DKG (Köln)

Oberprima (Realgymnasium)

Zu dieser Klasse konnten bislang weder eine Gesamtbeurteilung noch die Themen der Abituraufsätze im Fach Deutsch ermittelt werden.


Beurteilung

Oberprimaner K., Franz

Regelmässig versetzt, seit OIII auf der Anstalt. Sein etwas scheues Wesen ist durch häusliche Verhältnisse bedingt, in der letzten Zeit aber freier und aufgeschlossener. Gut begabt, könnte er wohl bei grösserer Anspannung seiner geistigen Kräfte mehr geleistet haben. Immerhin erzielte er in den Sprachen und in Geschichte, Chemie und Biologie meistens ein Gut.

In der HJ seit Juni 1935.

Seine Liebhaberei ist die tänzerische Bewegung. Er ist ein gewandter Turner und ausgezeichneter Schwimmer.

Im Sommer 1936 erwarb er das SA-Sportabzeichen.

Lebenslauf

Hierdurch bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung am staatlichen Dreikönigsgymnasium im Ostertermin 1937.

Ich bin am 17. September 1917 geboren, in Köln. Meine Eltern sind der Braumeister Hubert K. und dessen Ehefrau Gertrud, geb. H.. Vom dritten Lebensjahre an lebte ich in Honnef am Rhein. Dort besuchte ich auch, als ich sechs Jahre alt war, die Volksschule. Rechnen, Schreiben und Lesen, die Grundsteine der Bildung, lernte ich hier kennen. Von den drei Grundbildungsarten gefiel mir das Lesen am meisten. So las ich denn, was mir an Lesbarem in die Hände geriet, am liebsten Märchen und später die Heldensagen. Es war eine bunte und phantastische Welt, in die ich damals hineinschaute, eine Welt, in der es nur Größe und unerbittliche Leidenschaften gab. Aber auch Indianergeschichten, wie „Lederstrumpf" wurden verschlungen. Daneben spielte ich noch mit wahrer Besessenheit Theater, besonders Kasperletheater, zu dem ich die Puppen und Kulissen oft selbst anfertigte. Angeregt dazu war ich durch einige Märchenaufführungen, die ich im Theater gesehen hatte.

Als ich im siebenten Volksschuljahr war, beschlossen meine Eltern auf Anraten des Rektors der Schule, mich auf das Realgymnasium in Honnef zu schicken. Ein halbes Jahr lang erhielt ich Vorbereitungsunterricht, hauptsächlich in Latein. Ostern 1930 wurde ich nach einer Prüfung in die Quarta des Realgymnasiums in Honnef aufgenommen.

Auf dem Gymnasium mußte ich mich erst an die von der Volksschule sehr verschiedene Unterrichtsweise gewöhnen. Hier traten zum ersten Male nun die Fremdsprachen an mich heran. Latein gefiel mir anfangs, da es etwas Neues war, sehr; doch späterhin schwand die Teilnahme mehr zu Gunsten des Französischen. Ich dachte es mir sehr reizvoll, mit einem Ausländer reden zu können und dessen Zeitungen zu lesen. Ebenso erging es mir mit Englisch. Auch die Geschichte, besonders die griechische und römische, nahmen mich gefangen.

In meiner Freizeit hielt ich meine alte Lieblingsbeschäftigung bei. Ich las recht viel und ziemlich durcheinander, und vieles war darunter, was ich nicht verstand. Da mir jedoch von meinem Vater die Werke der Klassiker zur Verfügung standen, lernte damals ich auch diese kennen. Es waren zwar weniger die Dramen, diese waren mir oft zu schwer und unverständlich, als die romantischen Erzählungen von Hauff und Eichendorff. Besonders „Lichtenstein" und „die Bettlerin vom Pont des Arts" sind mir noch in Erinnerung. Außerdem pflegte ich als eine andere Lieblingsbeschäftigung das Zeichnen und im Sommer als Lieblingssport das Schwimmen. Das trotz der Schule ungebundene und frohe Leben wurde unterbrochen, als meine Eltern aus wirtschaftlichen Gründen wieder nach Köln übersiedelten. Hier wirkte die neue Umgebung zuerst stark befremdend auf mich. Ich konnte mich anfangs nur schwer mit der Tatsache abfinden, daß man erst mit der Bahn fahren mußte, wollte man ins Freie und in den Wald gelangen. Auf der neuen Schule, dem Dreikönigsgymnasium, hatte ich mich bald eingelebt und stand mit meinen Schulkameraden auch außerhalb der Schule auf freundschaftlichem Fuße. Das Interesse für die verschiedenen Schulfächer blieb fast das Gleiche.

Auch hier beschäftigte ich [mich] mit Vorliebe mit den Sprachen. Im Deutschunterricht lernte ich nach und nach die ganze deutsche Literaturgeschichte kennen, von der germanischen Frühzeit bis zur Klassik und der neuen Zeit. Teilweise las ich die Hauptwerke der verschiedenen Epochen oder wurde zum mindesten mit deren Inhalt bekannt gemacht. Besonders die großen deutschen Dichter der Klassik wurden mir nahe gebracht, Goethe, Schiller, Kleist, Hebbel, Storm.

Im Englischen erhielt ich besonders in den oberen Klassen einen Einblick in die Eigenart der Sprache und in die moderne und klassische Literatur. Ebenso machte ich Fortschritte in der Kenntnis der französischen Sprache und las auch Teile der französischen Literatur.

Im Zeichnen beschäftigte ich mich auch außerhalb der Schule hauptsächlich mit der Portraitzeichnung.

Der Musikunterricht in der Schule zeigte mir die Entwicklung der Musik seit dem 17. Jahrhundert und erklärte mir die Werke von Beethoven, Wagner, Mozart, Haydn und Weber. In den letzten zwei Jahren besuchte ich auf Anregung eines ehemaligen Mitschülers, der Musik studiert, öfters Konzerte und die Oper.

Chemie und Biologie hatten oft recht interessante Augenblicke für mich; sie zeigten mir den Aufbau der Natur und der Stoffe.

In meiner Freizeit las ich neben vielen modernen Romanen auch eine Anzahl klassischer Dramen. Daneben besuchte ich eifrig Kino und Theater. Auf sportlichem Gebiete habe ich mich in der Freizeit hauptsächlich mit Schwimmen und tänzerischer Gymnastik als Ausgleichssport beschäftigt. 1935 bin ich in die Hitlerjugend eingetreten.

Für die Reifeprüfung wähle ich als zweite Fremdsprache für die schriftliche Prüfung Französisch und als Wahlfach für die mündliche Prüfung Deutsch.

Ich habe die Absicht, wenn ich die Reifeprüfung bestanden habe, den Kaufmannsberuf zu ergreifen.