DKG (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz der Reifeprüfung 1941

1.) Bildung verpflichtet und Bildung macht frei.

2.) Durch welche Mittel lassen sich die sozialen Unterschiede und Gegensätze in der Volksgemeinschaft mildern?

3.) Organisation und Betrieb eines heutigen Zeitungsverlages (dargestellt auf Grund einer Besichtigung des Westdeutschen Beobachters).


Beurteilung

Schüler K., Heinrich.

Seit Beginn der Schulzeit wurde K.s an sich heitere Gemütsart beeindruckt von widrigen wirtschaftlichen und familiären Verhältnissen, die ihn Herbst 1933 zum Schulwechsel zwangen. Für seine geistige Entwicklung, Wissen wie Charakter, war der Aufenthalt im Internat vorteilhaft, weniger für seine körperliche Entwicklung, die unter unzureichender Ernährung litt. Auch nach seiner Aufnahme in das Dreikönigsgymnasium Ostern 1938 glaubte sich K. genötigt, durch Nebenbeschäftigung und Ferienarbeit zum Unterhalt der Familie beizutragen.

Seine freundliche und offene Art machte ihn unter seinen Klassengenossen zu einem beliebten Kameraden.

Begabung und Interesse erstreckten sich im wesentlichen auf die Naturwissenschaften, wo er es, ebenso wie in Geschichte und Erdkunde, zu befriedigenden und guten Leistungen brachte. Schwierigkeiten machten ihm jedoch die Sprachen, namentlich, nachdem er vor einem Jahre wegen eines beim Turnen erlittenen Unfalles (Arm- und Beinbruch) über zwei Monate die Schule versäumen mußte.

Seit 1938 gehört K. der H.J. an.

Er besitzt das Fahrtenschwimmerzeugnis.

Lebenslauf

Den Herrn Direktor des Staatl. Dreikönigsgymnasiums bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung Ostern 1941.

Am 18. Februar 1923 wurde ich als Sohn der Eheleute Josef Knott und Christine K. geb. H. in Brühl geboren. Meine Jugendzeit verbrachte ich im Elternhause. Vom sechsten Lebensjahre an besuchte ich die Volksschule in Brühl und kam Ostern 1933 auf das dortige Gymnasium. Durch einen Zwist in der Familie wurde mein Vater gezwungen, sein Geschäft, das in der Holz- und Baustoffbranche lag, aufzugeben. Meine Eltern waren nun nicht mehr in der Lage, das Schulgeld zu zahlen. Ich besuchte daher seit Ostern 1934 die Oblatenschule der Abtei Marienstatt bei Hachenburg im Westerwald. An Wissen und Können erfuhr ich hier eine große Bereicherung. Besonders lernte ich echte Kameradschaft schätzen und lieben. Meine körperliche Entwicklung dagegen blieb durch unzureichende Ernährung etwas zurück. Ostern 1938 machte ich dort eine Abschlußprüfung, die mir[!] berechtigte, jedes Gymnasium ohne Aufnahmeprüfung zu besuchen.

Seit Ostern 1938 besuche ich dann das Dreikönigsgymnasium in Köln. Die wirtschaftliche Notlage meiner Eltern dauerte auch jetzt noch an, so daß ich durch kleine Nebenarbeiten die Lage etwas verbessern half. Ein Arm- und Beinbruch, den ich mir beim Turnen zuzog, stellte meine Versetzung zu Ostern 1940 in Frage. Durch diese Krankheit versäumte ich 85 Unterrichtstage.

Da ich großes Interesse und auch einiges Talent habe praktisch zu arbeiten, benutzte ich die langen Ferien in diesem Jahre dazu, meine Kenntnisse im Bau elektrischer Apparate (Trafo, Elektromotor) zu erweitern. Diese Zeit ließ ich mir auf das „Praktikum" anrechnen, denn es steht in meiner Absicht, später einmal die Ingenieurlaufbahn zu ergreifen. Als Wahlfach möchte ich Chemie nehmen.

Ich bitte um einen Vermerk im Zeugnis über mein religiöses Bekenntnis.

Abituraufsatz

Deutsche Prüfungsarbeit

3.) Organisation und Betrieb eines heutigen Zeitungsverlags (dargestellt auf Grund einer Besichtigung des Westdeutschen Beobachters.)

Die belebteste Geschäftsstraße der rheinischen Metropole, Köln, ist wohl die Hohe-Straße. Die größten und R.bedeutesnten Geschäftshäuser unserer Stadt grenzen an sie und ziehen die Aufmerksamkeit vieler kauflustiger Volksgenossen auf sich. Dieser Strom der Kauflustigen ist am Morgen und am Abend besonders groß. Dann kann man die Hohe-Straße mit einem wogenden Feld schwarzer Punkte vergleichen. In diesem wogenden Feld gibt es aber auch dann einige Ruhepunkte. Sie stehen mitten auf der Straße und tragen eine schwarze Tasche mit einem weißen Inhalt. Es sind die Zeitungsverkäufer unserer größten Kölner Zeitungsverläge. Schon von weitem hört man A. ihresie an ihrer Stimme. Sie versuchen den R.neugierigen und vielen politisch R.interessierten die Morgen- oder Abendausgabe etwas A. etwa: reizvoller darzustellengeschmackvoller zu gestalten und hoffen dann auf ein gutes Geschäft. Oft schon habe ich die Ausdauer dieser Leute bewundert, die in jedem Wetter ihre Zeitungen „an den Mann zu bringen" verstehen. „Morgenausgabe 10 Pfennig" oder „10 Pfennig die neuste Morgenausgabe", so rufen sie stundenlang immer dasselbe, bis sie ihre Zeitung verkauft haben. Auch wir bekommen zu Hause täglich die Zeitung und bezahlen dafür nur ein geringes Entgelt, so daß ich mich oft gefragt habe Z. : Wie, wie ist das möglich, eine Zeitung so billig herzustellen Z. ?. Ich überlegte mir Z. s.o., woher kommen alle diese R. im Entwurf richtig, also FlüchtigkeitsfehlerNarichten so pünktlich Z. ,_ und genau und wie wird die Zeitung hergestellt Z. s.o.. Das alles war mir vor der Besichtigung des Westdeutschen Beobachters ein Rätsel geblieben.

Auf Einladung der Verlagsleitung des Westdeutschen Beobachters besichtigten die 8. Fl.Kassen unserer Schule an einem Vormittag den Zeitungsverlag des Westdeutschen Beobachters in Köln-Deutz. Es ist ein roter Backsteinbau, dessen äußere Gestalt nicht den Eindruck eines Zeitungsverlags macht. Er schien mir so klein Z. ,_ und er hatte ja auch gar keinen großen Schornstein. Aber - ich sollte meine Ansicht noch ändern. Ein Schriftleiter übernahm die Führung der Besichtigung und erklärte uns anfangs das Wesen, den Zweck und die Aufgabe der Zeitung im dritten Reich. Den Ausführungen gemäß mußte der Zeitungsverlag doch eine ganz hervorragende, technische Einrichtung sein, in dem der geistige Arbeiter (Schriftleitung) und der Arbeiter der Faust (Betrieb) Hand in Hand arbeiten müssen. log. Bez. überflüssiges Füllwort.So führte uns der Schriftleiter zuerst in die Schriftleitung. Jeder Zeitungsverlag hat einen Hauptschriftleiter, dem der Verlag untersteht und der für die Zeitung log. Bez. etwa: ihren Inhalt, ihre Form und ihren Betriebund den Inhalt verantwortlich ist. R. (im Entwurf richtig)Im richtiger: unterstehenzur Seite stehen verschiedene Schriftleiter. Jeder Schriftleiter bearbeitet ein oder mehrere Gebiete der Zeitung, z.B. Sport, Politik, Wirtschaft, Unterhaltung u.s.w. Das Material für die Verarbeitung erhalten die Schriftleiter aus den verschiedensten Quellen. Zuerst sei der Fernschreiber genannt. Jeder größere Zeitungsverlag hat in Berlin einen Vertreter, der die wichtigsten Meldungen aus der Reichshauptstadt seinem Verlag sofort mit dem Fernschreiber übermittelt. Dieser Fernschreiber gleicht einer Schreibmaschine. Der Vertreter in Berlin R.„tipt" auf seinem Fernschreiber eine Meldung, die dann durch den elektrischen Strom hier nach Köln gelangt. Auf dem Fernschreiber im Verlag ist ein Blatt aufgespannt, auf das die Meldung von Berlin niedergeschrieben wird. Auch der umgekehrte Vorgang ist möglich: Köln schreibt, Berlin nimmt es auf. Die zweite Möglichkeit der Nachrichtenübermittlung ist der Hellschreiber. Das deutsche Nachrichtenbureau in Berlin sendet auf einer bestimmten Welle täglich Meldungen in den Äther, die dann von dem Gerät im Verlag aufgefangen und niedergeschrieben werden. Der Hellschreiber ist also nichts anderes als ein Radio, das die aufgefangenen Schwingungen niederschreibt. Für die lokalen Nachrichten hat der Verlag eigene Angestellte, die das Material zusammentragen. Außer dem Vertreter in Berlin gibt es noch einige andere Vertreter, die in ganz Deutschland verteilt sind. Als vierte Quelle steht dann noch jedem Verlag sein Archiv offen. In ihm befinden sich große Lexikons Z._ und alle Zeitungsartikel, die in den letzten Fl. Jahren (Entwurf: Vorjahren)_ sauber ausgeschnitten und aufgeklebt wurden, sind hier Fl. in (so Entwurf) Der Gesichtspunkt der Auswertung war angegeben._ Gruppen alphabetisch geordnet.

Hier fehlt der Gedanke, daß die Schriftleiter aus diesem Material die Zeitung zusammenstellen.Die Arbeit der Schriftleitung kommt nun in den Betrieb, der sich im Z.Westdeutschen-Beobachter in der ersten Etage befindet. Der Betrieb arbeitet nur im Auftrage der Schriftleitung und ist von ihr abhängig. Schon die telephonische Verbindung der Schriftleitung mit dem Betriebsmeister deutet darauf hin. In einem großen Raum, dem Setzerraum, stehen etwa 10-15 Setzermaschinen. Auf einer kleinen Holzbank hinter der Maschine sitzt der Setzer. In der einen Hand hält er den zu setzenden Bericht, mit der anderen R.„tipt" er den Bericht. Auf einer kleinen A. TastaturTastur sind alle Buchstaben und Satzzeichen der lateinischen Schrift aufgezeichnet. Der Setzer R.„tipt" nun auf die jeweils zu setzenden Buchstaben oder Satzzeichen. Diese reihen sich selbständig im Innern der Maschine zu einer Zeile zusammen und kommen als fertige Druckzeilen in Blei gegossen neben dem Setzer heraus. Die Druckzeilen der Zeitung haben nur bestimmte Formate Z._ und ein Bericht setzt sich nun aus mehreren solchen Zeilen zusammen. Es wird Wdh.nun ein Abzug gemacht und in die Korrektur gegeben. Der Hauptschriftsetzer fügt nun die einzelnen Berichte zu einer Seite zusammen. Darauf wird die Seite unter einer hydraulischen Presse in einen Pappdeckel, genannt Mater, eingedrückt. - Selbstverständlich bedient man sich auch der Handsetzer. Ihre Aufgabe ist es besonders, den Anzeigeteil zu gestalten. In die Matern nun wird Blei gegossen Z._ und es entstehen 1 ½ cm dicke, rechteckige Bleiplatten. Diese Bleiplatten werden im Erdgeschoß des Westdeutschen Beobachters gerundet und dann auf die Rotationswalze der Druckmaschine gespannt. Eine solche Maschine leistet in einer Minute ein paar hundert Zeitungen, die, fertig Gr. gefaltetgefalten und zu je 50 sortiert maschinell den Druckerraum verlassen und in den Versand gelangen.

Für den Versand und die Verteilung in der Stadt stehen dem Westdeutschen Beobachter seine Autos, die Reichsbahn, die Zeitungsträger und Z._trägerinnen , die Straßenverkäufer und im Frieden sogar das Flugzeug zur Verfügung.

Wenn man nun einmal die Aufgaben betrachtet, die die Propaganda an die Zeitung stellt, so ist das Höchstmaß an Leistung im Verlag des Z.Westdeutschen-Beobachters bestimmt erreicht. Der ganze Betrieb muß wie ein Uhrwerk arbeiten, damit die Zeitung den Aufgaben der Propaganda gewachsen ist. Versagt ein Rädchen in diesem Uhrwerk, so stockt der ganze Betrieb. Die Zeitungen erreichen zu spät den Zug, der Herr X und der Herr Y kann zum Geschäft die Zeitung nicht mitnehmen und dergleichen mehr. Die neuen Einrichtungen ermöglichen der deutschen Führung die Vereinheitlichung der Presse und die einheitliche politische Führung des deutschen Volkes.

Die Arbeit hat die entscheidenden Einrichtungen und Vorgänge richtig und einigermaßen anschaulich dargestellt. Mehr Einzelheiten hätten die Darstellung farbiger gemacht.

Der Ausdruck ist schlicht und weist keine ernsten Mängel auf. Gelegentlich ist er unbeholfen und steif.

Zu beanstanden ist das Fehlen einer Gliederung. Die nichtssagende Einleitung, die etwa 1/5 der Arbeit ausmacht, ist völlig überflüssig.

Ausreichend.

7.2.1941.

Die Klassenleistungen waren ausreichend.