DKG (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz der Reifeprüfung 1941

1.) Bildung verpflichtet und Bildung macht frei.

2.) Durch welche Mittel lassen sich die sozialen Unterschiede und Gegensätze in der Volksgemeinschaft mildern?

3.) Organisation und Betrieb eines heutigen Zeitungsverlages (dargestellt auf Grund einer Besichtigung des Westdeutschen Beobachters).


Beurteilung

Schüler B., Klaus

B. charakterliche Entwicklung wurde stark beeinflußt durch die beruflichen Schicksale des Vaters. Gerade in den ersten zehn Jahren wurde durch die häufige Versetzung des Vaters der Junge stets in andere Verhältnisse geworfen, so daß in ihm weder ein rechtes Heimatgefühl, noch eine echte Freundschaft Boden fassen konnte. Etwaige grüblerische Neigungen mögen dadurch verstärkt worden sein. Trotz mancher Unebenheit im Umgang mit Menschen hat er dank anerkennenswerter Arbeit an sich selbst zu seinen Klassenkameraden ein erfreuliches Verhältnis gefunden.

Auf manchen Fahrten ergriff er die Gelegenheit, auf dem Gebiete der Kunst seine Kenntnisse und Anlagen zu fördern, ein Bestreben, das in einer Jahresarbeit feste Formen annahm. In erfreulicher Weise stellte er es in den Dienst der Klassengemeinschaft durch Ausstattung des Klassenzimmers mit künstlerisch wertvollen Bildern.

Allerdings führten diese Bestrebungen zuweilen zu einer Hintansetzung der übrigen Pflichten, so daß die Leistungen in den Fremdsprachen und in der Mathematik nicht immer befriedigten.

Auf sportlichem Gebiete pflegte B. besonders Rudern und Schwimmen und trat deshalb auch in das N.S.K.K. (Motorbootsturm) ein. Auch gehörte er der Ruderriege des Gymnasiums an.

Lebenslauf

Den Herrn Direktor des Staatlichen Dreikönigsgymnasiums bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung Ostern 1941.

Am 7. Februar 1923 ist mein Geburtstag, und zwar bin ich in Oppeln (Oberschl.) geboren. Meine Eltern sind Gertrud B., geb. K., und Joseph B., der damals Regierungsrat war. Nach mir wurde noch ein Bruder geboren.

Durch Versetzungen meines Vaters ging ich in Dortmund das erste Jahr zur Volksschule. 1930 wurde mein Vater als Bürgermeister nach Solingen berufen. Ich ging hier drei Jahre auf die Volksschule. 1933 wurde mein Vater in den Ruhestand versetzt und zog nach Köln. In Köln wurde ich in demselben Jahre auf das Staatl. Dreikönigsgymnasium aufgenommen; das besuche ich bis jetzt.

Auf verschiedenen Fahrten, die ich alle alleine gemacht habe, lernte ich viele Landschaften kennen. Zum Erkennen der Landschaft gehört für mich nicht nur die Betrachtung ihres Antlitzes, das aus ihren Menschen, der Beschäftigung dieser Menschen, sondern auch ihrer Kultur, besonders ihrer Kunst. Die Beschäftigung mit künstlerischen Dingen wurde im deutschen Unterricht zuerst angeregt. Seitdem habe ich mich außerhalb der Schule am meisten mit der Kunstgeschichte befaßt, von der ich entscheidende Anregungen empfing.

Ich habe mich auch mit Kunstschrift [das kann ich leider nur bestätigen!!!] beschäftigt. Nicht nur um einen Text anders als mit der Handschrift und der Schreibmaschine ausdrücken zu können, sondern auch, um die Leistungen der modernen Schreibkünstler und die monumentale Kunst der mittelalterlichen Handschriften besser würdigen zu können.

Es ist mir aber klar, daß diese Beschäftigungen oft einen zu großen Raum eingenommen haben. Ich habe aber den Wunsch, einen Beruf zu ergreifen, der sich mit künstlerischen Dingen befaßt. Daher möchte ich auch Kunstgeschichte als Wahlfach nehmen. Beruf: Schriftleiter (Kunst).

Der einseitigen Bildung entspricht vielleicht einer gewissen Einseitigkeit der Haltung. Das kommt einmal dadurch, daß ich noch nie das Erlebnis einer tiefen Freundschaft gehabt habe, aber auch dadurch, daß die Versetzung meines Vaters in den Ruhestand mich sehr ent[..?.] hat; sie hatte auch eine Umstellung der Familie auf allen Gebieten zur Folge.

1938 trat ich in einen Motorboot-Sturm des N.S.K.K. ein; auch sonst beschäftige ich mich mit Wassersport.

Ich bitte um einen Vermerk über mein religiöses Bekenntnis im Zeugnis.