DKG (Köln)

Gesamtbeurteilung der Klasse 8a (1943)

Die Klasse 8 a setzt sich zusammen aus den nach Abgang zum Arbeitsdienst und Heeresdienst verbliebenen Schüler der Klassen 7 a1 und 7 a2.

Die Klasse 7 a1 zählte zu Beginn des vorigen Schuljahres 20 Schüler, von denen bis Herbst 1942 13 zu den Waffen oder dem Arbeitsdienst einberufen wurden; die übrigen 7 wurde in die 8. Klasse versetzt.

Die Zahl der Schüler in der 7 a2 betrug anfangs 21. Von ihnen verliess einer wegen Erkrankung die Anstalt, 13 wurden im Laufe des Jahres eingezogen, einer konnte nicht versetzt werden, so dass die Zahl der aus dieser Klasse versetzten 6 betrug.

Demnach hatte die 8. Klasse zu Beginn des jetzigen Schuljahres 13 Schüler. Von diesen wurde im September d.Js. einer zum Militär eingezogen, ein anderer (C.), der im Juli d.Js. einberufen war und jetzt wegen Erkrankung seiner Entlassung entgegensieht, kehrte am 2.d.Mts. zur Anstalt zurück, so dass die Frequenz wieder 13 beträgt. Vorübergehend gehörte ein Duisburger Schüler, dessen Eltern durch Fliegerangriff obdachlos geworden waren, zur Klasse.

Von den Schülern der erwähnten siebenten Klassen waren 9 mehrere Monate als Lagerführer bei der Kinderlandverschickung tätig.

An einem Skilehrgang vom 17.-26.2.1942 nahmen sämtliche Schüler ausser einem erkrankten Teil.

Der Ausbildung im Wehrertüchtigungslager in Elsenborn vom 31.8.-20.10.42 unterzogen sich alle Schüler bis auf 6, die dieser Zeit zu kriegswichtigen Arbeiten herangezogen wurden.

Im Winter beteiligte sich die Klasse wiederholt an der Beseitigung des Schnees auf den Strassen.

Mehrfach mussten Schüler dem Unterrichte fernbleiben, um Angelegenheiten zu erledigen, die mit ihrer Einberufung zum Militär zusammenhingen.

Der Stundenplan umfasste 30 Wochenstunden. Die Leibesübungen waren auf 2 Wochenstunden, je eine für Turnen und Boxen, beschränkt, und litten unter dem Fehlen einer Turnhalle. Der Unterricht in Musik und die Kunsterziehung mussten wegen Einberufung der Fachlehrer ausfallen.

Trotz dieser Schwierigkeiten wird das Ziel der Klasse im Allgemeinen erreicht werden.

Die Haltung der Klasse war gut. Besondere Hervorhebung verdient, dass viele Schüler bei den Fliegerangriffen und bei Beseitigung ihrer Schäden freiwillig aufopfernde Hilfe geleistet haben.

Sämtliche Schüler gehören der HJ oder der SA an mit Ausnahme von C., der vom Militär noch nicht entlassen ist.

Bei der Musterung zum Heeresdienst sind alle Schüler Kv befunden worden bis auf A. (gv), S. (av, z.Zt. d. u); C. ist z.Zt. av.

Vorschläge für den deutschen Aufsatz der Reifeprüfung 1943

1.) Das Bild einer rheinischen Landschaft.

2.) Die militärische Stärke eines Volkes als Ausfluß seiner sittlichen Stärke.

3.) Was verdanke ich bei der Beobachtung des Lebens dem Einfluß dichterischer Lektüre?


Beurteilung

ist geistig mittelmässig veranlagt, hat ein relativ kleines Auffassungsvermögen und arbeitet vorsichtig und konzentriert, wenn er sich auch gelegentlich leicht verwirren lässt. Anschauungen, von deren Richtigkeit er überzeugt ist, kann er mit Zähigkeit vertreten. Seine Interessen sind mannigfach und gehen über den Schulstoff hinaus. So konnte er im Unterricht hin und wieder Kenntnisse aufweisen, die er sich durch private Arbeit angeeignet hatte; er legt aber auch Wert darauf, dass Lehrer und Mitschüler von diesem seinem Wissen Notiz nehmen. Von Natur aus ist er ziemlich impulsiv, weiss aber sein Verhalten vorsichtig den Kenntnissen anzupassen.

Lebenslauf

Den Herrn Direktor bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung zu Ostern 1943.

Ich, Ulrich Max Alfred B., bin am 13. April 1925 zu Oppeln in Oberschlesien als Sohn des damaligen Regierungsrates Josef B. und seiner Gattin Gertrud K. geboren. Ich wuchs im Elternhaus auf; im Jahre 1931 trat ich dann in die Volksschule ein und zwar in Solingen, wo mein Vater Bürgermeister war. 1933 zogen wir nach Köln. Hier besuchte ich weiterhin die Volksschule. Ostern 1935 wurde ich in das Staatliche Dreikönigsgymnasium aufgenommen, durchlief in regelmäßiger Folge die Klassen und bin jetzt seit Juli 1942 in der 8. Klasse.

Ich bin stolz, einer der wenigen jungen Menschen zu sein, die die Möglichkeit hatten, ein humanistisches Gymnasium zu besuchen. Denn wahre Bildung wird meiner Ansicht nach fast ausschließlich nur auf solchen Anstalten geboten. Im Laufe der Schulzeit wurde ich mit der Größe und Schönheit der Antike vertraut gemacht. Ich lernte erkennen, wie fruchtbar das Altertum auf unsere Geisteswissenschaft wirkte. Um die Größe deutscher Kultur und deutschen Geistes zu erkennen, befaßte ich mich viel mit Literatur und Poesie. Meine größte Freude ist es, in Mußestunden lesen zu können. In langer Arbeit schuf ich mir eine Sammlung der Gedichte, die mir am besten gefielen, und bekam so einen Überblick über deutsche und verwandte Poesie. Lange Zeit war ich Mitglied einer Laienspielschar und durfte wiederholt das Wort großer Dichter verkörpern helfen. Es war immer mein Bestreben, die großen Zusammenhänge der einzelnen Wissenschaften zu erkennen und mir eine möglichst vielseitige Bildung zu erwerben. Neben dem planmäßigen Unterricht im Englischen beteiligte ich mich deshalb auch an dem kurzen Sonderkursus für französische Sprache. Es ist zu bedauern, daß dieser Unterricht bald der Kriegsverhältnisse wegen eingestellt werden mußte, gehört doch besonders für uns westdeutsche Schüler Kenntnis der französischen Sprache fast zur Allgemeinbildung. Ich habe mich weiterhin an den Arbeiten des Kölner Petrarcahauses beteiligt und mir Grundkenntnisse in der italienischen Sprache erworben. Aus Freude an Musik war ich mehrere Jahre Mitglied des Kölner Domchors. Besonderen Wert legte ich auf die naturwissenschaftlichen Fächer, weil sie mir die Grundlagen für meinen Beruf abgeben sollen. Ich möchte nämlich Arzt werden, weil ich im Dienste am kranken Menschen meine Lebensbefriedigung zu finden hoffe. Viele Fahrten ließen mich deutsches und fremdes Land kennenlernen und gaben mir auch die Anregung für mein Wahlfach, Erdkunde. Das zu erkennen, was ich auf meinen Fahrten und Reisen sah, wie nämlich der Mensch die Umwelt und die Umwelt den Menschen formt, das scheint mir die wichtigste Aufgabe der Erdkunde zu sein.

Im Rahmen der Schule habe ich mich auf fast allen sportlichen Gebieten betätigt. Besonderen Wert legte ich auf Schwimmen, Rudern, Turnen, Leichtathletik und Boxen. Ich erwarb mir das Fahrtenschwimmerzeugnis, den Grundschein der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft und das Jugendsportabzeichen.

Januar 1939 trat ich in die Flieger-H.J. ein. Mehrere Male begleitete ich in der Kinderlandverschickung Transporte. In den großen Ferien der drei letzten Jahre habe ich je drei Wochen Erntedienst abgeleistet.

Im Frühjahr dieses Jahres habe ich mich freiwillig gemeldet und von vom 2. Admiral der Nordseestation als Reserveoffizieranwärter angenommen worden.

Abituraufsatz

Deutsche Prüfungsarbeit Z. (.)_

Die militärische Stärke eines Volkes als Ausfluß seiner sittlichen Stärke Z. (.)_{##l.}

Gliederung:

A Die militärische Stärke eines Volkes hängt von seiner sittlichen Stärke ab.

B Die militärische Stärke, die der sittlichen Größe entspringt, {#l: Der Zusammenhang ist nicht klar.}beweist sich im Kriege
. In einem Krieg kann der Sieg nämlich nur errungen werden durch:

a die geistigen Fähigkeiten sind eher andere als sittliche Stärke.geistige Fähigkeiten ,

b Ruhe und Beherrschtheit,

c mutige Opferbereitschaft,

d Ausdauer und Zähigkeit,

e Z. Siegeswillen derSiegeswillen;

des R; einzelnenEinzelnen und des Volkes.

A Die militärische Stärke eines Volkes hängt von seiner sittlichen Stärke ab. Ohne sittliche Stärke überflüssig, zudem unklar- sittliche Stärke ist hier auch zum großen Teil gleich ethisch-moralische Stärke gesetzt - kann ein Volk nicht siegen, selbst wenn es sehr gut versorgt ist und die modernsten und schlagkräftigsten Waffen führt.

B Der Erfolg eines Krieges beweist die Stärke der militärischen Macht, damit aber auch zugleich die sittliche Größe eines kämpfenden Volkes. Diese sittliche Größe des ganzen Volkes entsteht aus der sittlichen Größe der einzelnen Volksmitglieder.

a Unter sittlicher Stärke verstehe ich am erster Stelle hochwertige falsche AuffassungGeistesanlagen eines Volkes oder wenigstens seiner Führerkreise. Das R; ?wWichtigste ist bei allem Kämpfertum der Geist. Hier ist der Vergleich jener Boxer angebracht, die sich, an Körperkräften ganz verschieden, im Ringe gegenüberstehen. Der eine Boxer hat gewaltige Körperkraft zum Einsatz zu bringen. Zu diesen stehen seine geistigen Kräfte in keinem Verhältnis. Er ist ein ganz wilder Mann, schlägt wüst um sich, übersieht aber immer die Blöße, die ihm sein schwächerer Gegner bietet. Dieser Gegner weiß, daß er nicht viel einzusetzen hat, und daß er sparsam mit seinen Kräften umgehen muß. Er steht ganz ruhig, wartet auf einen günstigen Augenblick, schnellt vor und landet den entscheidenden Schlag. Genau so ist es im Kriege. Strategie oder Taktik würde man das Handeln des schwächeren Boxers im Militärwesen bezeichnen. Strategisch, das heißt ruhig und logisch Z. (,)_ Z. denken mußdenken, muß der Führer, ja vielleicht oft sogar der einzelne Mann, wenn sein Kampf Erfolg haben soll. Der Erfolg ist der Ausfluß sittlicher Stärke.

Ausfluß sittlicher Größe, überflüssig; vgl. obenmehr schon vom ethisch-moralischen Standpunkt aus betrachtet , ist die Ruhe und Beherrschtheit, das Z; heißt dieheißt: die Meisterung der Lage, in die man hineingestellt ist. Diese quälenden, furchtbaren Sekunden vor dem Feuerbefehl, den Gegner im Visier haben und doch nicht schießen dürfen, R; warten könnenWartenkönnen , selbst wenn die Nerven durchgehen wollen, ist das nicht die A. falsch: das ErgebnisUrsache sittlicher Selbstbeherrschung, des A; häßliche WortbildungSichetwasversagenkönnens ? Daß der Geist immer über den Körper siegt, ist das nicht erst ein Leben?

C Sittliche Größe, militärischer Z; Erfolge fordernErfolg, fordern mutige Opferbereitschaft. Namenlose Opferer bringen zahllose Opfer im Krieg, von den kleinen Entbehrungen bis hinauf zum größten Opfer, der Hingabe des Lebens. Aber machen diese Opfer nicht erst den Sieg möglich, den Sieg als A. falsch: FolgeUrsache militärischer Stärke, hervorgerufen durch sittliche Größe eines Volkes? Jedes Opfer ist ein Stein im Dome des Sieges. Die ganz großen Opfer, die Hingabe des Lebens, sind die Grundsteine des Siegesdoms. Kriegserfolg muß mit dem Leben vieler Menschen erkauft werden. Am deutlichsten ist der Erfolg als A.; verfehlt. ErgebnisAuswuchs sittlicher Größe in der Verwirklichung des obersten Gottesgebotes zu erkennen, wenn nämlich einer sein Leben hingibt aus Liebe für seine Brüder. Das ist sittliche Größe: zu wissen um den Tod, und doch Wortstellung.freiwillig oft , mutvoll und opferbereit stehenzubleiben, damit der Sieg errungen wird.

d Doch siegen kann jeder, selbst der Feigling. Aber Rückschläge, gar Niederlagen ertragen, das kann nur der wahrhaft sittlich Starke. Unsere Zeit gibt uns jetzt das beste Beispiel. Nach Jahren größter und verhältnismäßig leicht errungener Siege kam jetzt eine Zeit des Rückschlags. R; dasdaß Volk kennt die Gefahr der Stunde. Die letzten Kräfte werden für den Krieg aufgerufen. Der Kampf geht nicht mehr um Sieg und Niederlage, sondern nur noch um Lebenbleiben und Vernichtetsein. Gar R?vVielen schwindet die Hoffnung, sie glauben nicht mehr. Das sind die Weichlinge, die nur siegen, aber nicht ertragen können. Wie im Leben des R; einzelnenEinzelnen zeigt sich beim Volk in der Gefahr die Ausdauer und Zähigkeit. Es ist die Zeit, wo außer den an seinen Eid gebundenen Soldaten auch der freie Bürger hart bleiben und ausharren muß. „Was uns nicht umwirft, macht uns stärker", das ist der Wahlspruch, der dem Volke R; vorschwebenvorstehen muß. Die sittliche Stärke muß die augenblickliche militärische Schwäche überwinden.

e Über allem muß der verbissene Siegeswille eines Volkes stehen. Der Kampf geht um Gleichberechtigung, ums Lebensrecht. Immer muß das Volk daran denken, daß es um sein Recht kämpft. Gibt es die Hoffnung, den Glauben an den gerechten Sieg auf, gibt es zu, daß es zu Unrecht den Krieg geführt hat. Der Sieg ist aber zu erreichen, wenn der Kampfeswille sittlicher Stärke entspringt. Es gilt das Wort des gefallenen Hauptmannes Friedrich von Erckert[=?] aus Grimms „Volk ohne Raum":

„An ein erreichbares Ziel Ausdauer, Mut Z; Mut und, und R; gesammeltengesamelten Willen wenden!"

Der Verfasser hat das Thema richtig aufgefaßt und sich auch bemüht, den inneren Zusammenhang zwischen militärischer und sittlicher Stärke dazulegen, wobei ihm allerdings einige logisch falsche oder ungenaue Ausführungen unterlaufen sind. Die Ausdrucksweise ist im allgemeinen gut.

Befriedigend.