DKG (Köln)

Oberprima (Gymnasium)

Zu dieser Klasse konnten bislang weder eine Gesamtbeurteilung noch die Themen der Abituraufsätze im Fach Deutsch ermittelt werden.


Beurteilung

Oberprimaner G., Gustav

Er ist der begabteste Schüler der Klasse. Er besitzt eine leichte und rasche Auffassung, klares begriffliches Unterscheidungsvermögen, eindringenden Verstand und kluges Urteil.

Im Charakterbild zeigen sich teilweise noch knabenhafte Züge, so dass sich Selbstsicherheit und Schüchternheit, Pflichtbewusstsein und Hang zu spielerischem Tun, harmloses Gemüt und entschlossenes Zupacken oft seltsam mischen. Sportbegeisterung nimmt ihn oft ganz gefangen.

Leistungen: Leibesübungen „sehr gut", „gut" in fast allen Fächern.

Im Lager hat er sich gut bewährt.

Lebenslauf

Hierdurch bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung im Ostertermin 1937.

Am 23. August 1918 wurde ich in Köln-Nippes als das dritte Kind des Kaufmanns Anton G. und seiner Ehefrau Maria, geb. S., geboren. Aus den Erinnerungen meiner frühen Kinderzeit tauchen immer wieder die flachen Helme der Tommys auf, die zu dieser Zeit in unserer Stadt als Besatzungstruppen lagen. In der Volksschule Gellertstraße in Köln-Nippes erhielt ich die ersten Grundlagen meiner Bildung, und schon damals hatte ich die Neigung, viel zu lesen. Sie wurde von meinen Eltern und auch durch die Schule begünstigt, und so begann ich schon bald, meine Bücher zu einer kleinen Bibliothek zu sammeln.

Nach dem Eintritt in die Sexta des Dreikönigsgymnasiums Ostern 1928 begannen sich meine besonderen Interessen für einzelne Fächer allmählich zu entwickeln. Eine Vorliebe für Deutsch mochten die vielen Bücher schon vorher geweckt haben. Aber neben die Unterhaltungsliteratur traten jetzt auch leichtere Fachschriften aus dem Gebiet der Technik. Das theoretische Wissen, das ich mir dabei aneignete, versuchte ich in Bastelübungen zu erproben. Die Beschäftigung mit technischen Dingen füllte seither einen großen Teil meiner Freizeit aus, wie dem auch Mathematik und Physik zu meinen Lieblingsfächern gehören. Gleichzeitig erwachte meine Freude am Sport. Anfangs betrieb ich ihn nur in der Schule; dann trat ich einem Sportverein bei, um mich körperlich gründlich zu ertüchtigen. Später förderte auch noch die Hitler-Jugend, deren Mitglied ich bin, mein sportliches Streben.

Auf der Quarta mußte ich mich entscheiden, ob ich den Bildungsgang des Real- oder des humanistischen Gymnasiums einschlagen sollte. Sicherlich konnte ich damals die Bedeutung dieser Frage noch nicht ermessen, und ich wählte auf den Rat meiner Eltern den altsprachlichen Zug vielleicht nur, weil diese Bildung allgemein in höherem Ansehen steht. Später, vor allem in den letzten drei Jahren, wurde mir der tiefere Sinn und der besondere Wert dieser Bildungsform mehr und mehr bewußt. Vom bloßen Nützlichkeitsstandpunkte aus betrachtet, mag ja die jahrelange, mühevolle Beschäftigung mit den sogenannten toten Sprachen Griechisch und Latein wenig verlockend erscheinen. Aber sie zielt ja nicht in erster Linie auf den Erwerb irgendwelcher praktischen Berufskenntnisse, sondern auf eine möglichst gründliche Geistesschulung, die man wohl, wenn sie sich mit körperlicher und charakterlicher Tüchtigkeit verbindet, als die beste Ausrichtung für den Lebenskampf und den Dienst an der Volksgemeinschaft bezeichnen darf.

Der griechische Unterricht machte mich mit dem schöpferisch begabtesten Volke der Geschichte und seinen unvergänglichen Kulturleistungen näher bekannt. Ich habe oft darüber gestaunt, mit welcher Klarheit und Geistesschärfe ein Denker wie Platon sich schon mit jenen Fragen auseinandersetzt, die uns gerade in unserer politischen Gegenwart beschäftigen. Das philosophische Gespräch zwischen Sokrates und Kallikles in Platons „Gorgias" berührt die letzten, grundsätzlichen Fragen der Weltanschauung und weist auch dem politischen Denken eine klare Richtung. Aber auch die Heldenlieder des Tyrtaios machten einen starken Eindruck auf mich; hier wird ein Mannesideal der Wahrhaftigkeit und Opferbereitschaft gezeigt und verherrlicht, das uns unmittelbar anspricht, weil es der gleiche heldisch-kämpferische Geist ist, der unsere germanischen Vorfahren erfüllte und der uns selbst als Ideal vor Augen steht.

Im lateinischen Unterrichte lernten wir die ältesten literarischen Quellen unserer germanischen Frühgeschichte kennen. So ergab sich von selbst eine innere Verbindung des altsprachlichen Unterrichtes mit dem deutschen Unterricht. Die Lektüre der altisländischen Sagas bot ja die erwünschte Gelegenheit und die Möglichkeit, die Nachrichten des Tazitus über die Sitten und Anschauungen unserer Vorfahren auf ihre Glaubwürdigkeit nachzuprüfen. Überhaupt war die dauernde Verbindung des altsprachlichen und des deutschen Unterrichtes in den oberen Klassen sehr günstig, weil sie stets zum Vergleichen anregte. Um mir [hier?] ein Beispiel noch anzuführen: fast gleichzeitig mit der „Antigone" des Sophokles lasen wir Hebbels „Agnes Bernauer", die Hebbel in einem seiner Briefe die „Antigone der [?] Zeit" nennt. Die Nachprüfunf dieses Anspruchs ergab eine auch in anderer Hinsicht sehr wertvolle Klärung der weltanschaulichen Voraussetzungen der beiden Dichtungen.

So gab denn der Unterricht in der Schule auch meiner freien Beschäftigung außerhalb der Schule eine bestimmte Richtung. Ich wählte meine Lektüre unter entsprechenden Gesichtspunkten aus, indem ich Antworten auf Fragen suchte, die gelegentlich des Unterrichts auftauchten. Wenn ich beispielsweise mit der Kriegsdichtung mich eingehender befaßte, so suchte ich in ihr Aufschluß über die Frage, in wieweit der Weltkrieg bereits die gegenwärtige völkische Erneuerung angebahnt hat.

In den großen Ferien machte ich oft Radfahrten, die mich fast durch ganz Deutschland führten. Dabei lernte ich aus eigener Anschauung die Eigenarten der deutschen Stämme kennen, der Bayern mit ihrer urbäuerlichen Natur, der Niedersachsen, die am stärksten germanisches Wesen bewahrt haben, der ernsten Friesen mit ihrem Freiheitstrieb u.s.w. Aber ich begeisterte mich auch an den Kulturschöpfungen, die von dem Reichtum und der Weite und Tiefe des deutschen Geistes zeugen, im Westen und Süden den Werken der Gotik und des Barock, im Norden der eigenartigen Backsteingotik, in Berlin und Potsdam der Strenge und Wucht des preußischen Stils. Stets konnte ich eben durch das Wissen, das mir die Schule vermittelt hatte, ein tieferes Verhältnis zu den Dingen finden. Diese Fahrten brachten mir auch noch eine unerwartete innere Bereicherung: Wenn ich oft, um mir ein Nachtlager zu verdienen, selbst mit Hand anlegen mußte, so wurde ich fast immer reichlich entschädigt durch den Einblick in die sozialen Verhältnisse und die besondere Art der einzelnen Berufsstände, namentlich in die Lebensform des deutschen Bauern.

Seit langem ist es mein größter Wunsch, Offizier in der Wehrmacht zu werden. Zu diesem Berufe fühle ich mich besonders hingezogen, weil mir der Soldatenstand als das Ideal eines männlichen Berufes erscheint.

Als Wahlfach für die mündliche Prüfung nenne ich Mathematik.

Ich bitte, auf dem Reifezeugnis mein Religionsbekenntnis (katholisch) zu vermerken.