DKG (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz der Reifeprüfung 1941

1.) Bildung verpflichtet und Bildung macht frei.

2.) Durch welche Mittel lassen sich die sozialen Unterschiede und Gegensätze in der Volksgemeinschaft mildern?

3.) Organisation und Betrieb eines heutigen Zeitungsverlages (dargestellt auf Grund einer Besichtigung des Westdeutschen Beobachters).


Beurteilung

Schüler B., Hans Josef

B. hatte als Kind viel mit Krankheiten zu kämpfen, deren Folgen sich heute noch in einer nervösen Disposition bemerkmar machen. In den Entwicklungsjahren hat starkes Wachstum die allgemeine Entwicklung hemmend beeinflußt. Durch diese Umstände mögen mitunter seine Leistungen beeinträchtigt worden sein. Diese erheben sich in den wissenschaftlichen Fächern im allgemeinen nicht über das Prädikat ausreichend. Ausgesprochene Begabung und Interesse zeigte Brinkmann jedoch in der Musik. Bereits in früher Jugend begann er mit der Pflege der wohl von beiden Elternteilen geerbten Anlage und widmete ihr auch später den größten Teil der Freizeit.

In der H.J., der er seit 1935 angehört, betätigte sich B. im Bannorchester.

Der Schüler beabsichtigt, sich dem Studium der Musik zu widmen.

Lebenslauf

Den Herrn Direktor des Staatlichen Dreikönigsgymnasiums bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung Ostern 1941.

Ich wurde am 28. Juni 1923 als Sohn der Eheleute Mathias und Maria B. geb. S. in Köln geboren. Ich hatte in meinen ersten Lebensjahren viel unter Kinderkrankheiten zu leiden. In meinem fünften Lebensjahre erkrankte ich an Scharlach. Von dieser Krankheit habe ich bis heute sehr starke nervöse Beschwerden zurückbehalten. Im Alter von 5 3/4 Jahren kam ich in die kath. Volksschule Balthasarstraße. - Schon in diesen Jahren interessierte ich mich für Musik. Ich begann, das Klavierspiel zu erlernen. Sowohl die Familie meines Vaters wie die meiner Mutter war von jeher immer musikalisch interessiert gewesen. Einzelne Familienmitglieder waren musikalisch sehr begabt gewesen. Aus dieser Begabung für Musik bei beiden Familien ist wohl auch meine Liebe zur Musik zu erklären. - Durch Vermittlung meines Volksschullehrers wurde ich bereits im 9. Lebensjahre schon in den Kölner Domchor aufgenommen, in dem ich bis zu meinem 15. Lebensjahre verblieb. Oft habe ich mich mit gleichgesinnten Altersgenossen versammelt, um Musik auszuüben und über sie zu sprechen. In der H.J., der ich seit dem 30. November 1935 angehöre, bin ich als Bratschist im Bannorchester 53 tätig. Aus all diesen Tatsachen ist zu erklären, daß ich Musik als Wahlfach wählte und auch Musik studieren will.

Nach 4 Volksschuljahren kam ich in die Sexta des Dreikönigsgymnasiums. Auf dieser Schule bin ich bis heute verblieben. Größere einschneidende Ereignisse, die mich irgendwie hätten beeinflussen können, habe ich in diesen Jahren nicht erlebt.

Ich bitte um einen Vermerk im Zeugnis über mein religiöses Bekenntnis.

Abituraufsatz

Deutsche Prüfungsarbeit

Bildung verpflichtet, und Bildung macht frei.

Gliederung:

1. Begriffserklärung

A.) Bildung

a.) Herzensbildung

b.) Geistige Bildung

c.) Gesellschaftliche Bildung

B.) besser: sie verpflichtetVerpflichten

a.) Wen?

b.) Wozu?

C.) besser: sie macht freifrei

a.) R.seelich

b.) geistig

c.) gesellschaftlich.

2. Hauptteil

A. Wozu verpflichtet die Bildung?

a.) die Herzensbildung

b.) die geistige Bildung

c.) die gesellschaftliche Bildung.

B. Wovon macht die Bildung frei?

a.) die Herzensbildung

b.) die geistige Bildung

c.) die gesellschaftliche Bildung

3. Schluß:

Vergleich zwischen den Verpflichtungen und Befreiungen.

Der Begriff Bildung A. umfaßt 3 Bedeutungenbesitzt drei große Unterabteilungen .

Herzensbildung. Diese Herzensbildung A. ist verwandt mit Charakterrückt dem Begriff Charakter ziemlich nahe , aber doch nur in einer Beziehung, nämlich nur dem Begriff des guten Charakters. Wer einen durchaus schlechten Charakter hat, besitzt keine Herzensbildung. Unter Herzensbildung verstehe ich: A. innereangeborene Vornehmheit, sicheres, wachsames Gefühl, Taktgefühl, Güte, Gerechtigkeit, sicheres Einfühlungsvermögen eines Menschen. Diese Eigenschaften sind in vieler Hinsicht dochnicht zu erzielen , wie die Eigenschaften der beiden anderen Untergruppen, und anfechtbare Logik.deshalb sind sie auch die wertvollsten Eigenschaften der Bildung. An ihnen kann man den wahren Gehalt eines Menschen erkennen.

Geistesbildung. Diese Bildung kann man sich aneignen, wenn die notwendigen Voraussetzungen des Verstandes gegeben sind. Diese Bildung ist ein Beschlagensein auf den Gebieten von Religion, Kunst, Philosophie und Biologie, Technik, Politik. Diese Kenntnisse an sich nicht. Sie können und sollen und werden aber solche Verbindungen eingehen.weisen keine Verbindungen auf mit der Herzensbildung.

Die gesellschaftliche Bildung bedeutet ein nicht nur ein Kennen, sondern ein Ausüben.Kennen der Umgangsformen, der Unterhaltungsgebiete des Benehmens usw. Zwei Drittel Äußerlichkeiten unterstützt und gehalten durch ein Drittel Vf. verkennt die tieferen „Bildungsgrundlagen" der gesellschaftl. Bildung (z.B. Höflichkeit des Herzens, Liebe, Rücksicht...)Verstand , bilden die gesellschaftliche Bildung. Es besteht eine Verbindung zwischen geistiger und gesellschaftlicher Bildung. Denn zur gewandten Unterhaltung gehört auch Kenntnis einiger geistigen Gebiete, da man ja nicht nur über Alltäglichkeiten spricht.

Die Verpflichtung ist ein Zwang, der dem Menschen auferlegt wird. Er muß eine Aufgabe erfüllen, die er unter anderen Umständen nicht erfüllen müßte. Da kann etwas sein, das zu seinem Nutzen ist, es kann aber auch etwas sein, was ihm schadet. Er legt sich die Verpflichtung selbst auf, oder er bekommt sie gestellt.

Freiheit ist das Gegenteil von Pflicht. Sie ist fast frei von Pflichten. Ich sage fast, weil die Freiheit selbst auch eine Pflicht ist. Es gibt in der Welt überhaupt keinen geistigen A. gemeint ist: WortBegriff , der frei von Pflicht ist. Die Freiheit erstreckt sich genau wie die Bildung wieder auf diese drei Gebiete. Auf das Herz, den Geist, den gesellschaftlichen Umgang.

Bildung verpflichtet, kurz gesagt, zur schiefVornehmheit , teilweise zur ganz unverständlichVerklarung meines Willens und meines Gewissens . Die Herzensbildung verpflichtet eigentlich nicht, sie ist angeboren, sitzt also im Menschen und braucht nicht künstlich erzogen zu werden. Wenn ich das entfalte, Sie erkennen die Verpflichtung von innen, die freiwillige Selbstverpflichtung.was in mir ist, so bedeutet das für mich keine Verpflichtung, es ist kein Zwang da, der mich treibt , meine Anlagen zu entwickeln und zu verwerten. Das bedeutet für mich eine Selbstverständlichkeit. Ich habe die Anlagen nicht erhalten, damit ich sie aus Pflichtgefühl anwende, ich wende sie impulsiv an. Ich kann sie ja auch nicht unterdrücken, sondern es ist also doch Verpflichtung!Aufgabe meines Gefühls, mich zu warnen, wenn ich sie unterdrücken soll. Dies ist wiederum eine Selbstverständlichkeit. Wozu mich das Gefühl treibt Z._ ist kein Pflichtdrang, sondern ein Impuls. Aber alles das, wozu mich der Geist oder der Verstand antreibt, das ist Zwang, falsche Logikweil dieser Antrieb immer erst nach vorhergegangener Überlegung erfolgt .

Die geistige und gesellschaftliche Bildung dagegen verpflichtet mich. Taucht irgendwo in der Welt eine religiöse, künstlerische, philosophisch-biologische Frage auf, so ist es meine Pflicht, mich mit dieser Frage auseinanderzusetzen, ob sie mich interessiert oder nicht, spielt hierbei keine Rolle. Beschäftige ich mich aber nicht mit ihr, so bin ich in der gebildeten Gesellschaft schon um einige Grade gesunken. Meine geistige Bildung setzt eine längere Beschäftigung mit allen möglichen Dingen voraus, von denen ich als Durchschnittsmensch keine Ahnung zu haben brauche.

Die gesellschaftliche Bildung ist eine nein. s.o.Knechtung des freien Willens. Bin ich in Gesellschaft, so darf ich nur nach bestimmten Regeln sitzen, essen, sprechen, stehen und all die sonstigen Dinge, die hierzu zu rechnen sind. Fernerhin ist es mir nicht gestattet, meine Meinung über stimmt nichtirgend etwas frei zu äußern. Ferner darf ich keinem Menschen zeigen, ob er oder seine Gespräche mir sympathisch oder unsympathisch sind. Im Gegenteil, ich muß ihn genau so freundlich behandeln Z., und ihm genau so aufmerksam zuhören, wie jedem anderen Menschen, der mir bedeutend sympathischer ist. salopper A.Denn auch die Seele mit den soll laut Entw. heißen: -beleidigungenEhrenbeleidungen und Vergeltungen. Hat mich einer beleidigt, so oberflächlichmuß ich diesen Menschen fordern, auch wenn wir uns vielleicht inzwischen längst wieder ausgesöhnt haben . Meine gesellschaftliche Stellung fordert das oder ich bin in der Gesellschaft unmöglich. Ich muß mich mit dem Menschen schießen, wobei es oft vorkommt, daß der Beleidigte dazu noch erschossen wird. Er hat sich für andere Menschen geopfert, die ihn sonst für A. gesellschaftlich geächtetunmöglich gehalten hätten. Es gibt keinen größeren (so Entwurf)_ Unsinn als dieses Duellieren. Allein deshalb schon Vorsicht!! - R.verdienten es die gebildeten Menschen, das man sie verachtet . Sie versündigen sich ja an Gott, da man sich vielleicht wegen eines unbedachten Wortes, das man durch ein Wort wieder hätte gutmachen können, gegenseitig erschießt. - Ist denn das Duell etwa ein Kennzeichen der „Gebildeten"?Hieran sieht man, daß noch lange nicht alles Gold ist, was Bildung heißt .

Wovon macht die Bildung frei?

steifer A. und überflüssiger SatzAuch hier muß man wieder die Trennung in drei Unterabteilungen durchführen .

Die Herzensbildung macht uns weniger frei A. es fehlen die Substantivevon, sondern bewahrt uns mehr vor . Dank der Eigenschaften Der bez. Unterschied bleibt unklar, da er nicht sachlich begründet wird.bewahrt sie den Menschen vor Zwistigkeiten, Täuschungen, Ungerechtigkeiten, kurzum vor manchen Dingen, die uns sonst das Leben sauer machen würden.

In geistiger Hinsicht {#l: all das ließe sich auch als „Bewahrung" denken.}befreit uns die Bildung von Nachteilen, schnellem Vertrauen, von Leichtgläubigkeit
, zum Beispiel in ist das Aufgabe der Bildung?geschäftlichen Dingen. Aber sie erweitert auch unseren engen Horizont. Sie eröffnet uns die weiten Gebiete der Kunst, der Technik, der Politik usw. Sie führt uns zu den Thema! - Phrase - Freiheit?geistigen Quellen der Nation und verschafft uns so manch herzliches Erlebnis und so manche große Erkenntnis. Sie bringt uns manchen Vorteil, ganz gleich in welcher Hinsicht, sie macht uns frei von Benachteiligungen . Sie erhält uns einen klaren, scharfen Blick, der schwer zu täuschen ist. Die Von Freiheit wollten Sie sprechen, nicht von Vorteilen.Vorteile , die die geistige Bildung uns bringt sind unbedingt größer als die Verpflichtungen, die sie uns auferlegt.

Wovon befreit sie uns in gesellschaftlicher Hinsicht?

Hier ist nun nicht viel aufzuzählen. Man kann vielleicht doch folgendes anführen. Sie macht uns frei von der Unsicherheit, die wir im Umgange mit Menschen haben; sie verschafft uns ein selbstsicheres Auftreten, daß uns in manchen Dingen große A. Vorteile. - Thema!Verdienste einbringen kann. Soll ein Geschäft abgeschlossen werden, so kann ein forsches, selbstsicheres Aufteten den Partner einschüchtern , so daß er es nicht wagen wird Z._ seine Forderungen übermäßig hoch zu schrauben. Aber damit sind die Vorzüge, oder ! Die „Vorzüge" sind doch etwas anderes als „Freiheit".besser gesagt , das, wovon die gesellschaftliche Bildung uns frei machen kann, erschöpft. Vielleicht könnte man noch anführen, daß sie eine gute Übung zur Selbstbeherrschung sei, uns also von Unbeherrschtheit befreien kann, aber übermäßig hoch darf man das nicht anschlagen.

Zieht man nun einen Vergleich zwischen den Verpflichtungen und den Befreiungen, so muß man feststellen, daß sie sich ungefähr die Wage[!] halten. Zu einem übergroßen Thema!Schaden wird sie nicht verführen. Ob sie zu einem Wie platt!übergroßen Nutzen führt, kommt auf die jeweilige Veranlagung des Menschen an : Idealist oder Materialist.

Vf. hat das Thema gewählt, das seine Kräfte weit überstieg. Er hat im Ganzen und in vielen Einzelheiten das Thema gar nicht verstanden. Die Mißverständnisse beginnen mit seiner Auffassung von Herzensbildung, die nach den vf. Darlegungen überhaupt nicht Sache eines Bildungsvorgangs sein soll. Sie steigern sich in den ganz einseitigen Erörterungen über gesellschaftliche Bildung mit den langen Ausbrüchen gegen das Duell. Völlig unverstanden ist der Begriff und demnach das Wesen der Verpflichtung, die Vf. nur als von außen auferlegte Pflichtlast gelten lassen will. Am schlimmsten ist das Mißverständnis der Befreiung durch Bildung. Hier unterschiebt Vf. den Begriff „Vorteil" und irrt daher weitgehend vom Thema ab.

Die mangelnde Klarheit des Denkens zeigt sich auch im Ausdruck, der [..?.] öfter ins Saloppe entgleist.

mangelhaft

Die Klassenleistungen waren ausreichend.

17.2.41