DKG (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz der Reifeprüfung 1931 (Realgymnasium)

1.) Öffentliche Plätze in Köln

2.) Was interessiert mich auf Reisen besonders?

3.) Die Geschichte eines Wasserstoffatoms

4.) Alltagspflichten gegen die Gemeinschaft


Beurteilung

Oberprimaner E., Walther.

Regelmässig versetzt. Aus musikalischer, wohlhabender Familie. Selbst sehr musikalisch (Klavier) und feinfühlig. Sprachlich gut veranlagt, hat er die hohen Erwartungen, die man in den Mittelklassen auf ihn gesetzt hatte, nicht erfüllt und ausser im Englischen, worin er sehr gut ist, es nur zu Durchschnittsleistungen gebracht, in Mathematik versagt er. Das liegt an seiner Geschwätzigkeit, nervösen Hast und an seiner Zersplitterung in noblem Sport und Flirt. In seinem augenblicklichen Entwicklungsstand vermag wohl kaum etwas ihn bis zur Hingabe zu fesseln. Dadurch haftet seinen Leistungen oft etwas Unfertiges an. So endete auch seine Tätigkeit als Vorsitzender des Schülerrudervereins, wozu er schon als Untersekundaner gewählt wurde, nach 2 Jahren mit einem Misserfolg. Die zwei letzten grossen Ferien hat er in England zugebracht und sich bemerkenswerte Sprachkenntnisse angeeignet. Englische Lektüre, Musik, Tennis- und Hockeysport sind seine Interessenpläne ausserhalb der Schule.

Lebenslauf

Den Prüfungsausschuss am Staatlichen Dreikönigsgymnasium bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung im Ostertermin 1930.

Ich wurde am 11.2.1912 in Köln geboren, besuchte die mittlere Knabenschule II Köln von Ostern 1918 bis Ostern 1922 und trat Ostern 1922 in die Sexta des Dreikönigsgymnasium ein. Während meiner Schulzeit fühlte ich mich hauptsächlich zu den neusprachlichen Fächern, später auch zu Latein hingezogen. Besonders haben mich Fragen interessiert, die die Entwicklung und Verwandtschaft der Sprachen untereinander betrafen. Die naturwissenschaftlichen Fächer haben mir weniger Freude gemacht.

Ausserhalb der Schulzeit habe ich mich mit musikalischen Studien befasst. Ich habe seit meinem zehnten Jahre Unterricht im Klavierspiel genommen, und habe die letzten 5 Jahre das Konservatorium E. Haas besucht. Praktische und theoretische Unterrichtsstunden haben mich dort zweimal in der Woche in Anspruch genommen. Ich war bestrebt mich durch Theater- und Konzertbesuche in der Musik weiterzubilden. Ausserdem habe ich mich mit Sport befasst. Ich gehörte seit Untersekunda dem Schülerruderverein an. Hockey und Tennis habe ich zuerst im Kölner Sport-Club 1899, die letzten zwei Jahre im Kölner Klub Schwarz-Weiss gespielt.

Von grösseren Reisen erwähne ich zwei Englandreisen 1929 und 1930, die ich alleine unternommen habe, in der Hauptsache um meine in der Schule erworbenen sprachlichen Kenntnisse zu vervollkommnen. Ich war bemüht, den Wortschatz, den ich mir so aneignete, durch Lesen von englischen Büchern und Zeitschriften zu erweitern.

Als zweite Fremdsprache für die schriftliche Prüfung wähle ich deshalb Englisch und bitte auch in der mündlichen Prüfung meine Kenntnisse im Englischen dartun zu dürfen.

Nach bestandener Reifeprüfung beabsichtige ich mich dem Studium der Rechte zu widmen.

Auf dem Reifezeugnis bitte ich mein Religionsbekenntnis zu vermerken.