DKG (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz des Sonderlehrgangs A

1.) Gehalt und Gestalt des Trauerspiels „Kabale und Liebe“ von Schiller.

2.) „Alle menschlichen Gebrechen ... Sühnet reine Menschlichkeit.“ Das Geleitwort Goethes zur „Iphigenie“ ein Mahnwort an unsere Zeit.

3.) „So hast Du es bestimmt, o Gott, daß jeder ungeordnete Geist sich selbst zur Strafe wird.“   Augustinus.

4.) Eine vergleichende Bildbetrachtung. Fritz Boehle „Junger Ritter“ und „Der heilige Georg“.


Beurteilung

18 Jahre. Groß, zart, aber widerstandsfähig.

Vater Berufsberater beim Arbeitsamt, Westfale. Mutter Rheinländerin. 2 jüngere Geschwister. Katholisch.

S. war von 1938 (Sexta) bis zum 11.8.1944 (versetzt zur 7. Klasse) Schüler des Friedrich Wilhelm Gymnasiums. Als Luftwaffenhelfer wurde er mit der 7. LWH-Klasse des Dreikönigsgymnasiums unterrichtet. Beim Herannahen der Front wurde er Flakkanonier und geriet am 16.4.45 in Gefangenschaft, die für ihn bis zum 5.7. dauerte und ihm schwere Erkrankung (Ruhr) und Erfrierungen 2. Grades brachte. Zum Lehrgang meldete er sich in Dankbarkeit gegen die Lehrer des Dreikönigsgymnasiums an unserer Schule.

S. ist für wissenschaftliche Arbeit sehr gut geeignet; seine geistige Entwicklung ist ganz gradlinig verlaufen. Sein Ziel, Priester zu werden, stand ihm seit dem 10. Lebensjahre unverrückt vor Augen, und der Waffendienst und die schwere Zeit der Gefangenschaft haben ihn nur in seinem Vorhaben bestärkt. Bezeichnend für seine geistige Spannkraft ist, daß er die drohende Erschöpfung im Gefangenenlager durch geistige Arbeit, Tagebuchführen, schriftliche Abhandlungen, Studien über die Liturgie in Arbeitsgemeinschaft mit anderen überwinden konnte. Bemerkenswert in seinem Lebenslauf ist auch die Äußerung der Dankbarkeit gegen seine Lehrer und das Bekenntnis seiner opferbereiten Vaterlandsliebe. Er ist trotz seiner Jugend ein reifer Mensch.

Lebenslauf

Am 26. Mai 1928 bin ich als das erste Kind der Eheleute Heinrich und Margarete S. in Köln, Meister-Gerhardstraße 27, geboren. Bei meiner Taufe erhielt ich den Namen Johannes.

Mein Vater stammt aus Hüsten in Westfalen; nach hartem Lebenskampf hat er sich eine Stellung als Leiter der männlichen Berufsberatung im Arbeitsamt Köln erworben.

Meine Mutter ist eine Tochter des Uhrmachermeisters Heinrich P. aus Kerpen bei Köln.

Als Geschwister habe ich meinen um ein Jahr jüngeren Bruder Georg, mit dem ich in engster Gemeinschaft bis heute meine Jugendzeit verbracht habe, und meine Schwester Maria, die im elften Lebensjahre steht. Als ich fünf Jahre alt war, zogen wir nach Junkersdorf bei Köln um. Ostern 1934 trat ich in die dortige Dorfschule ein und machte das erste Volksschuljahr mit. Im Frühjahr 1935 siedelte unsere Familie wieder nach Köln in die Titusstraße; dort haben wir gewohnt, bis uns ein Terrorangriff am 31. Oktober 1944 Haus und Habe geraubt hat.

Von Ostern 1935 bis Ostern 1938 besuchte ich die Volksschule Köln, Mainzerstraße. In diesen drei Grundschuljahren hat mich ein durch seine geologischen Forschungen bekannter Lehrer unterrichtet: Dr.h.c. Georg Statz. Den Wert und das Können dieses bescheidenen Gelehrten habe ich erst später erkannt. Vor einigen Tagen las ich betroffen von seinem Tode.

Ostern 1938 trat ich nach bestandener Aufnahmeprüfung in die erste Klasse des Staatl. Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums ein. Bis Herbst 1944, also sechs Jahre lang, habe ich diese Schule ununterbrochen besucht. Als Schüler habe ich nie ernste Schwierigkeiten gehabt. Besondere Leistungen konnte ich in den Altsprachen erzielen. Als Lehrer, der auf mich besonderen Einfluß ausgeübt hat, nenne ich Studienrat Dr. Peter Doll.

Mit dem Versetzungszeugnis zur siebten Klasse bekam ich den Einziehungsbefehl zur Luftwaffe. So wurde ich dann am 11. August 1944 als Luftwaffenhelfer bei der 5. schweren Flakbatterie/371 eingestellt. Sieben Monate lang habe ich in Flakstellungen rings um meine Heimatstadt Dienst getan, bis die nahende Front auch unsere Batterie in den Erdkampf miteinbezog.

Von Herbst 1944 bis Ostern 1945 nahm ich am Flakunterricht der siebten Klasse teil, den mehrere Studienräte des Staatl. Dreikönigsgymnasiums erteilten. Dieser günstige Umstand verschaffte mir die Möglichkeit, die Versetzung zur achten Klasse und das damit verbundene Notreifezeugnis 1946 zu erhalten. Besonders zwei Lehrer, die Studienräte Dr. Welsch und Dr. Becking, haben immer wieder den Unterricht in der Stellung Eil bei Porz fortgesetzt, selbst als Köln schon von amerikanischen Truppen besetzt war. Durch ihre treue Pflichterfüllung trotz der wachsenden Schwierigkeiten haben sie uns zehn höheren Schülern die geistige Aufgeschlossenheit in diesen schweren Tagen bewahrt.

Mit dem Herannahen der Front wurde ich Kanonier; unsere Flakeinheit ging im weiteren Umkreis von Köln in Feldstellung. Endlich geriet die Batterie am 16. April 1945 bei Leichlingen in Nahkampf mit amerikanischen Truppen. Nachdem der letzte Schuß verfeuert und die Geschütze gesprengt waren, zogen wir uns einige Kilometer zurück, bis wir noch am selben Tage umzingelt und gefangengenommen wurden.

Die folgende Zeit bis zu meiner Entlassung am 5. Juli war die schwerste in meinem Leben. Fast drei Monate lang habe ich mit Zehntausenden braver deutscher Soldaten in den Lägern Gummersbach-Rospe, Remagen und Wickrath-Berg auf dem blanken Erdboden ohne Dach, Decke und Mantel verbringen müssen.

Ohne schlimmere gesundheitliche Schäden bin ich nach Köln zurückgekommen und habe dort meine Eltern und Geschwister gesund angetroffen. Nach einer gründlichen Erholung und einigen Vorarbeiten begann ich am 26. November 1945 den Unterricht im halbjährigen Abiturkursus am Dreikönigsgymnasium, dem ich zur Zeit noch angehöre.

Obwohl körperlich nicht besonders stark, habe ich von meinen Eltern eine hinreichende Gesundheit erhalten. Mein Vater hat mir eine geistige Spannkraft und rege Aufgeschlossenheit für alle Gebiete des Wissens mitgegeben; ein realer Sinn stammt vom Erbgut der Mutter. Vom ersten Schultage an habe ich deshalb die Klassen ohne Schwierigkeiten durchlaufen; eine besondere Freude bereitet mir das Sprachstudium.

Meine seelische Entwicklung ist bisher eigentlich ohne Spannungen verlaufen. Es ist für mich schwer, sie darzustellen. Schon als zehnjähriger Junge habe ich mir vorgenommen, Theologe zu werden; von dieser Berufswahl bin ich niemals irgendwie abgewichen.

Hier kann ich das Wie und Warum nicht so erläutern, wie eine andere Berufswahl es ermöglichen könnte; denn es wäre vermessen, Gnade und Berufung Gottes näher zu erklären. Vor allem die jahrelange Teilnahme am Religionsunterricht des jetzigen Diözesanmännerseelsorgers Ferdinand Weißkichel hat in mir diese Berufung gestärkt.

Auch die Soldatenzeit und erst recht die Erlebnisse in der Kriegsgefangenschaft haben mich in meinem Berufsentschluß gefestigt. Obwohl mir anfangs der Waffendienst schwerfiel, denke ich froh an ihn zurück, da er mich geformt hat wie keine andere Verpflichtung. Ich bin stets auf meinen grauen Rock stolz gewesen und habe alle Pflichten und Entbehrungen, die er mir auferlegte, freudig und in Liebe zum deutschen Vaterland auf mich genommen. Umsomehr hat mich die Zerstörung der Heimat, die ich liebe und mit meinen besten Kräften verteidigt habe, sowie das tragische Ende Deutschlands nationaler Freiheit tief erschüttert. Der Stacheldraht hat mir auch nicht das Bitterste erspart. Ein Ruhranfall und eine gleichzeitige Erfrierung zweiten Grades in den Füßen raubte mir bald die letzte Nervenkraft bis zur vollkommenen Erschöpfung, aus der ich mich erst im Lagerlazarett Remagen wieder aufraffen konnte. Diese Wochen haben einen dauernden Eindruck in mir hinterlassen; denn viele Soldaten sind dort gestorben, weil sie sich selbst aufgegeben haben, als ihre körperliche Kraft zusammenbrach. Später gelang es mir, in Gemeinschaft mit einem Düsseldorfer Lehrer und mehreren Theologiestudenten einen Arbeitskreis zu bilden, der mir die Anregung und Möglichkeit zu einer Tagebuchführung, zur Verfassung von schriftlichen Arbeiten und unzähligen Gedanken und Unterhaltungen gab.

Täglich weile ich noch mit meinen Gedanken im Lager; ein umfangreicher und reger Briefverkehr hält die Verbindung mit all den neugewonnenen Freunden aufrecht. Die im Lager begonnenen Studien über das Meßopfer setze ich zu Hause weiter fort. Vor allem die Liturgie der Kirche gibt mir außer den Schularbeiten den Arbeitsstoff.

Wo ich nach der Reifeprüfung mein theologisches Studium beginne, habe ich noch nicht klar entschieden.

Abituraufsatz

„So hast Du es bestimmt, o Gott, daß jeder ungeordnete Geist sich selbst zur Strafe wird." Augustinus.

Es bedarf heutzutage keiner weltanschaulichen Schulung mehr, um auch dem Einfältigsten zur klaren Erkenntnis zu bringen, daß die Ordnung dieser Welt gestört, ja geradezu ins Wanken gebracht ist. Würde man aber nach den Ursachen dieser Unordnung fragen, so dürfte eine ganze Reihe sehr verschiedener und sich wiedersprechender Antworten zu erwarten sein. Dieser Widerspruch setzt schon wieder eine Unordnung unter den Menschen voraus; deshalb sieht ein vernünftiger Mensch bald ein, daß diese Störung im Grunde weder in materiellen Weltfragen, noch in der Schuld irgendeiner Gesellschaftsordnung oder eines einzelnen Volkes zu suchen ist, sondern in der menschlichen Natur überhaupt.

Allein das Christentum lehrt klar und sicher diese Unvollkommenheit der menschlichen Natur, die den Namen „Erbsünde" trägt. Jeder Christ erkennt in der Verwirrung der menschlichen Geister eine Folgeerscheinung der Erbsünde.

Gott schuf am Anfang der Dinge den Menschen „nach seinem Ebenbilde" mit Verstand und freiem Willen. Vom Wesen seines Schöpfers selbst bekam der Mensch also das Prinzip der Ordnung in sich grundgelegt: übernatürliche und natürliche Ordnung besaßen die gleiche Richtung und das gleiche Ziel: die Verherrlichung Gottes und die Teilnahme am Glück seines vollkommenen Lebens.

Aber der freie Wille gestattete dem Menschen mehr als der geistlosen Schöpfung, die in ihrer Existenz schon ihre Sinnerfüllung findet: er konnte sich von der Ordnung, die ihm Glück und Vollendung sicherte, freimachen. Der Mensch, verkörpert in Adam, widerstand der Versuchung nicht, auf anderem, selbst gewähltem Wege eine schwindelnde Höhe zu erreichen. Damit durchbrach er das ihm eingeschriebene Schöpfungsgesetz und riß sich von der Quelle seines Seins, seiner Glückhaftigkeit und Vollendung los. Im Sündenfalle liegt die gesamte menschliche Tragik beschlossen. Das Werk {Der Begriff ist zu weit: Geschöpf} will sich über den Schöpfer setzen, um die Kraft und Größe des Schöpfers zu besitzen.

Gott achtet den Willen des Menschen, auch wenn er sich in Verkennung der wahren Ordnung gegen ihn stellt und sich selbst in tragischer Unkenntnis zugrunderichtet. Freilich mußte er die innige Verbindung, die zwischen ihm und dem paradiesischen Menschen bestand, lösen. Nun stand der Mensch allein. -

Wer einen falschen Weg nimmt, der verirrt sich: das ist ein ganz einfaches Gesetz {Das ist kein Gesetz: eine Feststellung}. Die Folgen dieses Irrtums trägt nicht der Irrweg, sondern der Verirrte selbst. Deshalb gibt es für ihn keine andere Rettung, als daß er zum Ausgangspunkt zurückkehrt und dann die rechte Richtung einschlägt. Trotziges oder banges Verharren am falschen Ziele {Wege} hilft ihm nichts, sondern raubt ihm nur Zeit und Kräfte. Seit dem Sündenfall gleicht der Mensch einem Wanderer, der sich verirrt hat und vor die Frage gestellt ist, ob er zurückkehren, stehenbleiben oder weiterlaufen soll. Dabei haftet ihm die gleiche Blindheit an, die ihm den falschen Weg gewiesen hat.

Als der Mensch sich von der Schöpfungsordnung lossagte, da hatte er über sich selbst schon das Urteil ausgesprochen. Die Abkehr von Gott bereitete nicht dem Schöpfer, sondern dem Geschöpf selbst das Verderben. Nichts ist tragischer, als wenn ein Mensch seiner wahren Bestimmung untreu wird: in dem Wahn, sich das Glück selbst verschaffen zu können, zerstört er ohne Bedenken die Mittel, die ihn sein Glück erst erreichen lassen. Er meint sinnvoll zu handeln und arbeitet in Wirklichkeit sinnlos an seinem Untergang. Das wahre Ziel ist ihm genommen: er muß sich ein neues setzen. Der eine wählt irdisches Glück in Reichtum, Ansehen, Frieden {Fr. gehört nicht in die Reihe: Macht} und Genuß; der andere glaubt sich in der Hingabe an seine Mitmenschen und in rastlosem Schaffen zu vollenden; ein dritter arbeitet auf das Lob und die Anerkennung hin, die ihm die Welt zollen wird, wenn er selbst nicht mehr ist. Alle diese Ziele tragen eine Grundeigenschaft, die sie bei näherer Untersuchung zeigen müssen: sie sind bloß Teilstücke {Besser: Nahziele}, sie täuschen über ein viel Größeres hinweg, das unerklärlich {ein Hindernis hinweg, das unübersteigbar und -} und unabänderlich dem Planen des irdischen Menschen eine Grenze setzt. Das grausame Todesverhängnis läßt sich nicht übertünchen, keine Kunst wird diesen Markstein, an dem jeder Erdenpilger vorbeimuß, aus der Welt schaffen. Der Tod ist das große Fragezeichen der irdischen Menschenordnung. Darf das Erdenglück als ein vollkommenes gelten, wenn es nach wenigen Jahren für immer abbricht?

Der Tod offenbart kristallklar, daß die Erdenordnung in Wirklichkeit ein System der Unordnung ist. Kein Mensch hat sich dieser Tatsache verschließen können; aus ihr erklärt sich die mißtrauische Haltung der menschlichen Vollkommenheit gegenüber, die bei allen, selbst den genialsten Geistern zu beobachten ist.

Nun wird klar, daß der Tod die Strafe für den Frevel Adams ist und daß nur die Lösung der Todesfrage dem Menschen die rechte Ordnung wiederschenken kann.

Wieder ist das Christentum die einzige Lehre auf Erden, die das Wesen des Todes klar erkannt hat und ihren Gläubigen die sichere Gewähr bietet, ihn zu überwinden.

Gottvater verkörpert in sich nicht nur die vollkommene Gerechtigkeit, mit der er die seinen Geschöpfen einmal verliehenen Rechte schützt, sondern auch die Fülle der Liebe, die alles Begreifen übersteigt. Deshalb konnte er nicht für immer zulassen, daß ein Wesen, das Träger seiner Eigenschaften war, in Unordnung geriet und sich selbst das Verderben bereitete. Er sandte Christus, seinen eingeborenen Sohn, auf diese Erde. Christi Heilstat übertrifft an Bedeutung jedes Weltgeschehen: durch ihn hat Gott dem Menschen die Rückkehr zur wahren Schöpfungsordnung gezeigt und jedem, der aus eigener Erkenntnis diesen Weg findet, die verlorengegangene wahre Vollendung im Himmel gewährt.

Christus aber achtet den freien Willen des Menschen ebenso wie sein Vater beim Sündenfall: auch nach der Erlösung bleibt es jedem überlassen, zu tun, was er für richtig hält. Freilich steht dem neutestamentlichen Menschen ständig das Bild der wahren Ordnung vor Augen; heute kann sich keiner mehr mit Unkenntnis entschuldigen. Christus stellt seine Forderung durch die Kirche an die gesamte Menschheit.

Doch wiederum zeigt sich die tragische Blindheit des Erdengeschlechtes. Es erkennt nicht, daß Gott ihm die Möglichkeit gibt, in sich die Ordnung wiederherzustellen. Umkehr verlangt reuiges Einsehen und tatkräftige Bekämpfung des begangenen Fehlers. Das ist den Menschen zu schwer. Sie wollen lieber am Wegesrand sitzenbleiben und gemütlich dahinschlafen, anstatt aufzustehn und endlich auf dem rechten Weg zum Ziele gelangen.

Dieses hartnäckige Festhalten an der eigenen Unordnung bedeutet jetzt nicht mehr Blindheit, sondern tätiger Frevel, Ungehorsam gegen die Güte Gottes. Die Strafe für ein solches Vergehen wird deshalb viel schwerer sein. Es macht uns Schwierigkeit, uns einen rechten Begriff von der „ewigen Verdammnis" zu bilden. Sie ist das Chaos selbst: in der Hölle vollendet sich die Unordnung und erntet ihre furchtbaren Früchte: Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Im Gleichnis vom unfruchtbaren Feigenbaume erteilt Christus mit rücksichtsloser Strenge diese Lehre. - Doch meistens rächt sich die Unordnung des Menschen schon auf Erden, besonders die falsche Ausrichtung der menschlichen Gesellschaft. Keine Zeit bezeugt dieses Gesetz besser als die unsere. - Der christliche Glaube wird vom größten Teil der Menschheit geleugnet; an seine Stelle ist die Vergottung des Menschen {,des Staates oder ...} oder der Natur getreten. Die daraus folgende Lockerung des Sittengesetzes bewirkt eine langsame, aber ständige Abwertung der menschlichen Persönlichkeit. Die Gemeinschaft erhebt sich über die Rechte, die ihr zustehen, und hebt die des Einzelnen auf. Damit untergräbt sie die Kraft, auf der sie ruht, und muß zum Unheil ihrer Anhänger zerbrechen.

Wir Christen sehen im Zeitgeschehen eine Hinentwicklung auf das Weltende. Wann es kommen wird, wissen wir nicht; aber wir können es nicht aufhalten. Das mittelalterliche Weltbild einer vorübergehenden Ordnung wird nie wiedererstehen. Die Aufgabe des Christen ist es also, in sich selbst wahre Ordnung, die lebendige Wechselbeziehung zwischen Schöpfer und Geschöpf, Gott und Mensch, herzustellen und gegen alle Erdenstürme zu wahren. Dann aber soll er mahnend und eingreifend die Unordnung seiner Mitmenschen zu beheben trachten. Diese Verantwortung ist schwer und groß; aber sie darf uns nicht schrecken; denn der Lohn, der uns erwartet, wenn wir am Reformwerk mitgewirkt haben, ist unendlich größer. Die Teilnahme am Leben Gottes läßt uns endlich jene Sinnerfüllung und Vollkommenheit erlangen, die ... [Rest fehlt]

{Festbegründet in der Ordnung seiner kath. Weltanschauung hat S. das Problem der geistigen Unordnung, die selbst zur Strafe wird, in ihrem Ursprung erkannt und erschöpfend in ansprechender Form behandelt.

Die Leistungen im Lehrgang waren sehr gut.

Sehr gut.}