DKG (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz der Reifeprüfung 1931 (Realgymnasium)

1.) Öffentliche Plätze in Köln

2.) Was interessiert mich auf Reisen besonders?

3.) Die Geschichte eines Wasserstoffatoms

4.) Alltagspflichten gegen die Gemeinschaft


Beurteilung

Oberprimaner N., Gottfried.

Regelmässig versetzt. Noch etwas jungenhafter Schüler von Durchschnittsfähigkeiten und -leistungen, begeisterungsfähig und regsam. Seine Veranlagung weist ihn auf Mathematik und Naturwissenschaften, worin er auch meist gute Erfolge erzielte. Zu Hause beschäftigt er sich mit chemischen Experimenten und Radiobasteln. Seine Jugend (17 ½ Jahre) bringt es wohl mit sich, dass seine Leistungen auf einigen Gebieten, besonders in Deutsch und Geschichte mancherlei Schwankungen zeigen und dass sein Urteil häufig nicht das Wesentliche erfasst. Um sich vor schlechten Prädikaten zu sichern, scheut er auch gelegentlich vor unredlichen Mitteln nicht zurück. Er ist ein guter und sehr ausdauernder Schwimmer, er hat die Lebensrettungsprüfung gemacht. Begeistert ist er für alpine Wanderungen, er hat einige nicht zu schwierige Hochtouren unternommen und ist Mitglied des „Deutschen und Österreichischen Alpenvereins" und von „Neudeutschland", besitzt das Reichsjugendabzeichen.

Lebenslauf

Am 13. April 1913 wurde ich in Köln als Sohn des Mittelschullehrers Gottfried Niedeggen geboren. Ich bin katholisch. Nach kurzer Vorbereitung durch den Vater wurde ich mit 6 Jahren in das zweite Schuljahr der neunklassigen Mittelschule II, Dagobertstr., aufgenommen. Diese besuchte ich bis zur Klasse V einschließlich. Dann trat ich mit 10 Jahren in die Quinta des Staatlichen Dreikönigsgymnasiums ein. Ich entschied mich für die real-gymnasiale Richtung der Anstalt und bin regelmäßig bis zur Oberprima gestiegen. In den Unterklassen hatte ich noch keine Lieblingsfächer. In den mittleren Klassen entstand eine Vorliebe für Mathematik und die Naturwissenschaften. Zu Hause baute ich mir in der freien Zeit verschiedene Radioapparate und legte mir ein chemisches Laboratorium an, um die Versuche zu wiederholen, die mir in der Schule besonders gefallen hatten. In der Obertertia trat ich dem Bund höherer Schüler „Neudeutschland" bei. Um Land und Leute kennen zu lernen, bin ich viel gewandert mit „Horden" und allein, in der Eifel, in den Masuren und in den Alpen. Dem Wunsche der Eltern gemäß habe ich mit 6 Jahren Klavier gespielt. Eine große Anzahl Sonaten und Etüden habe ich gelernt. Da ich aber erkannt habe, daß ich in der Musik nichts hervorragendes erreichen kann, habe ich seit einem Jahre diese Kunst nicht mehr betrieben. Meine freie Zeit widme ich jetzt dem Sport und physikalischen und chemischen Arbeiten. In der Schule nehme ich an der mathematischen und biologischen Arbeitsgemeinschaft teil. Nach einer Schwimmprüfung wurde ich in die Deutsche Lebens-Rettungsgesellschaft aufgenommen. Ich erhielt ein Zeugnis über zwei Stunden Dauerschwimmen in Brustlage und das Reichsjugendabzeichen. Um mir das Wandern und Klettern in den Alpen zu erleichtern, bin ich Mitglied des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins geworden.

Als zweite Fremdsprache für die schriftliche Prüfung wähle ich Englisch.

Als Wahlfach für die mündliche Prüfung bezeichne ich Mathematik.

Nach bestandener Reifeprüfung beabsichtige ich, Medizin zu studieren.

Auf dem Reifezeugnis bitte ich, mein Religionsbekenntnis anzugeben.