DKG (Köln)

Oberprima (Gymnasium)

Zu dieser Klasse konnten bislang weder eine Gesamtbeurteilung noch die Themen der Abituraufsätze im Fach Deutsch ermittelt werden.


Beurteilung

Oberprimaner M., Ernst

Er ist ein sachlich nüchterner, sehr zurückhaltender Mensch mit nach innen gerichtetem Gefühl, auf Leistung eingestellten Willen und einer ausgeprägten Neigung zum empirischen Denken. Eine unbiegsame, eckige Natur, der trotz vorhandener sozialer Kontaktbereitschaft das entsprechende Äusserungsvermögen abgeht. Praktische Lagen erfasst er rasch und instinktsicher. Er denkt gründlich und zielstrebig, aber bei langsamen Vorstellungsablauf und geringer Breiter des geistigen Blickfeldes. Er besitzt mehr die Fähigkeit der Dauerkonzentration als den elastischen geistigen Schwung. Im mündlichen Sprachausdruck ist er ziemlich unbeholfen.

Er ist ungewöhnlich ehrgeizig und besitzt bei scheinbarer Schüchternheit ein grosses Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, obgleich ihm besonders gute Erfolge in den Schulleistungen versagt blieben. Ein Charaktermerkmal ist seine innere Richtungstreue bei wertbestimmter Grundhaltung. Seine Führung war stets einwandfrei.

Leistungen: „Sehr gut" in Leibesübungen, „gut" in Religion, Französisch, Englisch, Geschichte, Zeichnen, Musik; sonst überall „genügend".

Im Lager hat er sich bewährt.

Lebenslauf

Hierdurch bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung im Ostertermin 1937.

Ich bin am 15. August 1918 in Kyllburg (Reg.-Bez. Trier) geboren als Sohn des Oberpostinspektors Michael M.. Die Eifel ist meine Heimat, dort waren meine Vorfahren seit Jahrhunderten ansässig. Meine Eltern wohnen seit 1912 in Köln, und hier verbrachte ich meine Jugend.

In den ersten Jahren meines Lebens weilte ich oft längere Zeit in der Eifel. Aus dieser Zeit ist mir vor allem die Besetzung des Rheinlandes durch die Marokkaner im Gedächtnis haften geblieben. So war ich, wenn auch erst halbbewußt, noch Zeuge der traurigen politischen Ereignisse, die auf den deutschen Zusammenbruch folgten.

In den Jahren 1924/28 besuchte ich die Grundschule. Ostern 1928 wurde ich in die Sexta des staatlichen Dreikönigsgymnasiums aufgenommen.

Mit der Aufnahme in das Gymnasium begann ein entscheidender Abschnitt meines Lebens. Der Schule verdanke ich sicherlich die wesentlichste Förderung meiner Anlagen. Sie vermittelte mir zugleich die wissenschaftlichen Grundlagen und festen Maßstäbe meiner Weltanschauung. Der Deutschunterricht machte mich mit den Wesenszügen und den bleibenden Kulturleistungen der deutschen Volkes vertraut, durch den altsprachlichen Unterricht lernte ich die unvergänglichen Werte griechischen und römischen Geistes kennen, durch den Unterricht in der Geschichte erhielt ich einen Überblick über die politischen, militärischen und kulturellen Leistungen der führenden Völker in der Vergangenheit und Gegenwart, das Studium der modernen Sprachen machte mir ein tieferes Eindringen in den Geist des französischen und englischen Volkes möglich, die Mathematik lehrte mich, gesetzmäßige Beziehungen in der Welt der realen Dinge zu erfassen.

Dem Unterricht in den alten Sprachen schreibe ich den größten Einfluß auf meine geistige Entwicklung zu. Die humanistische Bildung erscheint mir gerade deshalb so wertvoll, weil ihr einzigartiges Bildungsgut in besonderem Maße geeignet ist, zur Selbständigkeit des Urteils zu erziehen und den Blick zu schärfen für die Wahrheit. Durch die langjährige Beschäftigung mit den geistigen Leistungen der uns [?] verwandten Antike, insbesondere mit den beispielhaften Schöpfungen des griechischen Volkes, wird man immer wieder dazu angehalten, frei von enger und äußerlicher Zweckgebundenheit auf das Wesen der Dinge zu dringen. In dem geistigen Erbe des klassischen Altertums sind die großen Fragen des menschlichen Lebens in zeitlos gültiger Form gestaltet, und wir vermögen hier Maßstäbe zu gewinnen für die eigene Auseinandersetzung mit der Lebenswirklichkeit.

Von den griechischen Schriftstellern haben mir besonders die „Antigone" des Sophokles und Platons Dialog „Gorgias", deren Grundmotiv die Bindung des Menschen an eine ewige Norm ist, tiefe Erkenntnisse gebracht. Im lateinischen Unterricht galt mein Interesse vor allem den geschichtlichen Werken des Tacitus, die uns einen tieferen Einblick in die frühgermanische Welt gestatten, und den staatstheoretischen Schriften Ciceros.

Wenn ich Deutsch, Geschichte und die modernen Sprachen als Lieblingsfächer nenne, so bedeutet das nicht, daß mir die übrigen Fächer mehr oder weniger gleichgültig wären. Allerdings ist mein Interesse oft gegenständlich begrenzt. Ich nehme dann nur das in mich auf, was mir besonders wertvoll erscheint.

Von den großen Werken unserer deutschen Dichter habe ich vor allem Wolfram von Eschenbachs „Parzival" und Goethes „Faust" mit besonderer innerer Anteilnahme gelesen. In meinen freien Stunden habe ich mich näher mit der sudetendeutschen Dichtung, mit den Dichtern des Preußentums und mit der Weltkriegsdichtung befaßt.

Großes Interesse habe ich immer für die neuere Geschichte, insbesondere für außenpolitische Fragen gehabt. So hat mir z.B. ein halbjähriger geopolitischer Unterricht in der Unterprima, in der das Fernostproblem behandelt wurde, besonders gefallen. Ich habe es oft bedauert, daß die jeweils aktuellen politischen Vorgänge im geschichtlichen oder erdkundlichen Unterricht nicht eingehender behandelt wurden.

Das Studium der neueren Sprachen fällt mir sehr leicht. Ich habe die Absicht, auch nach dem Verlassen der Schule mich in der französischen und englischen Sprache weiterzubilden.

In die letzten Jahre meiner Schulzeit fiel die nationalsozialistische Revolution und der Aufbau eines neuen deutschen Reiches. Dieses Geschehen hat mein Interesse für politische Dinge besonders angeregt. Die Gedanken der nationalsozialistischen Lehre zogen mich stark an. Tiefen Eindruck hat auf mich der Elan gemacht, mit dem sich die Umwälzung vollzog. Immer deutlicher wurde mir bewußt, daß hier eine Bewegung in das politische Geschehen eingriff, die wirklich die Kraft hatte, die hoffnungslose Lage des Reiches zu wenden und zur Wegbereiterin einer neuen deutschen Zukunft zu werden. Die wertvollsten Aufschlüsse über die Ideenwelt des Nationalsozialismus und überhaupt über politische Fragen verdanke ich der Lektüre des Buches „Mein Kampf". Ich bewundere immer wieder aufs neue die Kühnheit und Weitsicht der Gedanken, die in diesem Werk niedergelegt sind.

Neben der Beschäftigung mit rein politischen Fragen habe ich mich näher mit militärischen Dingen befaßt. Ich habe eine große Reihe kriegsgeschichtlicher und wehrpolitischer Abhandlungen gelesen.

Besondere Neigung habe ich für die Musik. Ich spiele selbst Klavier, und so lernte ich alle bedeutenden musikalischen Werke kennen.

Neben meiner geistigen Weiterbildung habe ich mich ebenso eifrig um die körperliche Ausbildung, der heute erfreulicherweise wieder größere Beachtung geschenkt wird, bemüht. Besonders in der Leichtathletik konnte ich meine Leistungen verbessern. Bis jetzt bin ich im Besitz eines Frei- und Fahrtenschwimmerzeugnisses und des Reichsjugendsportabzeichens.

Im April 1933 trat ich der Schulgruppe des N.S.S. bei. Nach der Auflösung dieser Organisation wurde ich in die Hitler-Jugend überwiesen.

Während meiner Schulzeit habe ich viele Fahrten unternommen, die mich durch ganz Deutschland führten. Dazu hatte ich einmal auf dem Wege eines Schüleraustausches Gelegenheit, während der Herbstferien in der französischen Hauptstadt meine Sprachkenntnisse zu erweitern und so auch einmal das Leben jenseits der Grenzen aus eigenem Erleben kennenzulernen. Dieser Austausch hat mir wertvolle Aufschlüsse über die Frage einer deutsch-französischen Annäherung gebracht.

Ich habe die Absicht, mich nach der Ableistung des Arbeits- und Wehrdienstes dem Studium der Rechtswissenschaft zuzuwenden.

Als Wahlfach für die mündliche Prüfung nenne ich Französisch.

Ich bitte auf dem Reifezeugnis meine Religionszugehörigkeit (kath.) zu vermerken.