DKG (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz der Reifeprüfung 1931 (Realgymnasium)

1.) Öffentliche Plätze in Köln

2.) Was interessiert mich auf Reisen besonders?

3.) Die Geschichte eines Wasserstoffatoms

4.) Alltagspflichten gegen die Gemeinschaft


Beurteilung

Oberprimaner Z., Theo.

Von den 5 Sitzlingen aus UII, worin er krankheitshalber zurückgeblieben war, der einzige, der die Prima erreicht hat. Bei durchweg mittlerer Veranlagung ist er fleissig und zuverlässig. Seine Neigung zieht ihn zur deutschen Literatur, mit der er sich auch ausserhalb des Unterrichts befasst hat. Er besitzt eine gute Gabe schriftlicher und mündlicher Darstellung und hat sich privatim in kleinen literarischen Skizzen versucht, die jedoch nicht ausgereift sind. Im Verkehr ist er aufgeräumt, witzig und schlagfertig.

Lebenslauf

Den Prüfungsausschuß am Staatlichen Dreikönigsrealgymnasium bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung im Ostertermin 1931.

Am 23. März 1911 wurde ich als Sohn des Postassistenten Josef Z. und seiner Ehefrau Luise geb. H. in Köln-Nippes geboren.

Von meinem sechsten bis zehnten Lebensjahre besuchte ich die Volksschule Köln-Nippes Hartwichstr. und von Ostern 1921 an das Dreikönigsgymnasium zu Köln. Nach dreijährigem Besuch der Schule entschied ich mich für den realen Zweig der Anstalt.

Mein Bildungsgang wurde grundlegend durch lange, schwere Krankheit (Tuberkulose der Lymphgefäße) beeinflußt. Während dieser Zeit war mir nur beschränktes Studium möglich. Um keine trüben Gedanken aufkommen zu lassen und weil mir die körperliche Kraft zu anderer Beschäftigung fehlte, habe ich mich zuerst mit unterhaltender Lektüre, später mit bildender und endlich mit klassischer Dichtung befaßt. Wenn auch ein tieferes Verständnis für die letztere Dichtungsart noch fehlte, so wirkte diese Lektüre doch richtungsgebend für meine spätere tiefere Beschäftigung, vorzüglich mit der deutschen Literatur. Auch heute noch lese ich in meinen Freistunden die "Bergstadt" zur weiteren Fortbildung auf diesem Gebiete. Ebenso besuche ich die von Herrn Direktor Limper geleitete Arbeitsgemeinschaft, die sich vornehmlich mit lebenskundlichen Fragen befaßt. - Allerdings sollte sich später die durch meine lange Krankheit bedingte regere Beschäftigung mit der Literatur bitter rächen; es waren in der Mathematik keine genügend gefestigten Grundlagen zum Studium in höheren Klassen vorhanden. So wurde ich Ostern 1927 nicht versetzt. Die natürliche Folge davon war, daß ich jetzt meine Beschäftigung in der Literatur auf das Pflichtgemäße beschränkte und mich mehr den wissenschaftlichen Fächern widmete, um die Lücken auszufüllen.

Eine andere Beschäftigung, die auch noch aus jenen Krankheitstagen herrühren mag, und der ich mich auch heute noch gerne widme, ist das Zeichnen. Oft habe ich auf Reisen oder Wanderungen ein Skizzenbuch mitgeführt, um Eindrücke festzuhalten.

In meiner freien Zeit ist mir das Klavierspiel eine liebe und angenehme Beschäftigung. Jedoch ist das Musizieren, - wohl durch mangelnde Übung .-, nicht weit über die Anfänge gediehen. Trotzdem besuche ich gern des öfteren Konzertabende.

Eifrig betreibe ich auf Empfehlung des Arztes zur körperlichen Stärkung das Hockeyspiel. Zum Geräteturnen ist mein Körper zu schwach.

Als reichsten Gewinn meiner Krankheit betrachte ich jedoch, daß ich schon während der langwierigen Krankheit meinen zukünftigen Beruf erkannt habe. Ich habe selbst die Leiden und Qualen des kranken Menschen erlebt und gefühlt. So reifte in mir schon früh der Entschluß, den Leidenden und Kranken zu helfen. Nach bestandener Reifeprüfung beabsichtige ich, mich dem Studium der Medizin zu widmen.

Als zweite Fremdsprache für die schriftliche Prüfung wähle ich: Englisch.

Als Wahlfach für die mündliche Prüfung bezeichne ich: Deutsch.

Zu diesem Zweck habe ich mich eingehend mit dem Werden und Wesen der deutschen Balladen befaßt.

Auf dem Reifezeugnis bitte ich meine Religion zu vermerken.