DKG (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz des Sonderlehrgangs A

1.) Gehalt und Gestalt des Trauerspiels „Kabale und Liebe“ von Schiller.

2.) „Alle menschlichen Gebrechen ... Sühnet reine Menschlichkeit.“ Das Geleitwort Goethes zur „Iphigenie“ ein Mahnwort an unsere Zeit.

3.) „So hast Du es bestimmt, o Gott, daß jeder ungeordnete Geist sich selbst zur Strafe wird.“   Augustinus.

4.) Eine vergleichende Bildbetrachtung. Fritz Boehle „Junger Ritter“ und „Der heilige Georg“.


Beurteilung

19 ½ Jahre. Vater Buchhalter. Einziges Kind. Groß, schlank, zart. Geringe körperliche Leistungsfähigkeit.

J. hat unser Gymnasium von 1937 bis 1943 ungestört durchlaufen, war dann LWH bis kurz vor dem Waffenstillstand. Als Wehruntauglich entlassen, war er zur Zeit des Waffenstillstandes wieder bei den Eltern, die infolge Fliegerschadens nach Solingen-Landwehr verzogen waren. Der weite und oft behinderte Anmarsch zum Gymnasium nimmt ihm während des Lehrgangs einen großen Teil der Arbeitszeit und -kraft.

Er ist ein wohlerzogener, etwas schüchterner junger Mann, dessen Leistungsfähigkeit vielleicht infolge seiner Zurückhaltung unterschätzt wird. Für die math.- naturwissenschaftlichen Fächer ist er stärker interessiert, jedoch gehen seine Leistungen in den übrigen Fächern nicht über das Mittelmaß hinaus.

Immerhin wird er trotz der Hemmungen das Ziel des Lehrgangs erreichen, und er scheint für das Studium der Mathematik und Chemie geeignet zu sein.

Lebenslauf

Als einziger Sohn des Buchhalters Robert J. und seiner Ehefrau Elfriede geb. K. wurde ich am 11. November 1926 in Solingen geboren. Im März 1928 verlegten meine Eltern ihren Wohnsitz nach Köln, und dadurch ist diese Stadt meine eigentliche Heimat geworden. Ich habe mich auch immer als Kölner betrachtet, und selbst heute, wo ich von dort verschlagen bin, fühle ich mich trotz aller Trümmer noch nach Köln hingezogen. Hier verlebte ich, wohlbehütet von meinen lieben Eltern, eine sorglose Kinderzeit. Durch ihr Beispiel geleitet, wuchs ich in die katholische Weltanschauung hinein, die mir fast eine Selbstverständlichkeit wurde. Seit 1933 besuchte ich die katholische Volksschule in Köln-Mauenheim. Nach vier Jahren Grundschule wurde ich 1937 in die Sexta des staatlichen Dreikönigsgymnasiums aufgenommen. Ich hatte das Glück, regelmäßig am Unterricht teilnehmen zu können und erreichte auch immer das Klassenziel.

Am 15. Februar 1943 wurde ich als Luftwaffenhelfer eingezogen und dadurch aus dem geordneten Studium herausgerissen. Bis Mitte des Jahres 1944 erhielt ich noch Unterricht, der aber durch die äußeren Umstände beschränkt war. Da ich auf sportlichem Gebiet nie große Leistungen erzielen konnte, diese aber nun gefordert wurden, strengte mich der Dienst sehr an, was mich beim Studium während dieser Zeit behinderte. Von August 1944 bis Februar 1945 ruhte der Unterricht vollkommen. Im Februar 1945 nahm ich an einem Lehrgang teil, den die Flakgruppe eingerichtet hatte, um den Luftwaffenhelfern die Gelegenheit zu geben, die Reife zu erlangen. Nach vierwöchigem Unterricht, der unter größten Schwierigkeiten durchgeführt wurde, erhielt ich den Reifevermerk. Kurz vor dem Zusammenbruch erhielt ich die Entlassung aus meinem Dienstverhältnis als Luftwaffenhelfer und war zur Zeit der Kapitulation wieder im Elternhaus. Da ich als zeitlich untauglich nicht zum eigentlichen Wehrdienst eingezogen worden war, blieb ich glücklicherweise von einer Gefangenschaft verschont. Meine Eltern hatten inzwischen zweimal in Folge von Fliegerangriffen Totalschaden erlitten. Dabei war auch der größte Teil meiner Bücher verloren gegangen und, da es augenblicklich unmöglich ist, diesen Mangel zu beheben, waren meinem Selbststudium sehr enge Grenzen gesetzt. Auch haben meine Eltern aus diesem Grunde ihren Wohnsitz nach Solingen-Landwehr verlegen müssen. Am 26. November 1945 trat ich in den Sonderlehrgang zur Erlangung der Hochschulreife am staatlichen Dreikönigsgymnasium ein. Die weiten und umständlichen Fahrten, die ich nun als Schulweg habe, nehmen mir jetzt auch viel Zeit fort, die mir bei der Hausarbeit fehlt. Dadurch ist es mir auch kaum möglich, mich meinen besonderen Neigungen auf dem Gebiete der Mathematik und Chemie wieder zuzuwenden. Diesen Neigungen folgend, beabsichtige ich Philologie zu studieren auf den Gebieten der Mathematik und der Naturwissenschaften. Bis zum Beginn des Lehrgangs habe ich der öffentlichen Aufforderung zur Beseitigung von Kriegsschäden Folge geleistet und von Mai bis Oktober freiwillig bei der Einebnung von Schützengräben und Bombentrichtern im Ackerland mitgearbeitet.