DKG (Köln)

Vorschläge für den deutschen Aufsatz der Reifeprüfung 1932

1.) Vom Brief und vom Briefschreiben

2.) Mein Verhältnis zum Roman und zum lyrischen Gedicht

3.) Bericht über eine öffentliche Veranstaltung (Versammlung, Konzert, Schauspiel, Vereinsfeier oder dergl.)

4.) Vergessen und Vergeßlichkeit (Erlebnis, Charakteristik oder Abhandlung)


Beurteilung

M., Peter

Dem ruhigen, langsam fassenden, aber stets fleissigen Schüler ist es nicht immer leicht gefallen, bei einer nur in der Mathematik den Durchschnitt übersteigenden Begabung den Anforderungen der Schule zu genügen. Infolge seiner Gewissenhaftigkeit hat er aber in den letzten Jahren immer zweifellos befriedigende und auch gute Zeugnisprädikate erreicht. Mies hat sich eifrig in der Jugendbewegung, insbesondere auch auf Wanderungen und als Führer jüngerer Mitschüler betätigt und war bei seinen Klassenkameraden beliebt und einflussreich.

Lebenslauf

Als Sohn des Rechtsanwalts Josef M. wurde ich in Köln am 28.12.1912 geboren. In meiner frühen Jugend war das Elternhaus der einzige Faktor meiner Erziehung. Mit sechs Jahren kam dazu die Volksschule, die ich von Ostern 1919 bis Ostern 1923 in Köln besuchte. Dann kam ich auf Wunsch meiner Eltern auf die höhere Schule und zwar auf das Staatliche Dreikönigsgymnasium in Köln. Ostern 1926 entschied ich mich auf den Rat meiner Vorgesetzten hin für die gymnasische Abteilung an der gleichen Anstalt.

Ein Jahr später suchte ich aus dem Bedürfnis heraus, mich neben der Schule auf irgendeine Weise mit meinen Mitschülern zusammen auszuleben, mich einem Jugendbund anzuschließen. Da nun an unserer Anstalt kein anderer Bund bestand, war es selbstverständlich, daß ich in Neudeutschland eintrat. Das ursprüngliche Verhältnis zur Gruppe veränderte sich später von Grund auf, als mir zwölf Untersekundaner zur Führung überlassen wurden. Diese Zeit ist von Bedeutung gewesen für meine Entwicklung. Einerseits deckte sie mir manche Nachteile auf, die ich als Führer hatte. Da ist wohl hauptsächlich meine ruhige Art zu nennen, die meistens der Jugend nicht eigen ist, und an die sich die Jungen anfangs nicht recht gewöhnen konnten. Anderseits gab diese Zeit mir ein starkes Verantwortungsbewußtsein, das mich nach außen sicher und fest auftreten ließ. Außerdem hat sie mir sehr eingehenden Unterricht gegeben im Umgang mit anderen Menschen; denn in dieser kleinen Gruppe waren äußerst verschiedene Menschenarten vertreten. - Später war es besonders die karitative Arbeit, die mich an den Bund fesselte. Große Freude machte es mir, als ich selbst eine Familie betreuen konnte. In dieser Zeit hat der verstorbene Dr. Sonnenschein einen tiefen Eindruck auf mich gemacht. So dachte ich, daß später einmal mein Beruf in dieser Richtung liegen werde und das zu verbinden mit dem Studium der Theologie.

In Gedanken an diesen Beruf jedoch zerschlugen sich später wieder, teils aus inneren Gründen, die ich nicht darlegen kann, teils aber auch deswegen, weil andere Berufsmöglichkeiten vor mir auftauchten.

Neben der Technik, vor der ich immer eine hohe Achtung gehabt habe, haben mir in den letzten Jahren ganz allgemein die Dinge am meisten zugesagt, die klar und übersichtig sind. So haben mir zum Beispiel in der Kunst die Werke des Klassizismus mit ihren frischen Formen immer am besten gefallen. In der Schullektüre habe ich gerne die Philosophie Platons gelesen, weil sie ein nüchternes klares Denken fordert. Von den Schulfächern ist mir die Mathematik, bei der sich das eine aus dem andern ergibt, das eine sich auf das andere aufbaut, immer am leichtesten gefallen, obwohl ich für dieses Fach verhältnismäßig am wenigsten gearbeitet habe. Dieser Neigung gedenke ich nun in der Wahl meines Berufes nachzugehen und entschließe mich für die Technik. Welcher Zweig ich da wählen werde, ob Elektrotechnik, oder Maschinenbau, oder ob ich zur Eisenbahn gehe, falls ich dort angenommen werde, das steht noch nicht fest.

Hierdurch bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung im Ostertermin 1932.

Nach bestandener Prüfung bitte ich auf dem Reifezeugnis mein Religionsbekenntnis zu vermerken.