Vaters meiner Mutter, der aus Westfalen stammt, kölnisch-rheinischer Herkunft. Mit meinem Zwillingsbruder und meiner um ein Jahr älteren Schwester verlebte ich unbeschwert meine ersten Lebensjahre. Bis zu meinem Eintritt in die Volksschule weilte ich fast ausschließlich unter dem liebevollen Schutze meiner Eltern.

Mit dem Besuch der Volksschule - von Ostern 1930 bis Ostern 1934 - kam ich in eine andere Welt, das Schulleben. Hier legte ein gütig-strenger Lehrer in vierjährigem Wirken den Grund für die Arbeit meiner späteren Erzieher.

Neben den Schularbeiten, die schnell, doch sorgfältig, erledigt waren, blieb immer noch Zeit zum Spielen oder Basteln. Auch die Musik wurde mir früh eine liebe Beschäftigung. Mit acht Jahren erhielt ich den ersten Cellounterricht. Häufig veranstalteten wir zu Hause zur Freude unserer Eltern Hausmusik. Im Trio vereint musizierten wir Geschwister zusammen und lernten an den Weisen deutscher Meister. In früher Jugend, aber auch heute noch, hat die Musik auf mich einen großen Einfluß gehabt. In ihr finde ich innere Sammlung zur Arbeit und Entspannung nach der Arbeit.

Im Oktober 1933 trat ich in das Deutsche Jungvolk ein. Vom Gebietsfähnlein, mit dem ich auch einige Sommerlager verbrachte, wurde ich im Herbst 1938 in die H.J. überwiesen und tue dort in dem Orchester des Bannes 53 Dienst.

Mit meinen Eltern konnte ich im August 1932 eine Ferienreise nach Süddeutschland machen. Bei dem Besuch von München fesselte mich damals besonders das Deutsche Museum. das ich auch in späteren Jahren noch mehrmals besuchte. Ich konnte mich nicht sattsehen an all den Modellen, Apparaten, Versuchseinrichtungen. Vielleicht zeigte sich hier zum erstenmal die Hinneigung zu den Naturwissenschaften in mir, die in der Schule im Chemie- und Physikunterricht zum Ausdruck kommt. War auf der Volksschule noch nicht meine Vorliebe für Rechnen deutlich geworden, so doch schon auf der Unterstufe im Dreikönigsgymnasium im Mathematikunterricht - Ostern 1934 war ich dort mit meinem Bruder aufgenommen worden -: Der klare Aufbau und die Genauigkeit des mathematischen Lehrgebäudes zogen mich an und trieben mich zur Beschäftigung mit der Mathematik außer der Schule. In den oberen Klassen ließen die wachsenden Schwierigkeiten meinen Eifer nicht erlahmen. Auch hoffte ich, auf dem Gebiete der Mathematik oder Physik meinen späteren Beruf zu finden. Da ich jedoch außer an der Mathematik an fast allen Fächern des Schulunterrichts die gleiche Freude habe, fiel es mir nicht leicht, mich für ein Wahlfach zu entscheiden. Doch wählte ich die Mathematik als Wahlfach, da die Beschäftigung mit dieser Wissenschaft das logisch-klare Denkvermögen stärkt, das ja Grundlage und Vorbedingung jeder Wissenschaft ist; verleiht doch das Studium der Mathematik am ehesten die Fähigkeit, in die Gedankengänge der Philosophie einzudringen.

Wanderungen in meiner Heimat, Fahrten durch Deutschland und eine Reise nach Jugoslawien, die mich Natur und Kultur eines fremden Landes erleben ließ, wirkten anregend auf mich ein. Doch empfand ich bei all diesen reichen und neuen Eindrücken, daß wirkliche Ruhe und Befriedigung nur aus dem Leben im eigenen Volk und Land erwachsen. Bei diesen Reisen vertiefte sich das Wissen, das Schule und Elternhaus mir gegeben hatten. Ich wurde angeleitet, auf die Schönheiten der Natur zu sehen und die Lebewesen in ihrem Zusammenleben zu verstehen. So beschäftigte ich mich gerne mit Erdkunde und Biologie; auch die Ergebnisse und Forschungen der Medizin verfolge ich mit Eifer.

Gewinnbringend waren auch die mit Lesen verbrachten Stunden für mich: sobald ich lesen konnte, war ich oft mit einem Buche anzutreffen. Dabei bot der reiche Bücherschatz meiner Eltern mehr als genug, um meinen Lesehunger zu stillen, doch wuchs bei jedem Feste auch meine eigene Bibliothek. Waren es zuerst Märchen, die ich auch heute noch schätze, dann später die Romane großer Dichter vor allem des neunzehnten Jahrhunderts, mit denen ich mich beschäftigte, so sind es heute mehr die Lyrik und die Erzählungen unserer modernen Dichter. Doch stehen ihnen zur Seite die Prosa und Gedankenlyrik unserer Klassiker.

Meine Lektüre regte auch zur Beschäftigung mit der Kunst und Geschichte an; besonders beeindruckte mich dabei die Kunst des deutschen Mittelalters in Architektur und Bildwerken.

Als ich am Ende der 3. Klasse vor der Wahl stand, mich dem gymnasialen oder dem realen Zweig zuzuwenden, entschied ich mich für die Gymnasial-Abteilung; wenn es auch weniger bloß praktisches Wissen vermittelt, so gibt das Gymnasium doch eine bessere Grundlage für die Lebensgestaltung. Diese geistige Ausrichtung gibt besonders der Unterricht in Griechisch und Latein. In den Dichtungen der Antike sind tiefer Gehalt und schöne Form vereint, und aus ihnen klingen viele zeitlose Wahrheiten an unser Ohr.

So gab das DKG mir auf allen Gebieten des Wissens bedeutende Grundlagen und eine für mich wertvolle Führung in der Bildung der Persönlichkeit. Besonders in den beiden letzten Schuljahren lernte ich neben dem stoffreichen Zusammenhang der einzelnen Lehrfächer auch ihre innere geistige Abhängigkeit voneinander und ihre Zugehörigkeit zu einem Großen, Ganzen erkennen.

Nach der Entlassung aus der Schule will ich mich, wenn ich meine Dienstpflicht abgeleistet habe, dem Mathematik- oder Physikstudium zuwenden. In dem einen oder anderen Berufe suche ich die Erfüllung meines Wunsches, der Menschheit zu helfen und sie weiter zu führen.

Abituraufsatz

Deutsche Prüfungsarbeit.

Die Bedeutung der inneren Front im jetzigen Kriege.

Gliederung:

A. Die Heimat als innere Front.

B. 1. Die innere Front hilft der äußeren Front:

a) durch Schaffung der Rüstung und durch Leistungssteigerung.

b) Durch Opfer will sie den Frontsoldaten ihren schweren Kampf Z. erleichtern.erleichtern_

B. 2. Die A; von Haltung ist auch in B 1 die Rede.Haltung der inneren Front:

a) bei der feindlichen Propaganda;

b) bei Verlusten durch kriegerische Maßnahmen der Feinde.

C. Wenn Front und Heimat zusammenhalten, werden wir den Sieg erringen.

Ausführung:

A. Vor dem Kriege hörte man oft das Schlagwort, daß ein künftiger Krieg ein totaler sein werde. Wenn man darunter verstand, zwischen Front und Heimat werde es keinen Unterschied mehr geben, beide müßten in gleicher Weise für die Erringung des Sieges kämpfen, so bewies der Verlauf des Krieges die Richtigkeit dieses Wortes. Frühere Kriege wurden meist nur von einem kleinen Teil des Volkes geführt. Hinter den kämpfenden Soldaten stand keine innere Front, die ihr Ziel darin sah, mit allen Kräften die Kämpfer zu unterstützen. Schon im Weltkrieg 1914-1918 zeigte sich die Abhängigkeit der Truppe von der Heimat.

B. 1. Im jetzigen Kriege, bei der weitgehenden Motorisierung der Heere, wo oft Öl wichtiger als Menschen ist, ist die Bedeutung der Heimat nur noch gewachsen. Heute muß jeder an dem Platz, an den er gestellt ist, soldatisch seine Pflicht erfüllen. Scheint einem der Posten auch unwichtig, will man lieber an der Front mit der Waffe in der Hand das Vaterland verteidigen, hier in der Heimat müssen jedoch die Waffen geschmiedet werden, hier muß der Arbeiter für seine einberufenen Kameraden einspringen. Denn keineswegs darf die Leistung im Kriege sinken; vielmehr muß bei einem so riesigen Verschleiß und Verbrauch unserer Millionenheere immer genügend Ersatz zur Stelle sein, ungeheure Vorräte müssen gestapelt sein, um mit allen Kräften den Feind zu besiegen. Besiegen draußen die Frontsoldaten den Feind, so hat ihnen die Heimat alles gegeben. Nur für die Front arbeiten unermüdlich Tag und Nacht Millionen von Händen in Rüstungsbetrieben. Mit den Verladebahnhöfen schaffen Z. -arbeiter,Transportarbeiter_ um die Lieferungen der Heimat möglichst schnell an die Front zu bringen. Landarbeiter, Bauern, Bauernfrauen, die allein auf ihren Höfen die Arbeit fertigbringen müssen, alle arbeiten sie für die Ernährung: trotz der Blockade soll die heimische Erzeugung an Lebensmitteln reichen für das eigene Volk und manche unserer Verbündeten. Hier muß man besonders der deutschen Frauen gedenken, die ihren Platz am Herd mit dem an der Drehbank oder in der Straßenbahn vertauscht haben. Hier ersetzen sie die Männer, die das Vaterland für die Verteidigung der Grenzen einberufen hat.

Bei all diesen Umstellungen, die jeder einzelne auf sich nehmen mußte, ging es nicht ohne persönliche Opfer ab. Man mußte auf Annehmlichkeiten verzichten, die man im Frieden für selbstverständlich gehalten hatte. Doch wenn dadurch irgendwie den Frontsoldaten draußen eine Erleichterung zuteil wird, wir nehmen es gerne auf uns. Wir wissen ja, es geht um den Bestand unseres Volkes in der Zukunft. Aber fast kein Opfer kann wettmachen, was die Soldaten entbehren müssen. Denken wir nur an die, die unser Leben sichern, indem sie ihr Leben hingeben, und wir vergessen alles Unbequeme.

B 2. Darin zeigt sich gerade der Geist der Heimat. Hier kann sie beweisen, daß sie den Sinn des Krieges erkannt hat. Nicht nur mit Material soll A; siedie Heimat die Front unterstützen, auch geistige Güter sind Waffen, die die Heimat den Soldaten geben soll. Denn gerade aus dem Geistigen schöpft man erst die Kraft, den schlechten Einflüssen des Krieges zu widerstehen. Doch kann auch der geistige Einfluß mehr zum Verlust eines Krieges beitragen als der Einfluß durch Material. Auf diese Tatsache hat der Gegner seine Propaganda gegründet. Sie soll die moralische Widerstandskraft des Volkes unterhöhlen, und damit hätte der Gegner dann sein Ziel erreicht, daß das im Felde unbesiegliche Heer vom Rücken her, aus der Z. Heimat,Heimat_ den tödlichen Stoß erhält. Wenn dies dem Feind im Weltkrieg auch gelungen ist, ein R. ein zweites Malzweitesmal wird es ihm nicht gelingen. Die Heimat wird nicht nochmals die Front verraten, indem sie willig der gegnerischen Propaganda ihr Ohr leiht und leichtgläubig auf Gerüchte hört, die den Widerstandswillen des Volkes schwächen. Wenn wir auch Luftangriffe auszuhalten haben, die oft tiefe Wunden schlagen und liebe Freunde und Bekannte aus unserer Mitte reißen, halten wir uns doch das schwere Los der Soldaten vor Augen! Dann schöpfen wir neue Kraft. Denken wir doch an das traurige Geschick der Volksgenossen, die im Herbst 1939 ihre Heimat verlassen mußten, an die Rückwanderer aus dem Osten und Balkan, an die Deutschen in Feindesland und besonders an die deutschen Gefangenen!

C. Im vorigen Kriege hielt die Heimatfront den Belastungen nicht stand; durch ihre Haltung beeinflußte sie den Frontsoldaten. Der Soldat in diesem Kriege weiß, daß seine Familie ausreichend versorgt ist, daß die Führung die Soldaten zum Siege führen wird.

In diesem Bewußtsein werden die vereinten Kräfte von Heimat und Front dahin wirken, daß dieser Krieg zum siegreichen Ende geführt werde.

Der Verfasser hat die Aufgabe mit gutem Verständnis bearbeitet. Der behandelte Stoff reicht im wesentlichen aus. Die Ausdrucksweise ist geschickt und flüssig.

Gut.

Klassenleistung: Gut.