DKG (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz der Reifeprüfung 1931 (Realgymnasium)

1.) Öffentliche Plätze in Köln

2.) Was interessiert mich auf Reisen besonders?

3.) Die Geschichte eines Wasserstoffatoms

4.) Alltagspflichten gegen die Gemeinschaft


Beurteilung

Oberprimaner B., Gert.

Regelmässig versetzt. Durch Familienverhältnisse mitunter seelisch etwas bedrückt. Vielleicht dadurch mitveranlasst, scheint er manchmal etwas energieschwach, z.B. in seiner weichen Artikulation beim Sprechen und in seiner körperlichen Haltung. Aber er arbeitet treu und zuverlässig. In allen sprachlichen und kulturkundlichen Fächern hat er in UI und OI bei geringen Schwankungen „gute" Leistungen zu verzeichnen, die er wesentlich auch gutem Gedächtnis und gesunder Urteilskraft verdankt. Dagegen besitzt er keinerlei mathematische Begabung und zeigt auch keinerlei Eifer in diesem Fach.

Er ist der beste Hockeyspieler der Anstalt und an vielen, auch auswärtigen Spielen ehrenvoll beteiligt gewesen. Er ist Vorsitzender der Schülerhockeymannschaft.

Lebenslauf

Den Prüfungsausschuß am Staatlichen Dreikönigsrealgymnasium bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung im Ostertermin 1931.

Am 7.IV.1911 im Koblenz geboren und dem katholischen Religionsbekenntnis angehörig, verlebte ich meine früheste Jugend im Hause meiner Großeltern, da mein Vater früh starb. Schon bald verzogen meine Großeltern nach Köln, wo ich bis zu meinem siebten Lebensjahre verblieb. Wegen Kränklichkeit wurde ich in der Volksschule ein Jahr zurückgesetzt. Zur Erholung ging ich zu Verwandten aufs Land und trat Ostern 1918 in die Volksschule zu Bühne in Westfalen ein, die ich vier Jahre besuchte.

Ostern 1922 kehrte ich nach Köln zurück und trat in die Sexta des Dreikönigsgymnasiums ein. Schon in den ersten Jahren auf dem Gymnasium faßte ich eine Vorliebe für Geschichte und Erdkunde. Es zeigten sich auch schon Schwächen im Rechnen, die ich aber bekämpfen konnte. Leider gelang mir dies später in der Mathematik nicht mehr. Bei meiner Versetzung von Quarta nach Untertertia entschied ich mich für den realgymnasialen Zweig der Anstalt.

Da mir die anderen Fächer leichter fielen als die Mathematik, hatte ich ziemlich viel freie Zeit für Nebenbeschäftigungen. Ich las sehr viel, besonders Reisebeschreibungen und historische Stoffe. Um meinen noch immer etwas schwächlichen Körper zu stärken, trieb ich schon früh Sport. Ich wurde Mitglied des Jugendbundes "Neudeutschland", wanderte viel, spielte Schlagball und Faustball. Im Winter verwandte ich viel Zeit auf Laubsägearbeiten. Später wandte ich mich dem Hockey-Sport zu und machte infolge eifriger Betätigung rasche Fortschritte, so daß ich heute in der ersten Mannschaft eines guten Klubs spiele. Auf Sportreisen lernte ich viele mir noch fremde Städte, darunter auch Berlin und München, kennen. Auf diesen Reisen kam ich mit Kameraden aus allen Gegenden Deutschlands zusammen und gewann einen kleinen Einblick in ihre Art. Während des letzten Jahres war ich Spielführer der Hockey-Riege am Dreikönigsgymnasium.

Auf den oberen Klassen blieben meine Neigungen ziemlich die gleichen. Zu Geschichte und Erdkunde kam als drittes Lieblingsfach Deutsch hinzu. Mit besonderer Freude las ich die großen Novellisten Storm, Keller, Heyse und Meyer. Aus Interesse an lebenskundlichen Fragen nahm ich auf Oberprima an einer deutsch-philosophischen Arbeitsgemeinschaft teil.

Als Wahlfach für die mündliche Prüfung bezeichne ich Deutsch, als zweite Fremdsprache für die schriftliche Prüfung Englisch.

Aus diesen Neigungen entstand bei mir der Wunsch, nach bestandener Reifeprüfung Philologie zu studieren.

Auf dem Reifezeugnis bitte ich mein Religionsbekenntnis zu vermerken.