DKG (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz des Sonderlehrgangs A

1.) Gehalt und Gestalt des Trauerspiels „Kabale und Liebe“ von Schiller.

2.) „Alle menschlichen Gebrechen ... Sühnet reine Menschlichkeit.“ Das Geleitwort Goethes zur „Iphigenie“ ein Mahnwort an unsere Zeit.

3.) „So hast Du es bestimmt, o Gott, daß jeder ungeordnete Geist sich selbst zur Strafe wird.“   Augustinus.

4.) Eine vergleichende Bildbetrachtung. Fritz Boehle „Junger Ritter“ und „Der heilige Georg“.


Beurteilung

19 Jahre. Groß, wohlgenährt sehr kräftig. Sohn eines Tierarztes und Gutsbesitzers. Katholisch. Ein älterer Bruder, der Arzt ist.

L. hat unser Gymnasium bis zur 6. Klasse, dann LW-Helferdienst, RAD und Kriegsdienst, wie die meisten seiner Klassenkameraden, durchgemacht. Er wurde am 8.9.1945 aus der Gefangenschaft entlassen.

Er ist ein ausreichend begabter, durch seine Natürlichkeit und Offenheit gewinnender "großer Junge." Auf die Schülerspeisung verzichtet er ohne Aufhebens zugunsten eines seiner weniger gut ernährten Kameraden. Obwohl er das Reifezeugnis nicht für sein Fortkommen braucht, zeigt er doch einen erfreulichen Lerneifer und reges Interesse auch für schöngeistige Dinge.

Er wird Landwirt auf einem ererbten Gut, hat aber den Ehrgeiz, Diplomlandwirt zu werden.

Lebenslauf

Am 1. Juni 1927 kam ich, Hermann Josef Maria L., in Köln zur Welt als Sohn des Tierarztes Dr.med.vet. Franz Hubert Wienand L. von Gut Krahwinkel bei Grevenbroich-Allrath und seiner Ehefrau Margarete geborene S. aus Erden an der Mosel. Vier Tage später empfing ich in der Ursulakirche die Taufe der römisch-katholischen Kirche.

Kindheit und Jugend bis zum sechzehnten Lebensjahre verbrachte ich im Elternhause zu Köln-Fühlingen. Von klein auf aber konnten mich nicht die Wände des Hauses halten. Immer drängte es mich nach draußen in den Garten und später darüber hinaus zu den umliegenden Bauernhöfen, Wiesen und Feldern mit ihrem Tierreich.

Diese Ungebundenheit wurde auch, als ich von 1933 bis 1937 die Volksschule in Köln-Fühlingen besuchte, nicht wesentlich eingeschränkt, da mir das Lernen dort sehr leicht fiel. Ab Ostern 1937 schickten meine Eltern mich auf das Dreikönigsgymnasium nach Köln. Hier mußte ich mich langsam ans Arbeiten gewöhnen. Zu meinen Lieblingsfächern, den Naturwissenschaften und der Mathematik kamen noch andere, nämlich die Sprachen. Als Sextaner erklärte ich einmal, wie meine Mutter erzählt: „Latein ist nichts für mich; dabei muß man ja denken". Welchen Dank ich meinen Eltern schulde, daß sie mir das Denken trotzdem nicht ersparten, sah ich erst später ein. Damals folgte ich ihrem Rat und Willen und kletterte Jahr für Jahr eine Sprosse höher. Dafür, daß ich neben meinen Lieblingsfächern die Sprachen nicht vernachlässigte, sorgte, bevor ich ihren Wert erkannte, mein eigener Ehrgeiz.

Meine freie Zeit widmete ich meist meinem Lieblingssport, dem Reiten, oder ich fuhr mit meinem Vater bei der Ausübung der Praxis über Land. Dabei lernte ich viele landwirtschaftliche Betriebe kennen und konnte auch schon einige Erfahrungen für später sammeln, wenn ich selbst einmal in der Landwirtschaft tätig sein kann.

Als ich jedoch die 6. Klasse erreicht hatte, griff eine höhere Gewalt in meinen Lebensweg ein. Am 15. Februar 1943 wurden die Schüler des Jahrganges 1927 klassenweise als Luftwaffenhelfer zur Abwehr feindlicher Luftangriffe in ihrem Heimatgebiete herangezogen. Im Alter von kaum sechzehn Jahren sollten wir also den Forderungen der Schule, des Militärs und unseres eigenen noch wachsenden Körpers gerecht werden. Der Schulunterricht wurde natürlich auf ein Mindestmaß beschränkt. So waren wir aus dem Elternhause herausgerissen und in eine Welt gestellt, die keineswegs vorteilhaft auf den Bildungsgang junger Menschen wirkt. Aber auf Grund unserer Erziehung, die wir nicht zuletzt auch unserer Schule zu verdanken haben, konnten wir uns gegenseitig vor Verführungen zum Schlechten, die ein Soldatenleben mit sich bringt, bewahren.

Als Luftwaffenhelfer nahm ich am Schulunterricht bis zur 8. Klasse teil. Als ich im September 1944 den Einberufungsbefehl zum Reichsarbeitsdienst erhielt, wurde ich mit dem Reifevermerk von der Schule entlassen. Damit fiel für mich fast jegliche geistige Betätigungsmöglichkeit aus.

Seit dem 8. Dezember 1944 diente ich als Grenadier in der Infanterie-Geschütz-Kompanie des Kölner Regiments 211. Nach meinem ersten Einsatz in Westfalen geriet ich am 4. April 1945 bei Herford in amerikanische Gefangenschaft. Am 12. April traf ich in einem Gefangenenlager südwestlich Paris ein und wurde im Juni mit den Jugendlichen in ein Entlassungslager in der Normandie gebracht. Die langersehnte Heimreise konnten wir aber erst am 8. September 1945 antreten.

Zu Hause meldete ich mich bei meiner alten Schule zum Sonderlehrgang für die Hochschulreife. Nach bestandener Reifeprüfung will ich mich dem Beruf zuwenden, den alle meine Vorfahren ausgeübt haben, und von dem auch mein Vater sich nicht völlig abwenden konnte.