DKG (Köln)

Gesamtbeurteilung der Unterprima (Realgymnasium) 1937

Gesamturteil über die Klasse UIr.

Die Leistungen wie das Streben der Klasse hielten sich im allgemeinen auf einer erfreulichen Höhe. Der kameradschaftliche Zusammenhalt der Schüler untereinander war vorbildlich, ihr Verhalten und Auftreten gegenüber den Lehrern stets taktvoll.

So war es für den Lehrer eine Freude, mit der Klasse zu arbeiten.


Beurteilung

Unterprimaner B., Paul.

Mit 17 ½ Jahren ist er der Jüngste der Klasse. Er ist einziges Kind und wohlerzogen, ehrlich, wahrheitsliebend und höflich. Seine geistigen Anlagen sind ausreichend; er ist sehr strebsam und sucht durch umfangreiche Lektüre namentlich auf geschichtlichem Gebiet seinen Gesichtskreis zu erweitern. Von Leibesübungen betreibt er vor allem Schwimmen und Radfahren. Trotz zeitweiliger Erkrankung hat er im Schulungslager tapfer ausgehalten.

Seit März 1933 im NS-Schülerbund, dann in der HJ, war er in verschiedenen Referentenstellungen tätig; heute ist er bei der funktechnischen Bereitschaft des Gebiets 11.

Zu seinem Beruf will er sich erst nach Ablauf seines Arbeitsdiensthalbjahres entschliessen.

Lebenslauf

Hiermit bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung im Ostertermin 1937.

Am 8. September 1919 wurde ich in Köln geboren. Mein Vater ist Studienrat. Meine Mutter entstammt einer alten Kölner Kaufmannsfamilie. Wir sind katholischer Konfession. Mit fünfeinhalb Jahren trat ich in die Volksschule am Klingelpütz ein, welche ich nach vier Jahren verließ, um auf die Sexta des Dreikönigsgymnasiums überzugehen. Infolge der Vorverlegung des Abiturs, soll ich nun Ostern 1937 nach achtjährigem Besuch des Realgymnasiums die Anstalt mit dem Zeugnis der Reife verlassen.

In unserer Familie wird viel gelesen und geschrieben, man beschäftigt sich mit geistigen Dingen. Viel davon mag auf mich übergegangen sein. Auch ich lese viel und gern und besuche mit Begeisterung das Theater und das Kino. Vor allem beschäftige ich mich in letzter Zeit mit geschichtlichen Darstellungen und Lebensbeschreibungen. In der Schule gilt meine Neigung neben den naturwissenschaftlichen Fächern besonders der Geschichte.

In sportlicher Hinsicht pflege ich eifrig das Schwimmen und Radfahren. Nebenbei habe ich Neigung zum Motor- und Pferdesport. Ich kann jedoch nicht leugnen, daß mich die geistigen Belange mehr interessieren.

Im März 1933 trat ich in den N.S.Schülerbund ein, welcher im Juli 1933 in die Hitler-Jugend überführt wurde. Mein Aufnahmedatum lautet auf den 1. November desselben Jahres. Im November 1934 wurde ich zum Kameradschaftsführer befördert und im Februar 1935 bestätigt. In den Gefolgschaften, denen ich angehörte, habe ich Dienst getan als Schulungs- und Pressereferent. Augenblicklich bin ich zur funktechnischen Bereitschaft des Gebietes 11 überwiesen.

Durch die Vorverlegung des Abiturs bin ich noch nicht sicher, welchen Beruf ich ergreifen soll. Ich habe Neigung für die Medizin und die Jurisprudenz. Ich habe mich freiwillig zum Arbeitsdienst gemeldet und bin bereits gemustert. Am 1. April 1937 werde ich also meiner halbjährigen Arbeitsdienstpflicht genügen. Nach Beendigung desselben hoffe ich endgültige Klarheit über meinen weiteren Lebensweg zu haben.

Ich bitte, Englisch als Leistungsfach für mich anzusetzen.

Ich bitte darum, auf dem Reifezeugnis einen Vermerk über mein Religionsbekenntnis aufzunehmen.