DKG (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz der Reifeprüfung 1941

1.) Der deutsch-engl. Gegensatz - worauf beruht er, worin besteht er?

2.) Anpassung ist notwendig, Anpassung ist gefährlich.

3.) Welche biologischen Tatsachen sind für meine Lebensführung von Bedeutung?


Beurteilung

Schüler S., Willi

S. ist gebürtig aus der ländlichen Umgebung von Köln. Trotz seiner jungen Jahre besitzt er schon einen ausgeglichenen Charakter. Wenn es auch ein etwas langsames Denken ist, so haften dafür die Eindrücke, die ihm die Schule vermittelt, um so tiefer. So konnte er im Laufe der Jahre ausreichende und zum Teil befriedigende Ergebnisse in seinen Leistungen erzielen. Doch fielen diese in der letzten Zeit nicht mehr so zufriedenstellend aus.

Da sein Wohnort in der unmittelbaren Gegend von Knapsack, dem Sitz der Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerke, liegt, hatte er im Laufe des Herbstes mehr als die anderen Schüler unter den nächtlichen Fliegerangriffen zu leiden. Dadurch, dass ein Blindgänger unmittelbar vor dem Elternhause niederging, war die Familie gezwungen, das abbruchreife Haus zu räumen und bei anderen Einwohnern des Ortes Unterschlupf zu suchen. Die dortigen engen Raumverhältnisse hinderten ihn an einem intensiven Studium. Augenblicklich liegt er mit einem Kopfgeschwür behaftet im Frechener Krankenhaus.

Lebenslauf

Den Herrn Direktor des Staatlichen Dreikönigsgymnasiums bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung Ostern 1941.

Am 19. Februar 1922 wurde ich als Sohn des Elektrikers Johann S. und seiner Ehefrau Magdalena, geb. S., in Bottenbroich geboren und nach katholischem Glauben getauft.

Von meinem sechsten Lebensjahre ab besuchte ich die Volksschule in Bottenbroich und verließ sie Ostern 1933 um in die erste Klasse des Staatlichen Dreikönigsgymnasiums in Köln einzutreten. Meine Lieblingsfächer waren während der ganzen Schulzeit Erdkunde und Geschichte. In den oberen Klassen kamen Englisch und Biologie hinzu. Als Wahlfach möchte ich Erdkunde nehmen.

Ende 1933 trat ich in das Deutsche Jungvolk ein, aus dem ich 1937 in die Hitler-Jugend überwiesen wurde. 1939 erfolgte meine Beförderung zum Kameradschaftsführer. Am 29. November 1940 wurde ich gemustert und muß Anfang April 1941 mit meiner Einberufung zum Reichsarbeitsdienst rechnen.

Als späterer Beruf habe ich, meiner Neigung folgend, Zahnarzt gewählt.

Auf dem Abgangszeugnis wünsche ich die Angabe meines Bekenntnisses.

Abituraufsatz

Deutsche Prüfungsarbeit.

Der deutsch-englische Gegensatz - worauf beruht er, worin besteht er?

England hat sich lange Zeit v, infolge seiner kontinentalen Randlage, von den europäischen Verhältnissen ferngehalten. Das englische Volk, das unrichtigdieselben rassischen Grundlagen wie das deutsche hat, stand in den ersten Jahrhunderten seiner Geschichte den deutschen Stämmen nie feindlich gegenüber. Zwischen den englischen und deutschen Fürstenhäusern bis in die Gegenwartwar durch Heiraten sogar eine enge Verbindung angeknüpft worden . Als im Mittelalter die Hanse durch ihr weitverzweigtes Handelsnetz den A. dieser bestand noch garnicht.englischen Handel zu verdrängen schien, nahm der englische König Heinrich VI. eine feindliche Stellung gegenüber dieser Macht ein. Königin Elisabeth befestigte Englands Machtstellung, nachdem die spanische Armada zerstört worden war. Im Kampf gegen Holland und Spanien eroberte Gr.es einige Kolonien. LogikNun war England stark genug, um auch in die europäischen Verhältnisse entscheidend eingreifen zu können. Absatz_ Einen großen Einfluß übte der Puritanismus auf die A.!kommende englische Entwicklung aus. Nach dieser Lehre betrachten sich die Engländer als das auserwählte Volk, dem alle Reichtümer dieser Erde offen stehen. Schon im 17. Jahrhundert beginnt die englische „balance of power" Politik, die Politik des europäischen Gleichgewichts. England will also auf keinen Fall dulden, daß auf dem Festland eine Großmacht entsteht, die ihm gefährlich werden könnte. Die hier angeführten geschichtl. Tatsachen beziehen sich nicht streng auf das Thema.England stand immer auf der Seite des Schwächeren gegen den Stärkeren . Es war ihm ganz gleich, ob es heute auf der Seite jenes, morgen auf der Seite dieses Staates stand. Selten nur nahm es selber mit einer größeren Kriegsmacht an diesen Kämpfen teil. England verstand durch eine überaus geschickte Politik v_ andere Völker für seine Interessen zu gewinnen. Diese erhielten dann finanzielle Unterstützung, manchmal auch Hilfstruppen, falsche Beziehungfür die diese Völker den Engländern die Kastanien aus dem Feuer holten. Im siebenjährigen Krieg unterstützte es den in Not geratenen Friedrich II. Dadurch daß Friedrich der Große nun den Krieg auch gegen Frankreich weiterführte, gelang es den Engländern v_ Frankreich die nordamerikanischen Kolonien zu entreißen. Im Anfang des 19. Jahrhunderts kämpfte England mit Deutschland gemeinsam gegen Napoleon. 1866 stand England auf der Seite Preußens, weil es durch den preußischen Sieg einen Machtausgleich zwischen den beiden Staaten erhoffte. Als aber auch Frankreich noch niedergeworfen wurde, wandte es sich von dem entstandenen Kaiserreich ab. Bismarck versuchte noch einmal eine Verständigung mit England, die aber nicht gelang. Nach langen Vorbereitungen vermochte England im Weltkrieg die gefürchtete Großmacht Deutschland zu vernichten. Nach dem Weltkriege bemühte sich England um eine Verständigung mit Deutschland. Solange unser Volk im Innern noch zerrissen und uneinig war, wurden wir von den Engländern A.!geachtet . Als aber Adolf Hitler die deutsche R.Enigung durchführte und die Macht des Reiches wuchs, war England bald wieder auf der Seite unserer Gegner, obwohl der Führer eine Einigung erstrebte. Im Laufe des jetzigen Krieges haben wir wiederum gesehen, wie rücksichtslos England für seine Interessen andere Völker in den Krieg treibt.

Diese englische „balance of power"-Politik steht im Gegensatz zu der heutigen deutschen Auffassung über das Machtverhältnis in Europa. Die deutsche Führung vertritt den Standpunkt, daß nur ein mächtiges Reich in der Mitte Europas v, einen langen Frieden gewährleistet.

Der Gegensatz zwischen England und Deutschland ist auch in wirtschaftlicher Hinsicht sehr groß. England war schon früh ein Industriestaat. Es konnte seine Waren in allen Erdteilen absetzen. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts begann sich dann in Deutschland eine Industrie zu entwickeln, die sich bald zum heftigen Konkurrenten für die Engländer aufschwang. Um die Wende des Jahrhunderts wurde die deutschen Waren infolge ihrer guten Verarbeitung schon höher eingeschätzt als die englischen. Dazu kommt noch das Anwachsen der deutschen Handels- und Kriegsflotte. Diese Entwicklung erregte den A. Gefühle dieser Art spielen in der Politik keine Rolle.Neid und die Mißgunst der Engländer und machte A.!sie zu einem unserer unversöhnlichsten Feinde. Ein weiterer Vorteil unserer Waren bestand darin, daß sie sehr billig waren. Der deutsche Arbeiter verlangte nämlich nicht so hohe Löhne und arbeitete länger als in dem demokratischen England. Um mit dieser gesteigerten deutschen Produktion Schritt zu halten, mußte der englische Arbeiter jetzt länger und billiger arbeiten. Dadurch wurde seine Abneigung gegen alles Deutsche, das er bisher schon nur als barbarisch angesehen hatte, noch größer. Er betrachtet den deutschen Arbeiter als ein Arbeitstier, das überhaupt keine Rechte und Freiheit besitzt. Weil der Deutsche so R.vieles und gutes in seiner Arbeit leistet und A.!diese Mittel einmal im Kampf gegen England einsetzen könnte, A. Der engl. Durchschnittsarbeiter ist sich dieser Tatsache nicht bewußt.wurzelt im englischen Arbeitertum eine Furcht und ein tiefer Haß gegen diese Gefahr .

Das ist falsch! Der Gegensatz ist vielleicht sogar noch größer nur wird es nicht so empfunden. - Hier spielt vor allem der „Snobismus" der engl. Arbeiterklasse eine Rolle.Der soziale Gegensatz zwischen arm und reich ist in England nicht so stark ausgeprägt wie in Deutschland . Auch hier hat der Puritanismus wieder günstig eingewirkt. Nach seiner Auffassung ist alles so von Gott gewollt Z._ und der Mensch kann an diesem Umstand nichts ändern. Dieser Erkenntnis des Arbeiters verdankt England, daß der Kommunismus sich nicht ausbreiten konnte wie in Deutschland.

Eine Steigerung des Gegensatzes A.!erlebte man in den letzten Jahren durch die Verschiedenheit der Weltanschauungen. Für den Engländer bedeutet die autoritäre Staatsform eine Freiheitsberaubung und Knechtung des Menschen. Gr. Satzbau!Sich selbst dagegen betrachtet er als das freieste und demokratischste Volk der Erde .

Heute hat der deutsch-englische Gegensatz seinen Höhepunkt erreicht. Nach dem Deutschland die englischen Trabanten vernichtet hat, stehen sich die beiden Gegner zu einem letzten Kampf gegenüber, Gr.ein Kampf, der über das Schicksal Europas entscheiden wird.

Der Satzbau und der Ausdruck der Arbeit sind befriedigend. Sterzenbach geht von der geschichtlichen Entwicklung Englands aus. Leider bleibt er aber in dem geschichtlichen stecken, weil er der Arbeit keine Gliederung gegeben hat, obwohl sie im Thema zu finden war. So hebt er erst im letzten Teil der Arbeit den Gegensatz Deutschland - England heraus, aber wichtige naheliegende Fragen, wie die der deutschen Raumnot, hat er nicht berührt.

Ausreichend!

Jahresleistung: 4

Köln, 28.2.41.