DKG (Köln)

Oberprima (Gymnasium)

Zu dieser Klasse konnten bislang weder eine Gesamtbeurteilung noch die Themen der Abituraufsätze im Fach Deutsch ermittelt werden.


Beurteilung

Oberprimaner L., Heinz-Peter

Er ist ein strebsamer, geistig beweglicher Mensch mit scharfem Beobachtungsvermögen, aber weniger eigenschöpferischer Vorstellungs- und Denkkraft.

In seinem Charakter zeigt sich starkes Anlehnungs- und empfindliches Geltungsbedürfnis. Aus gebildetem Elternhaus bringt er eine gute Gesamterziehung mit.

Leistungen: „Gut" in Religion, Mathematik und Musik; sonst überall „genügend".

Im Lager hat er sich gut bewährt.

Lebenslauf

Hierdurch bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung im Ostertermin 1937.

Neun Monate vor dem Ende des Weltkrieges, am 16.2.1918, wurde ich in Köln als Sohn des Arztes Dr. Heinrich L. und seiner Frau, Elma geb. S., geboren und vier Tage später katholisch getauft. - Mit vier Jahren kam ich in den städtischen Kindergarten in der Opernstraße und Ostern 1924 in die Volksschule am Klingelpütz, die ich bis zu meinem 10. Lebensjahre besuchte. Unser Lehrer, mit dem ich heute noch in freundschaftlichem Verkehr stehe, war von guter Kölner Art und gab uns von diesem Gusto viel mit. In den Ferien dieser vier Schuljahre lernte ich im Westerwald und in der Eifel Leute und Leben auf dem Lande erstmalig kennen. Später machte ich noch manche Wanderung mit meinem Vater in dieses Gebiet, und so erweiterten sich nach und nach meine im Schulunterricht erworbenen heimatkundlichen Kenntnisse.

Nach bestandener Prüfung nahm mich Ostern 1928 das staatliche Dreikönigsgymnasium in die Sexta auf. Wir Schüler verbrachten schon die ersten Jahre der höheren Schule in guter Kameradschaft, die uns bis heute und wohl für unser ganzes Leben fast verbindet. Seitdem wir in Quarta mit den Anfangsgründen der Geometrie vertrautgemacht wurden, blieb diese mein Lieblingsfach; es wurde auch für die Wahl meines späteren Lebensberufes mitbestimmend. Als am Ende der Quarta die Klassengemeinschaft sich in den humanistischen und den realgymnasialen Zweig teilte, wählte ich, unserer Familientradition getreu, den humanistischen. Der bisherige Ordinarius führte uns in die griechische Sprache ein; gleichzeitig machte uns der Lateinunterricht mit den ältesten Überlieferungen über unsere Heimat bekannt. Später ergänzten mir die Werke des Tazitus, Mommsens „Römische Geschichte" und einige Fachschriften, die ich neben der Schule las, diese frühesten Zeugnisse über die Auseinandersetzung zwischen Germanen und Römern im Rheinland. - Der im Winterhalbjahr der Untersekunda neu eingeführte rassenbiologische Unterricht gab mir die erste Anregung zu eigener familienkundlicher Forschung.

Einen Teil meiner Freizeit verbrachte ich immer gern am Klavier oder ruderte in unserer Schülerriege. Mit Klassenkameraden machte ich zwei größere Radtouren, von denen die erste uns durch das Rheintal und an der Bergstraße entlang in den Schwarzwald führte; die andere Fahrt ging ins mittlere Wesergebiet, in die Lüneburger Heide, nach Vierlanden und Schleswig-Holstein. Neben den landschaftlichen Schönheiten vergaßen wir nie die zahlreichen Museen und die künstlerischen Bauten, wie das Bruchsaler und Heidelberger Schloß, das Lüneburger und Hamburger Rathaus u.s.f. Bei einem dreiwöchigen Aufenthalt in Berlin zeigte mir mein dort ansässiger Onkel die Sehenswürdigkeiten der Reichshauptstadt, insbesondere die Schätze der großen Museen. In der Oper und im Schauspielhaus lernte ich bei dieser Gelegenheit eine Anzahl großer deutscher Bühnenkünstler kennen. Da ich seit einiger Zeit in Köln regelmäßig Theater und Konzerte besuchte, war ich auf den Vergleich mit Berlin sehr gespannt. In der Oper wählte ich gerne die Werke von Mozart, Wagner und Verdi, im Schauspielhaus die klassischen Dramen. Der Unterricht bot zu diesen Besuchen die wissenschaftlichen und kunsttheoretischen Voraussetzungen.

Am Ende der Untersekunda verließ uns unser langjähriger Ordinarius, dessen wir uns immer noch dankbar erinnern. Der neue Klassenleiter führte uns im Zusammenhang mit der altdeutschen Dichtung und Kunst tiefer in die Lebensanschauung in Sitte und Glaube unserer Vorfahren ein. In Prima wurden wir mit den Hauptwerken der großen deutschen Klassiker vertraut gemacht. Im Anschluß an Herder verfolgten wir an Hand einer Quellenauslese die Entwicklung der völkischen Idee bis in die Gegenwart. Aus der Literatur der Gegenwart lernten wir außer der Kriegsdichtung u.a. Paul Ernsts Drama „York" und die politische Lyrik kennen.

Tiefe Eindrücke und Erkenntnisse brachte mir der griechische Unterricht, besonders in den beiden Primajahren. Von den in dieser Zeit behandelten Werken möchte ich hier nur zwei erwähnen, weil sie die letzten Voraussetzungen und Grundlagen des politischen und sittlichen Denkens und Handelns betreffen, Sophokles' Tragödie „Antigone" und den Platonischen Dialog „Gorgias". Der Lektüre dieser beiden überzeitlichen Werke verdanke ich wohl das Beste, was ich an Erkenntnissen und Maßstäben in und außer der Schule als geistigen Besitz ins Leben mitnehme.

Im Mathematikunterricht der Oberstufe traten allmählich schwierigere Aufgaben an uns heran. Über die Trigonometrie kamen wir zur Differentialrechnung und ihre Anwendungsgebiete in der Physik. Wir sahen, welche Arbeit der Berechnung und Konstruktion von Maschinen zugrunde liegt. Dieses Gebiet war für mich besonders aufschlußreich, da ich schon lange in den Werkstätten der Segelflieger-Hitlerjugend praktisch arbeitete. Über den Bau des Automobils hatte ich mir schon früher durch Bücher Kenntnisse verschafft. Die eigene Arbeit an einem Segelflugzeug, die Teilnahme an einem Fliegerlager und flugtechnische Lektüre weckten in mir allmählich den Wunsch, Flugzeuge und Flugzeugmotore zu bauen. So erkundigte ich mich nach den Anforderungen des Berufes und entschloß mich dann, Luftfahrtingenieur zu werden.

Als Wahlfach für die mündliche Prüfung bezeichne ich Mathematik.

Ich bitte, auf dem Reifezeugnis mein Religionsbekenntnis zu vermerken.