DKG (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz der Reifeprüfung 1931 (Gymnasium)

1.) Die Maschine als dienende Kraft oder als beherrschende Macht

2.) Was bedeutet Goethe mir und den Menschen meines Lebenskreises? (Als Aufgabe zum 100. Todestag am 22. März 1932 gedacht.)

3.) Was ich an Erbgut von meinen Vorfahren besitze. (Zur Einführung dient das Gedicht von Ludwig Finck: „Der Urahn“.)

4.) Sportkämpfer oder Sportplatzzuschauer? Zur Psychologie der Sportbegeisterung.


Beurteilung

Oberprimaner L., Bernhard.

Ein etwas kränklicher, weicher, aber nicht nervöser Junge, der viel zu wenig Zeichen von Entschlussfreudigkeit und Tatkraft verrät - ein Schüler, der das Leben kaum wird meistern können, wenn es grössere Anforderungen an ihn stellen wird. Wenn es ihm trotz der körperlichen und seelischen Hemmungen gelungen ist, genügende Leistungen, - abgesehen vom Griechischen, wo seine Leistungen immer mangelhaft waren -, in der Mathematik sogar gute, aufzuweisen, so liegt es daran, dass er gar nicht schlecht beanlagt ist und in der Stille seines Hauses Gelegenheit zu ruhiger Arbeit hat, die er übrigens auch gerne leistet. Lobenswert ist sein Sinn für Ordnung in jeder Art schriftlicher Darstellung - ein Zeichen für seine seelische Haltung, die auch mit den guten Eigenschaften seines Charakters übereinstimmt.

Lebenslauf

Den Prüfungsausschuß am Staatlichen Dreikönigs-Gymnasiums zu Köln bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung im Ostertermin 1931.

Ich wurde am 29. März 1911 zu Köln als Sohn des Kaufmanns Georg L. geboren, besuchte erst die Grundschule, dann von Ostern 1921 bis Ostern 1926 die Klassen Sexta bis Obertertia der Realschule der Stadt Köln in der Spiesergasse. Im folgenden Jahre wurde ich von den Herren Studienrat Dr. H. Stahl, Studienrat Dr. Hebing und Studienassessor Dr. Weißer im Lateinischen und Griechischen unterrichtet. Von Ostern 1927 bis Herbst 1928 besuchte ich Unter- und Obersekunda des Staatlichen St. Michael-Gymnasiums zu Münstereifel. Seit Herbst 1928 bin ich Schüler des Staatlichen Dreikönigs-Gymnasiums zu Köln.

Als Obertertianer faßte ich den Entschluß, Priester zu werden. Um das Theologiestudium zu ermöglichen, mußte ich Latein und Griechisch nachlernen. Dies ist mir nicht ganz geglückt, besonders im Griechischen hat es immer gehapert. Die fünf Jahre Latein und zwei Jahre Griechisch, die ich in einem Jahre nachholte, sind mir eben nicht recht in Fleisch und Blut übergegangen. Gerne habe ich Deutsch, besonders deutsche Literatur, Erdkunde und Religionswissenschaft getrieben. Die Mathematik ist mir immer leicht gefallen. Vom Turnunterricht war ich wegen eines Herzklappenfehlers seit Quinta befreit. In meinen Mußestunden beschäftige ich mich gerne mit Basteleien elektro- und radiotechnischer Art.

Das Theologiestudium ist mir vorläufig aus wirtschaftlichen Gründen versperrt. Ich will deshalb Apotheker werden und hoffe, im Apothekerberuf mir später die Mittel zum Theologiestudium erwerben zu können.

Als Wahlfach gebe ich Religion an, und zwar besonders die katholische Glaubenslehre.

Ich bitte, auf dem Reifezeugnis mein Bekenntnis zu vermerken.