DKG (Köln)

Gesamtbeurteilung der Unterprima (Gymnasium) 1937

Gesamturteil über die Klasse UIg.

Die UIg hat 20 Schüler. Von ihnen sind verhältnismässig viele gut, aber auch nicht wenige schwach, während die Zahl der mittelmässigen am geringsten ist.

Das Verhalten der Klasse war mit seltenen Ausnahmen hochanständig. Schulstrafen brauchten in der Oberstufe fast gar nicht verhängt zu werden.

Die Schüler arbeiteten zu Hause fleissig. Es kam fast nie vor, dass einer ohne Vorbereitung zur Schule ging.

Die Beteiligung war recht rege.

So war die Arbeit mit den Jungen eine - leider zu kurze - Freude.

Im nationalpolitischen Lehrgang war das Verhalten sämtlicher Schüler einwandfrei; die Klasse erhielt ein besonderes Lob.


Beurteilung

Unterprimaner N., Alexander.

Er war von Sexta bis OIII auf dem Städtischen Gymnasium in Krefeld und kam Ostern 1934 in die UII unserer Anstalt. Er ist ein klarer Kopf, einer der bestbegabten Schüler der Klasse. Sein Verstand und sein Gedächtnis sind bei ihm vorzüglich, seine Phantasie ist weniger gut entwickelt. Er hat in fast allen Fächern gute und sehr gute Leistungen aufzuweisen, besonders vermag er, wie kaum ein anderer Schüler der Klasse bei der Übersetzung fremdsprachiger Texte in feinsinniger Einfühlung in Sinn und Stimmung einen der Vorlage gemässen Ausdruck zu prägen. Seine Ordnungsliebe, sein Fleiss und seine Aufmerksamkeit sind vorbildlich. Er hat eine besondere Vorliebe für Deutsch, musikalische Betätigung bildet seine Lieblingserholung. Seit 1932 gehörte er einem Schülersportverein an, aber infolge Überanstrengung bei den Reichsjugendwettkämpfen wurde er bis heute zu seinem grossen Leidwesen auf sportlichem Gebiet zur Zurückhaltung genötigt. Er beschäftigte sich viel mit der Kurzschrift und erwarb auf diesem Gebiete mehrere Auszeichnungen. Seit 1934 ist er Mitglied der HJ und wurde dort Sozialreferent der Gefolgschaft.

Er ist willensstark, bedächtig, ruhig überlegend, durch nichts aus der Fassung zu bringen, ein wenig verschlossen. Bei allem Selbstvertrauen ist er bescheiden, immer höflich und dienstwillig.

Seinen Mitschülern ist er ein echter, allseits geachteter und beliebter Kamerad.

Lebenslauf

Hierdurch bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung im Ostertermin 1937.

Am 9. September 1918 wurde ich, Josef Alexander N., als erster Sohn des Steuerinspektors Stefan N. und seiner Ehefrau Martha geb. I. geboren. Ich wurde nach dem katholischen Glaubensbekenntnis meiner Eltern getauft und erzogen.

Meine erste Jugend verlebte ich in Glogau in Niederschlesien. Dort besuchte ich von 1925-1929 die katholische Volksschule. Im April 1929 verzogen meine Eltern wegen der Versetzung meines Vaters nach Krefeld. Hier trat ich in das Städtische Gymnasium ein, dessen Klassen ich von Sexta bis Obertertia durchlief. Im März 1934 wurde mein Vater nach Köln versetzt. Ich wurde umgeschult und besuchte mit Beginn des neuen Schuljahres die Untersekunda des Staatlichen Dreikönigsgymnasiums, dessen Schüler ich noch heute bin.

In meiner ganzen Schulzeit hatte ich an den rein geistigen Fächern mehr Interesse als an den mathematisch-naturwissenschaftlichen. Sprachen bereiteten mir im allgemeinen wenig Schwierigkeiten. Besonders gern habe ich mich stets mit den alten Sprachen befaßt. - Seit Ostern 1935 beteilige ich mich am wahlfreien Unterricht in der englischen Sprache.

Im Deutschunterricht habe ich mich am liebsten mit Dramen beschäftigt, sowie mit der deutschen Literaturgeschichte. Besondere Freude habe ich an Goethes „Faust" gefunden. - Außerhalb des Unterrichts habe ich zuletzt Eckermanns „Gespräche mit Goethe" und Dramen von Grillparzer gelesen. Neben klassischen Balladen lese ich mit Vorliebe gute historische Romane. - Mein Lieblingsschriftsteller ist Paul Keller.

Musik treibe ich rege. Von 1928-1933 erhielt ich Klavierunterricht. An reiner Klaviermusik fand ich erst nach einem Konzert der Beethoven-Spielerin Elly Nerg [=?] Gefallen. Ich wandte mich daraufhin hauptsächlich Haydns, Mozarts und Beethovens Sonaten und Griegs „Lyrischen Stücken" zu. - Auf dem Gebiet der Oper haben die Werke Richard Wagners den größten Eindruck auf mich gemacht. - Die Bildungsmöglichkeiten, die die Städtischen Bühnen bieten, habe ich ausgenutzt.

Am 1. März 1934 trat ich in die Hitlerjugend ein. Als Sozialreferent meiner Gefolgschaft hatte ich später reichlich Gelegenheit, mich von der drückenden Armut weiter Kreise zu überzeugen. Die Leistungen des Führers auf sozialem Gebiet kann ich heute dadurch eher ermessen.

In sportlicher Beziehung mußte ich mir wegen einer Überanstrengung bei den Reichsjugendwettkämpfen 1932 für lange Zeit weitgehende Zurückhaltung auferlegen. Das Schwimmen habe ich 1931 erlernt.

Außerhalb der Schule beschäftige ich mich auch mit Kurzschrift. Im letzten Jahre leitete ich mehrere Lehrgänge. -

Als Leistungsfach wähle ich Musik. Ich bitte, in das Reifezeugnis einen Vermerk über meine Religionszugehörigkeit aufzunehmen.

Ich habe vor, Volksschullehrer zu werden.