DKG (Köln)

Gesamtbeurteilung des Sonderlehrgangs D

Kursus D

Dreizehn Teilnehmer zählt der letzte Abiturientenkursus des Dreikönigsgymnasiums. Das Gesamtbild dieser Klasse ist ansprechend und erfreulich. Es herrscht das gleiche Streben, dieselbe Besinnlichkeit, die zähe Entschlossenheit mit der Not fertigzuwerden, vor, wie beim ersten Abiturientenkursus. Bezeichnend ist es, daß die Mehrzahl der Schüler philosophischen Fragen ein besonderes Interesse entgegenbringt, das weitaus größer ist als es früher üblich war. Die Lebensbedingungen fast aller Teilnehmer sind mehr oder weniger hart, der Ernst ihrer Zukunft drängt sie dazu, ihre Bildung möglichst vielseitig und tief auszuweiten. Alle ohne Ausnahme möchten ein akademisches Studium ergreifen. Die Befähigung dazu wird man keinem von ihnen abstreiten können; ob sich aber die wirtschaftlichen Verhältnisse nicht als stärker erweisen werden, wird die Zukunft lehren.

Vorschläge für den deutschen Aufsatz des Sonderlehrgangs D

1.) Der Mensch, ein Kind der Zeit, ein Herr der Zeit.

2.) Die tiefsten Wirkungen sind den Toten vorbehalten (Gorch Fock).

3.) Was erschwert uns den Glauben an die Zukunft unserer Vaterstadt, was hält ihn aufrecht?

Erläuterung zu 2) a) Die Lösung in der Form einer feierlichen Ansprache oder c) einer Abhandlung steht zur Wahl.


Beurteilung

Schüler N., Franz-Anton

der hochgewachsene, überschlanke Jüngling trägt die Spuren von Unterernährung und harter Lebensschule unverkennbar an sich. Sie hat seinem Wesen eine ernste Note aufgeprägt und eine tiefe religiöse Anlage, die er von Hause mitbrachte, zu betonter Gläubigkeit entfaltet. Seine Überzeugung ist es, daß christliche Religion und soziale Haltung den Menschen der Gegenwart formen müsse. Aus dieser Ueberzeugung heraus möchte er auch sein Leben gestalten und praktisch in den Gewerkschaften mitarbeiten. Eine juristische Ausbildung an der Universität hält er als Vorbereitung zu diesem Beruf für notwendig. In der Klasse bleibt bisweilen die Leistung hinter dem guten Willen etwas zurück, namentlich in der Mathematik und im Deutschen; aber den schon in früher Jugend schwer geprüften Schüler zeichnet ein ernstes Streben aus. Die Lücken sind nicht so erheblich, daß sie den Erfolg der Prüfung in Frage stellen.

Lebenslauf

Ich bitte um Zulassung zur Reifeprüfung im Ostertermin 1948.

Ich bin geboren am 1. September 1928 in Oberhausen-Sterkrade. Mein Vater Aloys N. stammt aus einer Winzerfamilie in Bad Salzig a.Rh., die dort bis ins 17. Jahrhundert nachzuweisen ist. Nach seinem Studium übte er einige Jahre seinen Beruf als Schriftleiter aus und wurde dann Leiter des Städt. Presseamtes in Oberhausen. - Meine Mutter, Maria geb. K., ist in Trier geboren, aber in Siegburg und Köln aufgewachsen. Ihr Vater, Professor am Apostelgymnasium in Köln, und ihre Mutter stammten aus dem Hochsauerland. Nach Beendigung ihres Studiums war meine Mutter kurze Zeit bis zur Heirat als Lehrerin tätig. -

Meine ersten Erinnerungen stammen etwa aus dem fünften Lebensjahr. Besonders prägte sich meinem Gedächtnis der Tag ein, an dem Vater unerwartet während seiner sonstigen Dienststunden nach Hause kam, weil er wegen seiner politischen Einstellung von den Nationalsozialisten aus seiner Stellung entlassen worden war. Jahre später zeigte Vater mir einmal mehrere Zeitungsausschnitte, datiert aus dem März 1933. Sie berichteten ausführlich über die Säuberung der Verwaltung. Ich fand in ihnen auch Vaters Namen. -

Nach einem Jahr zogen wir nach Köln zu Verwandten, da Vater in keiner anderen Stelle angenommen wurde und unsere finanzielle Lage die Vereinigung der beiden Haushaltungen nötig machte. Nach acht Monaten bezogen wir wieder eine eigene, wenn auch enge Wohnung, da mein Bruder zur Welt kam, und wir nun zu vier Kindern waren. -

Am 1. April 1935 begann in der Volksschule zu Köln-Sülz meine Schulzeit. Meine Stimmung auf dem ersten Schulweg war geteilt zwischen freudigem Lerneifer und dem unbehaglichen Gedanken an das Ende meiner Ungebundenheit. Außerdem scheute ich die Schule, weil ich bisher nur in der Familie gelebt hatte und nun unter so viele fremde Jungen kommen sollte. Ich lebte mich jedoch in der Klasse leicht ein und hatte keinerlei Schwierigkeiten; als Ausnahme muß ich freilich die Singstunden angeben, in denen sich der Musiklehrer über meine völlige Unmusikalität entsetzte. - In den Herbstferien des zweiten Schuljahres fuhr ich sechs Wochen zu Verwandten aufs Land. Ich war arg stolz darauf, daß ich solange ohne Mutter auskommen konnte, da ich doch erst sieben Jahre alt war und während der Ernte nicht wie ein Gast umsorgt werden konnte. Nur bei Regenwetter fand ich es daheim schöner. - 1937 ging ich zur Erstkommunion, ein Jahr eher als meine Klassenkameraden. Ich darf behaupten, daß ich mich an diesem Tage wunschlos glücklich fühlte, obschon sonst die Lage zu Hause wirtschaftlich sehr drückend war. So besaß ich, als ich ein Jahr vorher in Ferien fuhr, nur ein Paar Schuhe. Es waren Mädchenschuhe, von meiner Schwester geerbt; innen trug ich Einlagen aus Zeitungspapier, da beide Brandsohlen durchgelaufen waren. Das war 1936, nicht etwa zehn Jahre später. Die Liebe meiner Eltern und ein frohes Familienleben ersetzten zwar jeden äußeren Mangel bei weitem, aber man spürte ihn überall und er belastete mich, weil ich mir viele unnötige Gedanken über ihn machte. Ich wußte ganz genau: Die Nazis tragen die Schuld an unserer schlechten Lage; sie haben Vater aus seiner Stellung geworfen. Unter diesen Umständen lernte ich früh die entsprechende politische Gesinnung.

Mein Volksschullehrer war zwar SS-Führer, aber in seinem Beruf sehr tüchtig; er vermittelte uns eine sichere Grundlage. Die politische Beeinflussung blieb bei mir wirkungslos. Ehe ich zur höheren Schule wechselte, nahm mich der Lehrer ohne Wissen meiner Eltern mit zur Aufnahmeprüfung für die Nationalpolitische Erziehungsanstalt in Bensberg. Ich bestand die Prüfung, aber meine Eltern gaben natürlich ihre Zustimmung nicht. Ich sollte ein humanistisches Gymnasium besuchen, und so wurde ich Ostern 1939 am Dreikönigsgymnasium angemeldet und in die Sexta aufgenommen. - Im Mai jenes Jahres holte mich die HJ. Ich machte ein halbes Jahr lang mittwochs und samstags Dienst; dann benutzte ich eine Organisationsänderung, um mich von diesem Zwang zu befreien.

Anfang des Jahres waren wir in die Altstadt gezogen. Mein Vater war damals Vertreter für Olympia-Schreibmaschinen, aber sein Einkommen war so gering, daß nach der Begleichung der Miete nichts übrig blieb. Unsere Verwandten halten bis zur Grenze des Möglichen. Ende August wurde Vater als Reserveoffizier einberufen. So sonderbar es klingen mag, mit Kriegsbeginn besserte sich die Lage zu Hause, da Vater sein Offiziersgehalt empfing. - Im Sommer 1940 lag Vater in Malmedy. Er holte mich in den Ferien zu sich und ich fuhr mit ihm im Kraftwagen kreuz und quer durch Belgien. Diese Fahrten durch die Ebenen Brabants und die Täler der Ardennen weckten meine Reise- und Wanderlust, die seither stets gestiegen ist. -

Es folgten die Jahre des Bombenterrors, die meine Kindheit abschlossen. - In der Nacht vom 28. zum 29. Juni 1943 brannte unsere Wohnung völlig aus; wir konnten nur einige Kleider bergen. Ich trauerte besonders um meine Briefmarkensammlung, die ich seit meinem siebten Lebensjahr eifrig gepflegt und vermehrt hatte. Welchen Verlust Vaters reiche Bibliothek darstellte, das lernte ich erst nach Jahren richtig einschätzen. -

Anfang Januar 1944 wurde ich als Flakhelfer eingezogen, aber aus Gesundheitsgründen nach kurzer Zeit entlassen. Ich besuchte weiter das Dreikönigsgymnasium und wurde im Herbst in die sechste Klasse versetzt. Nach den Ferien mußte ich zum Schanzen an den Westwall. Nach acht Tagen verließ ich das Lager und kam nach Hause. Da in Köln kein Unterricht mehr stattfand, rief Vater mich nach Detmold, wo er in Quartier lag. Dort besuchte ich weiter ein humanistisches Gymnasium, das Leopoldinum. Da die sechste Klasse im Fabrikeinsatz stand, meldete ich mich für die fünfte. - Im Dezember wurde ich von der Wehrmacht gemustert, aber durch Vaters Vermittlung zurückgestellt.

Jene Wintermonate des letzten Kriegsjahres waren die traurigste Zeit meines Lebens. Durch die Fliegerangriffe war unsere Familie völlig zerstreut. Ich saß mit Vater allein in Detmold. Verbindung nach Köln hatte ich nur noch durch fast täglichen Briefwechsel mit meinem Freund. Die allgemeine Lage schien aussichtslos. Selbst mein angeborener Optimismus verflog. Dann kam überraschend schnell das Ende. Vater geriet in Gefangenschaft, und ich machte mich auf den Weg nach Köln, wo sich mit der Zeit die ganze Familie traf.

Nach einem Sommer, der dem Aufbau der Wohnung und ähnlichen Pflichten gewidmet war, trat ich Ende November 1945 wieder den Weg zum Dreikönigsgymnasium an. Ich kann sagen, daß mir nie zuvor die Aussicht auf Unterricht solche Freude gemacht hat. Ich wurde Ostern 1946 in die Obersekunda eingestuft und ein Jahr später in den Sonderlehrgang versetzt.

Im Frühjahr 1946 fand ich Anschluß an eine Gruppe des Bundes „Neudeutschland", der ich bereits 1939 angehört hatte, bis die Gestapo auf Grund des sog. „Heimtückegesetzes" am 1. Juli 1939 den Bund verbot. Für eine geheime Tätigkeit war ich damals noch zu jung, und so verlor ich den Anschluß an diese Gruppe. Während des Krieges gehörte ich verschiedenen Gruppen der Katholischen Jugend an, aber durch die Zeitumstände kam keine feste Bindung zustande. - In dieser Gruppe nun übernahm ich bald eine Führerstelle und damit Verantwortung für jüngere Kameraden. An dieser Verantwortung habe ich manchmal schwer getragen, wenn die Arbeit keinen Erfolg zeigte und ich nicht wußte, ob persönliches Versagen oder die Ungunst äußerer Verhältnisse Schuld daran trugen. Andererseits hatte das Leben im Bund manches Gute an sich. Viele Fahrten und Zeltlager machten mich in mir bis dahin unbekannten Gegenden meines Vaterlandes heimisch. Dann regte die Gemeinschaft im Bund zur Auseinandersetzung mit manchen Fragen an, die der Schulunterricht nicht behandeln kann. Der Bund trägt sein Ziel in seinem Namen: Aufbau eines neuen, christlichen Deutschlands. Nicht durch eine großartige Organisation will er sein Ziel erreichen, sondern durch Vervollkommnung jedes einzelnen, der dann an seinem Platz im Leben arbeiten soll mit der Losung: Alles für Deutschland, Deutschland für Christus. - Seit den Tagen des Zusammenbruchs habe ich den Willen, an der Verchristlichung Deutschlands mit besten Kräften mitzuarbeiten. Besonders will ich arbeiten an einer gesunden sozialen Ordnung, die dem Menschen seine Würde und seine Rechte gibt, die ihm nach göttlichem und Naturrecht zukommen, und Grund legt für einen Aufbau in christlichem Geist. Daher habe ich mich für das juristische Studium entschlossen, das mir die nötigen Kenntnisse über unsere Gesellschaftsordnung vermitteln soll.

Abituraufsatz

Reifeprüfung im Ostertermin 1948.

Deutscher Prüfungsaufsatz. Köln, den 2. Februar 1948.

Was erschwert uns den Glauben an die Zukunft unserer Vaterstadt, was hält ihn aufrecht?

Wenn wir eine Stadt als unsere Vaterstadt bezeichnen, so bedeutet dies, daß eine Verbindung zwischen uns und ihr besteht, die tiefer begründet liegt als in dem zu-fälligen Aufenthalt an diesem Ort; so wie zwischen dem Vater und seinen Kindern eine Beziehung besteht, die Gedk.(klarer): in tiefere Schichten als die rational begreifbaren reicht.nicht greifbar ist. Nun ist unsere Vaterstadt lebensgefähr-lich verletzt und voll Sorge fragen wir uns, ob Köln wohl wieder gesunden wird, oder ob ein Ersatz an seine Stelle tritt, A(besser): gleichsamwie ein Stiefvater, der uns genau so fürsorglich helfen will wie unser Vater, dem aber doch einige Unwägbarkeiten immer fehlen werden. Wenn wir nun die Möglichkeiten ei-ner Genesung abschätzen wollen, müssen wir uns zuerst klar werden, wodurch Köln seine Bedeutung gewann.

Als erste Voraussetzung für Kölns Aufstieg betrachte ich seine günstige geogra-phische Lage am oberen Ende der Kölner Bucht, die seinen Handel stromauf und -ab, von Italien über die Alpen bis England, von Westen zum Osten, ermöglichte. Besondere Vorteile verschaffte das Stapelrecht. Alle Waren, die Köln passierten, mußten zum Verkauf im Stapelhaus angeboten Gedk.(klarer): Von welcher Zeit ist die Rede?werden . Dadurch fanden die Kaufherren in Köln stets rei-che Auswahl. Handel und Wirtschaft wurden so zur Entfaltung gebracht und er-möglichten durch das hereinströmende Geld die reiche Bautätigkeit.

Wichtiger als der Handel wurde die Residenz in Köln. Schon der römische Statt-halter für germania infenia[=?] saß in Köln und hob es [.?.] aus der Reihe der an-deren Kastelle um Rheinstrom; Fällt!etwa Bonn, das in der Nachbar-schaft angelegt war, gleich groß wie Köln, nie seine Bedeutung Haupt-satz!erreichte . - Als zur Frankenzeit die Städte verfielen, war Köln zum Bi-schofssitz geworden und überstand auch diese Zeit. In der Nähe des Erzbischofs ließen sich die Orden nieder und schafften weiter an Kölns Ruf. Ich denke z.B. an die Benediktiner von St. Pantoleon, wohin dann Theophanu eine griechische Goldschmiedeschule aus ihrer Heimat Byzanz holte. Ich denke in späterer Zeit an die Dominikaner; einen Namen nur will ich nennen: Albert der Große. In Zusam-menhang damit erinnere ich daran, daß nach Prag, Wien und Heidelberg in Köln die vierte deutsche Universität gegründet wurde. - Die hervorragendsten Verdiens-te liegen A(unklar!)dann bei dem Erzbischof Reinald von Dassel, dem Kanzler für Italien, der den heiligsten Schatz des Mittelalters in seine Stadt Zeitangabe?brachte , die Gebeine der hl. 3 Könige Sb.: einen Schatz, der, der das ganze Abendland anzog, ja noch weiter ausstrahlte. Kamen doch Araber bis an den Rhein, um ihre Magier zurückzufordern. Um den drei Kö-nigen eine würdige Ruhestatt zu bieten, wagte man den Dombau, der Staunen und Gedk.(unklar)Aberglauben hervorrief wegen seiner unglaublichen Kühnheit. Hier wird uns der eigentliche Kern von Kölns Größe sichtbar; ein Fällt!eigentliches Bedürfnis für den Dom gestand nicht, hatte die Stadt doch weniger Einwohner als der Dom fassen konnte. Das „heilige Köln" wuchs aus dem Glauben, der A(sachlich zutreffender): im Volkein den Massen lebendig war und der die Zeit prägte. Nicht die Materie, sondern der Geist baute die Stadt und gab ihr das Antlitz. Wären alle schriftlichen Aufzeichnungen vernichtet, so T: genügtenhätten uns St. Georg und der Dom genügt , uns in jene Zeit zu versetzen, uns ein Bild von ihr zu machen, ihren Atem zu spüren.

Betrachten wir die Stadt als Wohnstadt, so finden wir, daß ihre Gemütlichkeit und ihre Beliebtheit, ihr typisch Kölnisches ihre Enge ist, einstmals hervorgerufen durch die einschnürende Mauer. Wäre die Hohe Straße so bekannt geworden, wenn sie in doppelter Breite und etwa von Osten nach Westen durch die Stadt führte? Nein! Dann wäre sie ein Windkanal gewesen, und niemand hätte schau-end und musternd an ihren Läden vorüberschlendern mögen. - Man T(Praet.hatte die Schildergasse erweitert Z_ und schon war sie um ihr Kölnisches gebracht, man ging lieber durch das Gedränge der Breitestr.; dort war es nicht weltstädtisch, sondern gemütlich.

Dies waren einst A(nüchtern): die VoraussetzungenBürgen für Kölns Geltung. Wie steht es heute? Werden wir unser Köln retten können? Das ist selbstverständlich zunächst abhängig von der Wirtschaftslage in Deutschland und Europa. A(Wohlklang!): Sie...Diese Lage ist völlig A: -sichtigundurchsichtlich , ist es doch nicht einmal möglich zu erfahren, Gedk.(unklar): Meint er Jalta[=?], Potsdam, London[=?]?nach welcher Abmah-nung man unser Volk behandelt. Wir spüren nur, daß Reden und Tatsachen sich nicht entsprechen. - Ist ein großzügiger Aufbau Gedk.(klarer): auf der Grundlage wirtsch. Blüte...nicht möglich, dann ist Köln endgültig verloren. Nur die Kölner Altstadt war Köln, der Kranz der Vororte paßt auch um einen frem-den Stadtkern. Betrachtet man z.B. Zollstock oder Marienburg für sich allein, so kann man doch nirgendwo feststellen, daß man in Köln ist. Unsere Stadt ist also in der Substanz getroffen, seit die Altstadt fehlt. Was noch steht, ist Fremdes. Geblieben ist die Lage als Verkehrsknotenpunkt, das Braunkohlenrevier als wirt-schaftliches Hinterland, auch Universität und Theater gibt es wieder, aber ist das Köln? Das Ruhrgebiet braucht nur Kohle, Eisen und Per[..?]; dann kann es seine alte Bedeutung in einer Reihe von Jahren zurückgewinnen. Für Köln bestehen ernstere Schwierigkeiten. Seine Zerstörungen machen es schwer, der Bevölke-rung Arbeit und Wohnraum zu bieten. Da aber heutzutage eine große Bevölke-rungszahl für eine bedeutende Stadt notwendig ist, gerät es in Rückstand gegen-über anderen Städten, die weniger zerstört sind. Fehlt Bevölkerung, dann fehlen Arbeitskräfte, und der Aufbau braucht Zeit. Eine weitere Gefahr droht; die über-große materielle Not zwingt zu Behelfslösungen, und wenn der Aufbau langsam vonstatten geht, werden aus ihnen Dauerlösungen. Ich verweise auf den Bau der Hohenzollern-Brücke und die beabsichtigte Verlegung des Gedk.: Ausfüh-ren!Hauptbahnhofes .

Aber auch eine zügige Aufbauplanung kann viel verderben, wenn man nicht be-hutsam mit den Händen eines Arztes den zerschlagenen Organismus heilen will, sondern der Techniker und Autofahrer den Plan bestimmen und eine Dutzendstadt aus Köln machen wollen, damit der Kraftwagen Raum hat. Den Menschen muß man als Maß für Kölns Aufbau wählen, wie doch von jeder die wirklichen Kleinode nur dem Fußgänger bestimmt Gedk.(unverständlich!)waren .

Ich will zusammenfassen. Kölns A(unscharf): BedeutungLage als R: -s-Wirtschaftkörper und Verkehrsknotenpunkt wird bei einem allgemeinen Aufbau bald wiederherzustellen sein. Doch seine Bedeutung erlangte es als Kunst- und Kulturwerk. Dieses wiederherzustellen ist gar nicht nach Schema mög-lich. Gedk.(vorblasen)?Sorgsam muß Stück um Stück geformt werden . Man bilde sich nicht ein,l wir könnten jemals wieder durch das Köln unserer Kind-heit oder Jugend gehen. Das wird nicht möglich sein; das Gr.(Modus[=?]): konj. (wäre)ist höchstens ein ganz durch Kulissen, durch billige, wenn auch sorgfältige Reproduktionen. Was aber erstehen kann, ist ein Köln, das sich als Kulturmittelpunkt einfügt in unser Land, und das verbunden ist mit seiner abend-ländischen Geschichte, das den alten Geist ausstrahlt, aber als neue Stadt wieder ein Organismus ist, eine Heimat für seine Menschen und Heimstatt für lebendigen Eine überzeugende Darstellung der Möglichkeit, das Wunschbild zu verwirkli-chen, bleibt uns der Verf. schuldig!Geist .

Verf. zeichnet mit Liebe und Begeisterung ein Bild von Kölns Bedeutung im Mittelalter (S. 1-4). Die Weiterentwicklung der damals geprägten Form ist ihm ent-scheidend für die Zukunft der Stadt (S. 4-6). Über die Frage, ob und wie das unter den obwaltenden Verhältnissen möglich ist, gleitet seine romantisierende Betrach-tungsweise hinweg (vgl. S. 5 unten f.!). Ansprechende Bemerkungen zum Neu-aufbau der Stadt sind offenbar durch das bekannte Buch von Schmitt angeregt. Jedenfalls eine inhaltsreiche, wenn auch gedanklich nicht ganz ausgewogene, sprachlich flott und gewandt gestaltete Leistung, die

befriedigend

genannt zu werden verdient.

Schriftl. Kl.-Lstg.: befriedigend bis genügend.

Köln, d. 20. Febr. 1948.