DKG (Köln)

Gesamtbeurteilung des Sonderlehrgangs D

Kursus D

Dreizehn Teilnehmer zählt der letzte Abiturientenkursus des Dreikönigsgymnasiums. Das Gesamtbild dieser Klasse ist ansprechend und erfreulich. Es herrscht das gleiche Streben, dieselbe Besinnlichkeit, die zähe Entschlossenheit mit der Not fertigzuwerden, vor, wie beim ersten Abiturientenkursus. Bezeichnend ist es, daß die Mehrzahl der Schüler philosophischen Fragen ein besonderes Interesse entgegenbringt, das weitaus größer ist als es früher üblich war. Die Lebensbedingungen fast aller Teilnehmer sind mehr oder weniger hart, der Ernst ihrer Zukunft drängt sie dazu, ihre Bildung möglichst vielseitig und tief auszuweiten. Alle ohne Ausnahme möchten ein akademisches Studium ergreifen. Die Befähigung dazu wird man keinem von ihnen abstreiten können; ob sich aber die wirtschaftlichen Verhältnisse nicht als stärker erweisen werden, wird die Zukunft lehren.

Vorschläge für den deutschen Aufsatz des Sonderlehrgangs D

1.) Der Mensch, ein Kind der Zeit, ein Herr der Zeit.

2.) Die tiefsten Wirkungen sind den Toten vorbehalten (Gorch Fock).

3.) Was erschwert uns den Glauben an die Zukunft unserer Vaterstadt, was hält ihn aufrecht?

Erläuterung zu 2) a) Die Lösung in der Form einer feierlichen Ansprache oder c) einer Abhandlung steht zur Wahl.


Beurteilung

Schüler S., Heinrich

macht gerne abenteuernd den zweiten Schritt, bevor der erste auf festem Boden gelandet ist. Als Schwarzhörer hört er gerne Vorlesungen in den Hörsälen der Universität anstatt die Zeit seinen Schulfächern zu widmen. Da der Vater tot ist, die Mutter in einer anderen Besatzungszone lebt, ist der Schüler auf sich selbst angewiesen und leidet manche Not. Begabt und gewandt, sucht er von älteren Kameraden, mit denen er zusammenlebt, sich allerhand Kenntnisse anzueignen, die naturgemäß des organischen Aufbaues ermangeln. Das ist die Ursache, daß Stoffel bisweilen überrascht durch Einsichten, die seinen Mitschülern abgehen, und dann wieder enttäuscht durch Mängel, die diese nicht haben. Er schwankt noch, ob er Theologie studieren oder Journalist werden soll. Gründliche Kenntnisse in den alten Sprachen wären ihm zu wünschen.

Lebenslauf

Ich bitte um Zulassung zur Reifeprüfung im Ostertermin 1948.

Am 10. Dezember 1926 wurde ich als Sohn des Heinrich S. und der Alwine, geb. N. in Düsseldorf geboren. Meine beiden Schwestern sind fünfeinhalb und drei Jahre älter als ich. Mein Vater war damals Landesleiter für Rheinland und Westfalen beim Bühnenvolksbund. Als ich fünf Jahre alt war, zogen wir nach Köln, so daß ich mich an meine Geburtsstadt kaum noch erinnern kann. Als mein Vater 1933 seine Stellung aufgeben mußte, zogen wir vorübergehend nach Ehrang bei Trier zu meinen Großeltern väterlicherseits. Von hier aus gründete mein Vater die Wochenschrift, „Die Westwoche", und als er so wieder selbst verdiente, zogen wir nach Köln zurück. Ich war inzwischen sechs Jahre alt geworden und besuchte hier die Volksschule bis 1937. Die Wochenzeitschrift, die mein Vater gegründet hatte, lief sehr gut an, mußte aber schon 1934 aus politischen Gründen ihr Erscheinen einstellen. Alle Ansprüche der Geldgeber, der Druckerei und der Angestellten wurden meinem Vater zur Last gelegt. Es kam zu einem Prozess, den mein Vater trotz einer nochmaligen Berufung verlor; er mußte also auch für die Kosten aufkommen. So war unsere finanzielle Lage immer sehr kritisch; doch da ich damals noch zu jung war, habe ich davon fast nichts gemerkt. Erst später wurde mir bewußt, welche ungeheure Energie und Opferbereitschaft meine Eltern aufbringen mußten, um uns drei Kinder auf die höhere Schule zu schicken und später auch das Hochschulstudium meiner beiden Schwestern zu ermöglichen.

1937 verließ ich nach dem vierten Schuljahr die Volksschule und trat in die Sexta des Dreikönigsgymnasiums ein. Ich stieg regelmäßig bis zur Untersekunda, der damaligen sechsten Klasse. Von da wurden wir am 15.II.1943 als Luftwaffenhelfer zur Flak einberufen. Im Herbst 1943 wurde ich, noch als Luftwaffenhelfer, in die siebente Klasse versetzt. Endlich, am 26.IV.1944 wurde ich zu einer Panzer Nachrichten Kompanie des Heeres eingezogen. In Stadtlohn in Westfalen und in Lingen an der Ems wurde ich ausgebildet und im Juni 1944 ohne vorherigen Urlaub zur Westfront abgestellt. Hier machte ich einen großen Teil des Rückzuges durch Frankreich mit, kam glücklich durch zwei Kessel zurück bis an die französisch-lothringische Grenze und wurde hier, am 22. September 1944, von amerikanischen Truppen im Alter von 17 Jahren gefangen genommen. Nach mehreren Durchgangslagern kam ich im Oktober des gleichen Jahres nach Cherbourg in ein Arbeitslager und blieb dort bis zu meiner Entlassung im Juni 1946. Als ich nach Köln zurückkam mußte ich feststellen, daß meine Angehörigen nicht mehr dort wohnten, sondern in Ehrang. Ich fuhr also dorthin und hörte erst bei meiner Ankunft, daß meine lieben Großeltern und auch mein Vater gestorben waren.

Nach den Herbstferien 1946 besuchte ich in Trier das Friedrich Wilhelm Gymnasium bis kurz nach Weihnachten. Da in dieser Gegend die Schüler erst 1944, also ein Jahr später zur Flak gekommen waren und auch dann noch fast ungestörten Unterricht erhalten hatten, war ihr Leistungsstand höher, als es bei mir der Fall sein konnte. Ich mußte daher von der Oberprima, in die ich aufgenommen worden war, zur Unterprima zurück. Da hörte ich, daß auf dem Dreikönigsgymnasium in Köln Ostern 1947 ein Sonderlehrgang beginnen sollte, und so meldete ich mich an. Unterkunft fand ich in einem Studentenheim, in dem ich auch verpflegt werde. Das Arbeiten ist hier sehr erschwert: in einem nicht allzu großen Raum halten sich an die dreißig Studenten auf, und es gibt dort stets Anlaß zur Unruhe und Ablenkung. Außerdem wird es wahrscheinlich unmöglich sein, auch nur einen Raum den ganzen Winter hindurch zu heizen. Manchmal müssen wir uns auch Lebensmittel wie z.B. Butter, Eier und Fisch auf unsere Kosten selbst besorgen, da es dem Heim unmöglich ist, diese Waren immer in ausreichenden Mengen vom Händler zu beziehen. Trotzdem bin ich froh, überhaupt Unterkunft gefunden zu haben.

1935, also mit acht Jahren, trat ich der Katholischen Jugendorganisation bei. Als sie später verboten wurde, trafen wir uns dennoch jede Woche, bis die Gruppe dann im Krieg immer mehr zusammenschmolz, da die älteren zum Militär kamen. Schließlich wurde ich selbst eingezogen, aber die briefliche Verbindung untereinander blieb immer bestehen. Als ich aus Gefangenschaft zurückkehrte, wurde ich in Ehrang zum Pfarrjugendführer und bald darauf zum Dekanatsjugendführer des Dekanates Ehrang gewählt. Da es an Jungführernachwuchs fehlte, hatte ich außer dem alle 14 Tage stattfindenden Führerkreis des Dekanates jede Woche noch drei Heimabende zu halten; zwei für Gruppen im Alter von 14-18 und einen bei einer Gruppe von Jungen von 18-25 Jahren. Außerdem mußte ich in meinem Dekanat auch noch die einzelnen Pfarreien besuchen, und da das Dekanat 18 Pfarreien umfaßt, die weitverstreut liegen, teilweise ohne Bahnverbindung, war das sehr viel Arbeit. Dazu kam noch, daß in dieser ländlichen Gegend die meisten schon ziemlich alten Pastöre der Jugendbewegung sehr skeptisch gegenüberstehen, so daß ich fast alles, was ich unternahm, ohne deren Unterstützung, ja teilweise sogar gegen ihren Willen tun mußte. Mit der Diözesanjugendführung dagegen verstand ich mich sehr gut, und so konnte ich mich in meinem Tun immer auf sie berufen. Als ich von Ehrang fortging, konnte ich keinen Nachfolger finden, und so regele ich noch manches brieflich von hier aus. Leider habe ich während der Dauer des Sonerlehrganges so wenig Zeit, daß ich mich hier in Köln von aller Jugendarbeit fernhalten muß.

Schon seit meinem 15. Lebensjahr trat mein Interesse für Philosophie hervor. Halbe Nächte lang las ich philosophische Abschriften, wie z.B. Nietzsches Zarathustra, Geschichte der Philosophie von August Messer und die Logik von P. Reiser O.S.B. Selbst zur Flak und zum Militär begleitete mich neben dem neuen Testament ein kleines Bändchen über Kant. Wenn ich damals auch bestimmt sehr vieles nicht verstanden habe, so wurde doch die Liebe zur Philosophie immer stärker. Wie die Philosophie lockte mich auch die Theologie, einmal rein intellektuell, gewissermaßen als Fortsetzung und Verlängerung der Philosophie (philosophia ancilla theologiae), aber vor allem wegen meiner inneren Überzeugung und Glaubenshaltung.

Neben der Beschäftigung mit Philosophie und Theologie spiele ich in meiner Freizeit, die augenblicklich allerdings knapp bemessen ist, sehr gerne Geige. Leider hatte ich nur dreiviertel Jahre Unterricht, aber ich habe mir alleine doch soviel angeeignet, daß ich alle nicht allzu schweren Stücken spielen kann. Am meisten liegen mir vorklassische und klassische Musik.

Welchen Beruf ich nach dem Abitur ergreifen will, steht noch nicht ganz fest. Entweder studiere ich Theologie oder Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte und versuche dann als Schriftleiter tätig zu sein. Einen endgültigen Entschluß kann ich aber jetzt noch nicht fassen.

Abituraufsatz

Reifeprüfung im Ostertermin 1948

Deutscher Prüfungsaufsatz

Köln, den 2.II.48

Der Mensch, ein Kind der Zeit, ein Herr der Zeit.

Der Mensch, als in der Zeit stehendes Wesen, ist dem Wechsel allen Geschehens unterworfen. A (unklare Vorstellg.)Von ferne tauchen die Dinge auf , wachsen, werden größer, Logische Bezhg. nicht klar!so daß der Mensch sie nur verzerrt sehen kann Z._ und verschwinden wieder, versinken, wie sie gekommen, im Strome der Zeit. Alle Dinge und Geschehnisse aber hinterlas-sen Spuren, wirken auf den Menschen und durch den Menschen wieder auf die Dinge und Geschehnisse, wie Gedk.: Der Bildgehalt der Vergleiche verunklart den Gedankengang, statt ihn zu verdeutlichen. - Z.ein Stein, der im Fall andere mit sich reißt_bis eine alles vernichtende Lawine zu Tal stürzt und zerstört, was in ihrer Bahn liegt; aber wie ein Samenkorn, in die Erde gesenkt, aufgeht, blüht und Frucht bringt, Segen spendet .

In welchem Verhältnis steht nun der Mensch zu der Zeit? Ist es ein Kindschafts-verhältnis Z., oder eine Herrschaft des Menschen über sie?

Überflüssig!Um hier eine Antwort geben zu können, müssen wir uns zuerst klar werden, was die Begriffe, „Kind", „Herr" und „Zeit" in unserm Zusammenhange bedeuten sollen .

Unter „Kind" kann man A (ungepflegt, nachlässig)offenbar etwas Doppeltes verstehen ; einmal nämlich können wir damit den Menschen als Produkt sei-ner Zeit meinen, der willig ohne die Kraft der Selbstbestimmung im Strom der Zeit mitgeschleppt wird, zum zweiten aber Gedk. (falsch): das ist keine Zweitei-lung!kann auch der Mensch gemeint sein, der von einem unerschütterlichen Ver-trauen zur Zeit als solcher getragen wird , oder doch, da er keine Möglichkeit sieht, ihr zu entgehen, seinem Gedk. (Widerspruch!eigenen Wollen zu entsa-gen sucht, der die Autarkie anstrebt, der Stoiker .

Auch der Ausdruck Herr der Zeit enthält eine Gedk. (bleibt unklar. S. u.)doppelte Bedeutung, insofern einer sein eigener Herr sein kann in Ent-scheidungen, in Handlungsweisen, in der Beeinflussung oder sogar der völligen Selbstbestimmung seines Lebensweges; aber Sb.auch kann gemeint sein : Herr über der Zeit, d.h. daß der Mensch, wenn er auch in seiner physi-schen Existenz von ihr beeinflußt wird, ja sogar in Gedk. (unverständ-lich)seinem geistigen, personalen Selbst von ihr gebildet , oder mitgebildet wird, dennoch durch eine Art A (begriffl. falsch)transcendentaler Welt- und Seinsschau innerlich unabhängig von ihr wird und dadurch eben Herr ist, zwar nicht über Gedk. (a.) ganz abwegig, b.) unklar im Vorstellungsgehalt!)die Zeit, aber Herr über der Zeit .

Das Wort Zeit kann in Fällt!sehr verschiedenem Sinne gebraucht wer-den. Für uns kommen hier Fällt!nur zwei Bedeutungen in Frage. Einmal meint man die Gedk. (nicht recht klar!)Zusammenfassung aller Wesensele-mente , die das Zeitlichsein ausmachen Z._ und zweitens versteht man unter Zeit die Gesamtzeit, in die wir alles einordnen, Gedk. (absolute Zeit und Zeit als Anschauungsform etwas ganz Verschiedenes)die absolute oder ima-ginäre Zeit, die Kant im Sinne hatte in seinen Ausführungen über die Zeit als An-schauungsform des inneren Sinnes.

Zur Sache, d.h. zum Thema!Die philosophischen Anschauungen über die Zeit sind sehr verschieden; aber vielleicht lohnt es sich, auch im Rahmen unseres Themas etwas näher auf sie einzugehen .

Kant spricht der Zeit (?)jeden Erfahrungscharakter ab. Die Zeit ist nach ihm eine a priori gegebene Bedingung oder die_ subjektive Form der in-neren Anschauung, so wie der Raum die apriorische Form der äußeren Anschau-ung ist. Beide sind nur idealer Natur; aber erst auf Grund dieser Anschauungsfor-men ist zeitliche Erfahrung, d.h. Einordnen der Phänomene in eine Sukzessia-mordnung möglich. Mit dieser Ansicht ist eine transsubjektive Realität der Zeit aufgegeben.

Nach Hegel ist die Zeit durch den Prozeß der endlichen Dinge gesetzt, eine Folge derselben, nichts R.primäres . Nur das Natürliche ist ihr unterworfen, das Wahre, die Idee, der Geist ist ewig. Der „Begriff" ist „die Macht der Zeit", von ihr unabhängig.

Spengler endlich fast die Zeit nicht als einen wissenschaftlich zugänglichen Beg-riff, sondern behauptet, Zeit sei wissenschaftlich nicht zugänglich, sei Z., als Nichtumkehrbarkeit Schicksal.

Was für Resultate erhalten wir nun, wenn wir diese drei verschiedenen Zeitbedeu-tungen auf unser Thema anwenden?

1.) Die Zeit, der nach Kant ?jede Realität ermangelt, die sein subjektiv ideal ist, kann selbstverständlich den Menschen Gedk. (falsch)nicht beeinflus-sen. Der Mensch ist Herr über sie nur wenn er dem Sittengesetz ge-horcht!_ .

2.) Die Zeit, der, wie Hegel sagt, nur das Natürliche unterworfen ist, kann den Wiederholung (s.o.)Menschen also nur seiner physischen Natur nach beeinflus-sen. Alles Geistige, der Geist, die Wahrheit, die Idee, „der Begriff" aber sind ewig, d.h. zeitlos Z._ also unbeeinflußbar von der Zeit.

3.) Die Zeit endlich, die Spengler das Schicksal nennt, Wiederholung (s.o.)stellt eine grausame Macht dar, und der Mensch ist ihr völlig ausgeliefert, er ist das Produkt der Zeit .

Alle diese Lösungen aber befriedigen uns nicht, und es scheint, als ob der Fehler in der Definition des Wortes „Zeit" liege, denn alle diese philosophischen FälltWorterklärungen treffen nicht den Gedk. (Sinn kann nicht „gefühls-mäßig" zufallen!)Sinn der dem Wort „Zeit" schon rein gefühlsmäßig zufällt , wenn wir die Überschrift lesen: Der Mensch, ein Kind der Zeit, ein Herr der Zeit. Wann will Verf. endlich in die Erörterung des Themas eintreten?Wir wollen also versuchen, die Fehler in der Sinngebung des Wortes „Zeit" in diesen drei Fäl-len aufzuzeigen.

1.) Es ist uns klar, daß die Dauer und {#l: Schon gesagt!}Sukzession unserer Empfindungen, die subjektiv psychologische Zeit
, nicht ohne weiteres die wirkliche Zeitdauer geben. Wir suchen deshalb ganz von selbst zu objektiver Zeitmessung zu gelangen. Das ist kein ernsthafter Einwand gegen Kants Zeit-begriff!Dieses sozusagen natürliche Streben aber wäre sinnlos, wenn nicht die Zeitlichkeit real begründet wäre .

2.) Hegel sagt, nur das Natürliche sei der Zeit unterworfen, und er meint damit das rein physische. Es ist aber offenbar, daß beim Menschen, in dessen Wesen sich Materie und Geist treffen, Körper und Seele eine, nur durch den Tod vorüberge-hend zu trennende Einheit bilden; daß beim Menschen der Zustand des Körpers einen großen Einfluß auch auf die geistigen Kräfte des Menschen ausübt. Gedk. (Der Par. leugnet gerade diesen Einfluß des Körpers auf die Seele!)Als Beispiel einer solchen, allerdings ins Extrem gesteigerten Anschauung, sei auf den psychophysischen Parallelismus hingewiesen .

3.) Spenglers Anschauung über die Zeit als Nichtumkehrbarkeit und dadurch als Schicksal können wir auch nicht anerkennen, da mit der Gedk. (kein echter Einwand!)Nichtumkehrbarkeit die Schicksalhaftigkeit nicht gegeben ist. .

Nach diesem Versuch einer R.Wiederlegung müssen wir nun sehen, Unreife Selbstüberschätzung!ob wir keine Definition der Zeit finden können , die uns befriedigt und eine erschöpfende Ausdeutung des Themas zuläßt.

In der Zeitidee ist die Dauer enthalten. Der Begriff der Dauer hängt mit dem Seinsbegriff eng zusammen. Damit ist das identische Beharren eines existentiel-len Wesens oder eines Zustandes, Gedk. (Bloße Worthäufung)sein Beharren gegen das Nicht- und Anderssein, m. a. W. Kontinuität und Stetigkeit . Diese stetige Dauer bildet gleichsam den Untergrund, auf dem sich die zeitliche Aufein-anderfolge abspielt. Diese ist das zweite Wesenselement im Zeitbegriff. Die Zeit ist ein nur in einer Richtung fließendes, Gedk. (unklar?)wechselndes Sein. Subjektiv ist diese Sukzession gegeben in einer Reihe diskreter Bewußtseinsmo-mente , die sich in unserem Bewußtsein folgen. (Z. B. Tonfolge), objektiv in einer Reihe Gedk. (unklar!)diskreter Bewegungs Z._ oder Ver-änderungsmomente. Auf Grund dieser Gedk. (Also hätte Kant doch recht, s.o.!)ordnen wir die Zeitgeschehnisse nach dem Vorher (Vergangenheit) was hat das fragwürdige „psychologische" Geschwätz überhaupt noch mit dem Thema zu tun?mittels des Gedächtnisses, nach dem Jetzt (Gegenwart) im psy-chologischen Blickpunkt mittels der Aufmerksamkeit, nach dem Nachher (Zu-kunft) mittels der Phantasie in der Erwartung. Damit ist das dritte Wesenselement gegeben, nämlich die Ordnung des Früheren und Späteren, die letztlich auf die Kausalordnung zurückgeht und zugleich die Unwiederholbarkeit und Unver-tauschbarkeit der Zeitereignisse enthält.

Endlich kommt Verf. auf S. 8 (!) zum Thema!Auf Grund dieser Definition wird es uns, so glaube ich, möglich sein, das Verhältnis des Menschen zur Zeit , als Kind oder als Herr über sie zu untersuchen.

Wir sagten, die Zeit, das Nacheinander gehe letztlich auf die Kausalordnung zu-rück; und diese Kausalordnung ist es ja auch, um die es uns bei der Untersuchung des Verhältnisses des Menschen zur Zeit geht. Ist der Mensch, d. h. seine Le-bens- und Seinsweise ursächlich, vielleicht sogar notwendig, mit der Zeit verbun-den, in der er lebt, oder Gedk. (ganz unklar!)ist die Zeit vom Menschen her zu bilden ?

Es ist offensichtlich, daß der Mensch, der sich bemüht Z._ sittlich gut zu leben, der ein charaktervoller Mensch ist, daß dieser Mensch andere Menschen Fällt!seiner Umgebung von sich aus beeinflußt, entweder direkt, durch sein besonders auf die Mitmenschen ausgerichtetes Handeln Fällt!und Wir-ken , oder auch Gedk. (nur?)nur durch das A (un-scharf)Gewicht seiner Persönlichkeit. Jeder Mensch nämlich strahlt ohne sein Zutun eine Kraft aus, die seinem innersten Sein entspricht, je nach A (nachlässig!)seinem sich selbst Mühen oder Sichgehenlassen. Und durch dieses, sein ungewolltes, wie auch durch sein bewußtes Wirken Z., formt er die andern Menschen und durch Gedk. (eine leichtfertige, gedanklich kei-neswegs einsichtige Folgerung!)sie wieder die Dinge, d. h. bildet er die Zeit. Man kann also nicht sagen, der Mensch sei Kind, Produkt seiner Zeit .

Es ist aber auch offensichtlich, daß jeder Mensch durch seine Erziehung, seine Umgebung und durch alle auf ihn einstürmenden Umwelteindrücke Fällt!geformt werden beeindruck wird , geformt und auch verformt wird, daß er, von hier aus betrachtet, nicht Herr der Zeit ist, sondern ihr Produkt.

Wir können Gedk. (Widerspruch, s. o.!)nicht behaupten, der Mensch sei Herr der Zeit , denn er steht in ihr und wird von ihr beeinflußt. Nicht nur der Ein-zelmensch, sondern auch die Gesamtmenschheit; denn selbstverständlich üben die wechselnden Thema!Jahreszeiten, das Wetter usw. auf jeden Men-schen, wenn auch auf den einen weniger als auf den andern Einfluß aus._ . Die Kraft der Beeinflussung, die von der Natur auf den Menschen ausgeht, kann von jedem Fällt!einzelnen Menschen entweder A (schludrig!)positiv ausgebaut, oder negativ, sich gehen lassend hingenom-men werden. Die Art der Resonanz des Einzelmenschen auf die Eindrücke durch die Natur wirkt jetzt wieder auf dessen Mitmenschen, einmal ohne sein eigenes Zutun, A (schludrig!)allein durch sein sich gerade so Befinden und zweitens durch sein gerade so Handeln , das Fällt!auch immer, auch bei der größten Selbstbeherrschung, z. B. in schlechter Stimmung, A (schludrig!)in etwa von dem sich so Befinden abhängig isst. Weiterhin spielen die Span-nungen, die im Einzelmenschen natürlicherweise aus seinem Leib-Geistverhältnis entspringen, eine große Rolle. Auch hier kann die Wirkung nach außen einen vom Einzelmenschen gedämpft oder gefördert, niemals aber ganz ausgeschaltet wer-den.

Da aber der Mensch Aprinzipiell einen Darin besteht die Freiheit nicht!freien Willen hat, d. h. die Eindrücke, die er empfängt, dämpfen oder stei-gern , wenn auch nicht ganz ausschalten Wohlklang!kann, kann man ihn aber Aprinzipiell nicht nur als das Produkt seiner Zeit bezeich-nen. Wir müssen eben hier wie überall den Mittelweg gehen. Der Mensch wird von der Zeit beeinflußt und wirkt selbst in der Zeit und auf die Zeit, ist also zugleich Kind und Herr der Zeit, aber beides nur in eingeschränktem Sinn.

Interessant wäre es noch, die Gültigkeit dieser These bei großen Menschen zu untersuchen. A (Bild!)Hier nämlich beginnt der Freiheitsbegriff , der die Voraussetzung des Herrseins über die Zeit darstellt Z., Gedk. (Un-sinn!)zu wanken. Größe und Freiheit nämlich schließen sich aus, wenn auch nicht unbedingt ; A u. Gedk. (s. o.)wer aber unter allen Umständen an völlige Freiheit glaubt , kann in allen diesen Fällen nicht an die Größe glauben wol-len. So sagt Goethe einmal bei einem Rückblick auf sein Leben, daß er vieles ge-tan habe, was er lieber nicht wolle getan haben; daß aber vieles Gute nicht wäre vollendet worden, wenn nicht das andere vorher geschehen wäre. Er will damit sagen, daß das Übel, die Schuld notwendig zur Größe gehört. Leider reicht die Zeit nicht, diesen Gedanken weiter auszuführen.

Immer und in allen Fällen aber gilt, daß der Mensch die Haltung eines A (s. o.!)Herren über der Zeit anstreben solle, eine Schau der Dinge und sogar A (s. o.!)eine Schau seiner selbst wie von einer transcendentalen Warte aus; stehend in der Zeit Z._ aber im Bewußtsein um die Ewigkeit.

- Benotung fehlt in Akte! -