DKG (Köln)

Gesamtbeurteilung der Unterprima (Gymnasium) 1937

Gesamturteil über die Klasse UIg.

Die UIg hat 20 Schüler. Von ihnen sind verhältnismässig viele gut, aber auch nicht wenige schwach, während die Zahl der mittelmässigen am geringsten ist.

Das Verhalten der Klasse war mit seltenen Ausnahmen hochanständig. Schulstrafen brauchten in der Oberstufe fast gar nicht verhängt zu werden.

Die Schüler arbeiteten zu Hause fleissig. Es kam fast nie vor, dass einer ohne Vorbereitung zur Schule ging.

Die Beteiligung war recht rege.

So war die Arbeit mit den Jungen eine - leider zu kurze - Freude.

Im nationalpolitischen Lehrgang war das Verhalten sämtlicher Schüler einwandfrei; die Klasse erhielt ein besonderes Lob.


Beurteilung

Unterprimaner B., Karl.

Er ist der Sohn eines Bergmannes. Mit 12 Jahren kam er auf die Sexta der Mittelschule zu Herten-Scherlebeck, trat nach zwei Jahren, weil die Schule einzugehen drohte, als Schriftsetzerlehrling in eine Druckerei ein, bestand nach vierjähriger Lehrzeit Ostern 1929 die Gesellenprüfung und arbeitete dann als Schriftsetzer bis 1931. Dann war er fünf Jahre in einer Missionsschule, erhielt hierauf ½ Jahr lang Privatunterricht und bestand Ostern 1936 bei uns die Aufnahmeprüfung für die UIg. Er ist jetzt 25 ½ Jahre alt. In der Missionsschule musste er neben dem Studium auch in Haus und Garten helfen. Dazu war häufiger Lehrerwechsel in Latein und Griechisch von ungünstigem Einfluss auf seine Ausbildung in diesen Sprachen. Er besitzt eine gute Durchschnittsbegabung, erfasst schnell und behält leicht. Er arbeitete mit unermüdlichem Fleiss und beteiligte sich stets rege am Unterricht. Er ist reich an reifen Gedanken und weiss sie in eine gewandte Form zu fassen. Er ist eine ernste, gediegene Persönlichkeit, von tiefem Gemüt, nicht ohne Phantasie, Witz und Humor. Sein Verhalten war immer mustergültig, höflich und bescheiden, sein Auftreten sicher und gewandt.

Zu seinen Mitschülern hat er trotz seines Alters und der nur einjährigen Zugehörigkeit zu ihnen ein herzliches Verhältnis gefunden und auf sie im besten Sinne eingewirkt.

Er ist Mitglied des Schülerorchesters.

Vor seinem Studium, also vor 1931, hat er in seiner Heimat einen Jugendverein von 160 Mitgliedern geleitet.

Lebenslauf

Hierdurch bitte um Zulassung zur Reifeprüfung im Ostertermin 1937.

Ich, Karl Paul B., wurde als Sohn des Bergmanns Heinrich B. und dessen Ehefrau Elisabeth geb. R. am 2. September 1911 zu Herten-Scherlebeck, Kreis Recklinghausen, geboren. Die ersten Kinderjahre verbrachte ich in meinem Elternhause. Von Ostern 1918 bis Ostern 1923 besuchte ich die katholische Volksschule meiner Heimat und trat dann in die Sexta der Mittelschule zu Herten-Scherlebeck ein. Als im Jahre 1925 das Weiterbestehen der Mittelschule wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage in Frage stand, entschloß ich mich, einen praktischen Beruf zu erlernen. Im April desselben Jahres wurde ich als Schriftsetzerlehrling bei der Akzidenzdruckerei Franz Werres, Recklinghausen, eingestellt. Nach vierjähriger Lehrzeit legte ich Ostern 1929 die Gesellenprüfung vor der Handwerkskammer in Münster ab. Da ich mich in meinem Berufe weiter ausbilden wollte, besonders im Zeitungsfach, bewarb ich mich um eine Stelle bei der Recklinghäuser Volkszeitung, in der ich bis zum Herbst 1931 beschäftigt war.

Da ich schon länger den Entschluß gefaßt hatte, mich dem Studium zu widmen, gab ich meinen Schriftsetzerberuf auf und trat am 1. September 1931 in die Schule der Missionare von dere hl. Familie zu Biesdorf. Die Klassen Sexta bis Obertertia besuchte ich in der Missionsschule zu Biesdorf, Kreis Bitburg (Eifel) und bis Obersekunda in der Missionsschule derselben Missionare in Mühlbach b. Bad Neustadt (Unterfranken). Von Herbst 1935 bis Ostern 1936 bereitete ich mich in der Privatschule H. Becher, Köln, auf die Prüfung für die Unterprima vor und bestand diese Prüfung Ostern 1936 am Staatlichen Dreikönigsgymnasium, das ich seit dieser Zeit besuche.

Während meines Studiums habe ich mit besonderer Liebe Religion, Deutsch und Geschichte studiert. In meiner freien Zeit beschäftigte ich mich mit neuer Literatur, besonders katholischer. Die schönste Entspannung fand ich im Geräteturnen, das ich schon in meiner Lehrzeit in einem Turnverein pflegte.

Da ich wegen meiner kurzen Studierzeit für alle Fächer viel schaffen mußte, blieb mir keine Zeit, mich in der HJ oder SA zu betätigen, auch habe ich mich keinem bestimmten Fach in besonderem Maße widmen können und möchte deshalb kein Leistungsfach wählen.

Ich werde das Studium der Theologie wählen und bitte, auf dem Reifezeugnis meine Zugehörigkeit zur katholischen Religion zu vermerken.