DKG (Köln)

Gesamtbeurteilung der Nachprüflinge

Die Oberprimaner A. und N.

haben sich in ihrer jetzigen Klasse mit Eifer und Erfolg bemüht, die bei der erstmaligen Prüfung zutage getretenen Mängel auszugleichen.

Vorschläge für den deutschen Aufsatz der Nachprüfung 1938

1.) Selbstbeherrschung als Voraussetzung der Disziplin.

2.) Führerpersönlichkeiten, die ich in Dichtung und Leben kennengelernt habe.

3.) Mein künftiger Beruf als Dienst an der Volksgemeinschaft. (Der eine Prüfling will Arzt, der andere Lehrer werden.)

4.) Was verdanke ich der Musik? (Beide Prüflinge treiben eifrig Musik.)


Beurteilung

Oberprimaner N., Georg

ist einer der schlechtesten Schüler der Klasse, in die er 1934 (in OIII) eintrat. Seine geistigen Anlagen sind nicht unzulänglich, doch fehlt es dem verschlossenen, grüblerischen Jungen an der Energie, sich aktiv an den Vorgängen um ihn herum zu beteiligen. In den Leibesübungen, in denen er früher immer gut stand, ist dasselbe zu beobachten. Die Verdrossenheit, die jedem in die Augen fällt, ist wohl nicht zum geringsten Teil auf die nicht ganz glückliche Behandlung des Elternhauses zurückzuführen.

Das Einzige, durch das er sich von inneren Hemmungen und Lasten zu befreien vermag, ist die Musik. Auf seiner Geige gibt er in oft wilden Phantasien seiner gedrückten Stimmung Ausdruck. Er ist seit Jahren der beste Geiger des Schüler- und des HJ-Orchesters.

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Bewertung Nachholtermin Herbst 1938:

Oberprimaner N., Georg.

Das Gutachten über Nowak hat ebenfalls in den Wahrnehmungen während des ersten Jahresdrittels eine Stütze gefunden. Es lautet:

Nowak ist einer der mittelmässigen Schüler der Klasse, in die er 1934 (in OIII) eintrat. Seine geistigen Anlagen sind nicht unzulänglich, doch fehlt es dem verschlossenen, grüblerischen Jungen an der Energie, sich aktiv an den Vorgängen um ihn herum zu beteiligen. In den Leibesübungen, in denen er früher immer gut stand, ist dasselbe zu beobachten. Die Verdrossenheit, die jedem in die Augen fällt, ist wohl nicht zum geringsten Teil auf die nicht ganz glückliche Behandlung des Elternhauses zurückzuführen.

Das Ein[z]ige, durch das er sich von inneren Hemmungen und Lasten zu befreien vermag, ist die Musik. Auf seiner Geige gibt er in oft wilden Phantasien seiner gedrückten Stimmung Ausdruck. Er ist seit Jahren der beste Geiger des Schüler- und HJ-Orchesters.

Lebenslauf

Hierdurch bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung im Herbsttermin 1938, da ich im Ostertermin dieses Jahres die Prüfung nicht bestanden habe.

Am 20. Februar 1920 wurde ich, Otto Georg N., als zweiter Sohn des Steuerinspektors Stefan N. und seiner Ehefrau Martha geb. I. in Glogau Provinz Schlesien geboren. Ich wurde nach dem katholischen Glaubensbekenntnis meiner Eltern getauft und erzogen. Meine Jugend verlebte ich in Glogau in Niederschlesien. Dort besuchte ich von 1926-1929 die katholische Volksschule. Im April 1929 verzogen meine Eltern nach Krefeld. Hier trat ich nach Erledigung des 4. Volksschuljahres in das Städtische Gymnasium ein, dessen Klassen ich von Sexta bis Untertertia durchlief. Im März 1934 wurde mein Vater nach Köln versetzt. Mit Beginn des neuen Schuljahres besuchte ich die Obertertia des Staatlichen Dreikönigsgymnasiums, dessen Schüler ich heute noch bin.

In meiner ganzen Schulzeit hatte ich an rein geistigen Fächern wie Deutsch und Fremdsprachen mehr Interesse als an mathematisch-naturwissenschaftlichen. Sprachen bereiteten mir wenig Schwierigkeiten. Besonders gern habe ich mich mit Französisch befaßt. Als wahlfreie Sprache nahm ich in Obersekunda Englisch hinzu. Regstes Interesse habe ich schon immer für Deutsch gehabt. Mit Vorliebe lese ich die Werke von Paul Keller, der mir sehr zusagt.

Musik betreibe ich rege. Von 1928-1934 erhielt ich Violinunterricht. Nachdem ich bereits in Krefeld an Konzerten teilnehmen durfte, fand ich am Violinspiel immer mehr Gefallen. Zur Zeit beschäftige ich mich mit Werken von Beethoven, Händel und Mozar. Als Mitglied des H.J. Orchesters habe ich mit großer Freude bei den öffentlichen Konzerten mitgewirkt. Der H.J. gehöre ich seit dem 1. März 1934 an. Auch das Mitwirken im Schülerorchester der Krefelder und Kölner Anstalt machte mir stets große Freude.

Auf sportlichem Gebiet habe ich für Leichtathletik und Geräteturnen ein besonderes Interesse. Im jährlichen Sportkampf errang ich die Sportabzeichen der Hitlerjugend von 1935 und 1937, ferner erhielt ich Ehrenurkunden aus Anlaß von Wettkämpfen im Jahre 1933 und 1934.

Ich beherrsche die deutsche Einheitskurzschrift. Seit April 1937 bin ich Ortsvereinsführer an meiner Schule.

Als Leistungsfach wähle ich Französisch.

Ich habe die Absicht, Volksschullehrer zu werden.

Abituraufsatz

Reifeprüfung im Ostertermin 1938.

Deutsche Prüfungsarbeit.

Warum dürfen wir den politischen Dichter Heinrich von Kleist als Vorkämpfer der neuen deutschen_ Volkwerdung bezeichnen?

Dem beigebrachten Stoff wird folgende Gliederung besser gerecht:

A. Licht- und Schattenseiten im deutschen Volkscharakter.

B a) Die Notwendigkeit der Volkwerdung im Kampf gegen Napoleon.

1) Was ist Volkstum?

2) Was verlangt die Volkwerdung von dem einzelnen?

b) Kleists Arbeit im Sinne der Volkwerdung.

1) Welche Kräfte sieht er im deutschen Volke?

2) Welche Aufgabe ergibt sich daraus für ihn?
Gliederung:


A Typisch deutsche Eigenschaften.

B Einigkeit und Recht und Freiheit.

a) Volk und Vaterland

b) Individuum und Staat

Kleist und die Romantik

1) Volk und Organismus

2) Kleist als Kenner der deutschen Volksseele.

C Der politische Dichter, ein Seher.

A Der einzelne Deutsche zeigt soviel wertvolle Eigenschaften, doch wie wenig kommt das im Gesamtbild des R.Deutschen Volkes zum Ausdruck. Der Deutsche ist Unklardualistisch veranlagt , seine innere Zwiespältigkeit ist ihm oft genug zum Verhängnis geworden. Dazu kommt der Hang, alles bis ins Irrationale zu durchdenken. So empfindet man auch die Unklar.„deutsche Gründlichkeit" nur beim einzelnen Deutschen, das gesamte Volk gibt das Bild der Zerrissenheit und Unvollkommenheit wieder. Der Deutsche empfindet Eignes als minderwertig. Daher sieht er meist über seine Grenzen A.hinweg . Mode und Schönheit der fremden Länder können nicht genug gepriesen werden. - Bekannt ist auch die Wahrheitsliebe und Gerechtigkeit des Deutschen, denen er den schönen Namen „Michel" verdankt. Der „Deutsche Michel", Sb.der sich stets übertölpeln läßt, um nur nicht mit seinem Gewissen in Konflikt zu kommen. Was die Feinde ebenfalls stets redlich ausgenutzt haben, ist die Mitleidigkeit des Deutschen, der nur zu oft Gnade vor Recht ergehen ließ. Wenn das alles aber einmal für die Feinde wegfallen sollte, dann bitten sie Gott wenigstens um das eine: „Erhalte uns die Zwietracht der Deutschen, ( )sonst sind wir verloren, sequatur animo . Die nationale Geschlossenheit, die schon so oft erreicht wurde, wie schnell zerbrach sie wieder. Launenhaft erschienen die Einheitsbestrebungen der Deutschen. Nur dann, wenn unser Volk von beiden Seiten die Sporen bekommt, springt es auf wie ein Roß und trotzt aufbäumend jedem Zwang.

B. Napoleon unterdrückt Europa. Er fragt nicht nach Staaten, nicht nach Völkern. Kleist sucht das Volk und seine Kraft, weil eben nur ein Volk den Korsen stürzen kann. Hier geht es um Volk, Vaterland, das Volkstum. Was ist Volkstum? Deuten kann man es nicht, nur umschreiben: Was jeder denkt und in sich fühlt. Vielleicht empfindet es der am stärksten, der der Heimat fern ist. Das Volk ist eine R.Bluts- und Bodengebundene Gemeinschaft. Kleist geht es um das Zusammengehören A. dieser Gemeinschaft.des ganzen Volkes .

Vb.Jeder Volksgenosse hat dieeine stete Pflicht, um die Erhaltung des Volkes und seiner Art bedacht zu sein. Die Kette der Mühen und Leiden unserer Vorfahren reißt auch jetzt nicht ab. Doch das Leben heißt Kampf, und Kleist kann auch vom Deutschen Kampf verlangen, da er von der A.Werthaftigkeit des Deutschen überzeugt Vb.ist. Er sieht, wie sich das ganze Volk dem Materialismus hingegeben hat. Es R.arbeit sehr gewiß, doch nur um des R.Erwehes willen, für ein sorgenfreies Leben. Die hohen Ideale und die von Gott bescherten höchsten Güter hat es aus den Augen verloren. Vaterland steht hinter Gott! ruft er seinem Volke zu, dann folgen Wissenschaft, Schönheit und Kunst. Das Volk soll sich A. sich der rechten Werte u. Wertordnung und der daraus sich ergebenden Pflichten wiederseines eigentlichen Wertes bewußt werden.

Das Verhältnis des Individuums zum Staat ist derart, daß sich der einzelne im Sinne der sittlichen Weltordnung dem Ganzen unterzuordnen hat, gleich welchem Rang er angehört. Der einzelne ist immer nur Diener, der sich für die Ganzheit mitverantwortlich fühlen mußfühlt . Daneben muß aber dem Individuum auch Kann wegfallen!Raum zur Entfaltung gegeben werden, damit es zu höheren Leistungen angespornt wird . Dafür wird ihm wieder eine höhere Form des materiellen Daseins zuteil.

Kleist und die Romantik.

Die Romantik hat sich zuerst das alte Griechenland und dann die hohen Ideale des Mittelalters zum Vorbild genommen, also das deutsche Vaterland. So konnte Kleist auch den Gegensatz zwischen dem ruhmreichen Mittelalter und der kläglichen Gegenwart klar herausstellen. Die Romantik sieht im Volk einen Organismus. Die Volksgenossen sind daran keine Teile, Nicht ganz klar!sondern lebende Glieder. Ursprünglich Einzelwesen, werden sie unter Aufgabe (Verlust) ihres eigenen Daseins , jedoch im Zusammenschluß, etwas Neues. Denn Teile können nicht Neues schaffen, nur etwas Ganzes vermag dies. Ein organisches Wachstum fordert aber das Mitwirken aller. Nur so wird der Organismus eines Volkes zur Schicksalsgemeinschaft. Dieses Bewußtsein einer Gemeinschaft will Kleist wecken.

Kleist spiegelt sich und seine Seele in allen seinen Werken wider. Todesverachtung und Todesfurcht im „Prinz Friedrich_ von Homburg", unerbittliche Strenge und überreiches Mitleid in „Michael Kohlhaas". So weiß Kleist, welche Werte in seinem Volke verborgen liegen.

C Seine Aufgabe ist es, diese Kräfte an der richtigen Stelle einzusetzen. Er weiß, daß sein Volk augenblicklich durch die tiefsten Tiefen der Not und des Leides geht. Als politischer Dichter muß er nun die Ideale W.hochhalten, an denen sich das Volk halten und emporarbeiten kann. Er muß die sittlichen Kräfte anregen, die allein das Volk wieder hochtragen. Als politischer Dichter sieht er aber auch schon den Aufstieg voraus, A. unklarwo er weiß , daß sein Volk die größte Aufgabe noch zu bewältigen hat, für die es auserlesen ist. Das Volk muß von R.Schlech- erst befreit werden, die sich ihm stets von neuem anhängen, Unklar!bis zu seiner Hauptaufgabe .

So läßt der politische Dichter seine Stimme weithin erschallen, wenn es gilt, Volkstum und Eigenart zu bewahren. Kleists Bestreben war es stets, jeden einzelnen von dem Sinn und Zweck seines Lebens in dieser Hinsicht zu überzeugen. Auch er wollte erreichen, was heute wahr geworden ist: „Es gibt nur noch Deutsche", ein Volk und Gr.ein Führer.

Inhalt:

Wenn auch nicht immer ganz geschickt, so bringt doch der Verfasser die wesentlichen Gedanken des Themas. Die Ausführungen wären wirkungsvoller gewesen, wenn sich N. etwas enger an die einzelnen Werke des Dichters angeschlossen hätte.

Form: Die im ganzen nicht ungeschickte Darstellung läßt es hier und da an Klarheit fehlen. Immerhin noch

genügend.

Klassenleistungen genügend.


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[Nachprüfung Herbst 1938:]


Deutsche Prüfungsarbeit des Abiturienten N., Georg Köln, am 22.9.1938.

Selbstbeherrschung als Voraussetzung der Disziplin.

Der Plan ist in der Wortgebung und im Aufbau gänzlich verfehlt.A Zügellosigkeit

B Der freie Wille

a) Selbstbeherrschung ist nicht angeboren.

b) Willensschulung

Disziplin


A - - -[=Diese Markierung wird im Nachwort d. Lehrers erklärt!]Zügellosigkeit führt beim einzelnen zur Unordnung, im Staat zur Anarchie . Ein Trinker, der Willenskraftkeine Kraft und keinen Willen hat, sich von seinem Drang unabhängig zu machen, zerrüttet seine Gesundheit und richtet seine Familie zugrunde. Außerdem falsche Zeit.haben die Kinder schon im Erbgut eine Schädigung erfahren . Bei einem triebhaften Menschen wird das Gewissen verkümmern -, und er ?verliert seinen Charakter .

B Als Begriffsbestimmung falsch. Zeigt sich, erweist sich in der richt. ...Selbstbeherrschung ist die richtige Anwendung des freien Willens. Es gibt nicht allzu viele Menschen, die in der Versuchung sagen können: „Jetzt gerade nicht!" Diese Selbstbeherrschung hat ihre Grundlage in einem starken Willen. Sicher ist der eine Unbeholfen.in Bezug auf Standhaftigkeit in der Versuchung anfälliger als ein anderer; doch ist jedem soviel Wille mitgegeben, daß er sich bezwingen kann. Selbstbeherrschung muß von klein auf geübt werden. Der Trotzkopf darf nicht Recht bekommen. Das muß er spüren. Ebenso der Schmoller. Sie müssen früh verzichten lernen. Das Kind reicher Eltern, das alles bekommt, was es will, wird Selbstbeherrschung schwerer erlernen. Es will ja die Dinge, die es nach seinen Wünschen bekommt, nicht haben, Der Gedanke kommt nicht klar heraus.um darüber Freude zu empfinden, sondern um sie zu besitzen . Satzbau!Dagegen das arme Kind, das sich nach einem billigen Spielzeug sehnt und das über die Erfüllung seines Wunsches höchstes Glück empfinden würde . Ein Kind, das in seiner Jugend alle Wünsche ?erfüllt bekommt , wird im späteren Leben Unklar.erst durch Enttäuschung die richtige Erkenntnis gewinnen . Willen anwenden! Das müßte genauer u. ausführlicher dargetan werden.In der Schule lernt das Kind seinen Willen anzuwenden . Ebenfalls.Im Entwicklungsalter bedarf es eines ausgeprägten Willens .

Hier ist wieder eine Gelegenheit verpaßt, eigene Erfahrungen vorzubringen und im Bereich des Konkreten zu bleiben.Zur körperlichen Beherrschung kann der Mensch durch den Sport gelangen . Beherrschung seiner Triebe lernt der Mensch durch Überlegung und Einsicht und den Gebrauch seines Willens. - - -Durch die Vernunft erkennt er die Niedrigkeit der Triebe, durch seinen Willen zwingt er sie unter sich . Diesen Willen anwenden, heißt kämpfen. UnklarKein Mensch, der gut sein will, ist schon befreit . Selbstbeherrschung ist nicht das Trifft den Gedanken nicht.Vorrecht der Soldaten, sondern eines jeden. Jeder ist verpflichtet, sich selbst zu bekämpfen, Man spürt, was N. sagen will; aber es ist nicht herausgekommen.denn alle zusammen eingesetzt erstreben wieder ein höheres Ziel . Alle aber können erst eingesetzt werden, wenn jeder einzelne an sich erfolgreich gearbeitet hat, wenn alle ?nach derselben Linie ausgerichtet sind.

Ein gutes Beispiel kann Ansporn und Triebkraft sein für einen mit sich selbst ringenden Menschen. Man soll - - -die Werte einer Persönlichkeit zu erreichen suchen, nicht aber ihre Ehre und ihren Ruhm zum Ziel haben. Heinrich von Kleist schildert in seinem Schauspiel „Prinz Friedrich von Homburg" die Entwicklung des Prinzen, angefangen bei der Auswirkung seiner Schwächen bis zu seiner Reife. Der Prinz ?muß aus sich selbst erkennen, daß auch er als Prinz wie jeder andere seinen Willen der Gemeinschaft zu unterstellen hat. So erst besitzt er die nötige Disziplin.

Der straffe Heeresdienst vermittelt in hohem Maß die Erkenntnis des Wertes oder der Bedeutung_ des Sicheinordnens in die Gemeinschaft. Der Soldat lernt, sich ohne Widerspruch Besser reiner Inf.zu fügen. Die ganze Dienstzeit ist eine Schule der Zucht und Ordnung. Der Mensch wird zuverlässiger und gewissenhaft . Der Soldat wird - - -„geschliffen", d.h. so geformt, daß zwischen ihm und seinen Kameraden keine Reibung entstehen kann . Er soll lernen, das eigene „Ich" hintanzusetzen und für andere ganz aufzugehen. Disziplin in äußerer Form zeigt sich am stärksten Gemeint ist Verband, geschlossene Abteilung.im Heer . Eine Truppe, die wie ein Mann Wem? Trifft überhaupt den Gedanken nicht.übt, bereitet Freude und Stolz . Hinkt aber einer nur im Glied nach, so ist der ganze Eindruck verdorben. Daher muß jeder größten Wert darauf legen, sich ganz in der Gewalt zu haben.

Selbstbeherrschung verschafft Ruhe und Ausgeglichenheit in allen Lebenslagen, sei es Freude oder Trauer. Unverständliche und törichte Abschweifung.Neugierde und Klatschsucht sind zwar auch üble Schwächen, können aber die Disziplin nicht sonderlich ins Wanken bringen .

Auch das Wort „Gemeinnutz geht vor Eigennutz" gehört hierher. Auf etwas verzichten zugunsten anderer, ein wirkliches Opfer bringen, das sind -die Erfolge der Selbstzucht. Ein jeder setzt dann seine Kräfte dort ein, wo es zweckmäßig und notwendig ist -, und sieht nicht darauf, ob es sich lohnt, d.h. im materiellen Sinne. Ein Volk, das einig in sich selbst ist, also derselben Meinung wie ihre Führer, wird auch besonders in Stunden der Gefahr seine Disziplin beweisen, die sich im Vertrauen zu seinen Führern äußert.

N. hat sich in der Wahl des Themas vergriffen, indem er das schwierigste genommen hat. Auch die Art der Bearbeitung des Themas ist ein Mißgriff, indem er allen konkreten Ausführungen, denen seine geistige Kraft gewachsen gewesen wäre, ausgewichen ist. Das Eigentümliche u. Unzulängliche des Aufsatzes besteht darin, daß die Sätze wie Aphorismen ohne logische Verbindung und Ordnung aneinandergereiht sind (wie die Worte des Plans). Etliches ist vernünftig gedacht u. treffend ausgedrückt (einige Stellen sind am Rand mit - - - bezeichnet); anderes bleibt unklar, und wieder anderes ist platt. Angenehm berührt es, daß der Aufsatz frei von Verstößen gegen Rechtschreibung u. Grammatik ist und daß auch die Zeichensetzung in Ordnung ist.

Wenn man die Mißgriffe bei der Wahl des Themas und der Art der Bearbeitung als mildernde Umstände gelten lassen will, kann man die Arbeit noch als ausreichend bezeichnen.

Ausreichend.