DKG (Köln)

Gesamtbeurteilung der Unterprima (Gymnasium) 1937

Gesamturteil über die Klasse UIg.

Die UIg hat 20 Schüler. Von ihnen sind verhältnismässig viele gut, aber auch nicht wenige schwach, während die Zahl der mittelmässigen am geringsten ist.

Das Verhalten der Klasse war mit seltenen Ausnahmen hochanständig. Schulstrafen brauchten in der Oberstufe fast gar nicht verhängt zu werden.

Die Schüler arbeiteten zu Hause fleissig. Es kam fast nie vor, dass einer ohne Vorbereitung zur Schule ging.

Die Beteiligung war recht rege.

So war die Arbeit mit den Jungen eine - leider zu kurze - Freude.

Im nationalpolitischen Lehrgang war das Verhalten sämtlicher Schüler einwandfrei; die Klasse erhielt ein besonderes Lob.


Beurteilung

Unterprimaner H., Harro.

Seine Gesamtbegabung ist ziemlich gut. Seine Leistungen waren in Religion, Deutsch, Latein, Griechisch und Geschichte gut, in den übrigen Fächern ausser Zeichnen genügend. Er hat in gleicher Weise Freude an geistiger und praktischer Tätigkeit, besonders liebte er die naturwissenschaftlichen Fächer, auf der Oberstufe das Deutsche. Er erfasst schnell, interessiert sich für alles, geht den Problemen nach, weiss Beziehungen aufzufinden und fördert durch reges Mittun die Gemeinschaftsarbeit der Klasse. Er ist temperamentvoll, vielleicht ein wenig selbstbewusst, innerlich leichter erregbar, als es scheint, nach aussen immer beherrscht, von heiterer, gewinnender, frischer Art. Er verfügt über einen gesunden Mutterwitz. Seine Haltung ist zuweilen etwas lässig, vielmehr sie war es; er hat gelernt, sich in Zucht zu nehmen. Im Lager entledigte er sich seiner Aufgabe als Jungmann vom Dienst in geschickter, sicherer, energischer Weise.

Seit 1934 ist er Mitglied der HJ. Er besuchte bis 1936 die Reichssportschule in Seemoos und bestand dort die A-Prüfung für Seesport mit gut. Ferner erlangte er das Freischwimmer- und Fahrtenschwimmerzeugnis.

Er ist bei seinen Klassenkameraden allgemein beliebt.

Lebenslauf

Hierdurch bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung im Ostertermin 1937.

Am 4. April 1919 wurde ich, Hanns Harro Julius H., als das dritte Kind des Regierungsbaumeisters Rudolf H. und seiner Ehefrau Emilie geb. E. in Hamm i. Westfl. geboren. Im Jahre 1922 kamen wir infolge der Versetzung meines Vaters nach Datteln, von wo wir nach zweijährigem Aufenthalt nach Köln zogen. Hier besuchte ich ab Ostern 1925 vier Jahre lang die Grundschule und wurde zu Ostern 1929 in die Sexta des Dreikönigsgymnasiums aufgenommen, dessen Schüler ich bis heute bin. Am 1. Juli 1934 wurde ich in die Marine-Hitler-Jugend aufgenommen und besuchte vom 26. Juli 1936 bis zum 22. August 1936 die Reichsseesportschule in Seemoos (Badesee), wo ich die A.-Prüfung für Seesport mit dem Prädikat „gut" bestand. An sportlichen Auszeichnungen besitze ich noch das Freischwimmer- und das Fahrtenschwimmerzeugnis.

Schon immer hatte ich eine besondere Vorliebe für die Natur, und mein Lieblingsfach war auch in der Unterstufe die Naturkunde. In dieser Zeit las ich begeistert die Tier- und Jagdschilderungen von Hermann Löns, die mir einen besonderen Anreiz gabe, mich auch außerhalb der Schule eingehend mit Naturkunde und was damit zusammenhängt zu beschäftigen. In den höheren Klassen kam dann noch Deutsch als Lieblingsfach hinzu. Der Deutschunterricht gab mir die Anregung, mich in meiner Freizeit mit der mannigfachsten Literatur zu befassen. Besonders in der deutschen Literatur suchte ich mir durch eifriges Lesen einen Gesamtüberblick zu verschaffen. Hauptsächlich mit der Romantik beschäftigte ich mich, und außerhalb der Romantik mit C.F. Meyer. Weiterhin befasste ich mich auch außerhalb der Schule in letzter Zeit mit der französischen Umgangssprache und auch etwas mit französischer Literatur, um vielleicht später einmal für längere Zeit im Auslande weilen zu können. Ich folgte auch mit Interesse dem altsprachlichen Unterricht, der mir einen Einblick in die Kultur der Griechen und Römer bot.

In den Ferien habe ich mich hauptsächlich in Süddeutschland aufgehalten, wo ich Gelegenheit hatte Land und Leute kennen zu lernen.

Als Leistungsfach für die mündliche Prüfung wähle ich Deutsch. Ich bitte einen Vermerk über meine Religion in das Reifezeugnis aufzunehmen.

Ich habe vor, Forstwissenschaft zu studieren.