DKG (Köln)

Gesamtbeurteilung des Sonderlehrgangs E

Lehrgang E

Alle Teilnehmer dieses an Zahl schwachen Lehrganges sind nach der langen, z.T. 5 jährigen Unterbrechung ihrer Schulzeit von dem ernsten Willen beseelt, ihre volle Arbeitskraft der Schule zu widmen, um ihre selbst unangenehm empfundenen Bildungslücken zu schliessen und das erstrebte Ziel des Zeugnisses der Reife zu erreichen. 2 Lehrgangsteilnehmer (N., R.) sind Ostflüchtlinge, die, ganz auf sich gestellt, sich erst in 2 jähriger Tätigkeit durch Handarbeit die Geldmittel für den Schulbesuch erworben haben. Alle sind mit Kriegseinsatz und Gefangenschaft durch eine harte Schule gegangen, die ihnen andererseits aber auch menschliche Reife und Ernst der Lebensauffassung einbrachte.

Hervorstehende Begabungen sind nicht in dem Lehrgang vertreten; vielmehr haben die Teilnehmer durch Fleiss und beharrliches Streben ein befriedigendes Gesamtergebnis erzielt. Alle Lehrgangsteilnehmer wollen ein akademisches Studium ergreifen.


Beurteilung

Schüler R, Paul

Er ist ein braver, in sich gekehrter, von einer starken, seine ganze Lebensauffassung bestimmenden Religiosität erfüllter Mensch. Das harte Geschick des Verlustes seiner schlesischen Heimat und die mehrjährige Trennung von seinen Angehörigen hat ihn schon früh selbständig werden lassen. Da er von allen Lehrgangsteilnehmern die kürzeste Schulbildung besitzt und wohl auch von allen die schwächste Begabung darstellt, hat er in dem Lehrgang anfänglich alle Mühe gehabt, den an ihn gestellten Anforderungen gerecht zu werden. Besonders in Deutsch waren seine Leistungen nicht ausreichend. Er hat sich jedoch nicht entmutigen lassen und sich durch stetigen Fleiss so weit verbessert, dass ein ausreichender Erfolg in der schriftlichen und mündlichen Prüfung erwartet werden kann.

Sein ernstes Streben und seine Pflichttreue dürften ihn auch befähigen, das Studium der Theologie, das er ergreifen will, zu bewältigen.

Lebenslauf

Hiermit bitte ich um Zulassung zur Sonderreifeprüfung im Ostertermin 1949.

Am 15. Oktober 1927 wurde ich als zweites Kind des Reichsbahninspektors Paul R. und seiner Ehefrau Antonie R., geborene S., in Reigersfeld, Kreis Cosel an der Oder, geboren.

Da meine Eltern finanziell gut gestellt waren, verlebte ich eine sorglose Jugend. Im Kreise meiner vier Geschwister wuchs ich bis zum siebenten Lebensjahre in ländlicher Gegend auf. An dem nahen Walde, an den ausgedehnten Wiesen und dem herrlichen Oderstrand erfreute ich mich sehr. Mit dem Leben in der Natur war ich aufs innigste verbunden. Doch bald trat mit der Versetzung meines Vaters nach Klausberg, einer mittelgroßen Stadt am Rande des oberschlesischen Industriegebietes, eine völlig andersartige Umgebung an mich heran. Die schöne freie Natur vermißte ich schmerzlich. Ostern 1934 trat ich dort in die Volksschule ein.

Die tiefreligiöse Bildung meiner Eltern hatte auf unsere Erziehung einen großen Einfluß. Schon in früher Jugend wurde ich mit der katholischen Kirche vertraut. Mein Verhältnis zu ihr wurde ein enges Band. Auf Wunsch meiner Eltern hatte ich außerhalb der Schule keine Freundschaften. Mit meinen Geschwistern erhielt ich eine strenge Erziehung, wofür ich meiner Mutter besonders dankbar bin, die neben dem Haushalt uns fünf Kinder umsorgte.

Auf Grund meiner guten Leistungen in der Volksschule und aus eigenem Antrieb begann ich Ostern 1938 meine Schulzeit auf dem Hindenburg-Gymnasium in Beuthen (Oberschlesien). Während der täglichen Fahrt zur Schule wurde ich mit den Menschen der verschiedensten Berufe bekannt und lernte ihre Arbeit achten und schätzen. In der Schule galt meine besondere Neigung den Altsprachen und der Kirchengeschichte.

Der Beruf meines Vaters erlaubte es, in den Sommerferien größere Reisen zu unternehmen. In jungen Jahren sah ich Großstädte wie Breslau, Berlin, München, Regensburg und Wien. Die großen kirchlichen Bauten der Gotik und des Barock beeindruckten mich sehr.

Ende August 1939 trat in den Unterricht eine längere Pause ein. Der Kriegsanfang war nicht mehr fern. Täglich sah ich die großen Flüchtlingsströme die Grenze überschreiten. Die Grenzbefestigungen erstanden wie über Nacht. Da meine elterliche Wohnung nur einen Kilometer von der Grenze entfernt lag, konnte ich die Kriegsvorbereitungen gut beobachten. Der Septemberanfang brachte viele Schrecken mit sich, als unsere Ortschaft unter polnischem Artilleriebeschuß lag. Meine freudige Begeisterung sank bald in eine tiefe Verwünschung des Krieges, da er friedliches Leben jäh zerstörte. Von da an war ich über den Krieg genügend aufgeklärt, da ich nun selbst erlebte, was ich sonst nur aus Erzählungen und Büchern kannte.

Dem H-J-Dienst stand ich sehr ablehnend gegenüber, weil er mich an der Ausübung der kirchlichen Pflichten hinderte.

Eine völlig andere Umwelt tat sich mir auf, als mein Vater nach Kattowitz versetzt wurde. Da die Bevölkerung noch sehr unter polnischem Einfluß stand, fühlte ich mich sehr gedrückt. Um so mehr klammerte ich mich an die Familie, wo ich im Kreise meiner Geschwister genügend Ablenkung fand. Auch nach Beruhigung des öffentlichen Lebens mied ich, meinen Eltern zur Liebe, jede nähere Bekanntschaft. So konnte ich mich ganz den Schulfächern widmen. Leider hatte ich damals den Vorteil des eifrigen Lesens von Dichterwerken noch nicht erkannt. Erst später wurde ich dazu von meinen Klassenkameraden angeregt.

Unseren Lehrern muß ich ein hohes Lob zollen, da sie es rühmlich verstanden, uns Schritt für Schritt in die Wissensgebiete einzuführen, indem sie sich ins jugendliche Leben hineinfühlten. Bald schon ist mir der Sinn des Lernens zum Bewußtsein gekommen, daß wir es nämlich nicht für die Schule, sondern fürs Leben tun.

Mit fünfzehn Jahren wurde ich nach Abschluß der Klasse fünf am 15. Juli 1943 als Luftwaffenhelfer zur Heimatflak herangezogen. Infolge Kürzung des Unterrichts entstanden in der Bildung manche Lücken, die ich nun nach besten Kräften auszufüllen bemüht bin. Zwei meiner Lieblingsfächer Griechisch und Religion fielen gänzlich fort. Zum erstenmal war ich völlig auf mich allein gestellt. Es galt nun, selbst Entscheidungen zu treffen und der Schwierigkeiten Herr zu werden. Die häusliche Erziehung zu Ordnung und Sauberkeit kam mir beim Zusammenleben mit den Kameraden sehr zustatten. Gehorsam gegen die Vorgesetzten zu üben, fiel mir nicht schwer, da ich das im Elternhaus genügend gelernt hatte. Zur Abwechslung im einseitigen Dienst beschäftigte ich mich mit religiöser Lektüre. Manchem Kameraden, der in dem bewegten Leben auf Abwege zu geraten drohte, konnte ich Mahner und Führer sein, da ich in religiöser Hinsicht reichlich gefestigt war.

Meine Arbeitsdienstpflicht leistete ich in der Ostmark ab.

Nach meiner Rückkehr nahm ich als Gastschüler am Unterricht teil, und zwar in Klasse 7. Gern hätte ich die Schule abgeschlossen, aber am 15. Januar 1945 erreichte mich die Einberufung zur Wehrmacht. Während über meine Heimat das harte Schicksal der Besetzung durch Russen und Polen hineinbrach, erhielt ich meine Ausbildung und kam zum Einsatz. Im April 1945 geriet ich in englische Gefangenschaft.

Als Siebzehnjähriger verbrachte ich ein Jahr in einem Zeltlager bei Brüssel. Dort nahm ich an der Campschule teil, in der wir ohne Lehrbücher unsere Kenntnisse gegenseitig austauschten. Bücher fanden keinen Zugang ins Lager. Auf Anregung des Lagerpfarrers vertiefte ich mich in das Alte und Neue Testament. Hierbei erkannte ich, daß das Leben der heutigen Zeit von einem gottgewollten weit entfernt sei. In mühevoller Arbeit half ich dem Geistlichen die Jugend, die ganz und gar der Kirche entfremdet war, obwohl sie aus katholischen Familien stammte, zurückzugewinnen. Während meiner Tätigkeit im Krankenrevier konnte ich im Verkehr mit dem Engländer meine englischen Schulkenntnisse anwenden und erweitern.

Meine Entlassung erfolgte im März 1946 nach Fürstenau in Hannover. Da ich ohne Verbindung mit meinen Eltern war, hatte ich nicht die Möglichkeit, meine Schulbildung abzuschließen. Ich nahm daher eine Stelle als landwirtschaftlicher Gehilfe an. Die Arbeit war ungewohnt und schwer. Unter der ländlichen Bevölkerung fühlte ich mich nicht wohl. Ich suchte nach einem geistigen Austausch, den ich mit dem Dorfkaplan alsbald aufnehmen konnte. Unter seiner Anleitung widmete ich mich dem Aufbau einer katholischen Jugendgruppe und einer Laienspielschar. Bis zu meinem Umzug nach Köln war ich darin als Führer tätig.

Inzwischen war mein Vater aus dem Osten ausgewiesen worden. In Köln hatte er eine Wohnung erhalten, so daß er mich bei sich aufnehmen konnte. Schwer bedrückt uns aber noch das Getrenntsein der Familie. Meine Mutter weilt noch mit drei Geschwistern im Osten, wo ihr der Pole keine Ausreisegenehmigung erteilt. Mein Vater ermöglichte es mir, nun wieder eine Schule zu besuchen.

Seit dem 13. April dieses Jahres befinde ich mich im Sonderlehrgang E des Staatlichen Dreikönigsgymnasiums in Köln, um die Hochschulreife zu erhalten. Nach Beendigung des Lehrgangs habe ich vor, Theologie zu studieren, um Seelsorger zu werden, was seit früher Jugend mein Wunsch ist.

In das Zeugnis der Reife bitte ich, einen Vermerk über mein Religionsbekenntnis aufzunehmen.

Abituraufsatz

Sonderlehrgang (E).

Deutscher Prüfungsaufsatz.

Welche Aufgaben stellt uns der verlorene Krieg in sozialer Hinsicht?

Jeder verlorene Krieg bringt zahlreiche Mißstände mit sich. Auch das Gedk.(Logik): ...die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg...Ende des zweiten Weltkrieges hat solche Übelstände zu verzeichnen. Die sozialen Verhältnisse weisen besonders große Schwächen auf. nur diese?Die einzelnen Parteien sind bemüht, dieses soziale Problem zum Wohle und zur Zufriedenheit der Bevölkerung zu A: lösengestalten . Bei der Ausführung dieses Planes haben sie große Aufgaben zu Gedkl. Wiederholung!erfüllen .

Das soziale Problem beschäftigte die Politiker zu jeder Zeit. Das Aufkommen der Industrie im vergangenen Jahrhundert Stil. verbal!brachte die Bildung des vierten Standes Fällt!nämlich Gedk.: der Arbeiterklasseder Arbeiter , mit sich. Gedk.: Da die Industrie große Mengen von Arbeitern benötigte,...Da die Industrie sich an mehreren Orten eng zusammenballte , entstanden in ihrer nächsten Umgebung große Ansiedlungen von Arbeitern, aus denen sich dann die Großstädte entwickelten. Die Fabriken und Gruben errichteten Gedk. Fällt!deshalb für ihre Arbeiter große Z: ,_ mehrstöckige Wohngebäude, die sogenannten Mietskasernen. Um dem Arbeiter A(ungelenk): eine bessere Wohnung zu beschaffen,ein angenehmeres Wohnen zu gestatten , A(steif): begann man den Bau...begab man sich Zeitangabe zu unbestimmt!vor dem Kriege an den Bau von Siedlungen, in denen jede Arbeiterfamilie ein eigenes Heim besaß.

Heute hat sich das Wohnungsproblem dringender denn je gestaltet. Der Bombenkrieg hat die meisten Wohnungen zerstört oder unbewohnbar gemacht. {A Gedk.(schief und zu knapp formuliert): Erschwerend wirkt sich überdies für den Westen aus...}Dazu kommt für den Westen{##l:} die Aufnahme der Ostflüchtlinge, Stil (besser): für diewodurch viel Wohnraum benötigt wird. In erster Linie gilt es nun, für diese Bevölkerung Wohnraum zu schaffen.

Eine freundliche und A: geräumigebequeme Wohnung ist für den Menschen notwendig. Wenn sich der W: erMensch in seinem Heim wohlfühlt, geht er auch mit Freude an seine Fällt!Arbeitsstätte , da er sich nur dann?nach Feierabend , wenn die Schicht beendet ist, mit seiner Familie in A. Gedk. Gemeint ist: ...gut untergebracht und geborgen weiß.Sicherheit und Geborgenheit weiß.

Die zur Zeit herrschende Wohnungsnot ist nicht selten schuld an A.(besser): ...sittlichen Verfehlungen.Vergehen gegen die Sittlichkeit . Stil. aktivisch! Das Zusammenwohnen ist oft die Ursache sittlicher...Durch das Zusammenwohnen auf engstem Raum wird nämlich oft Anlaß zu sittlicher Verderbnis gegeben.

Besondere Rücksicht muß Bezhg. unklar!hierbei auf die heranwachsende Jugend A(unscharf): genommengeübt werden. Die Saat der Untugend nämlich, die in der Jugend aufwächst, kann, wenn sie gereift ist, nur schwer wieder A (zum gewählten Bild nicht passend)getilgt werden.

Die nichtssagend! Besser: sozialen SchädenFolgen , welche die Wohnungsnot herbeiführt, sind sehr groß. Daher ist es dringend notwendig, der Wohnungsnot in erster Linie A: die Wohnungsnot zu beheben.Abhilfe zu schaffen .

Schwer ist das Los der Kriegshinterbliebenen, denen der Ernährer genommen ist. Solchen Menschen Gedk.: Solche Menschen bedürfen...gilt besondere Hilfe. Denn manche Frau geht arbeiten, um den Lebensunterhalt zu A: verdienenbestreiten . A(besser): Mit schwerem Herzen muß sie die Erziehung der Kinder hinter dieser Aufgabe zurücktreten lassen.Nur schweren Herzens muß sie die Kindererziehung an zweiter Stelle vornehmen .

Die Massenflucht aus dem Osten hat viele Kinder elternlos gemacht. Teils sind die Eltern auf der Flucht umgekommen, teils sind sie in andere Gegenden..._ verschlagen worden. Wo das Elternhaus für die Erziehung fehlt, müssen Waisenhäuser diese Aufgabe übernehmen. Die Gedk.: ErfahrungZeit lehrt ja, daß die Kinderzeit für die geistige Entwicklung des Gedk.: MenschenKindes Stil: von besonderem Einfluß...besonders von Einfluß ist. Die heutige A: heranwachsendeherangewachsene Jugend Der Gedanke ist nicht klar genug herausgearbeitet. A: beweist dies zur Genüge.gibt genügend Beweis hierfür .

Neben Arbeitswilligen, die durch die Währungsreform ihre Arbeit verloren haben, steht eine große Zahl von Kriegsversehrten, die als Gr. (-en)Soldat oder Gedk.: ...oder Zivilisten...in der Heimat sich körperliche Behinderungen zugezogen haben. Gedankensprung! Die folgenden Ausführungen beziehen sich nicht mehr auf die Arbeitswilligen, sondern nur noch auf die Kriegsversehrten. Ihnen zu helfen, ist Gewissenspflicht. Eine Gedk.: Keine Hilfe und Unterstützung zu erhalten, bedeutet für solche Menschen...Nichtbeachtung solcher Menschen bedeutet für sie eine tiefe Kränkung. Als Soldaten haben sie ihre Pflicht getan und erwarten nun den Dank A(ungelenk): des Volkes.der Mitbevölkerung .

Eine schwierige Aufgabe ist es, Flüchtlinge und Bombengeschädigte für den Verlust von Besitz und Eigentum zu entschädigen. Der Lastenausgleich hat diese Aufgabe übernommen.

Jeder, der einen Verlust an Gütern erfahren hat, empfindet ihn schmerzlich. Um wieviel mehr muß es bei den Flüchtlingen der Fall sein, die Heimat und Besitz verlassen mußten und mit geringer Habe die Flucht in die ungewisse Zukunft angetreten haben Z.. Im Herzen eines solchen Menschen wird sich große Verbitterung breitmachen, die Fällt!sich in Haß und Neid ausarten kann. Angesichts Bezhg.ihres großen Verlustes von Heimat und Besitz sinkt der Mut zum Leben. Um diesen Menschen Lebensfreude und W: AntriebMut zum Aufbau einer neuen Existenz zu geben, muß man ihnen mit Rat und Tat entgegenkommen. Oft können Flüchtlinge aus Mangel an Mitteln St.: ...in der neuen Heimat nicht anwenden.nicht ihre Fähigkeiten in der neuen Heimat anwenden.

Ein Lastenausgleich, der in gerechter und wohlwollender Weise durchgeführt wird, A (besser): kann der Gemeinschaft großen Nutzen bringen.kann zu großem Nutzen der Gemeinschaft beitragen .

Obwohl der Lastenausgleich eine materielle Entschädigung bedeutet, kann dem Menschen seelisch geholfen Sinn unklar! Gemeint ist wohl, daß neben der materiellen Entschädigung auch seelische Hilfe nötig sei.werden .

So ist neben anderen großen Aufgaben die Beseitigung der sozialen Mißstände eine dringende Forderung. Die Lösung dieses Problems Gedk.: ermöglichtgewährleistet erst die Errichtung eines gesunden und starken Gr. besser: -s.Deutschland .

Gedankliche und sprachliche Unzulänglichkeit kennzeichnet den oft geradezu primitiv und kindlich anmutenden Aufsatz. Der Verf. greift zwar in nicht ungeschickter Weise sehr wichtige Punkte unserer sozialen Nachkriegsproblematik heraus, aber die oberflächliche, in keiner Weise erschöpfende Art ihrer Behandlung, die dazu der straffen Gedankenführung völlig entbehrt, läßt aus den an sich durchaus geeigneten Elementen keine befriedigende Bearbeitung des Themas entstehen. Unvermittelt und sprunghaft wechselt der Schreiber von einem Gedanken zum anderen über, ohne auch nur den Versuch einer tieferen geistigen Durchdringung des Stoffes zu unternehmen. Überdies sind die einzelnen Punkte in willkürlich gewählter, nicht durch ihre innere Gewichtigkeit gerechtfertigter Ausführlichkeit behandelt.

Die schwersten Mängel weist die Arbeit jedoch in stilistischer Hinsicht auf. Schroffe Übergänge und eine in ihrer Hilflosigkeit peinlich wirkende, ungelenke Art der sprachlichen Formulierung verraten ein unzulängliches Ausdrucksvermögen.

Wenn der Aufsatz es auch verdient, in formaler Hinsicht befriedigend bezeichnet zu werden, so lassen doch die mangelnde geistige Zucht und die ungenügende gedankliche Durchdringung des Stoffes zusammen mit dem Unvermögen, die Gedanken in guter sprachlicher Fassung wiederzugeben, nicht zu, die Arbeit eine ausreichende Leistung zu nennen.

Nicht genügend.

Kl.-Lstg.: genügend

Köln, den 26. Jan. 1949